We remember Café Quarks! #5: Empire St.Pauli

Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!

Von Perlenketten und Platzverweisen

Im Rahmen der Quarks-Gedenkwoche wird heute eine urbane Dokumentation gezeigt. Im Film Empire St.Pauli von Irene Bude und Olaf Sobczak werden Prozesse und Entwicklungen fokussiert, die man in abgeschwächtem Format auch in Greifswald nachvollziehen kann, so man will. Der Schauplatz dafür liegt aber nicht in Vorpommern, sondern in der Metropole Hamburg. Im Film werden exemplarisch am Großprojekt des Brauquartiers Industriewandel und Gentrifizierungsprozesse aufgezeigt.

Auf dem ehemaligen Brauereigelände wurden über 350 Millionen Euro investiert, der Astra-Turm wurde abgerissen und wieder aufgebaut.

In das Bürogebäude „Atlantic-Haus“ ist Deutschlands größte Werbefirma BBDO eingezogen, hochwertige Genossenschaftswohnungen und das Hotel „Empire Riverside“ sind entstanden. Einkommensstarke Haushalte ziehen in die neuen Wohnungen. Alte Kiezkneipen werden von exklusiver Gastronomie und schicken Cafés abgelöst. Wo bleiben die Menschen, die in den ehemals günstigen Wohnungen lebten und die in den Kneipen für 1,50 Euro ein Bier trinken konnten?

(Empire St.Pauli)

Einen Trailer zur Dokumentation gibt es natürlich auch und er soll niemandem vorenthalten bleiben.

Nach der Filmvorführung besteht zum vorletzten Mal die Gelegenheit, die Ausstellung We remember Café Quarks! anzusehen.

Fakten: 04.02. | 21 Uhr | IKUWO | freier Eintritt

Polnische Filmkunst in der Medienwerkstatt

Die Veranstaltungsreihe filmPOLSKA M-V hat begonnen und vor uns steht damit die dritte Woche des polnischen Films. In vierzehn verschiedenen Städten Mecklenburg Vorpommerns werden sowohl polnisches Gegenwartskino als auch zwei Retrospektiven auf das Werk Krzysztof Kieślowskis (Drei Farben) angeboten.

DER FILMAMATEUR

film polska mvDie Greifswalder Spielstätte des polnischen Filmfestivals ist die Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Institutes, wo es heute und morgen Vorführungen geben wird. In Amator (PL 1979, OmU) experimentiert Kieślowski mit einer Mischung aus fiktiven und dokumentarischen Elementen, um dem sozialistischen Alltag so nahe wie möglich zu kommen. Sein erster internationaler Erfolg ist eine hinreißend-schelmenhafte Parabel über Nutzen und Nachteil des Films für das Leben. Der Vorführung schließt sich ein Filmgespräch mit Kornel Miglus vom Polnischen Institut Berlin an. „Polnische Filmkunst in der Medienwerkstatt“ weiterlesen

Fünfte Kurzfilmnacht in abgespeckter Variation

Vor einem Jahr begeisterte die vierte Greifswalder Kurzfilmnacht in der Medienwerkstatt des CDFI ganze Besucherscharen. Der perfekt organisierte Abend verdeutlichte die Nachfrage nach ausgesuchten Filmen, viele Leute mussten aufgrund des Andranges und der begrenzten räumlichen Kapazitäten wieder weggeschickt werden. Doch leider war der mögliche Impuls des erfolgreichen Abends, regelmäßiger Filmvorführungen zu organisieren, nicht stark genug oder schlicht und ergreifend nicht vorhanden.

KURZFILMNACHT LIGHT?

kufinaNun wird die Greifswalder Kurzfilmnacht am heutigen Abend ihren fünften Geburtstag feiern und lädt aufs Neue in die Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Institutes ein. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde allerdings wenig Mühe darauf verwandt, den Wettbewerb auszuschreiben und ausgewählte Einsendungen vorzustellen. Stattdessen wird Liegengebliebenes aus den Vorjahren präsentiert; zusätzlich wird das Programm mit Kurzfilmen von Studierenden des CDFI angereichert.

Auf der Homepage der Organisatoren wird dieser bedauernswerte Zustand allerdings wesentlich frenetischer dargestellt:

Die 5. Greifswalder Kurzfilmnacht wird eine Nacht des Besonderen Films. Im Gepäck haben wir die besten und einige bisher noch ungezeigte Wettbewerbsbeiträge seit bestehen (sic!) der Kurzfilmnacht 2005. Außerdem zeigen wir Euch einige Arbeiten des Caspar-David-Friedrich-Instituts aus diesem Jahr. In zwei Blöcken gibt es einen bunten Mix aus Filmen verschiedenster Genres bei dem für jeden Filmliebhaber etwas dabei ist. Natürlich könnt Ihr Euch wieder darauf verlassen, dass es in der Pause Getränke und ein kostenloses Buffet gibt!

Hier wird die Chance verpasst, der starken Nachfrage ein hochwertiges Angebot gegenüberzustellen, sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht. Was für ein Jammer, dass die Kurzfilmnacht nicht mindestens halbjährig stattfindet und sich das Organisationsteam nicht dazu entschlossen hat, den Wettbewerb wie in den Vorjahren auszuschreiben.

Fakten: 11.12. | 19 Uhr | Medienwerkstatt CDFI (Bahnhofstr. 50)
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„Reife Kirschen“ zeigt den Greifswalder Bahnhof

Durch Zufall bin ich auf den DEFA-Film Reife Kirschen (1972) gestoßen. Das Werk des renommierten DDR-Regisseurs Horst Seemann handelt vom Bau eines Kraftwerkes an der Ostsee und wurde offensichtlich in der Gegend um Lubmin gedreht.

Unter den Darstellern sind Größen wie zum Beispiel Eberhard Esche – in der Rolle des Dr. Ika – vertreten, der als Film- und vor allem Theaterschauspieler (z.B. Der Hase im Rausch) berühmt wurde. In den späten Neunzigern trat Esche auch im Greifswalder Theater mit seinem bzw. Goethes berühmten Reineke Fuchs auf. Cineasten kennen ihn aus Filmen wie Der geteilte Himmel (1964) oder Spur der Steine (1966).

Wer sich den folgenden Zusammenschnitt von Reife Kirschen ansieht, wird ab Minute 05:16 sehr alte Aufnahmen des Greifswalder Bahnhofes erkennen, außerdem natürlich die Boddenküste um Lubmin.

Mit Blick auf die Diskussion um den geplanten Bau des Steinkohlekraftwerkes in Lubmin stehen die gezeigten Szenen und Visionen inzwischen in einem ganz anderen Licht.

PolenmARkT: Überall ist es besser, wo wir nicht sind

Der PolenmARkT lädt in Zusammenarbeit mit dem Filmclub Casablanca zur Vorführung von Überall ist es besser, wo wir nicht sind (BRD 1989) ein. Beim anschließenden Filmgespräch wird der Regisseur Michael Klier zugegen sein.

Entweder ist das Gras grüner, oder die Häuser sind höher, oder die Sonne ist wärmer! Warschau 1988. Jerzy will in den Westen. Sein Ziel ist Amerika. Aber sein Geld reicht erst einmal nur für Berlin.

besser-wo-wir-nicht-sindDort trifft er Ewa wieder, die er an seinem letzten Tag in Polen kennen gelernt hat. Die beiden kommen sich näher. Sie nehmen alle Jobs an und haben wenig Zeit für einander. Dennoch gibt es einige Momente des Glücks, bis Ewa verschwindet, ohne eine Adresse zu hinterlassen…
Polnische Flüchtlinge revidieren ihre Utopien vom Westen, West-Berlin erweist sich als Durchgangsstation. Auf beiläufige, dabei fast visionäre Weise nimmt der Film Entwicklungen globaler Migrationsbewegungen vorweg.

[youtube CsoR6R-dr_4]

Fakten: 26.11. | 20 Uhr | Pommersches Landesmuseum | 3 EUR

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Michael Verhoeven kommt in die Medienwerkstatt

Am 25. November kommt mit Michael Verhoeven hoher Besuch in die Medienwerkstatt des Caspar-David-Friedrich-Institutes.

michael verhoevenDer politische Regisseur wurde mit den Filmen Die weiße Rose (1982) und Das schreckliche Mädchen (1990) berühmt, sorgte aber bereits 1970 mit seinem Skandalfilm O.K. (1970) für den bis heute einmaligen Abbruch der Berlinale. Sein Film Der unbekannte Soldat (2006) handelte von den Reaktionen auf die Wehrmachtsausstellung und war zugleich sein Debüt als Dokumentarfilmer.

In der Medienwerkstatt wird  mit Menschliches Versagen (2008) Verhoevens jüngster Film gezeigt:

Der renommierte Autor und Regisseur Michael Verhoeven, dessen Filme immer wieder um den Nationalsozialismus kreisen, untersucht in „Menschliches Versagen“ die sogenannte „Arisierung“ von jüdischem Eigentum und Vermögen, die vollständige Ausraubung der jüdischen Bevölkerung – die nach dem Krieg durch Rückerstattung oder Schadensersatz nur zu einem geringen Prozentsatz wieder „gut“ gemacht worden ist.

menschliches versagenAnhand der konkreten Geschichten von Betroffenen geht Verhoeven daran, den Vorgang der Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und schließlich Deportation der jüdischen Mitbürger aufzuzeigen und wirft die beunruhigende und bis heute beschämende Frage auf, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der jüdischen Bevölkerung geworden ist. (filmkunstfest MV)

Im Anschluss an die Filmvorführung wird ein öffentliches Gespräch mit Verhoeven und dem Inhaber des Lehrstuhls für Bildende Kunst, visuelle Medien und ihre Didaktik, Professor Michael Soltau, stattfinden.

Der Filmabend wird vom filmkunstfest M-V on Tour veranstaltet.

Fakten: 25.11. | 19.30 | Medienwerkstatt CDFI | Eintritt: 10 EUR
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