„To the Grass Roots of Pomeria“: Baltischer Reggae-Gipfel im IKUWO

Vor 20 Jahren stand das inzwischen legendäre Al-Haca-Soundsystem zum ersten Mal unter diesem Titel hinter den Plattentellern. Damals, im Jugendzentrum Klex, hätten sich die beteiligten Akteure wohl kaum vorstellen können, dass sie zwei Jahrzehnte später — nach diversen Auseinandersiedlungen und Reunionsbemühungen — die, parallel zu Polen verlaufende Achse Al-Hacas, die von Greifswald über Berlin bis Leipzig reicht, reanimieren würden.

Zum zwanzigjährigen Jubiläum geht es zurück zu den eigenen Wurzeln, den „Grass Roots of Pomeria“ am mächtigen Ryck. Al-Hacas Bindung zur polnische Dub- und Reggaeszene ist lange gewachsen; und das nicht erst, seit der aus Polen stammende MC RQM zur Gruppe stieß. Der Titel der heutigen Abendveranstaltung im Rahmen des Polenmarkts heißt Polski Ogień; sie heißt damit genauso wie die Kooperation des deutschen Reggae-Produzenten Pionear mit polnischen Dancehall-Reggae-MCs und -Sängerinnen.

Al-Haca

Hier verschmelzen die tieffrequenten Seiten des Polenmarkts mit dem 20. Al-Haca-Jubiläum zu einem einzigartigen Reggae-Clash, der alte Greifswalder aus dem Unruhestand zurückholt und an einen DJ-Tisch mit Sternen des polnischen Reggae — wie zum Beispiel Ras Luta, Junior Stress oder Kuba 1200 — bringt, wo bereits altgediente Größen wie Pionear oder Doc Dressla auf Kollaborationen warten. Ein Abend, den man nicht verpassen sollte!

Fakten: 16.11. | 20.30 Uhr | IKUWO | 8/6 EUR (erm.)

Entglast: Sachbeschädigungen an Greifswalder Medienhäusern

Bierseliger Vandalismus oder konzertierte Aktion? Werden nun auch Medienhäuser und Redaktionen Opfer nächtlicher Zerstörungswut, nachdem es in den vergangenen Monaten landesweit unzählige Büros demokratischer Parteien traf?

Zuerst erwischte es die Ostsee-Zeitung. Kurz nach 1 Uhr bewarfen Unbekannte das Redaktionsgebäude in der Johann-Sebastian-Bach-Straße mit Steinen — dabei gingen alle sechs Fensterscheiben der ersten Etage dieser Hausseite zu Bruch. Wenige Stunden später flogen auch auf das NDR-Vorpommernstudio in der Knopfstraße Steine und zerstörten zwei Scheiben.

Die Polizei schließt einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorfällen nicht aus und sucht nach drei Personen, die dunkel gekleidet waren und möglicherweise mit einem blauen Ford Kleinwagen von den Tatorten flüchteten. Die entstandenen Sachschäden an den beiden Gebäuden werden auf 1000 Euro und 2000 Euro geschätzt — überschaubar im Vergleich zum Sachschaden an einer Gesellschaft, in der Redaktionen und ihre Gebäude zum Ziel solcher Attacken werden.

  • Sachbeschädigungen in Greifswald (PM Polizei, 14.11.13)

Intern: Zu Besuch bei „Nacht am Meer – der Talk im Strandkorb“

In der heutigen Sendung von Nacht am Meer — Talk im Strandkorb auf radio98 geht es um den Fleischervorstadt-Blog. Ich bin zu Gast bei Moderatorin Anne Schwalme und plaudere mit ihr über Chancen und Schwierigkeiten lokaler Online-Medien, die Gunst des Bloggens und das gute wilde Leben in Greifswald.

Nacht am Meer Talk im Strandkorb TitelbildWer heute Abend also pünktlich zwischen 22 und 23 Uhr vor seinem Empfangsgerät Platz nimmt, den Livestream anklickt oder später mal im Sendungsarchiv von radio98eins vorbeiguckt, erfährt ein paar Hintergründe über den Blog. Damit das nicht zu trocken wird, packe ich außerdem ein paar Songs aus der ungeborenen Greifswalder Schule ein. Stay tuned!

Festgehalten: Candelilla im IKUWO

Die Gruppe Candelilla, ausgestattet mit Gitarren, Schlagzeug, Bass und Klavier — vor allem aber mit einer ertüchtigenden Menge Energie — beehrte am vergangenen Freitag das IKUWO.

Die vier Bajuwarinnen, in deren Songtiteln man vergeblich nach Worten sucht, präsentierten dort nicht nur Stücke ihres letzten Albums Heart Mutter, sondern überraschten auch mit bärtigen Fragmenten aus grauer Bandvorzeit sowie taufrischem Material aus dem Jetzt. Ganz wundervoll!

Kurze Wege, lange Nächte – das Greifswalder Wochenende im Überblick #38

Später werden wir uns noch häufig an die alten KAW-Hallen erinnern, an durchgehaltene Nächte und die aufgehende Morgensonne, an die betriebsame Geräuschkulisse des naheliegenden Bahnhofs und den einsetzenden Berufsverkehr. Doch der formidable Komplex wird im nächsten Jahr — kaum dass das letzte verschüttete Bier weggetrocknet ist —  in ein dringend benötigtes Einkaufszentrum umgewandelt. Morgen besteht zum letzten Mal die Möglichkeit, den Hallen ein angemessenes Adieu zu tanzen! Doch schon am Vorabend kann man einiges erleben, zum Beispiel im IKUWO, wo mit Candelilla eine der gegenwärtig spannendsten deutschen Bands auftreten werden. Eine Übersicht.

Kurze wege lange nächte

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Ein Netz der Beliebigkeit — André Rößler inszeniert Hebbels „Gyges und sein Ring“ am Theater Vorpommern

Eine Theaterkritik von Florian Leiffheidt 

Selten aufgeführte und somit unbekannte Dramen zu zeigen, scheint dem Theater Vorpommern seit dem Wechsel der Intendanz im Sommer 2012 ein großes Anliegen zu sein: Nachdem in der letzten Spielzeit Die Ballade vom traurigen Café und Gerhart Hauptmanns Der weiße Heiland inszeniert worden sind, gab es nun also Friedrich Hebbels Gyges und sein Ring.

Theater Vorpommern Gyges

Angesichts der Fülle möglicher Themen und gesellschaftlich interessanter Fragestellungen, die dieses Dramas bietet, mag man sich fragen, warum es so selten inszeniert – also in Szene gesetzt – wird. Die Handlung der Hebbel’schen Tragödie ist dagegen schnell zu formulieren: Kandaules, der König von Lydien, hat eine Frau, die als die schönste Lebende gilt – doch darf außer ihm selbst niemand ihr Gesicht erblicken. Durch einen vermeintlichen Freundschaftsdienst des Griechen Gyges – vollbracht mittels eines Ringes, welcher seinen Träger unsichtbar werden lässt – nimmt das tragische, letztlich fatale Schicksal seinen Lauf. „Ein Netz der Beliebigkeit — André Rößler inszeniert Hebbels „Gyges und sein Ring“ am Theater Vorpommern“ weiterlesen