„In Greifswald lieben sie ihre Dichter“

von pom-lit

In Greifswald lieben sie ihre Dichter. Nicht unbedingt alle. Nicht unbedingt die lebenden, auch nicht unbedingt alle toten. Sibylla Schwarz? Ihr Haus gammelt seit Jahrzehnten vor sich hin. Aber einen lieben sie. Der ist gar nicht in Greifswald geboren, aber er war an der Uni, und seit 1933 (da war die Uni schon 477 Jahre ohne Namen ausgekommen) trägt sie seinen Namen: Ernst Moritz Arndt.

Vor Wochen beschloß der Senat der Universität, den Namenszusatz abzulegen. Und seitdem entspinnt sich eine absurde Pro-Arndt-Bewegung in der Stadt. Die Lokalzeitung bringt seit Wochen fast täglich Leserbriefe, fast alle pro Arndt. Neulich haben die „Identitären“ auf dem Gehweg vor der Uni ein „Arndtdenkmal“ aufgestellt. Da die fast alle von auswärts kamen, konnten sie nicht wissen, daß 50 Meter vor ihnen, als sie mit dem Stein posierten, Arndt groß auf dem Rubenowdenkmal thront.

Kundgebung Pro Arndt Greifswald

Rechtsextremisten auf der Pro-Arndt-Kundgebung am Sonnabend (Foto: Fleischervorstadt-Blog)

An diesem Wochenende gibt es gleich drei Kundgebungen zu Arndt. Am Sonnabend die eher bürgerliche Initiative „Arndt bleibt“, bei der u.a. Sascha Ott sprach, der Justizminister werden sollte, aber über die politische Korrektheit stolperte, gegen die er und andere heute wetterten.

Sonntag ruft die sehr rechtsrandige Initiative „Pro Arndt“, eingeladen haben die AfD und die bisher kläglich gescheiterte Provinzpegida, die jetzt hofft, mit dem Thema Arndt ein Zugpferd gefunden zu haben, zu einer „Großdemo“ auf, wir werden sehen. (Als „Montagsdemo“ haben sie es im Winter 2015/16 anfangs auf 100 bis 150, zum Schluss nur noch auf rund 30 „Großdemonstranten“ gebracht). Gleichzeitig gibt es in Sichtweite eine Mahnwache gegen die rechten Demagogen.

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