Badewasserkarte veröffentlicht – Strandbad Eldena kommt gut weg

Die Landesregierung hat gestern die jährlich erscheinende Badewasserkarte veröffentlicht. Diese versammelt Qualitätseinschätzungen von Badestellen Mecklenburg-Vorpommerns.

Sozial- und Gesundheitsministerin Manuela Schwesig ist begeistert: „99,2 Prozent aller untersuchten 490 Badegewässer sind von sehr guter oder guter Qualität“ (Pressemitteilung). Ein sehr gut erhielten 398 Badegewässer (81,2%), für zum Baden gut geeignet wurden 88 Badegelegenheiten (18%) befunden. An vier Stellen wurden ein- und mehrmalige Grenzwertüberschreitungen festgestellt. Das Badeverbot im Plauer See wurde aufgehoben, an der Badestelle Salem am Kummerower See bleibt es jedoch vorerst bestehen.

UNGETRÜBTE BADEFREUDEN IN DER TRÜBNIS DES GREIFSWALDER BODDENS

Gemessen wurde auch im Strandbad Eldena. Ortskundige wissen die biathletische Besonderheit des dortigen Badevergnügens zu schätzen und erwarten nach einem Ausdauerlauf in die Fluten weder Weitsicht noch Wasserqualität. Auch daran, was die unzähligen anderen Badegäste im kühlen Nass hinter sich lassen, wollen sie keine Gedanken verschwenden.

eldena strand

Umso erstaunlicher fühlt sich der Badewasserkartenbefund für das Strandbad an: Eldena bekam ein sehr gut für die Wasserqualität. Allein die Sichtweite von unter einem Meter ist Grund dafür, dass diese Badestelle der EU gemeldet werden musste und der schwesigsche Jubel über den „ungetrübten Badespaß“ dann irgendwie doch schnell verhallt. Die Saison ist seit dem vergangenen Sonntag eröffnet. Die Preise sind – je nach Perspektive – fair:

  • Erwachsen: 2 Euro
  • Rentner, Schüler, Azubis oder Studenten: 1,50 Euro
  • Kinder und Jugendliche (6-16): 1Euro
  • Familienkarte:5 Euro.
  • Jüngere Kinder: kostenlos

Diese Preise lassen sich nur durch ein niedriges Lohnniveau erreichen. Glücklicherweise wird das Strandbad von der stadteigenen Gesellschaft für Arbeitsbeschaffung und Strukturentwicklung (ABS) betrieben, deren Geschäftsführer gerade wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung geschasst wurde. Das stadteigene Unternehmen organisiert den streitbaren Einsatz von Alg-II-Empfängerinnen und ist – pointiert ausgedrückt – die Greifswalder Schaltzentrale für unterbezahlte Zwangsarbeit.

So wird eine jede schließlich Teil dieses Systems, und sei es auch nur als Nutznießerin. Man könnte die Sommerfreuden noch weiter trüben und zum Beispiel von der neuen Strandbar Cubaneros erzählen, die pünktlich zur Saison eröffnet und überraschende Querverbindungen zur Greifswalder Freefight-Szene offeriert, aber das würde an dieser Stelle zu weit führen.

INTERAKTIVE KARTE ALS GIMMICK FÜR ONLINER

Die Veröffentlichung der Badewasserkarte 2011 wird auch im Internet vollzogen und das Ministerium für Soziales und Gesundheit bietet  eine Online-Version der Tourismusgeschäftsstimulanz an. Hinter einer ersten Übersicht sind auch einige Detailinformationen verborgen, zum Beispiel für das Strandbad Eldena abrufbar. Die Karte ist online abrufbar und lädt dazu ein, sich vor dem nächsten Strandausflug zu informieren.

interaktive badekarte mv

Getestet wird übrigens monatlich, unter anderem auf Escherichia coli und Intestinale Enterokokken. Diese Messungen werden von der Europäischen Union von ihren Mitgliedsstaaten gefordert, die „ein aktives Management der Badegewässer und umfassende Informationen an die Öffentlichkeit“ vorschreibt. Die Landesregierung hat diese Forderung erfüllt.

Heute hat auch daburna auf die Veröffentlichung der Karte aufmerksam gemacht. Dort ergänzte OZ-Watchblogger Lupe Kritik an der fehlenden Auszeichnung der genauen Sichtweiten und wies auf einen älteren Beitrag von ihm hin, in dem er sich mit der Gefahr für Badegäste auseinandersetzt, die durch Bakterien droht, denen das sommerlich-warme Ostseewasser ein zu guter Nährboden ist.

Prügel statt Prosa – Greifswalds erste Fightnight

Wie passen die erste Greifswalder Fight Night, das im Landtag angestrebte Verbot von Mixed Martial Arts, der Greifswalder Auftritt von Egon Krenz und die Bemühungen der Wohnungsgenossenschaft WGG um Gewaltprävention zusammen? Eine vorsichtige Annäherung an ein kontroverses Thema.

In der vergangenen Woche veröffentlichte die Ostsee-Zeitung einen längeren Artikel über Freefight/Mixed Martial Arts (MMA) und stellte das MMA-Team-East aus Greifswald vor. Die im Beitrag portraitierten Kämpfer Philip Groß und Eric Bluhm sehen ihr Hobby zu Unrecht in der Kritik und präsentierten sich als verantwortungsbewusste Sportler.

(Foto: OZ)

 „Wir wollen keine Gewalt verherrlichen, lieber ausgepowert auf der Matte liegen als die Aggressionen auf der Straße lassen“ wird Bluhm zitiert. Aber was hat es mit der neuerlichen Diskussion auf sich?

LANDTAG MV WILL MIXED MARTIAL ARTS VERBIETEN

Am 04.11.2009 stellten die Landtagsfraktionen von SPD und CDU einen Antrag, der die Landesregierung dazu aufforderte, „rechtliche Hinweise zur Untersagung von Mixed Martial Arts-Veranstaltungen zu erarbeiten“ und ein entsprechendes Verbot vorzubereiten. In der Begründung des Antrages heißt es: „MMA ist im Wesentlichen ein Mix aus verschiedenen Kampfsportarten, wobei auch am Boden liegende Gegner geschlagen und getreten werden dürfen.

Die Gegner treten ohne jegliche Schutzkleidung gegeneinander an. Unter dem Deckmantel des Sports verherrlicht MMA extremste Gewalt. Dies können und dürfen wir in Deutschland nicht gesellschaftsfähig werden lassen.“

Da der Antrag von den beiden größten Landtagsfraktionen gestellt wurde – sie haben gemeinsam über 45 der 71 Sitze inne – ist er wenig überraschend angenommen worden. Das geplante Verbot bewegt die deutsche Freefight/MMA-Szene, die sich mit der Aufgabe konfrontiert sieht, den Kampfsport mit viel Lobbyarbeit aus der Schmuddelecke zu holen. Als solche ist auch der Artikel in der Ostsee-Zeitung zu bewerten.

(Illustration: jetzt.de)

Zunächst bleibt festzustellen, dass der Antrag im Landtag MV einige inhaltliche Fehler, die medial häufig kolportiert werden, aufweist, denn „ohne jegliche Schutzkleidung“ agieren die Kämpfer nicht, Tief- und Handschutz sind vorgeschrieben. Und selbst unter Profis ist beim Kämpfen nicht alles erlaubt. So ist es zum Beispiel nicht gestattet, einem am Boden liegenden Kontrahenten gegen den Kopf zu treten oder dessen Haupt mit Knien und Ellenbogen zu malträtieren. Faustschläge dagegen gelten als regelkonform.

Der größte deutsche Verband, die FFA (Free Fight Association) hat im Oktober 2009 ein Regelwerk für ihre Kämpfe entwickelt.

MARTIALE INSZENIERUNGEN VON GEWALT UND IHRE ZWEIFELHAFTEN ANHÄNGER

Grundsätzlich sprechen Kritiker den MMA den Sportsgeist ab und betonen die Inszenierung von Gewalt und Brutalität, während Fürsprecher nicht müde werden, vom gegenseitigen Respekt und der Fairness zwischen den Kontrahenten zu sprechen. Im Gegensatz zum Boxen werden die Kämpfe nicht im Ring, sondern bevorzugt in einem Käfig ausgetragen.

Das schütze angeblich die Sportler vor dem Herausstürzen aus der Kampfzone und die runde Form vermeide es, dass jemand in die Ecke getrieben würde. Nebenbei sieht es ungeheuer martialisch aus und suggeriert, dass nur der Gewinner des Kampfes den Käfig wieder verlassen dürfe.

Einen Eindruck dessen kann vielleicht diese amerikanische Knockout-Kollektion vermitteln.

„Prügel statt Prosa – Greifswalds erste Fightnight“ weiterlesen

Peinlich: OZ kopiert bei Wikipedia *Update*

Die in der Ostsee-Zeitung kommunizierte Handlungsmaßgabe des neuen Leiters der Greifswalder Lokalredaktion, Benjamin Fischer, ist eigentlich eindeutig. Er solle „die Umstrukturierung der Redaktion und die Online-Aktivitäten weiter voranbringen“.

ostsee-zeitung

In der gestrigen Ausgabe erschien ein von Redakteur Gerald Kleine Wördemann geschriebener unterzeichneter Artikel über Mixed Martial Arts. Ich beschäftige mich schon seit einigen Tagen mit dem Thema, daher kam mir der Text aus der nebenstehenden Infobox ungewohnt vertraut vor. Wenige Stunden später twitterte kaiderChef dann auch die im Artikel nicht angegebene Quelle, aus der großzügig kopiert wurde.

WÖRDEMANN GOES HEGEMANN

Wördemann Die Greifswalder Lokalredaktion übernahm für den Infokasten unverändert ganze Sätze aus der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia. Die übernommenen Passagen habe ich – der Anschaulichkeit wegen – rot eingefärbt.

HINTERGRUND

wikipedia

Mixed Martial Arts (zu deutsch „Gemischte Kampfkünste“) oder kurz MMA ist eine eigenständige, relativ moderne Art des Vollkontakt-Wettkampfes. Die Wurzel dieses Sportes ist das Pankration im Griechenland zur Zeit der ersten Olympischen Spiele.
In Deutschland wurden die ersten MMA-Kämpfe Anfang der 90er-Jahre als sogenannte Mix-Fight-Galas organisiert. Dabei werden verschiedene Kampfstile ausgetragen, beispielsweise drei Boxkämpfe gefolgt von drei Kickboxkämpfen und dazwischen drei MMA-Auseinandersetzungen.
Die Sportart steht oft in der Kritik, weil die Kämpfe auch am Boden noch weitergeführt werden können. Studien aus den USA zufolge ist das Verletzungsrisiko bei MMA nicht höher als bei konventionellen Box-Kämpfen.

(Ostsee Zeitung, 05.03.2010)

Hier wird nicht nur abgeschrieben und kopiert, sondern auch noch desinformiert. Wenn ich schon Wikipedia zu Recherchezwecken nutze, dann bitte mit Quellenangabe und korrekter Wiedergabe der übernommenen Informationen, beispielsweise handelt es sich bei den falsch übernommenen „Studien aus den USA“ nur um eine einzige Studie.

Hätte Wördemann die Redaktion nicht für einen Zeitungsartikel, sondern für eine universitäre Hausarbeit plagiiert, hätte er sie übrigens entsprechende Konsequenzen, vom endgültigen Nichtbestehen bis hin zur Exmatrikulation, riskiert.

FRAGLICHE ANGABEN ALS WAHRHEIT VERKAUFT

Der Wikipedia-Artikel zu den Mixed Martial Arts wurde von mehreren Nutzern editiert. Er trägt die Kennzeichnung

Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (bspw. Einzelnachweisen) ausgestattet. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf bitte der Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfügst. Bitte entferne zuletzt diese Warnmarkierung.

und sollte deswegen mit besonderer Vorsicht genossen werden. Wer hingegen die Wiki-Schnipsel in der Ostsee-Zeitung liest, nimmt das Geschriebene womöglich für bare Münze.

plagiat

Ob man im Rostocker Verlagshaus mit dem „Voranbringen der Online-Aktivitäten“ wirklich meinte, Teil einer Copy&Paste-Kultur im Hegemannschen Sinn werden zu wollen, bleibt zu bezweifeln. Peinlich ist es für eine Redaktion allemal. Darüberhinaus blieben im Artikel die in meinen Augen spannenden Fragen ungestellt.

In den nächsten Tagen wird zum selben Thema auch ein Beitrag auf dem Fleischervorstadt-Blog erscheinen. Zum Wikipedia-Plagiat äußerte sich ebenfalls Ulrich Meyke auf seinem kritischen Ostsee-Zeitung-Blog.

(Bild: Universität Wien)

*Update* 21.10.2010

Gerald Kleine Wördemann bat mich, diesen Beitrag zu löschen, da die Google-Suche nach seinem Namen zuerst auf diese Seite führt. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit komme ich dieser Bitte nicht nach, mache aber nochmal ausdrücklich auf seinen Kommentar unter diesem Beitrag aufmerksam, in dem er darauf hinweist, dass nicht er, sondern die Greifswalder Lokalredaktion bei Wikipedia abgeschrieben hätte:

Oh, da haben Sie uns wohl offenbar auf dem falschen Fuß erwischt. Zu meiner Verteidigung möchte ich noch erwähnen, dass der beanstandete Hintergrund-Kasten überhaupt nicht von mir ist. Ursprünglich war der Artikel für einen anderen Zeitungsteil vorgesehen. Der Text wurde dann aber nur in Greifswald gedruckt und dabei entstand wohl auch der Kasten, der letztlich nur ein zusätzliches, erklärendes Element zum Haupttext ist.