Dieser Tage dreht sich in Greifswald alles um den bevorstehenden Castor-Transport, der voraussichtlich am Donnerstag durch die Stadt rollen wird. Menschen tragen das gelbe Kreuz wie sonst die rote Schleife, in diesem Augenblick löst sich eine Lichterkette auf, die von der Wolgaster Straße bis nach Eldena reichte.
Das Thema Atompolitik ist wieder hochaktuell, nicht nur durch diesen Castor-Transport, auch die beschlossene Laufzeitverlängerung erregt sehr viele Gemüter. Die Anti-Atom-Bewegung hat mit den Massenprotesten im Wendland eine Renaissance erfahren. Sie ist inzwischen auch in bürgerliche Milieus vorgedrungen, womöglich beschleunigten die Bilder der Protestbewegung gegen das gigantische Bahnhofsprojekt Stuttgart21 diese Entwicklung.
ENTSCHEIDUNG ZWISCHEN PEST UND CHOLERA
Am vergangenen Wochenende stand Oskar Gulla (SPD) auf der Kundgebung zur Greifswalder Auftaktdemonstration gegen den Castor-Transport am Rednerpult. Er gehört zu den meistabgelichteten Vertretern der Bürgerinitiative gegen den Bau des vom dänischen Energiekonzerns DONG geplanten Steinkohlekraftwerks Lubmin und tritt damit schon gegen zwei energiepolitische Projekte an („Der Kampf gegen das Steinkohlekraftwerk war umsonst, wenn der Kampf gegen das Zwischenlager verloren wird, weil es keine Garantie dafür gibt, dass aus dem Zwischenlager kein Endlager wird„).
Dieser von Gulla hergestellte Zusammenhang ist eine Steilvorlage für eine lange zergrübelte Frage, die an dieser Stelle in den Raum geworfen werden soll. Wenn man sich entscheiden müsste, neben einem Zwischenlager oder einem Steinkohlekraftwerk zu leben, welche Option wäre erträglicher? Pest oder Cholera?