Tastmodelle sind die Antwort auf die Frage, wie man blinden Menschen die Architektur einer Stadt nahebringen und deren Dimensionen erfahrbar machen kann. Seit vergangenem Mittwoch gibt es nun auch in Greifswald ein Tastmodell der Innenstadt.
Die bronzene Skulptur wurde vom Bildhauer Egbert Broerken aus Welver (Nordrhein-Westfalen) geschaffen. Das Tastmodell stellt die Greifswalder Innenstadt maßstabgetreu dar; Hinweise mit Erläuterungen zu Kirchen, Straßen und Plätzen wurden auf dem Modell in Braille-Schrift notiert.

Auf Fingerkuppen durch die Straßen flanieren
Christina Spierling, Geschäftsführerin des Fremdenverkehrsvereins, ist froh über die neue touristische Attraktion: „Es ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen in einer einzigartigen Art und Weise, die historische Innenstadt von Greifswald besser kennenzulernen, quasi auf Fingerkuppen durch die Straßen zu gehen.“Das Bild des Flanierens auf Fingerkuppen wird immer wieder bemüht, wenn es darum geht, das Tastmodell einer Stadt zu erklären. Tatsächlich beschreibt es die Erfahrung, haptisch die räumliche Struktur einer Stadt entdecken, die Anordnung von Plätzen, den Verlauf von Straßen und Gassen, die erheblichen Größenunterschiede zwischen kleinen Häusern, großen Häusern und Gotteshäusern zu erfahren, recht genau. „Einfühlsam: Die Greifswalder Innenstadt gibt es nun als Tastmodell“ weiterlesen
Am Abend des vergangenen Donnerstags hielt sich die 23-jährige Rollstuhlfahrerin allein in der Erich-Böhmke-Straße auf, wo sie von zwei bislang unbekannten Personen als „scheiß Behinderte“ beleidigt wurde. Dieser verbalen Attacke folgte ein tätlicher Übergriff, in dessen Verlauf die mutmaßlichen Täter die Frau mitsamt ihrem Rollstuhl umgekippt haben. Anschließend trat eine der mutmaßlichen Täterinnen der wehrlosen Frau, die nun rücklings in dem nach hinten gekippten Rollstuhl lag, in den Bauch. Ihr Begleiter soll die Angreiferin daraufhin dazu aufgefordert haben, von der Behinderten abzulassen, um ihren Rollstuhl wieder aufzurichten. Anschließend entfernten sich die beiden in Richtung Innenstadt. Das Opfer konnte aus eigener Kraft nach Hause fahren und informierte von dort aus Polizei und Notarzt. Aufgrund von Schmerzen wurde die Frau vorsorglich in die Notaufnahme des Klinikums gebracht, wo eine ambulante Versorgung erfolgte.