Auf ihrer außerordentlichen Kreismitgliederversammlung am vergangenen Sonnabend verständigten sich die Grünen darauf, sich mit ihrem Kandidaten Michael Steiger zu solidarisieren und ihm Rückendeckung zu gewähren.
Steiger geriet ins Kreuzfeuer der Ostsee Zeitung und einiger Leserbriefautoren, weil er den Greifswalder Senator für Jugend, Soziales, Bildung, Kultur und öffentliche Ordnung, Ulf Dembski (SPD), als „von CDU-Milben verseuchten Bettvorleger” bezeichnete. Kurze Zeit später entschuldigte sich Steiger öffentlich und der beleidigende Eintrag verschwand von der Website der Grünen.
Bemerkenswert ist, dass der Ausrutscher Steigers offenbar zum Startschuß für den Wahlkampf zur diesjährigen Kommunalwahl geworden ist. Der lokale CDU-Anführer Axel Hochschild nutzte den Vorfall sogleich für eine gepfefferte Polemik via Leserbrief und forderte implizit die Entlassung Steigers aus allen Arbeitsverhältnissen.
Es ist davon auszugehen, dass die CDUler sich erst für den Wahkampf warmlaufen. In den nächsten Wochen werden uns sicher noch einige Provinzpossen blühen. Bis dahin verbleiben wir mit erschaudernder Vorfreude.
Gestern Abend fand in der alten Bäckerei die szenische Lesung einzelner Diskussionen in den Kommentaren zu verschiedenen Texten Eric Wallies‘ statt. In den kleinen Ausstellungsraum wurde mächtig viel Ambiente produziert.
Etwa 25 überwiegend junge Leute gönnten sich das gelungene Vergnügen der quasi quadrophonen Lesung. Vier Menschen, vier Ecken und die überraschende Erkenntnis, dass sich die schriftsprachlichen Kommentare tatsächlich zur Lesung eignen. Leider litt die Qualität der Veranstaltung unter dem heterogenen Niveau der Lesenden. Souverän, überzeugend und mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit glänzte allein der überragende Jan Philip Stender. Genug des Lobes und Augen auf, wann mal wieder was los ist in der alten Bäckerei. Hier ist noch eine mobiltelephonische Hörprobe des gestrigen Abends, ein Klick auf den Link sollte einen kleinen Flash-Player öffnen.
Wie der webMoritz berichtet, wird heute Abend eine ganz besondere Veranstaltung in der alten Bäckerei (Mehringstrasse) stattfinden. Ab 20 Uhr wird ein Quartett dort mehrere satirische Texte von webMoritz-Redakteur Eric Wallis szenisch lesen.
Ganz besonders spannend wird dabei sicher, dass neben den Texten des Autoren auch Kommentare zu den jeweiligen Artikeln verarbeitet werden. Es ist ja allgemein bekannt, dass der Umgangston auf dem Greifswalder Studierenden-Portal alles andere als freundlich ist und so darf man auf einen unterhaltsamen Abend gespannt sein.
Michael Steiger, der für einen Platz in der Greifswalder Bürgerschaft auf der Liste der Grünen kandidiert und bis dato über die Liste oK/Entkalker im städtischen Parlament sitzt, hat sich durch eine unbedachte Äußerung ins Kreuzfeuer manövriert. CDU, OZ und einige wütende Leserbriefautoren haben sich schnell auf ihn eingeschossen.
Heute entschuldigt sich Steiger via Leserbrief bei Dezernent Ulf Dembski und räumt ein, dass seine Wortwahl unglücklich gewesen sei. Die Formulierung „von CDU-Milben verseuchter Bettvorleger“ ist mitunter mehr als nur etwas unglücklich.
Funkstille herrscht auch schon seit Sonntag auf dem Grünen-Blog. Wurde das Projekt sehr ambitioniert angestossen und erschienen anfangs sehr viele Artikel in kurzer Zeit, scheint den Beitreibern ein wenig die Puste auszugehen. Es wäre sehr schade, aber vielleicht bietet ja die nächste Bürgerschaftssitzung genug Zündstoff.
*update*
Inzwischen wurde die Entschuldigung auch auf dem Blog der Grünen veröffentlicht. Scheinbar hat die OZ den Leserbrief Steigers ungekürzt wiedergegeben, schön.
Vielleicht ist es schon aufgefallen, dass das IKUWO seit Sonntag geschlossen ist. Der Grund für die zweiwöchige Auszeit sind Bau- und Umbauarbeiten am und im Haus.
Die Gruppe trifft sich jeden Tag ab 13 Uhr zum gemeinsamen Wirken und lädt Interessierte herzlich ein, vorbeizukommen und das Haus und seine Aktiven bei der Arbeit kennenzulernen.
Zwei Wochen ohne IKUWO wirken sich in jedem Fall sehr einschränkend auf die Abendplanung aus. Hoffen wir, dass sie schnell vorbei sind.
Ich schrieb vor wenigen Tagen schon über den Fauxpas, den sich Michael Steiger geleistet hat. Die Ostsee Zeitung inszenierte damals umgehend einen kleinen Skandal aus der Geschichte. Skandalöser als die ursprüngliche Entgleisung war allerdings die journalistische Bearbeitung des Thema, wie der Ostsee-Zeitung-Blog gewohnt souverän aufführte.
An den Leserbriefen der heutigen Ausgabe zeichnet sich jedoch das meinungsbildende Potential der OZ ab. Da wird gehässig gepöbelt, schlecht informiert und/oder politisch motiviert nachgetreten. Bodo Müller aus Potthagen zum Beispiel bringt gleich zwei Dinge durcheinander, wenn er annimmt, dass Steiger ein ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen sei. Richtig ist vielmehr, dass er nach wie vor in der Bürgerschaft sitzt, aber seinen Platz über die Liste der Entkalker inne hat und erst bei der Kommunalwahl 2009 für die Grünen kandidieren wird.
Müller sinniert ungebremst weiter und deutet die Geschichte des schwarzen Blocks im Handumdrehen um, denn dieser Begriff ist zwar von linken Gruppen geprägt, galt aber keineswegs immer Neonazis, sondern vielmehr linken, militanten, schwarzgekleideten Gruppen des autonomen Spektrums auf politischen Demonstrationen. Ob Bodo Müller schon einmal von den nationalen Autonomen gehört hat, die in der jüngsten Vergangenheit ebenfalls hier und da als schwarzer Block bezeichnet werden, erschließt sich aus seinen Zeilen nicht.
Sein Leserbrief endet mit der Gleichsetzung von BUND und den Grünen und den Kennzeichen dieser Gruppierungen: faschistoide Wortwahl und ideologisches Gewäsch. Weder der eine noch der andere Vorwurf wird in irgendeiner Art begründet, doch die Leserinnen und Leser der OZ werden mit derartigen Geistesblitzen konfrontiert. Aber sind sie auch in der Lage, das Gelesene richtig einzuordnen? Wäre es nicht vielleicht erhellender gewesen, hätte die OZ erwähnt, dass vor gar nicht so langer Zeit der schwarze Block — und jetzt ist wirklich die CDU Greifswald gemeint — den Steiger aus der Stadt jagen wollte? Das nenne ich mal faschistoid!
Und im Nachtreten begriffen ist natürlich der schwarze Blockwart Axel Hochschild höchstpersönlich. Der holt richtig aus und fordert keine Entschuldigung Steigers, sondern (zwischen den Zeilen) seine Entlassung aus allen Angestelltenverhältnissen. Hochschild verlangt nicht weniger, als dass Landesjugendring MV, Pfadfinderverband MV, Beteiligungswerkstatt MV und schließlich das Projekt Jugend im Landtag die weitere Zusammenarbeit mit Michael Steiger überprüfen.
Fraglich bleibt für mich, wann und wie die Grünen auf diese Angelegenheit reagieren werden. Der Flurschaden in der öffentlichen Meinung (bzw. der der OZ-LeserInnen) ist jedenfalls immens, das Greifswalder Politiktheater zeigt sich von seiner possierlichsten Seite und am Ende wundern sich wieder alle, dass kaum noch jemand wählen geht.
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