In einem Kommentar zum antifaschistischen Aktionstag in Demmin resümierte das der NPD nahestehende Internetportal MUPinfo am 10. November die Entwicklung der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern als das Durchlaufen eines „beeindruckenden Transformationsprozesses„, in dessen Verlauf die Rechte sich „zunehmend von ihren subkulturellen Wurzeln emanzipiert“ habe und sich mittlerweile als „einzige ernstzunehmende politische Alternative für die Zukunft“ anböte.
Den beiden erstgenannten Aspekten dieser Einschätzung lässt sich für die Situation in Greifswald grundsätzlich folgen, wenngleich die Veränderungen vielmehr alarmieren als beeindrucken. Die Selbstwahrnehmung als „einzige ernstzunehmende zukunftsfähige Alternative“ ist natürlich hanebüchene Selbstüberschätzung, auf die bei der empfehlenswerten Rostocker Parallaxe korrigierend Bezug genommen wird. „Richtiger müsste es heißen sie hat die Bürgerschreck-Subkultur Naziskinhead gegen die von ihnen bewunderten und gleichsam missverstandenen Stil der Autonomen ausgetauscht hat. Wenn das Personal dabei gleichbleibt, bleibt aber auch der Bürgerschreckcharakter.“
„Meine Kinder gehen zur Schule und ich hass‘ den Staat!“
Stein des Anstoßes war ein vom ebenso empfehlenswerten Blog useless veröffentlichter Beitrag, der auf die Gedenkveranstaltung für den vor zehn Jahren ermordeten Obdachlosen Eckard Rütz aufmerksam machte. Aus den Archiven der ARD-Sendung Panorama wurde hierfür ein fast sechsminütiges Porträt über den Strategiewechsel der Greifswalder NPD gekramt.
Im Beitrag wird unter anderem Maik Spiegelmacher interviewt – eine der Schlüsselpersonen der Greifswalder Naziszene in den Neunziger Jahren. Er saß unter anderem wegen gemeinschaftlich versuchten Mordes an einem Ausländer im Gefängnis. Daneben treten mit Hannes Gerlach und Carolin Beetz Vertreterinnen einer damals neuen Generation auf. „In Sachen Style erinnert es noch sehr an die 90er, schließlich tragen hier fast alle Protagonist_innen eine Bomberjacke samt Spiegelglatze. Technisch gibt es hier allerdings einige Methoden zu sehen, welche damals zwar noch in ihren Anfängen begriffen waren, aber heute ein prägendes Merkmal der Naziszene in Mecklenburg-Vorpommern darstellen.
Die heute allseits präsenten NPD-Kinderfeste waren damals fast so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal des damaligen NPD Kreisverbandes Greifswald. Die „Schülerinitiative“ samt der vermeintlichen „Schülerzeitung“ „Greifswalder Sprachrohr“ gehören genauso zu diesem Professionalisierungsprozess, wie das damals noch leidlich bemühte Auftreten als „Kümmerer“ für das Greifswalder Plattenbauprekariat.“ (useless)
Das Porträt weckt gruselige Erinnerungen, zeichnet ein aus heutiger Sicht auf merkwürdige Art unwirklich wirkendes Bild. Die Transformation verläuft eben reibungslos.
Weitere hier verfügbare Dokumentationen zum Thema:
- Da ist man lieber still (43:22)
- Showdown in Anklam (44:52)
- Die Grenze. Gefahr für unser Land (44:30)
- Die neuen Nazis. Ein Jahr NPD im Schweriner Landtag. (43:52)
Auch wenn die Nazi-Schergen alle aussehen wie Markus Maria Profitlich, ist das leider ganz und gar nicht komisch.
Sehr putzig der Beitrag der NSG zum Castor. Grundsätzlich sollte man das ja als das ansehen was es ist, einen Versuch propagandistisch im Nachhinein noch virtuell an ein politisches Handeln anzudocken von dem die Bagage explizit ausgeladen wurde. Stellt man sich aber mal vor wie Schizophren das eigentlich wäre, wenn die „autonomen Nationalisten“ wirklich auf einer Antifademo gegen Nazibeteiligung an Castortransporten mitlaufen, dann setzt das neue Maßstäbe in Sachen unerfüllter, weil unerwiderter Liebe zum (grundsätzlich missverstandenen) Original.
interessante studie zur intelligenz der fox-seherschaft
in den usa. lässt das rückschlüsse zu?^^
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33888/1.html