Festgehalten: apokalyptisches Panorama der Fleischervorstadt

Seine inzwischen aufgegebene Wahlheimat Greifswald hat der Fotokünstler Kevin Neitzel in den vergangenen Jahren fotografisch erschlossen und dokumentiert. Jetzt ist er nochmal zurückgekommen und hielt während seiner Stippvisite ein herrliches Panorama der Fleischervorstadt fest.

panorama hgw(Foto: © Kevin Neitzel via Flickr)

Festgehalten: Apokalypse an den Gleisen

Eigentlich verließ Kevin Neitzel schon vor Monaten die Stadt, aber dennoch tauchen immer wieder neue Fotografien von ihm auf, in denen er besondere Facetten Greifswalds festhält und bewahrt. Eines dieser Bilder entstand im Rücken der Fleischervorstadt, wo die Gleisanlagen zu einer apokalyptischen Szenerie aufeinandergeschichtet wurden. Bonjour Tristesse!

greifswald bahnhof(Foto: Kevin Neitzel)

Neitzel geht – Donkey Princess kommt zu Besuch

Streng genommen hat Kevin Neitzel schon vor einigen Wochen seine Zelte in Greifswald abgebrochen und sich in Richtung Berlin aufgemacht. Ein würdevoller Abschied aus der Hansestadt wird morgen nachgeholt, denn das Quartiersbüro Fleischervorstadt hat ihn eingeladen, einige seiner Fotografien im Rahmen der Reihe Offenes Quartiersbüro auszustellen.

Neitzels Abgang ist bedauerlich, verliert die Stadt mit ihm doch auch einen Dokumentaristen, der sie in den vergangenen Jahren treu begleitete, mit seiner Kamera Veränderungen und vor allem subkulturelle Eruptionen festhielt.

kevin neitzel

Wenn es in dieser Zeit so etwas wie ein künstlerisches Seitenprojekt für Neitzel gab, dann sicher seine unverhohlene – manchernachts an hingebungsvolle Selbstaufgabe grenzende – Leidenschaft für Bier aus Sternburg, die ihn vor zwei Jahren mit einem Portrait sogar auf das Cover des markentreuen Fanzines Sterni brachte.

Die Abkehr vom Glanz des Großen

Die Abkehr vom Glanz des Großen und der Sinn für das Zauberhafte, das in kleinen Städten und im flachen Land der Provinz auffindbar sein kann, dürfen getrost als Parallele gelesen werden, die in der Neitzelschen Weltsicht zwischen dem süffigen Pils und der nordöstlichen Hansestadt verläuft und alles verbindet. Was muss es für ein Moment gewesen sein, als der mit viel Enthusiasmus veröffentlichte Sampler klein stadt GROSS – eine ebensolche Suche nach dem beschriebenen Provinzcharme – unter einer seiner eindrucksvollsten Fotografien in der INTRO besprochen wurde?

INTRO Greifswald

Nicht zuletzt ziert eine seiner vor Jahren festgehaltenen nächtlichen Momentaufnahmen der Bahnhofstraße den Kopfbereich des Fleischervorstadt-Blogs – von den unzähligen anderen Fotografien, die hier verwendet werden durften, ganz zu schweigen. An dieser Stelle sei eine ausführliche Begutachtung seiner fast 900 Impressionen Greifswalds, die bei Flickr weitgehend zugänglich sind, empfohlen.

Wem dafür die Zeit zu schade ist, sei die folgende Minigalerie mit drei Fotografien der Ausstellung ans Herz gelegt.

Zur Vernissage kommt Princess Donkey

Zur Ausstellungseröffnung hat sich neben Kevin Neitzel auch Donkey Princess angekündigt, die sich zuletzt mit einer intimen Performance dem dankbaren Publikum im IKUWO auslieferte. In Greifswald großgeworden, lebt sie inzwischen im gleichsam hanseatischen Hamburg.

princess donkey

Sie ist bekannt durch das Greifswalder Duo Lumières claires, dessen Veröffentlichung Please don’t focus on my mistakes. Please don’t focus on my mistakes Anfang 2009 für ein nordöstliches Licht am deutschen Popfirmament sorgte. Donkey Princess mag es etwas infantiler, arbeitet mit Keyboard und Akustikgitarre und betört neben ihrer wundervollen Stimme vor allem durch ihre unschuldige Bühnenpräsenz. Prinzessin Esel und Kevin Neitzel kooperieren nicht zum ersten Mal, was wäre für die Vernissage also naheliegender gewesen als das Konzert der Einen zu den Fotos des Anderen?

Nach der Vernissage ist die Ausstellung während der normalen Sprechzeiten des Quartiersbüros geöffnet.

(alle Fotos: Kevin Neitzel)

Fakten: 19.05. | 17 – 19 Uhr | Quartiersbüro (Bahnhofstr. 16)

Festgehalten: Entrücktes Panorama des Greifswalder „Westends“

Kevin Neitzel, der sich in den vergangenen Jahren zu einer Art fotografierenden Dokumentaristen der Stadt mauserte, veröffentlichte vorgestern ein schaurig-entrücktes Panorama Greifswalds. Ihm ist damit ein düsteres Gemälde des sogenannten Westends der Hansestadt gelungen.

Absahnen #5 Verlosung des Fleischervorstadt-Kalenders

Es weihnachtet gerade sehr und wir alle sind mehr oder weniger starken Zwängen, Weihnachtsgeschenke zu organisieren, ausgesetzt. Vielleicht hilft dieser Beitrag bei diesem Problem weiter. Im Oktober rief das Quartiersbüro der Fleischervorstadt einen Fotowettbewerb aus, dessen zwölf besten Einsendungen in Kalenderform veröffentlicht werden sollten.

greifswald Diese Kalender sind jetzt fertig und ich verlose an dieser Stelle zwei Exemplare. Was ihr tun müsst, um das weihnachtliche Komsumproblem zu lösen, ist, bis zum 22. Dezember um 12 Uhr einen Kommentar unter diesem Beitrag abzugeben und dabei eine reale Email-Adresse zu verwenden. Diese Adresse wird anderen natürlich nicht angezeigt und dient einzig dazu, euch nach der Verlosung zu kontaktieren. Ich schicke Euch die Kalender auch gerne mit der Post, wenn ihr nicht rechtzeitig in Greifswald sein könnt.

Der Kalender ist natürlich ein Muss für Lokalpatrioten und Exil-Greifswalderinnen. Über die Qualität einzelner Fotos läßt sich streiten, aber in jedem Fall liegt eine Momentaufnahme des Viertels vor, die irgendwann auch historischen Wert haben wird.

An dieser Stelle sei auch nochmal ausdrücklich die noch bis zum 23. Januar laufende Ausstellung Rückblende: Greifswald in der Wende-Zeit im Koeppenhaus empfohlen. Die Bilder sind wirklich beeindruckend und man kriegt eindrucksvoll zu spüren, wie schnell vergangene Wahrnehmungen aus dem Bewußtsein verschwinden.

(Foto: Kevin Neitzel)

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Bilder der AJZ-Gedenkveranstaltung

Dem sehr kurzfristig verbreiteten Aufruf zum Gedenken der lokalen Freiräume folgten am gestrigen Abend sehr viele Menschen. Etwa 120 Leute fanden sich an den Ruinen des Alternativen Jugendzentrums am Karl-Marx-Platz ein und harrten dort trotz des feucht-kalten Wetters knappe zwei Stunden aus.

Alte Strukturen trafen auf junge Strukturen, wie zum Beispiel die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald (M.u.S.i.K.). Die Lustprinzipler machten den gestrigen Abend mit ihren mobilen Systemen zu einem vollen Erfolg.

remember cafe quarks

Das kleine Rabauke beschallte die Feierlichkeit mit Musik von einst im AJZ/Café Quarks aufgetretenen Künstlern, während mit dem Strahlemann Fotos und Flyer an die freistehende Wand des Nachbarhauses projiziert wurden. Dabei erzeugten die Abriss-Videos eine sehr surreale Atmosphäre.

Außerdem wurden am gestrigen Abend an sieben verschiedenen Freiräumen Transparente angebracht. Wie immer freue ich mich auf die Einsendung gelungener Bilder. 

Remember AJZ/Café Quarks!