Eat the rich!

Am Donnerstag lädt Youniq zum großen Grillfest Barbecue BBQ ein:

mit dem heutigen Tag revolutionieren wir die Partylandschaft Greifswalds. Zusammen mit BECK’S, SIERRA TEQUILA, TV-Club Greifswald und YOUNIQ präsentieren wir Euch das STUDENTENLEBEN WIE ES SEIN SOLLTE! „Eat the rich!“ weiterlesen

Leserbrief zu Youniq

Über Ostern sollte es hier eigentlich vergleichsweise ruhig zugehen.Dennoch möchte ich einen Leserbrief der von Falk Thürmer veröffentlichen, der bereits am Sonnabend in der OZ erschien.

Hier wird nach der Klientel gefragt, die sich die exorbitant hohen Mieten leisten kann. Angstvolle Aussichten gibt es auf zukünftige Pläne des Stuttgarter Unternehmens und der Leserbrief endet mit einer weisen Feststellung:

Das Wohlbefinden der Hausbewohner wird auch von der Einfügung in die Nachbararchitektur und der Akzeptanz der Nachbarbevölkerung bestimmt

youniq leserbrief

Einzigartig im Kollektiv *update*

Greifswald ist weder für seinen entspannten Wohnungsmarkt, noch für den geringen Mietspiegel berühmt. Gerade in der Fleischervorstadt läßt sich die kontinuierliche Zerstörung alter Bausubstanz und die Verschandelungen durch billige und pseudo-moderne Zweckbauten konstatieren. 

youniq haus

Das neue Beton-Ungetüm Youniq am Fahrradtunnel Scharnhorststrasse ist die logische Konsequenz dieser Entwicklung. Wir bauen einfach nicht mehr schön und diese architektonischen Nierensteine stehen in deutlich erkennbarem Kontrast zu den -häufig sogar noch mit Stuck verzierten-  Wohnhäusern dieses Viertels.

Wir bauen auch nicht mehr sozial. Die Wohnungen sind für einkommensstarke Singles konzipiert; im Idealfall vor dem überhitzten Wohnungsmarkt fliehende StudentInnen ohne Dach über dem Kopf und mit Geld im Rücken. Die Ein-Zimmer-Wohnung mit Balkon soll 420€ monatlich kosten. Die günstigsten Räumlichkeiten gibt es ab 371€. Youniq hat aber nicht nur ein häßliches Haus gebaut, es trägt zudem auch noch eine in höchstem Maß bedenkliche Unternehmensphilosophie in die Stadt.

youniq-ideeYOUNIQ endet nicht an der Haustür. Denn die YOUNIQ Welt begleitet Dich wie ein unsichtbarer Freund durch Deinen Tag – jeden Tag. Überall in der Stadt besorgt sie Dir die besseren Deals, die günstigeren Preise und die exklusiveren Tickets – morgens im Café, mittags im Fitnessstudio oder beim Shoppen und abends in den angesagtesten Clubs der Stadt. Noch ist die YOUNIQ Welt am Anfang aber sie wächst schnell und schon bald wird sie überall an Deiner Seite sein – zum Beispiel auch, wenn es um Deine Karriereplanung, um die besten Konditionen für Versicherungen oder Deine Altersvorsorge geht. Die neuesten Updates zur YOUNIQ Welt findest Du regelmäßig hier: Stay connected!

Allein der Name Youniq als semantische Gemengelage aus Schlagwörtern wie you, youth oder unique macht mich schaudern. Und wenn ich mir das Treiben in der Learning Lounge oder der Washing Lounge („mit Waschmaschinen und Trocknern“) vorstelle, muß ich unweigerlich an Monty Pythons Leben des Brian denken:

Brian: […]Ihr seid doch alle Individuen.
Menge: Ja! Wir sind alle Individuen!
Brian: Und ihr seid alle völlig verschieden!
Menge: Ja! Wir sind alle völlig verschieden!

Ich lehne diese Firma, ihre Luxuswohnungen und ihre stylisch-verklärtes Weltbild ganz entschieden ab. Dieser Brutkasten für Karrieristen wird den Wohnungsmarkt weiter anspannen und schädigt nachhaltig das Flair und den kulturhistorischen Wert der Fleischervorstadt.

youniq zimmer(Screenshot)

Ganz abgesehen davon haben sie sich im Vorstellungstext zu Greifswald mächtig widersprochen:

Kleine Seminare und intensiver Kontakt zu den Professoren sind hier die Grundlage für das erfolgreiche Studium der etwa 12.000 Studenten […] So verkünden die rund 60.000 Einwohner der Stadt am Bodden gerne, dass jeder neunte von ihnen Student sei.

Seit wann eine Firma mit Sitz in Stuttgart so genau darüber informiert ist, was wir hier gerne sagen, bleibt ungeklärt. In diesem Sinne: Stay connected!

*Update*

Irgendwie ist der Kommentar verschwunden, der den FAZ-Artikel über Youniq verlinkt hatte. Dort kommt Thomas Landschreiber, Vorstandsvorsitzender der Corestate (die Youniq antreibt), wie folgt zu Wort: „Als Steigerungsrate für die Miete nannte er jährlich 3 Prozent. Durch die Konzeption als Studentenapartments mit Dienstleistungen unterliege das Konzept weder dem Mieterschutz- noch dem Mieterhöhungsgesetz.“

Wir wiecheln uns vorwärts!

Cornelia Meerkatz lobte in der vorgestern erschienenen Ostsee-Zeitung das Verschwinden eines weiteren „Schandfleckens“. In ihrem Artikel prophezeihte sie den Umbau des „maroden Gebäudes in ein Schmuckstück“.

Die Grundstücksgesellschaft Wiechel & Partner bR hat die Immobilie in der Lange Reihe 67 erworben und plant, sie bis zum November zu sanieren. Das Haus ist inzwischen eingerüstet, aber hier ist noch ein Bild vor Beginn der Sanierungsarbeiten.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Ulf-Thorsten Wiechel frohlockt zurecht, zeichnet doch sein Unternehmen für die systematische Verschandelung des Bereiches Lange Reihe, Bleichstraße und Brinkstraße verantwortlich. Alte Bausubstanz wird weggerissen, Stahl-Glas-Beton-Ungetüme hochgezogen.

Das Phänomen ist nicht neu, sondern an vielen Standorten in der Stadt zu begutachten. Anstoß erregen dabei gar nicht primär steigende Mieten, sondern die völlige Abwesenheit ästhetischen Empfindens – wir bauen nicht mehr schön.

Wiechel hat es geschafft, eines der interessantesten Wohnquartiere der Stadt zu verbauen, wie auf dem folgenden Bild zu erkennen ist. Ärzten entzieht man bei schlimmen Missgriffen die Approbation, gegen Investoren wie Wiechel scheint dagegen kein Kraut gewachsen zu sein.