Einfach krank: Prozess gegen Marcus G. verschoben

Mehr als einhundert Personen versammelten sich heute Mittag vor dem Greifswalder Amtsgericht, um dem Prozess gegen Marcus G. beizuwohnen. Dem Neonazi wird vorgeworfen, während einer NPD-Kundgebung einen Demonstranten verletzt zu haben. Die Polizei war mit sieben großen Einsatzfahrzeugen vor Ort, auch der Staatsschutz war zugegen. Wer fehlte, war der Angeklagte, der sich kurzfristig krankschreiben ließ. Die Verhandlung wird nun verschoben.

Amtsgericht Greifswald Verhandlung gegen Marcus G.(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Ein Sprecher des Bündnisses Greifswald Nazifrei kommentierte in einer Pressemitteilung das Fernbleiben des Angeklagten. Er äußerte die Vermutung, dass „Marcus G. sehr daran interessiert ist, diesen Prozess in die Länge zu ziehen.“ Das Bündnis hofft darauf, dass möglichst bald ein neuer Verhandlungstermin angesetzt wird. Trotzdem fällt das Resümee zur heutigen Veranstaltung erstmal positiv aus: „Es ist […] begrüßenswert, dass so viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind, vor dem Gericht gegen Nazigewalt zu demonstrieren“, so ein Sprecher des Bündnisses, das sich auch für den neuen Verhandlungstermin eine solche Beteiligung und Solidarität wünscht.

Der schwerkranke Angeklagte befindet sich indes hoffentlich auf dem Weg der Genesung, um nach der Überwindung seiner Krankheit endlich vor den Richter treten zu können. Refuah Schlema!

  • Prozess gegen den rechtsradikalen Greifswalder Studenten Marcus G. kurzfristig abgesagt/verschoben (PM Greifswald Nazifrei, 16.12.2013)

Marcus G. muss vor Gericht: Prozess gegen Neonazi wegen gewalttätigem Übergriff auf dem Markt

Am nächsten Montag wird am Amtsgericht Greifswald die Verhandlung gegen den Neonazi Marcus G. stattfinden. Dem aus Berlin stammenden Studenten wird vorgeworfen, Ende Juli 2013 einen Demonstranten während einer NPD-Kundgebung verletzt zu haben. Das Bündnis Greifswald Nazifrei ruft für die Zeit der Verhandlung zu einer antifaschistischen Kundgebung vor dem Amtsgericht auf, um Solidarität mit Opfern rechter Gewalt zu demonstrieren.

Es waren regelrechte Jagdszenen, die sich am 29. Juli auf dem Greifswalder Marktplatz abspielten. Die NPD war auf „Asyltour“ und hielt auch in Greifswald, um in der Hansestadt öffentlich gegen Flüchtlinge zu hetzen. Die Scharfmacher der NPD kamen nicht allein — sie brachten knapp zwanzig, zumeist junge männliche — Neonazis mit, die sich weiträumig auf dem Marktplatz verteilten, um einen störungsfreien Ablauf der Kundgebung durchzusetzen. Unter ihnen befand sich auch Marcus G., ein Neonazi, der schon vor seinem Umzug von Berlin nach Greifswald auf eine einschlägige Szenevergangenheit zurückblicken konnte.

„Gewalt ist kein Mittel politischer Auseinandersetzung“ 

Marcus G. NPD Greifswald
Neonazi Marcus G. nach dem Angriff auf einen Antifaschisten

Trotz des martialischen Auftretens der NPD-Anhänger versammelten sich innerhalb kurzer Zeit Menschen auf dem Marktplatz, die im strömenden Regen lautstark gegen die rechtsextreme Partei protestierten. Nachdem vereinzelt Tomaten in Richtung NPD-Kundgebung geflogen waren und die Polizei die Gemüsewerfer festnehmen wollte, verloren die Neonazis die Nerven und stürmten gezielt auf einzelne Gegendemonstranten los. Während einige Neonazis einem Antifaschisten in Richtung Knopfstraße nachliefen, brach Marcus G. die Verfolgung schnell ab, wandte sich um und entschied sich, einen hinterhereilenden Demonstranten mit einem gezielten Fußtritt zu Boden zu bringen und sich anschließend rasch zu entfernen.

(Foto: Grüne Vorpommern-Greifswald)

Angriff auf Stupisten und Kommunalpolitiker

Marcus G. dementierte anschließend, überhaupt irgendjemanden angegriffen zu haben, doch die unübersichtliche Situation wurde gefilmt. Das später auf dem Fleischervorstadt-Blog veröffentlichte Video lässt Zweifel an den Darstellungen des Neonazis aufkommen, der stets darum bemüht war, den Schein der Gewaltfreiheit zu wahren. Der Geschädigte, der sowohl im Studierendenparlament (StuPa) als auch im kommunalen Ausschuss für Jugend und Soziales sitzt, soll durch den Angriff eine sehr schwere Knieverletzung davongetragen haben. Sein Anspruch auf Schadensersatz soll am Montag in einem angehängten Adhäsionsverfahren geregelt werden.

Auf der Internetseite der Nationalen Sozialisten Greifswald wird nach wie vor an dem Mythos geschraubt, dass Marcus G. ein unbescholtener Bürger sei und es „absolut keine Beweise“ dafür gäbe, dass er sich als führendes Mitglied in einer Kameradschaft verdinge. Dabei braucht es keine besondere Beobachtungsgabe, um festzustellen, dass Marcus G. inzwischen bei fast allen Aktionen und Aufmärschen von Neonazis in Mecklenburg-Vorpommern dabei ist — häufig in exponierter Rolle als Fotograf für die rechtsextremistische Internet-Plattform Mupinfo. Ob bei der Störung der universitären Gedenkveranstaltung für die Opfer der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus im Januar 2012, bei NPD-Infoständen in Greifswald oder Demonstrationen in Wolgast, Anklam, Wismar oder Demmin — G. war mit von der Partie!

Bei der NPD-Demonstration gegen das Flüchtlingsheim in Friedland am 9. November konnte man G. in einträchtiger Plauderrunde mit Hannes Welchar und Sebastian Schmidtke beobachten. Welchar, NPD-Fraktionsführer im Kreistag Mecklenburgische Seenplatte, wurde 2010 wegen Körperverletzung verurteilt; Schmidtke, der Chef des Berliner NPD-Landesverbandes, erhielt zuletzt acht Monate auf Bewährung wegen Volksverhetzung und Gewaltdarstellung. Zwei Wochen später war G. auf einer NPD-Demo in Berlin-Schöneweide, wo er sich sichtlich über ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem Umfeld der NPD Oberhavel freuen durfte.

Kundgebung vor dem Gericht: Solidarität mit Opfern rechter Gewalt

Das Bündnis Greifswald Nazifrei ruft für die Zeit der Verhandlung zu einer antifaschistischen Kundgebung vor dem Amtsgericht auf, um Solidarität mit den Opfern von rechter Gewalt zu zeigen und sich öffentlich gegen Nazis und ihre Gewalt zu positionieren. Da zu erwarten ist, dass auch Neonazis zum Prozess erscheinen werden, ruft das Bündnis außerdem dazu auf, an der öffentlichen Verhandlung teilzunehmen. Benjamin Pfeiffer, Pressesprecher des Bündnisses, hofft auf einen richterlichen Schuldspruch: „Eine Verurteilung von Marcus G, der stets behauptet hat, dass Gewalt für ihn kein Mittel der politischen Auseinandersetzung sei, wäre deshalb begrüßenswert, um die Öffentlichkeit wieder mal über den wahren Charakter der NPD und ihrer Anhänger*innen aufzuklären.“

Die Kundgebung vor dem Amtsgericht ist für die Zeit von 12 Uhr bis 16 Uhr angemeldet. Die öffentliche Verhandlung gegen Marcus G. beginnt um 13.30 Uhr.

Mehr zum Thema:

Vermummter Neonazi-Mob: NPD-Landtagsmitglied auf Wahlkampftour in der Grimmer Straße

Tino Müller NPDVor einer Woche, in der Nacht vom 14. zum 15. August, erreichte die Polizei um 01.30 Uhr ein Notruf aus der Grimmer Straße. Vor dem Haus hatten sich 15 bis 20 Personen versammelt und die Bewohner dazu aufgefordert, herauszukommen. Die Aggressoren, die der rechten Szene zugeordnet werden konnten, waren teilweise vermummt und mit Stöcken bewaffnet. Nachdem sie eine Scheibe des Hauseingangs zerstört hatten, entfernten sie sich in drei Kleintransportern, die später während einer weiträumigen Polizeifahndung kontrolliert wurden.

Wie der Nordkurier heute berichtet, bestätigten die Sicherheitsbehörden, dass sich unter den rechtsextremen Insassen der Kleintransporter mehrere NPD-Politiker befanden. So waren neben Tino Müller (stellvertretender Vorsitzender der NPD-Landtagsfraktion) auch dessen Bruder Marko (NPD-Landesvorstand), Norman Runge (Mitglied des Kreistags Mecklenburgische Seenplatte) sowie Daniel Ohm (NPD-Stadtvertreter der Stadt Usedom) unter den Verdächtigen, gegen die nun die Staatsanwaltschaft Stralsund wegen Landfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.

  • Mit dem Knüppel in den Wahlkampf? (Nordkurier, 23.08.2013)

(Foto: Kombinat Fortschritt)

Zerstörte Wahlplakate: Grüne erstatten Anzeige

Wegen der Zerstörung ihrer Wahlplakate hat nach der LINKEN nun auch die Partei Bündnis90/Die Grünen Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Der Kreisverband Vorpommern-Greifswald vermeldete heute in einer Pressemitteilung, dass in der Hansestadt seit dem 18. August mindestens 70 Plakate der Partei beschädigt oder gestohlen worden seien. Ähnlich erging es auch den übrigen demokratischen Parteien, als in der Nacht von Sonntag auf Montag zahlreiche Wahlplakate zerstört, beschmiert oder heruntergerissen wurden — allein die Werbemittel der NPD blieben von diesen Angriffen unberührt. Die Täter konnten während ihres Treibens beobachtet und erkannt werden — sie sind als Teil der  rechtsextremen Szene bekannt und in der Vergangenheit wiederholt aufgefallen.

Plakate zerstört

(Foto: Bündnis Greifswald Nazifrei)

Die Landesvorsitzende der Grünen, Claudia Müller, betont, dass es bei der Anzeige nicht vorrangig um den entstandenen Sachschaden gehe. Vielmehr wolle man demonstrieren, dass die Grünen „eine solche Verletzung des Rechts auf Meinungs- und Wahlfreiheit in unserem Land nicht hinnehmen“ würden. „Sollte sich unsere Vermutung bestätigen, dass es sich um einen gezielten Angriff auf die Wahlwerbung demokratischer Parteien in unserem Bundesland gehandelt hat, dann zeigt dies einmal mehr ganz deutlich, dass die Anhänger der NPD keinen Respekt vor der Vielfalt der Meinungen und Weltanschauungen in unserem Land haben.“

Neonazis beim Zerstören von Wahlplakaten beobachtet — nun ermittelt die Polizei

In der vergangenen Nacht haben Neonazis erneut Wahlplakate der demokratischen Parteien zerstört oder beschmiert. Die Täter wurden bei ihrem Treiben beobachtet — nun ermittelt die Polizei.

Wie das Bündnis Greifswald Nazifrei mitteilt, waren die Neonazis entlang der Wolgaster Straße und an der Europakreuzung aktiv und zerstörten in der Nacht von Sonntag auf Montag zahlreiche Plakate der LINKEN, der Grünen, der Piratenpartei, der SPD, der FDP sowie der CDU. Die großen und teuren Stellwände wurden mit Parolen und NPD-Aufklebern beschmiert, die aufgehangenen Plakate wurden zumeist heruntergerissen und zerstört. Allein die Werbemittel der NPD blieben unangetastet und hängen jetzt insbesondere im Ostseeviertel häufig als einzig verbliebene Wahlwerbung an den Laternenmasten.

Die LINKE kündigte bereits an, Strafanzeige wegen Sachbeschädigung stellen zu wollen. Cornelia Schulze, Pressesprecherin von Greifswald Nazifrei, hofft, dass auch die anderen Parteien Anzeigen stellen und die polizeilichen Ermittlungen erfolgreich verlaufen werden. Für diese Hoffnung gibt es einen guten Grund, denn die Neonazis — zwei Männer und eine Frau — wurden von mehreren Augenzeugen bei ihrer Tat beobachtet. Die beiden Männer, die bereits in der Vergangenheit durch rechtsradikale Taten auffielen, gelten als stadtbekannte Neonazis. Die Beschmierung auf einem CDU-Plakat wurde mit ANG, einem Kürzel, das für Autonome Nationalisten Greifswald stehen soll, unterschrieben. Diese Gruppierung dürfte sehr eng — vielleicht sogar bis zur personellen Überlappung — mit den Nationalen Sozialisten Greifswald (NSG) verbunden sein. Beide Gruppen werden im aktuellen Verfassungsschutzbericht 2012 erwähnt.

In Verbindung mit ihrem Kürzel verwendeten die Autonomen Nationalisten Greifswald das Wort „Mauermörder“, wie es seit gestern Nacht auf einem Plakat der LINKEN zu lesen ist, schon einmal im März 2012. Damals besprühten sie den Hauseingang der Landtagsabgeordneten Mignon Schwenke (DIE LINKE) mit einer deutlichen Drohung („Mauermörder-Linkspartei! Schwenke, wir kriegen dich!“). Auch diese Tat fand Eingang in den Verfassungsschutzbericht 2012.

CDU Plakat beschmiert

Es bleibt zu befürchten, dass der Bundestagswahlkampf für die Neonazis noch lange nicht vorbei ist. Schon in der vergangenen Woche, als die NPD ihre Plakate in Greifswald anbrachte, wurde Wahlwerbung demokratischer Parteien zerstört oder beschmiert. In derselben Nacht sahen sich auch Anwohner der Grimmer Straße 2 genötigt, die Polizei zu rufen, nachdem sich etwa 15 bis 20 vermummte und zum Teil bewaffnete Neonazis auf der Straße versammelten und die Bewohner dazu aufforderten, ihr Haus zu verlassen.

Drohkulisse und Sammelwahn: Die NPD startet in den Wahlkampf

Das Werben um die meisten Stimmen bei der bevorstehenden Bundestagswahl hat natürlich nicht erst vor wenigen Tagen begonnen, jedoch ist inzwischen auch in Greifswald kaum mehr zu übersehen, dass der Wahlkampf an Fahrt aufnimmt: Laternen werden von Plakaten mit zweifelhaftem Inhalt geschmückt, ab und zu guckt ein Politpromi vorbei und nachts fahren Neonazis durch die Straßen und bringen ihre Wahlwerbung an die Masten. Der sich regelmäßig wiederholende Wahlkrampf kann in seiner jetzigen Phase durchaus auf diese Vereinfachung reduziert werden.

Bewaffnete Neonazis bedrohen Hausbesitzer

Überhaupt mag die Nörgelei darüber, wie die Parteien um die Gunst ihrer Wähler buhlen, seit Wochen nicht abbrechen. In den Feuilletons wird nimmermüde gepredigt, dass die deutsche Bevölkerung den Wahlkampf abkriegen würde, den sie verdiene. Das klingt erstmal einleuchtend, nur bleibt dieser Satz eine Antwort auf die Frage schuldig, womit man so einen 15-20 Personen zählenden Neonazi-Mob verdient hat, wie er gestern Nacht mit Kleintransportern durch Greifswald fuhr und Plakate der NPD aufgehängte. Dabei wurden auch die Werbemittel der demokratischen Parteien in Mitleidenschaft gezogen, die mit Aufklebern überklebt und zum Teil auch entfernt worden sein sollen. Über Twitter wurde zur Umsicht gewarnt, Neonazis würden in Fahrzeugen patrouillieren.

Die Polizei teilt heute mit, dass sie um 01.30 Uhr in die Grimmer Straße gerufen wurde. Vor dem Haus mit seiner bunten Fassade sollen sich 15-20 Personen — teilweise vermummt und mit Stöcken bewaffnet — versammelt haben, die die Bewohner dazu aufforderten, herauszukommen. Nachdem die Aggressoren, die der rechten Szene zugeordnet wurden, die Scheibe der Hauseingangstür zerstört haben, fuhren sie in drei Kleintransportern davon. In weiträumiger Fahndung hielten Polizisten Fahrzeuge an, die den Beschreibungen von Zeugen entsprochen haben sollen. Dabei wurden die Identitäten der Verdächtigen, gegen die jetzt wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung ermittelt wird, festgestellt.

Hipster Antifa Greifswald animiert zum Sammelwahn

Die Hipster Antifa Greifswald ihrerseits macht etwas aus diesem traurigen Wahlkampf und ruft mit dem „Sammelwahn“ ein altbekanntes Spiel in Erinnerung, bei dem es darum geht, bis zur Wahl möglichst viele Plakate und Aufkleber der NPD aus dem Verkehr zu ziehen.

Nachdem in der vergangenen Nacht viele NPD-Plakate wieder so schnell verschwunden sind, wie sie angebracht wurden, ist anzunehmen, dass sich die hippen Antifaschistinnen einen nicht unerheblichen Startvorteil gesichert haben — ihr bei Facebook veröffentlichtes Foto der bisherigen Ausbeute zeigt, dass sie beim gegenwärtigen Punktsystem (ein Nazi Sticker = ein Punkt, ein Nazi Plakat = 5 Punkte, 1 Nazi Sticker überklebt = 2 Punkte) schon gut vorgelegt haben. Wer da noch mitziehen möchte, sollte sich jetzt sputen — am Hansering und den Ausfallstraßen der Stadt gibt es noch ein paar Punkte zu holen!