Eröffnungssause der Kabutze

Am Wochenende feiert die Kabutze ihre Eröffnung, um in Greifswald zukünftig ein Konglomerat aus Politik, Nadel und Faden zu etablieren. Mit Kleider machen Leute machen Kleider betitelte vor zwei Tagen der Blog Ladyfest Greifswald einen lesenswerten Beitrag zur Kabutze und bringt damit die Verstofflichung zwischen craftivism und DIY auf den Punkt. Obendrein verlinken die Aktivistinnen auch gleich zu einem Video-Tutorial, das veranschaulicht, wie aus alten Shirts Kleider werden.

im not a band leipzigGestern wurde hier ein ausführliches Interview mit dem Kabutze-Kollektiv veröffentlicht, in dem die wichtigsten Fragen und Unklarheiten über das Projekt behandelt werden.

Die Eröffnung beginnt bereits nachmittags um 16 Uhr mit Kaffee, Kuchen und der Möglichkeit zum ersten Probenähen, parallel dazu wird die Ausstellung Eine Jeans geht um die Welt, die globale Produktionsabläufe der Textilindustrie thematisiert, in den Räumlichkeiten gezeigt.

Abends darf dann noch mit I‘ m not a band gefeiert werden. Das Elektro-Duo aus Leipzig und Berlin lässt effektangereichertes Geigenspiel auf Laptop-Loops los – das dürfte vielen gefallen, die sich im weitesten Sinn als indietronisch oder audiolith begreifen.

Aufgrund des äußerst begrenzten Platzangebotes in der Kabutze ist allen Interessierten anzuraten, pünktlich um 21 Uhr Stricknadel bei Fuß zu stehen, um beim Schlürfen und Steppen dabei sein zu können. Wir sehen uns!

Fakten: 23.10. | 16/21 Uhr | Kabutze (Loefflerstr.44a) | Eintritt frei

Butterfahrt ins Wendland

Herbst 2010 und alle Zeichen stehen auf Schwarz-Gelb, Castor geht wieder um. Das Epizentrum des Widerstands gegen die Atomindustrie ist das Wendland und genau dort wird am 6. November eine Großkundgebung stattfinden, zu der ein breites Bündnis aus Umweltorganisationen, Bürgerinitiativen, Parteien, Gewerkschaften und Kirchen einlädt, um dem Protest massenhaft und lautstark Ausdruck zu verleihen.

CASTOR STOPP, ATOMAUSSTIEG SOFORT!

Aus Greifswald wird morgens ein eigens gecharterter Reisebus nach Dannenberg fahren, so ist die Wahrnehmung des Demonstrationsrechts kostengünstig und erlebnisreich. Gemeinsamkeit bereitet eben doch mehr Vergnügen.

Die Tickets für die Busreise sind so günstig wie nie: Hin- und Rückfahrt kosten 16 Euro, Kinder zahlen nur 12 Euro. Besondere Anerkennung sammeln natürlich alle Aktivistinnen, die gleich vor Ort bleiben, um aktiv zu werden. Diese zahlen 12 Euro für die Hinfahrt. Der Bus wird morgens um 7 Uhr losfahren und nach der Kundgebung zurückkehren, um schließlich gegen 22 Uhr wieder in Greifswald zu sein.

Die Tickets gibt es in der Aktivismusinformation ihres Vertrauens oder in folgenden Dependancen:

  • IKUWO (am Tresen)
  • Antiquariat & Buchhandlung Rose
  • Weltladen Greifswald (im St. Spiritus)
  • Kabutze
  • HKB (Stralsunder Str.46)
  • am Telefon (03834-7721072)

Für alle, die vor Ort bleiben, gibt es noch ein Mobilisierungsvideo mit Robin-Hood-Appeal!

Im Gespräch mit der Kabutze-Gruppe

Am kommenden Wochenende wird mit der Kabutze Greifswalds erste offene Nähwerkstatt eingeweiht. Ein guter Grund, sich vorab mit dem betreibenden Kollektiv zu treffen und über Idee, Finanzierung, Netzwerke, Mitmach-Potentiale und die Eröffnungsfeier der Mitnähzentrale zu plaudern.

Kleine Bastelstube mit politischem Anspruch

FLV: Ihr habt die Idee einer Nähwerkstatt irgendwo aufgenommen oder entwickelt. Wie kam es dazu, lässt sich das rekapitulieren?

K: Wir haben uns im Herbst zusammengefunden, aber eine von uns hatte die Idee schon seit 2007 und hat dann überall Nähwerkstätten gefunden: in Zürich, in Berlin oder in Freiburg. Das waren alles so Design-Cafés, immer mit kommerziellem Hintergrund. Wir hatten die Idee, etwas unkommerzielles zu machen, etwas offenes, wo die Leute hinkommen können und einfach Lust aufs Nähen bekommen.

Dann hat sich das verdichtet, wir haben geguckt, was wir machen wollen und worauf wir unser Augenmerk legen. Wir sind nicht nur eine kleine Bastelstube, sondern entwickeln auch einen politischen Anspruch dahinter.

Kabutze

FLV: Fangen wir mal weiter vorne an. Ihr habt Euch gefunden, habt gesagt, wir machen jetzt eine Nähwerkstatt und seid dann zu eurem jetzigen Vermieter, der WVG gegangen, um nach einem geeigneten Objekt zu fragen?

Wir haben immer Ausschau nach freien Ladenräumen gehalten, weil uns klar war, dass wir das gerne in der Innenstadt haben wollten, so dass die Leute, wenn sie daran vorbeigehen, sehen, dass da Leute sind, die nähen und vielleicht Lust bekommen, auch mal hinzugehen. Wichtig war, dass es zentral ist, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.

Wir haben überlegt, ob wir das Projekt im IKUWO oder im KLEX integrieren könnten, aber wir fanden es cooler, einen neuen Raum zu schaffen, etwas komplett eigenständiges, das noch nicht so vorbesetzt ist. Auch um ein größeres Spektrum an Personen, die herkommen, ansprechen zu können, so dass zum Beispiel auch die 14jährige Teenagerin, die gerade total frustriert von H&M kommt und sagt: „das gefällt mir alles nicht, ich habe keinen Bock da drauf, ich will gerne mein eigenes Zeug machen“ kommen und sich sozusagen auch selbst etwas schaffen kann. Oder dass irgendwer, der oder die zum Beispiel im Ruhestand ist und früher selbst mal genäht hat, sagen kann: „Ich finde toll, dass ihr das macht. Ich komme gerne her und helfe euch, weil ich ein bisschen mehr Wissen habe als ihr“, um das weiterzugeben, auch an jüngere Generationen.

Miteinander und kreativ Recyclen, Reparieren und Aufpeppen

FLV: Dieser Wissenstransfer, wie läuft der in der Praxis ab? Noch sieht es hier relativ unbestimmt aus. Sind hier dann Arbeitsplätze, oder wie kann man sich das vorstellen?

Wir sind hier, können nähen und den Leuten erklären, wie sie mit den Maschinen umgehen. Wir haben unterschiedliche da. Leute, die damit vielleicht erst wenig Kontakt hatten, können zum Beispiel ausprobieren, wie eine Tretnähmaschine funktioniert und dass das anders ist als zum Beispiel eine elektrische.

Kabutze Nähmaschine

FLV: Tretmaschinen, sind das zum Beispiel diese alten Singer-Modelle, bei denen man die Maschine über einen Keilriemen mit den Füßen antreibt?

Genau, damit man erstmal eine Vorstellung dieser alten Nähmöglichkeiten kriegt, dass es dort zum Beispiel nur gerade Linien gibt und nichts anderes. Dann haben wir aber auch Hausnäh- und Overlock-Maschinen, um Sachen richtig zu verketteln. Wir können Wissen vermitteln, es soll aber auch während der Öffnungszeiten ein Untereinander sein, so dass mehrere Leute da sind, die sich auch gegenseitig verschiedene Dinge beibringen können. Wir verstehen uns nicht als Dienstleister, sondern die Leute sollen sich austauschen, es soll Kommunikation stattfinden.

FLV: Wieviele Maschinen habt ihr jetzt eigentlich?

Acht.

FLV: Und die habt ihr euch irgendwie zusammengesammelt?

Ja genau und drei haben wir gekauft, unter anderem die Overlock-Maschine.

FLV: Die Nähwerkstatt ist ja dann zweimal die Woche geöffnet, montags und mittwochs. Dazu gibt es aber auch noch Workshops mit verschiedenen Leiterinnen, wie sich auf eurer Website lesen lässt. Das sind dann thematische Ganztagesveranstaltungen. Wer macht die?

Am Anfang haben wir Leute gesucht, die wir schon irgendwie kannten oder durch das Projekt kennengelernt haben. Das sind Menschen, die zum Beispiel Schneiderinnen sind oder damit Erfahrungen haben. Einige haben sich auch bei uns gemeldet und angeboten, dass sie Workshops machen könnten.

Kabutze in Greifswald

Flachs zu Gold spinnen — die Finanzierung

FLV: Wenn ich mich mit anderen über Kabutze unterhalte, dann ist es die Finanzierungsfrage, die allen unter den Nägeln brennt. „Im Gespräch mit der Kabutze-Gruppe“ weiterlesen