Polizei in Greifswald mit Brandsätzen angegriffen

Es ist noch nicht lange her, dass ich mich hier über einen HipHop-Text amüsierte, der die Plattenbauviertel in Schönwalde gangsterhaft zwischen Jugendkriminalität, Drogenmissbrauch und Gewalt verortete. Einer aktuellen Pressemitteilung der Polizei zufolge wirkt Rohlexxx‘ Text beinahe prophetisch.

Eine zweiköpfige Funkstreifenbesatzung des Polizeireviers Greifswald ist am Sonntag, kurz vor 23:30 Uhr, in der Makarenkostraße von zwei dunkel bekleideten und vermummten Personen angegriffen worden. Die Täter konnten in Richtung des Ernst-Thälmann-Ringes unerkannt entkommen.

molotowDie Täter warfen drei Molotowcocktails in Richtung des Funkstreifenwagens, sie verfehlten jedoch ihr Ziel. Zwei der drei Brandsätze zerschellten auf der Straße und brannten dort aus. Der dritte Brandsatz konnte sichergestellt werden. Die Polizeibeamten blieben unverletzt.

Die Polizei ist aufgrund eines kurz zuvor eingegangenen Notrufes in die Makarenkostraße geeilt. Dem unbekannten Anrufer nach, der aus einer Telefonzelle in der Makarenkostraße angerufen hatte, soll eine Frau von mehreren Personen belästigt worden sein. Die Polizei geht davon aus, dass mit dem Notruf die Funkstreife gezielt in die Makarenkostraße gelockt werden sollte.

RCDS-Sicherheitsexperte Franz Küntzel orakel über IKUWO-Racheaktion „Polizei in Greifswald mit Brandsätzen angegriffen“ weiterlesen

Gegen die Polizei antwittern

Erst vor wenigen Tagen wies ich auf den Unterhaltungswert von Pressemitteilungen der Polizeidirektion Anklam hin. Heute gibt es neuen Stoff für Heiterkeit und damit meine ich nicht den Greifswalder Hotelgast, der heute früh von zwei Personen in seinem Zimmer überfallen, beraubt und gewürgt wurde, sondern die Mitteilung über einen fliehenden und später gestellten Radfahrer mit einer größeren Menge Haschisch im Rucksack:

Greifswald / Filmreife Flucht nützte nichts – Regie hätte es nicht besser hinbekommen

Eine filmreife Flucht hat Donnerstagabend ein in Greifswald wohnhafter junger Mann hingelegt, als er gegen 18:30 Uhr auf eine stationäre Fahrradkontrolle der Beamten in der Anklamer Straße traf und schleunigst abbog. Ein Regisseur hätte wohl seine ware [sic!] Freude über das gehabt, was dann ablief: Ein Polizist trat ebenfalls in die Pedalen eines Dienstfahrrades und folgte dem Flüchtenden gleich über mehrere Straßen, u. a. die Breitscheid-, Blum- und Stelling Straße. Ein zweiter Kollege des Sachgebietes operative Maßnahmen folgte zu Fuß und übernahm den zweiten Teil, als der Flüchtende über mehrere hundert Meter versuchte, über Hinterhöfe, Hecken und Zäune zu entkommen. Genützt hat es ihm nichts. Schnell wurde klar, warum es der Radfahrer „so eilig“ hatte. In seinem Rucksack fanden sich nicht nur 2 390 Euro Bargeld, sondern auch noch 246 Gramm Haschisch. Sagen wollte er dazu nichts, auch nicht zu der Tatsache, dass sein Rad in Fahndung stand. Die Antworten will der 26Jährige (Migrationshintergrund Russland) einem Anwalt überlassen. Die Polizei hegt hingegen den begründeten Verdacht, dass hier ein Dealer aufgeflogen ist. Bei den durchgeführten Kontrollen am Donnerstag wurden insgesamt fünf Radfahrer festgestellt, deren Räder in Fahndung standen. Ein Radfahrer führte zudem eine geringe Menge an Rauschgift mit.

Die Polizeikontrollen in der Anklamer Straße sorgen für anhaltenden Unmut unter den Legionen Greifswalder Radfahrer.

MODERNE WEGELAGERER PROFITIEREN VON SCHLECHTEN RADWEGEN

polizeikontrolle

Die Beamten werden inzwischen als Wegelagerer betitelt, ihre überflüssigen Kontrollen, die letztendlich von den schlechten Zuständen der Greifswalder Fahrradwege profitieren, werden mit Wegelagerei verglichen. Kein Wunder, sollen die Delinquenten doch satte 15€ Strafe zahlen. Diese offensichtliche Ungerechtigkeit spornt zu zivilem Ungehorsam an und über den Informationsdienst Twitter werden immer öfter Hinweise verbreitet, die sich vor den an Autofahrern adressierten Blitzerwarnungen im Radio nicht verstecken müssen.

Dank der retweet-Funktion können diese Information eine massenhafte und unmittelbare Verbreitung erfahren und etliche vor einem Bußgeld bewahren.

TWITTERN ALS ZIVILER UNGEHORSAM

twitter

Hätte der Haschischbesitzer doch bloß die richtigen Twitter-Kontakte gehabt, er würde jetzt ruhiger schlafen können. Exemplarisch seien bei dieser Gelegenheit drei tweets zitiert:

  • die Wegelagerer (Polizei) steht jetzt an der Europakreutzung Anklamerstr. und zieht wieder Fahrradfahrende Menschen raus
  • RT @daburna: Fahrradkontrolle Pappellallee Ecke Freizeitbad. Polizei hinterm Busch.
  • RT @Reesella: Polizei zockt mal wieder 15€ ab. Jeder der die Anklamer Str. Richtung Innenstadt auf der linken Seite fährt!@europakreuzg

Auch der Fleischervorstadt-Blog twittert inzwischen, das Empfangen dieser Kurznachrichten lässt sich hier organisieren.

Bildungsstau auf der Europakreuzung — Nachlese

Nach der gestrigen Protestaktion auf der Europakreuzung sind inzwischen noch mehr Berichte, Fotos und Videobeiträge veröffentlicht worden, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte.

Moritz TV hat in ungewohnter Schnelligkeit einen Kurzbeitrag produziert. Die seit dem letzten Irakkrieg formelhaft gebrauchte Bezeichnung des embedded journalism bekommt hier einen ganz neuen Klang. Der Vergleich ist natürlich Unsinn, aber die mediale Begleitung des Protestes war wirklich lobenswert.

Am informativsten ist die gestrige punktUm-Sendung von Greifswald TV gewesen. Das Wirken der Polizeibeamten erscheint hier in einer erheiternden Mischung aus Hilflosigkeit und Provinzialität.

Das Hupkonzert der zum Stillstand genötigten Verkehrsteilnehmer und die rege Beteiligung an der Aktion lassen sich mit diesem Kameraschwenk gut nachvollziehen. Dabei fällt die gute Bildqualität auf, die sich von der vieler anderen privaten Videoaufnahmen des Bildungsstaus abhebt.

Unterdessen weist Blogger-Kollege daburna darauf hin, dass die Polizei inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen die zwischenzeitlich festgenommene Studentin eingeleitet hat. „Bildungsstau auf der Europakreuzung — Nachlese“ weiterlesen

Bildungsstau auf der Europakreuzung

Um 13:13 Uhr fand heute Mittag um 13:13 Uhr eine Smartmob-Aktion unter dem Titel Bildungsstau statt. Diese Protestform wurde im Vorfeld wesentlich offener beworben. Der Internetdienst Twitter spielte hierbei eine große Rolle.

Über die Plattform wurden auch unmittelbar nach der Aktion die ersten Informationen und Bilder versandt. An der Europakreuzung sollen sich nach Schätzungen Sebastian Jabbuschs 300 bis 400 Leute versammelt und  für 20 Minuten den Verkehr aufgehalten haben. Ob damit nicht die Adressaten des Protestes vertauscht wurden, sei dahingestellt, aber gerade nach der eher kläglichen Bewohnung des Audimax war das ein ermutigendes Signal.

Um so eine Masse zu beherrschen bzw. zu räumen, braucht es viele Polizisten. Diese gingen bei anfänglichen Räumungen nicht immer höflich mit den Protestierenden um, wie ein unmittelbar nach der Demonstration veröffentlichtes Video offenbarte.

Spektakulärer Stunt unter Drogeneinfluss

Die Polizeidirektion Anklam veröffentlichte heute eine der spektakulärsten Pressemitteilungen seit Wochen. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, regelmäßig die kurzen Berichte zu lesen, und festgestellt, dass die trockene Art mancher Texte einer gewissen Humoristik nicht entbehrt.

Heute wurde über einen Unfall berichtet, der sich in den Morgenstunden des vergangenen Sonnabends zugetragen hat. Ein junger Mann fuhr durch eine Baustelle und vollführte unter dem Einfluss verschiedener Rauschmittel einen spektakulären Stunt, bei dem er sich  schwer verletzte.

Sein gemietetes Gefährt ging in Flammen auf und brannte aus. Der Unfallfahrer gab gegenüber den Beamten zu verstehen, es sei „ein Abenteuer, ohne Führerschein und unter Alkohol zu fahren.“

„Die Feuerwehr und Polizei traf am Samstagmorgen, kurz nach 06:30 Uhr, auf der Baustelle an der B 105 bei Mesekenhagen ein. Da lag doch tatsächlich ein fast neuer Opel Astra brennend in einer vier Meter tiefen Baugrube. Vom Fahrer und der Fahrbahn keine Spur, denn die endete ca. 17 m davor mit einem 1 m hohen Sandberg. „Spektakulärer Stunt unter Drogeneinfluss“ weiterlesen

Berichterstattung über den Angriff auf das IKUWO

Die Ostsee Zeitung hat auch heute nicht eine Zeile zu den unerhörten Vorfällen des Wochenendes verloren. Das ist höchst bedauerlich, aber vermutlich gibt es derzeit einfach keinen Platz im Lokalblatt. Nebenbei bemerkt ist heute bereits der dritte Beitrag über das von Arik Platzek enthüllte Schicksal der eingepferchten Hündin Ira zu lesen. Alles eine Sache der Prioritäten.

Der webMoritz hat seinerseits bei der Polizei angerufen und sieht die bereits am Sonntag in einem Artikel veröffentlichten Schilderungen als bestätigt:

polizeiAuf Nachfrage bestätigte die Polizeiinspektion Greifswald die beschriebenen Geschehnisse. Gegen den Besitzer des Schlagrings werde nun wegen Verstoß gegen das Waffengesetz ermittelt. Derweil wurde in den Kommentaren der Ruf nach einer Stellungnahme der Burschenschaft Markomannia lauter – diese erreichte uns vor Kurzem.

Darauf folgt die Distanzierung der Markomannia von den Vorkommnissen des Wochenendes, die eine Nichtbeteiligung von Markomannen an der Tat herausstellt.

*Update 14 Uhr*

Gerade von der OZ via Twitter veröffentlicht:

Alle wollen lesen, wie geht’s weiter mit dem ärmsten Hund Greifswalds: http://tinyurl.com/yhfefuo Wir bleiben dran!

Scham. Schande. Scham. Schande!