Gender Bender Action Days: Frauenzimmer, Schweißworkshops und queerer Politrap

In wenigen Tagen beginnen in Greifswald die Gender Bender Action Days. Hinter diesem markigen Label verbirgt sich eine ganze Reihung von Veranstaltungen, die auf unterschiedlichen Ebenen in den Kontext Antisexismus-Queerness-(Post)Feminismus einordnen lassen.

Das Programm ist eine unglaublich gelungene Komposition aus verschiedenen Workshops, Vorträgen, Filmvorführungen, Parties und Konzerten, die dazu einlädt, das verlängerte Wochenende sinnvoll und horizonterweiternd zu nutzen. Im Folgenden soll der Fahrplan grob skizziert werden, um auf die wichtigsten Veranstaltungen hinzuweisen.

gender bender action days

HIPHOP, HERRSCHAFT, HERRENTAG

Das Kapitel Sexismus und HipHop sollte eigentlich abgearbeitet sein, erfreut sich aber dennoch kontinuierlicher Reanimation – so deprimierend die Ursache dafür auch sein mag. Die Gender Bender Action Days machen mit genau diesem Thema auf und haben mit Sookee auch eine der prominentesten Handlungsreisenden in dieser Sache verpflichten können.

Gemeinsam mit Refpolk vom Berliner HipHop-Quartett Schlagzeiln wird die Rapperin einen Einblick in die Entstehung, Potentiale und problematischen Aspekte ihrer Subkultur geben und über Männlichkeitsentwürfe und (Hetero-) Sexismus im deutschsprachigen Rap referieren.

Aufbauend auf Theorien zur Konstruktion von Geschlecht und aus der kritischen Männerforschung wird der Zusammenhang von Männlichkeitsentwürfen und (hetero-)sexistischen Images und Performances im deutschsprachigen Rap thematisiert. Hierbei geht der Input vor allem auf sprachliche Mechanismen ein, diskutiert die Verquickung von Gewalt und Sexualisierung und setzt sich mit dem Aspekt der Mehrdeutigkeit auseinander.

sookee greifswaldAnschließend geht es mit einer Start-Up-Party weiter – einem Gegenentwurf zu den alkoholgetriebenen Männlichkeitsexzessen, die sich am Tag der Veranstaltung beobachten lassen werden, denn Donnerstag ist Herrentag!

Vom Podium geht es gewissermaßen wieder auf die Bühne zurück, wo Sookee nach dem Vortrag gemeinsam mit Refpolk auftreten wird und der theoretischen Vorarbeit in Sachen Gender Studies die gelebte Praxis als Politrapperin folgen lässt. Danach geht es mit TAPETE und Crying Wölf genregrenzüberschreitend weiter.

Fakten:
2.6. | 18 Uhr | IKUWO | Eintritt frei (Vortrag)
2.6. | 21 Uhr | IKUWO | 5 EUR + Spende (Party)

SCHELLACK-, STREETART-, SCHWEISSWORKSHOP

Während der vier Aktionstage werden insgesamt fünf Workshops angeboten. Diese richten sich an unterschiedliche  Zielgruppen.  So werden mit Nähen für Jungs bewusst männlich-sozialisierte Zeitgenossen angesprochen, während sowohl der DJane- als auch der Selbstbehauptungsworkshop Frauen, Lesben und Trans-Menschen vorbehalten ist. Die anderen drei Workshops TheorieStreetart und Schweißen sind für alle offen. Den Schallplattenjongleusen der Zukunft wird übrigens DJane HaNNaH zeigen, was sich mit Turntables, Equalizern und ein paar Platten anstellen lässt. Sie ist eine der wenigen sichtbaren DJanes, die in Greifswald leben – minoritärer geht es kaum.

Hier schon mal ein kompakter Programmüberblick, bevor es mit den anderen Veranstaltungen weitergeht:

programm gender bender action daysBIO, BUTLER & BEAUVOIR

Heinz-Jürgen Voß (Dr. phil., Dipl.-Biol.) kehrt mit seinem neuem Buch Geschlecht: Wider die Natürlichkeit nach Greifswald zurück, wo er bereits im vergangenen Jahr einen Vortrag am IZFG hielt und auch bei der interdisziplinären Ringvorlesung Superwoman? Superman? – Visionen vom optimierten Leben referierte.

wider das geschlecht vossVoß, dessen Forschung sich zwischen Biologie und Queer Studies verorten lässt, promovierte an der Universität Bremen mit einem summa cum laude. Seine Dissertation wurde unter dem Titel Making Sex Revisited: Dekonstruktion des Geschlechts aus biologisch-medizinischer Perspektive veröffentlicht.

Zum aktuellen Buch erschien auf dem Blog der Ladyfestgruppe eine Rezension, die in den Voßschen Ideenhorizont einführt.

Fakten: 3.6. | 20.30 Uhr | IKUWO

DOKU, DISKO & DISKURS

Die Abschlussparty findet dann schließlich am Sonnabend mit dem Genderbender-Glitzergeballer statt. Hier diktieren S.U.P.A. und Frau_bruch das Tanzprogramm und vielleicht ja auch noch die eine oder andere neuentdeckte DJane von morgen. Zur 90ies-Chart-Art-Partey darf geglänzt werden – takelt auf, Folks!

Fakten: 4.6. | 22 Uhr | IKUWO | 3 EUR + Spende

Am nächsten Tag erfolgt die Erdung im brunchenden Kollektiv, ehe die Gender Bender Action Days mit der Vorführung des Dokumentarfilms Frauenzimmer ihr verdientes Ende finden werden.

cover frauenzimmer„Der Film von Saara Aila Waasner dokumentiert auf charmante Weise den selbstgewählten Lebensentwurf dreier Damen, die sich erst im Alter für die Tätigkeit im ältesten Gewerbe der Welt entschieden. Der 2010 auf der Berlinale vorgestellte Dokumentarfilm legt dabei keinen Wert auf voyeuristische Bedürfnisbefriedigung, sondern thematisiert neben sexueller Selbstbestimmung und Emanzipation auch ganz grundlegende Themen, den Alltag und das Älter-Werden.

Der Filmvorführung wird sich ein Gespräch mit einer der Protagonistinnen anschließen. Ein Trailer von Frauenzimmer ist hier ansehbar.

Fakten: 5.6. | 20.30 Uhr | IKUWO | Spende

Die Gender Bender Action Days bieten ein wohlausgewähltes Programm an, das offensichtlich mit viel Liebe konzipiert wurde und Bewegung dorthin bringt, wo die inzwischen eingedöste Ladyfest-Gruppe stehengeblieben ist. Es ist unbedingt anzuraten, sich einen Moment Zeit zu nehmen und auf dem Gender-Bender-Blog die Beschreibungen der Einzelveranstaltungen zu studieren, um nichts zu verpassen.

Bend your gender – be a genderbender!

Kabutze: Textilkunst von Nike Schröder

Heute Abend wird in der offenen Nähwerkstatt Kabutze die Vernissage zur Ausstellung pink lips stattfinden. Dort werden textile Kunstwerke der in Hamburg geborenen, freien Künstlerin Nike Schröder gezeigt, die seit 2010 in Berlin-Neukölln lebt und näht.

„Alle ihre Arbeiten setzen sich größtenteils aus Faden und Stoff zusammen und begründen sich in der haptischen Materialität des Mediums. Wenn die Nadel die Oberfläche tausende Male durchsticht, impliziert diese Arbeitsweise durchaus eine Gewalt des Durchdringens. Die Fäden überschreiten die Begrenzung des Rahmens und bilden eine Symphonie von heraushängender Stofflichkeit. Die heraushängenden Fäden tragen in ihrer natürlichen Charakteristik der Unzähmbarkeit das Element der Bewegung ins Bild.“

nike schroeder

Für die Laudatio bei der Vernissage zeichnet Holger Spengler verantwortlich, die Ausstellung ist montags und mittwochs von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Mehr Bilder, die sichtbar machen, um was es Schröder geht, gibt es im Cut-Magazin, wo ebenfalls auf diese Veranstaltung aufmerksam gemacht wird.

Fakten: 25.03. | 20 Uhr | Kabutze

Abschlusspräsentation: „Recycled Pieces. Rolle und Verpackung.“ *Update*

Am 11. März wird in der offenen Nähwerkstatt Kabutze die Vernissage zu Anne Deuters Abschlusspräsentation Recycled Pieces. Rolle und Verpackung stattfinden. Hintergründe zur Kabutze offeriert dieses Interview.

Fakten: 11.03. | 19 Uhr | Malsaal (Bahnhofstr. 46/47) | frei

*Update* 10.03.

Die Ausstellung wird in den Malsaal des CDFI (Bahnhofstraße 46/47) verlegt.

Themenabend Essstörung: „Ich bin oft lieber schön“

Die Kabutze verwandelt sich morgen ein weiteres Mal von der DIY-Manufaktur zum Veranstaltungsort und wagt sich mit dem Thema Essstörungen an einen tabuisierten Stoff, der nur indirekt Bezug zum textilen Kontext der offenen Nähwerkstatt aufweist.

Mit dem Themenabend möchte die gastierende Projektgruppe Tabus brechen und auf künstlerische, gesellschaftskritische Weise eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit Magersucht, Bulimie und Esssucht fördern.

Neben einem Vortrag zu Essstörungen sind zwei DIY-Filme zum Thema und ein interaktives Spiel mit den Gästen angekündigt.

performance essstörung

Fakten: 27.01. | 20 Uhr | Kabutze | Spende erbeten

Kabutze: Infoveranstaltung der „Kampagne für saubere Kleidung“

Die offene Nähwerkstatt Kabutze hat die ersten sechs Betriebswochen hinter sich und lädt am morgigen Abend wieder einmal zu einer Infoveranstaltung ein, die sich naheliegenderweise mit Textilwirtschaft beschäftigt.

Julia Timm von der Kamapagne für saubere Kleidung wird über alternative Handlungs- und Konsummöglichkeiten sprechen – danach soll gemeinsam diskutiert werden, um mögliche Gegenstrategien zu skizzieren.

Klamotten aus dem Discounter – nicht gut aber billig. In dem Vortrag werden am Beispiel von Discountern wie kik, Lidl und Co., Arbeitsbedingungen, Preisdumping und andere Probleme in der Kleidungsindustrie beleuchtet. Einleitend wird ein kurzer Film gezeigt.

Die Veranstalterinnen erbitten eine Eintrittsspende zur Refinanzierung dieses Angebotes. Mehr Hintergründe zur Kabutze lassen sich dem ausführlichen Interview mit den DIY-Aktivistinnen entnehmen.

Fakten: 09.12. | 20 Uhr | Kabutze | Eintritt: Spende

Craftivism-Doku & Jersey-Workshop in der Kabutze

Die Kabutze, Greifswalds erste offene Nähwerkstatt, feierte vor knapp zwei Wochen mit einer sehr gelungenen Party ihre Eröffnung in der Steinbeckervorstadt. Das Beitreiberinnen-Kollektiv erläuterte wenige Tage zuvor in einem längeren Interview die Projektidee und erzählte davon, wie sich gemeinsame Handarbeit und politischer Anspruch verbinden lassen.

Crafting, Knitting, DIY

Am kommenden Donnerstag wird in der Kabutze Faythe Levines Dokumentation Handmade Nation (USA, 2007) gezeigt. Für ihren 65-minütigen Debütfilm reiste die Autorin in 15 verschiedene Städte und traf dabei auf über 80 Künstler und Aktivisten aus der DIY-Szene. In den dabei entstandenen Interviews versucht sie, die politischen und ethischen Aspekte der US-amerikanischen Crafting-Bewegung aufzuzeigen.

Handmade Nation

(Bild: handmadenationmovie)

Der Trailer verspricht eine inspirierende Reise und so bleibt zu hoffen, dass es Handmade Nation darzustellen gelingt, „wie sich traditionelle Handarbeit, moderne Ästhetik, politische und künstlerische Kultur in dem DIY-Ethos  in unabhängigen Boutiquen, Galerien und Handarbeits-Märkten“ vereinen.

Fakten: 04.11. | 20 Uhr | Kabutze | Spende erbeten

Noch freie Plätze für den Jersey-T-Shirt-Workshop

Diese Filmvorführung lässt sich auch als an eine Öffentlichkeit adressierte Aktion verstehen, mit der die Kabutze auf sich aufmerksam macht und Leute sowohl für die Nähwerkstatt als auch für den Gedanken, Gebrauchsgegenstände selbst herzustellen, begeistern will. Am Wochenende wird im Hauptquartier der DIYler ein zweitägiger Fortgeschrittenenworkshop zum Thema Jersey-T-Shirt stattfinden, den die Organisatoren wie folgt beschreiben:

Vom selbstangefertigten Schnitt bis zum fertigen Oberteil: Schritt für Schritt wirst du kleine und große Schneiderkniffe von einer ausgebildeten Schneiderin erlernen. Am Ende des Kurses wirst du dein individuelles Shirt in den Händen halten.

Mehr Infomationen über das Projekt und die verschiedenen Workshops finden sich auf der Homepage der Kabutze.

Fakten: 06/07.11. | je 10 – 17 Uhr | Kabutze | 35 EUR (40 Soli)