CDU macht gegen die Diagonalquerung mobil

Die Euphorie war groß damals – vor knapp acht Wochen -, als der Bau einer Diagonalquerung der Europakreuzung für Radfahrerinnen verlautbart wurde. Du bist Fahrradhauptstadt!

Ignoranten auf zwei Rädern

Keine zwei Wochen später, am 06. Mai, wurde in der Ostsee-Zeitung ein Leserbrief von Manfred Zielinski veröffentlicht. Der Greifswalder reagierte damit auf einen Artikel über den Bau des Verkehrsprojektes. Seine Reaktion — hier in verkürzter Fassung — ist so hitzig wie ablehnend:

„Wenn sich einige Radfahrer bislang das Recht herausnahmen, wider der gültigen Gesetze [sic!] die Radwege zu ignorieren und die Kreuzung diagonal zu queren, muss das doch nicht zum Recht erhoben werden, nur, weil sich Greifswald zur Radfahrerstadt erklärt. Ebenso könnte man ja die Fußgänger tagsüber aus dem Schuhhagen verbannen, nur damit die Ignoranten ungehindert durch die Fußgängerzone radeln können. Die Befürworter der Diagonalquerung sollten sich fragen, wo die Sparsamkeit anfängt und das Verschleudern von mehr als 100.000 Euro anfängt.“

Wohlgemerkt herrschte damals ein wenig Unruhe in der Stadt, weil die Kosten des Projektes Technisches Rathaus um mehrere Millionen Euro gewachsen waren. Wen interessieren angesichts solcher Fehlkalkulationen 100.000 Euro? Mich beschlich schon damals das ungute Gefühl, dass dieses Verkehrsprojekt nicht zustande kommen würde.

Von der Wirkungsmacht eines in der Ostsee-Zeitung veröffentlichten Leserbriefes überzeugt, konnte ich in den vergangenen Wochen mehrere Texte von Gegnern der fahrradfreundlichen Investition in der Lokalzeitung lesen und rechne deswegen nicht mehr mit dem Bau des Projektes.

Demokratieverwaltung in der Bachstraße

Seit einigen Wochen fühlt es sich bei der täglichen Lektüre der Ostsee-Zeitung so an, als entwickle man in der Bachstraße einen Hang zum Skandal. Schenkt man den Überschriften Glauben, geht es hier derzeit sehr dramatisch zu. Noch effektiver als die Leserbriefspalten sind die von der Lokalredaktion initiierten Umfragen, denn sie – das wird suggeriert – geben ein Stimmungsbild der öffentlichen Meinung wieder. Die Ergebnisse dieser Umfragen sind problemlos manipulierbar. Ich habe zum Beispiel dreimal meine Stimme abgegeben, als es um die Ablegung des Universitätsnamens ging.

Eckhard Oberdörfer freute sich heute über die Resonanz auf die Umfrage und die rege Teilnahme. Er träumt zwischen den Zeilen von der Partizipation der häufig von Entscheidungen ausgeschlossenen Bürger. Aber wer sind die inzwischen 2426 (Stand: 18 Uhr) Wählerinnen? Und wie können Menschen ohne Internetzugang an einer Online-Umfrage teilnehmen? Die OZ macht’s möglich!

„Einige Leser, die über keinen Internetzugang verfügen, riefen sogar an, weil sie ebenfalls ihre Stimme abgeben wollten. Darunter waren bisher keine Befürworter, was nichts besagen muss. Auch ist die Online-Umfrage natürlich nicht repräsentativ. Aber sie ist ein wichtiges Stimmungsbild.“

Wurde dann an den Redaktionsrechnern die entsprechende Seite aufgerufen und das delegierte Votum übertragen? Ein Demokratiealbtraum, der seinesgleichen sucht. Und auch wenn betont wird, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei, an ihrem Charakter als Bürgerentscheid ändert das für mein Befinden nicht viel.

Liskow mobilisiert zur Manipulation der Umfrage

Umso dramatischer sind die mit der Umfrage einhergehenden Probleme. Nicht nur, dass Mehrfachabstimmung ohne Schwierigkeiten oder technische Tricksereien möglich ist (ich selbst habe zum Test heute wieder drei Stimmen in den Topf geworfen), vor allem zeigt das Ergebnis nicht die Verteilung einer bestimmten Einstellung, sondern nur den Mobilisierungsgrad der Gegner und Befürworterinnen. Was das bedeuten kann, soll der folgende Auszug einer internen E-Mail der Jungen Union Greifswald verdeutlichen:

fr-liskowLiebe JU‘ler, in der Ostseezeitung läuft derzeit eine Abstimmung zur Diagonalquerrung [sic!]. Axel Hochschild hat mich gebeten, dass wir uns aktiv an der Abstimmung beteiligen und gegen die Diagonalquerrung [sic!] abstimmen. Eine mehrmalige Abstimmung ist auch möglich.Ablehnungsgründe sind unter anderen [sic!] die Kosten in Höhe von 250.000 Euro, die Verkehrsverschlechterungen für die Autofahrer zu Lasten von einer Zeitersparnis in Höhe von 10 Sekunden für die Radfahrer und das wichtigste Argument, das bisher allen verheimlicht worden ist, es gibt von Seiten des Straßenverkehrsamtes nur eine Ausnahmegenehmigung für drei Jahre, dies heißt, das [sic!] wir in drei Jahren für abermals 250000 Euro die Kreuzung wieder in den Urzustand zurückversetzen müssen. Die Ortsteilvertretung Innenstadt hat der Diagonalquerrung [sic!] schon eine Abfuhr mit 5 zu 2 Stimmen erteilt.

Euer Franz Robert Liskow

(Foto: JU HGW)

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Stellungnahme von Krafczyk zu sexistischer Werbung

Vor über drei Monaten erschien hier der Beitrag Von Männermode und Männerträumen, in dem es um die unsägliche und vor allem sexistische Werbung des Herrenausstatters Krafczyk ging. Nun hat vor zwei Tagen auch die Ostsee-Zeitung das Thema auf das Tableau gehievt, beziehungsweise auf die dritte Seite ihrer Greifswalder Ausgabe.

Widerstand gegen Krafczyks Reklame

Merkwürdig an dem Artikel Anke Lübberts ist, dass er mit unterschiedlichen Überschriften in der Print- („Ist diese Werbung zu sexistisch?„) und der Online-Ausgabe („Zu sexistisch? Kritik an Mode-Werbung„) publiziert wurde. Im Text ist die Rede von einem sich gegen die Werbung des Modehauses formierenden Widerstands.

inesgoemerDabei wird neben „mehreren Blogs“ (wurde die Problematik noch an anderer Stelle im Netz als hier thematisiert?) auch auf die Greifswalder Ladyfestgruppe und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Ines Gömer, Bezug genommen.

Gömer meint, Werbung zeige „Frauen oft in ziemlich einseitigen Rollen. Sie sind sexy, schön und manchmal auch ein bisschen dümmlich“ und fragt, „welche Auswirkungen das Angebot an solchen medialen Identifikationsfiguren auf Mädchen haben könnte„.

(Foto: Petra Hase / OZ)

Eingeschränkte Bewegungsräume durch sexistische Anzeigen

anjareuhlAnja Reuhl, die für die Grünen in der Greifswalder Bürgerschaft sitzt, fühlt sich in ihrem Bewegungsraum eingeschränkt, wenn sie mit sexistischen Anzeigen im öffentlichen Raum, in ihrem Fall im Theater, konfrontiert wird. Im OZ-Artikel wird auch Krafczyk zu seinen Werbeanzeigen befragt und gibt zu Protokoll, dass er die Debatte als überdramatisiert empfinde. Er gestaltet seine Werbung selbst und kommt ohne die Hilfe einer Werbeagentur aus.

(Foto: Grünen-Blog)

Professionelle Beraterinnen hätten ihn aber vielleicht darauf hingewiesen, dass er mit urheberrechtlich geschütztem Material für sein Geschäft wirbt und er Gefahr läuft, sich deswegen eine Abmahnung einzuhandeln. Und dass seine Anzeigen vielleicht nicht bei allen so gut ankommen, wie er es sich erhofft.

Auf die Frage nach der auf dem Rammstein-Cover abgebildeten Szenerie, die sich mühelos als Vergewaltigung lesen lässt, wiegelte Krafczyk ab: „Das Bild zeigt ein Plattencover der Band Rammstein, wenn zufällig ein anderes Cover aktuell gewesen wäre, hätte ich natürlich das genommen“.

Schade, dass nicht zum Beispiel gerade die Super Heroines aktuell gewesen sind. Dann hätte Krafczyks Werbung auch ganz anders aussehen können.

Abstimmung über die neue webMoritz-Chefredaktion *update*

Heute Abend wird ab 20 Uhr wieder das Studierendenparlament debattieren. Auf der Tagesordnung stehen neben der Wahl einiger Referentinnen auch ein Votum über die Besetzung der Chefredaktion des webMoritz.

Seit Mitte Mai 2009 führten Carsten Schönebeck und Gabriel Kords Kommando über das einst von Sebastian Jabbusch ins Leben gerufene Online-Portal. Die beiden Herren werden sich jetzt wieder ihrem Studium widmen und die jeweils mit 240 Euro entlohnten Stellen werden nun mit ihren Nachfolgern besetzt.

Auf die Ausschreibung bewarben sich allerdings nur zwei Studierende, was der Spannung der zu erwartenden Abstimmung nicht unbedingt zuträglich ist.

Arndt-Befürworter bald Chefredakteur?

Beide Kandidaten sind keine unbeschriebenen Blätter. Neuer Chefredakteur möchte Marco Wagner werden. Der Geschichts- und Germanistikstudent ist seit langem rege in den Kommentarspalten des webMoritz aktiv und engagiert sich dort seit Ende April auch als Redakteur.

Wagner war Mitglied der Arndt AG , die sich im Streit für die Beibehaltung des Namenspatrons einsetzte und gestaltete gemeinsam mit der Initiative Uni ohne Arndt die Zeitung zur Urabstimmung, die hier als pdf-Dokument abrufbar ist.

Karrierebewusstes CDU-Mitglied als Stellvertreter?

(Foto: JU OVP)

Für die Position des stellvertretenden Chefredakteurs bewarb sich Torsten Heil. Der Greifswalder studiert Politikwissenschaften und Jura, ist Mitglied der Jungen Union und war 2008 Wahlkampfmanager des Landratskandidaten Jörg Hasselmann (CDU). Bereits 2004 unterstützte er den Europawahlkampf von Alfred Gomolka (CDU) und absolvierte ein Praktikum beim früheren Greifswalder Bundestagsmitglied und Schelsky-Spendenskandalstolperer Ulrich Adam.

Heil war Mitglied im Senat der Universität Greifswald und Referent für Hochschulpolitik, seit gut eineinhalb Jahren sitzt er im Vorstand der KPV MV (Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Mecklenburg-Vorpommern).

Er schreibt für den webMoritz erst seit Ende Mai und veröffentlichte dort bislang drei Artikel, in denen es zweimal um die Kündigung der Theatergeschäftsführung und einmal um das Millionengrab Technisches Rathaus ging. Zuvor arbeitete er bereits beim Printmoritz.

Rosige Aussichten?

Marco Wagner, (Foto: Patrice Wangen / webMoritz)

Die Sitzung wird – wie auch in der Vergangenheit – via Liveticker der nichtanwesenden Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Sollen die Stupisten für die beiden Bewerber votieren, erwarten uns für das nächste Jahr an der Spitze des webMoritz ein glühender Arndt-Befürworter und ein langjähriger CDU-Aktivist. Die Aussichten sind heilsam, aber keinesfalls rosig.

*update 17.06. 10 Uhr*

Marco Wagner wurde gestern Nacht zum neuen Chefredakteur des webMoritz gewählt. Torsten Heil konnte keine Stimmenmehrheit auf sich vereinigen. Somit bleibt der Posten des stellvertretenden Chefredakteurs vorerst unbesetzt.

Fakten: 16.06. | 20 Uhr | Konferenzsaal des Uni-Hauptgebäudes

Greifswalder Hedonisten in der taz!

Wer sich bei Twitter herumtreibt, dürfte bereits mitbekommen haben, dass die taz gestern einen Artikel über die Hedonistische Internationale veröffentlichte.

Genauer gesagt ging es um den Hedonistischen Weltkongress, der am vergangenen Wochenende in Kaulitz (Sachsen-Anhalt) stattfand und dem auch einige Vertreter der Greifswalder HI-Sektion M.u.S.i.K. (Mensch und Sound im Kollektiv) beiwohnten, so zum Beispiel Andi G. Wehre und Bodo Strahlemann. Die lokalen Hedonisten, die vor allem aufgrund ihres Fuhrparks Bekanntheit genießen, wurden an anderer Stelle schon einmal kurz vorgestellt.

Die beiden Redakteure Martin Kaul und Miguel Lopes meinen es in ihrem Artikel gut mit der „Befreiungsarmee einer verdrossenen Linken„, mit den „Hippies der Jetztzeit„, die sie in ihrer Lesart zur „Feuerwehr des Straßenkampfs“ stilisieren. „In Greifswald sind die Hedonisten die Befreiungsjoker für alle denkbaren Anliegen: Ob Unistreik, Antifa, ob Protest gegen ein Steinkohlekraftwerk oder Europas größte Ferkelzuchtanlage – wenn das Kinderwagenkulturkombinat anrückt, darf gelacht werden. Sie sind die schillernde Qualität des Politprotests.“

Und sie haben sich in den vergangenen Wochen als Filmvorführerinnen im öffentlichen Raum auch immer öfter auf ein neues Betätigungsfeld eingelassen. Das kleine Rabauke, Bodo Strahlemann, Joachim Telelinse, der Reaktor und wie sie alle heißen, sie sind Sommer und jetzt endlich auch mal in der überregionalen Presse.

Dafür hoch die Daumen!

webMoritz versus GrIStuF – Kritik am Rückblick

Vor einigen Tagen veröffentlichte der webMoritz als Aufmacher einen sehr kritischen GrIStuF-Rückblick und sorgte damit ganz bestimmt für getrübte Stimmung im Festivalteam. Bedenklicherweise steht dieser Artikel seit nunmehr vier Tagen unkommentiert und unwidersprochen an exponierter Stelle. Der folgende Text ist als Antwort darauf zu verstehen, als eine mit Binnenperspektiven angereicherte Kritik an der Kritik in epischer Breite.

Für den webMoritz blickte Marco Wagner auf das vor einer Woche ausgeklungene Greifswald International Students Festival (GrIStuF) zurück und zog ernüchtert Bilanz. Der Titel des Beitrags versprach „Viel Lob und ein wenig Kritik“ – ein Versprechen, das der Autor seiner Leserschaft leider bis zum Ende des Artikels schuldig blieb.

webmoritz1

Was folgte, war eine unvollständige Aufzählung von Pannen und organisatorischen Problemen – vermutlich aufgeschnappt bei einer der zahllosen Feedbackrunden gristufscher Art, an deren Rande womöglich auch Philip Wagner interviewt wurde. Mit lobenden Worten wurde dagegen gehadert.

KLEINKARIERT FORMULIERTE KRITIK

Gejammert wurde viel, zum Beispiel darüber, dass der von MoritzTV produzierte Trailer nicht verwendet wurde, dass sich der Beginn einzelner Veranstaltungen verzögerte, Eintrittspreise zu hoch waren, Workshops ausfielen, die englischsprachigen Programmhefte zu spät eintrafen, es anfangs zu „Engpässen bei der Versorgung aller Gäste mit Unterkünften“ kam und schließlich beim Finale am Strand das Bier zwischenzeitlich ausverkauft war – „für viele ein unverzeihlicher Lapsus“.

Die kleinkarierte Penibilität, die aus dieser Problemsammlung spricht, setzte sich in der Bebilderung des Artikels fort. Wenn mit nur drei Fotos das zurückliegende Festival erzählt wird, sollte die Auswahl wohlüberlegt erfolgen. Wieso dann die Unordnung vor dem GrIStuF-Büro hierfür herhalten muss, bleibt unklar.

Gristuf Zentrale Wollweberstraße
(Foto: Gabriel Kords / webMoritz)

Wohlgemerkt ist das Bild nur einen Tag nach dem Open Air in Eldena entstanden, auf der man so gut wie alle aktiven Vereinsmitglieder in der arbeitsamen Betriebsamkeit ihrer zwanzig – in manchen Fällen auch über dreißig – Stunden andauernden Schichten beobachten konnte. Ist das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Moritz Medien und GrIStuF, die sich ein Gebäude in der Wollweberstraße teilen, so angespannt, dass man sich subtil über ein paar Sofas und Pavillons mokiert, die den Weg zum Hof blockieren?

BERECHTIGTE VORHALTUNGEN

Die von Wagner formulierte Kritik entbehrt in den meisten Fällen nicht ihrer Grundlage, das ist klar. Wenn das Bier vorzeitig ausgetrunken und in den Mündern derjenigen, die mehrheitlich keinen Gast aufnahmen und sich auch nicht als Helfer am Festival beteiligten, verschwunden ist, sind die Planungsfehler in Sachen Barbetrieb offenkundig.

Aber wenn die Veranstalterinnen noch in der gleichen Nacht aus den Hallen eines Stralsunder Getränkehändlers Nachschub heranschaffen können, gewinnt man eine Vorstellung des Improvisations- und Organisationsgeschickes, das während des Festivals sehr häufig zutage trat.

Um es nochmal zu wiederholen: Kritik an GrIStuF ist toll und die Finger wollen in die Wunden gesteckt werden, solange sie noch bluten. Aber hier blieben so wichtige Leistungen des Vereins unerwähnt, deren Nennung vielleicht das sparsame und undeutliche Lob ein wenig kompensiert hätte.

So war es zum Beispiel wirklich famos, das die Halle am Bahnhof von GrIStuF okkupiert werden konnte. Ein neuer Veranstaltungsort fällt gerade in Greifswald so schwer ins Gewicht. Ob webMoritz-Redakteur Marco Wagner überhaupt einmal nachts dort war?

INNENANSICHTEN ALS WORKSHOPLEITER

Ich begegnete dem Festival schon immer mit einer reichlichen Portion Skepsis. Dieses Jahr habe ich gleich an zwei verschiedenen GrIStuF-Ebenen angedockt.

Die Leitung des Workshops ”Reality and responseability of media focussing on gender related questions and sexuality“ (Einige der Inhalte, mit denen wir uns beschäftigten, wurden während des Festivals auf dem eigens ins Leben gerufenen Blog veröffentlicht.) ermöglichte mir engen Kontakt  zu einigen Teilnehmern des Festivals und zum organisationalen Apparat von GrIStuF. Ich sah Tabellenprofis, Kalkulationsjunkies und vor allem schnelle und effektive Problemlösungen.

Es gibt und gab in Greifswald keinen ehrenamtlichen Verein mit einer vergleichbar modernen Organisations- und Kommunikationsstruktur. Das Zitat einer Aktiven spricht für sich: „Ich weiß nicht, wie die früheren GrIStuF-Generationen das Festival ohne ihr Wiki organisiert haben.“

UNERMÜDLICHKEIT HINTER DEN KULISSEN

Neben dem Workshop war ich auch als Techniker in beinahe alle Kulturveranstaltungen involviert. Die logistische Mammutaufgabe des Festivals bleibt den meisten verborgen. Deswegen soll nochmal herausgestellt werden, wie kompetent und unermüdlich die Aktiven dieses Vereins arbeiten.

Nach diesen zehn Tagen kann man sich zwar über eine Stunde Verspätung beschweren oder bemängeln, dass der Eintrittspreis für die Abschlussveranstaltung zu hoch war,  es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, was in Wirklichkeit geleistet wurde, vor und vor allem hinter den Kulissen!

GrIStuF Strandbad eldena
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Als persönlicher Ratschlag für all jene, denen 10 Euro Eintritt für das Open Air als zu teuer erschienen, gebe ich die Empfehlungen mit auf den Weg, beim nächsten Mal den Vorverkauf zu nutzen (8 Euro) oder sich als Gastgeber („Host„) am Festival zu beteiligen (4 Euro).

NIE WIEDER WORKSHOP!

Nach all den Jahren gepflegter GrIStuF-Skepsis konnte ich insbesondere durch meinen Workshop sehr tief in das mit Leidenschaft kritisierte Festival eintauchen. Aller guten Erfahrungen, aller emotionalen Momente und aller gewonnen Erkenntnisse zum Trotz wird es der erste und letzte Workshop für mich gewesen sein, denn das Studentenfestival ist überspitzt gesagt eine Begegnung der Privilegierten. Je weiter die außereuropäischen Herkunftsländer von Greifswald entfernt sind, desto oberschichtiger fallen die Teilnehmerinnen aus, zumindest tendentiell.

workshop

Wenn die Flugreisekosten einer philipinischen Teilnehmerin nach Deutschland und zurück etwa soviel betragen wie das  durchschnittlichen Jahreseinkommen eines Filipinos, dann heißen wir hier die jungen Eliten willkommen, reichen jenen vernetzend die Hand, die ohnehin einen priviligierten Zugang zu Ressourcen innehaben und zementieren beziehungsweise reproduzieren Systeme, die von Ungleichheit und Ungerechtigkeit gekennzeichnet sind.

Folge ich diesem Gedanken, so wird plötzlich das U-Rope-Festival — eine mit GrIStuF vergleichbare und vom gleichen Verein einmalig in der Vergangenheit organisierte Veranstaltung, deren Adressatenkreis sich allerdings nur auf Europa beschränkt — für mich überraschend attraktiv.

Es waren nicht zuletzt die überschaubaren Reisekosten, die in diesem Jahr für sozial wesentlich heterogenere Delegationen aus Osteuropa sorgten, allein aus der Ukraine stammten über zwanzig Teilnehmerinnen. Ob und inwiefern dieser Verein in der Lage ist, ein System zu entwickeln, dass der Ungleichheitsproblematik entgegenwirkt, ist nicht abzusehen.

UNOBLIGATORISCHE DANKSAGUNG

Viele werden es mit der versäumten Danksagung für das vergangene Festival und die dort geleistete Arbeit so halten wie das hier kritisierte studentische Online-Leitmedium aus Greifswald. In diesem Sinn ergreife ich die Gelegenheit, Euch, dem GrIStuF-Team, meinen ganzen Respekt zu zollen und meinen tiefsten Dank kundzutun!

Die Kolleginnen von Moritz haben ihre Juni-Sendung ganz im Sinn des Festivals produziert und glücklicherweise schon längst veröffentlicht. Lasst die besten Momente nochmal Revue passieren!

Pop am Wochenende: Thomas Putensen „Komsomolzenlied“

Nach der Ankündigung seines Konzertes anlässlich der Insomnale-Eröffnungsveranstaltung und mit den in den vergangenen Wochen gemachten Entdeckungen, hätten hier vor einigen Tagen problemlos die Thomas-Putensen-Tage ausgerufen werden können. Um aber nicht mehrmals mit diesem Thema anzustrengen zu müssen, übe ich mich im Verdichten.

Die inzwischen ergraute Eminenz des Greifswalder Musikbetriebes ist umtriebiger, als die zuweilen sehr drögen Nummern mit den Pionierliedern, die bislang mein Bild des Musikers bestimmten, vermuten lassen. Als wohl einziger Greifswalder war er in den Neunzigern in der ZDF-Fernsehshow Wetten dass zu Gast. Damals wuchtete er ein Klavier auf die Bühne und spielte anschließend Bach.

Popularität durch „Ete und Ali“

Einen Popularitätsschub hat Thomas Putensen zweifelsohne durch seine Hauptrolle in der grandiosen DEFA-Produktion Ete und Ali (1985) erfahren. An der Seite Jörg Schüttaufs und unter der Regie Peter Kahanes entstand der Film, den es glücklicherweise auch in der örtlichen Stadtbibliothek gibt. Die DVD ist allerdings bis zum 22.06. entliehen.

„Ete und Ali haben ihren Wehrdienst beendet, wollen aber beide nicht nach Hause. Ali graut es vor seinem langweiligen Dorf, wo ihn niemand und nichts erwartet und Ete weiß, dass seine Frau einen Liebhaber hat. Die beiden Freunde sind denkbar verschieden: Ali ist ein gutmütiger, etwas ungeschickter Riese und Ete hingegen ist eher klein von Statur, schüchtern und etwas unbeholfen. Ete würde gerne seine Frau Marita zurückgewinnen, weiß aber nicht wie er es anstellen soll. Der unternehmenslustige und tatendurstige Ali überredet ihn, den Nebenbuhler Manni auszustechen und gemeinsam machen sie sich auf den Weg. Doch die Geschichte nimmt einen ganz anderen Verlauf.“

Andreas Dresens „Whisky mit Wodka“

In der jüngsten Produktion des deutschen Regisseurs Andreas Dresen, Whisky mit Wodka (2009) wagt Putensen ein weiteres Mal einen Ausflug ins Filmgeschäft. Dresen, der hierzulande in meinen Augen einer der besten – wenn nicht sogar der beste – Regisseur ist, sollte durch Filme wie Halbe Treppe (2002), Denk ich an Deutschland – Herr Wichmann von der CDU (2003) , Willenbrock (2005), Sommer vorm Balkon (2005)  oder Wolke Neun (2008) bekannt sein. „Pop am Wochenende: Thomas Putensen „Komsomolzenlied““ weiterlesen