Heile Welt in Gefahr? RCDS enttarnt antidemokratische Tendenzen bei der Hedonistischen Internationalen

Schweissperlen werden sich unaufhaltsam ihren Weg über Thorben Vierkants Gesicht gebahnt haben, als der Vorsitzende des Greifswalder RCDS am vergangenen Freitag mit wutrotem Kopf an seiner Pressemitteilung feilte, immerhin schon die vierte in diesem Jahr.

„MEHR RESPEKT VOR DER DEMOKRATIE“ 

thorben vierkant hedonistVierkant hatte allen Grund, sich zu ärgern, denn am letzten Dienstag musste er auf dem webMoritz lesen, dass Gegnerinnen des umstrittenen Namenspatrons Arndt eine inoffizielle Umbenennungsfeier veranstalteten. Ein Aktionskommando der vom Verfassungsschutz unbeobachteten Untergrundorganisation H.i.G.H. (Hedonismus inna Greifswalder Hochschule) führte in der Nacht von Montag auf Dienstag eine symbolische Namensdepatronisierung der Universität durch und köpfte zum 555. Geburtstag der Hochschule eine Flasche Sekt (der Fleischervorstadt-Blog berichtete).

Das war zuviel für den einstigen Aktivpfosten der Pro-Arndt-AG, der sich 2009 ganz dem ausgebrochenen Namensstreit verschrieb. Das war das Salz in seiner Wunde, das rüttelte und zerrte an den unverheilten Narben der Vergangenheit und thorbend vor Wut forderte der RCDS-Vorsitzende die ihm unbekannten Hedonistinnen auf, „in der Zukunft bei ihren Aktionen mehr Respekt vor der Demokratie zu haben“.

(Originalfoto: webMoritz)

MIT DER GLOCKE IN DER HAND FÜR EIN FREIES VATERLAND! 

Um sich Vierkant als einst weiches Kind vorzustellen, bedarf es nicht viel Phantasie. Heute ist er bei der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald gelandet und ficht seine Probleme mit dem Glockenschläger aus, einer bei Mensuren verwendeten Hiebwaffe, mit der bei einer der drei Pflichtpartien auch seine feinen Gesichtszüge zu einem schmissigen Gesamtkunstwerk umgestaltet werden könnten.

rcds poster Dabei sei nur am Rande angeschnitten, dass diese Verbindung nach wie vor Mitglied im Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) ist, dessen letztes mediales Aufsehen im Sommer 2011 durch zwei (nicht angenommene bzw. eingereichte) Anträge der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn ausgelöst wurde. Einer dieser Anträge sah vor, dass nur noch Deutschstämmige Mitglied werden können sollten, der andere sollte den Ausschluss eines Studenten mit chinesischen Wurzeln vorantreiben.

Die vierkantige Pressemitteilung verhallte übrigens ungedruckt und völlig wirkungslos. Lediglich RCDS-Kumpan Johannes Radtke gönnte der virtuellen Papiertigerkatze noch einen Retweet beim Microblogging-Dienst Twitter, aber das war es dann auch schon mit dem Projekt Zukunft. Es sind noch ungefähr neun Wochen bis zum Jahresende. In Anbetracht der diesjährigen Publikationsfrequenz darf man sich also noch auf voraussichtlich einen weiteren RCDS-Text freuen. Bis dahin bleiben friedliche Versammlungen hoffentlich noch immer eine demokratische Leibesübung und der universitäre Namenspatron Ernst-Moritz-Arndt weiterhin diskutabel.

Falsch verbunden? Antrag auf Beratungsangebot für Korporierte

Am Dienstag tagt das Greifswalder StuPa und wird unter anderem einen Antrag diskutieren müssen, der auf die Einrichtung eines Beratungstelefons für vorwiegend ausstiegswillige Burschenschafter abzielt. Die Hotline soll in enger Kooperation zwischen dem AStA und der psychologischen Beratung des Greifswalder Studentenwerks angeboten werden.

Im Antragstext wird auf die oft unsagbar günstigen Mietkosten hingewiesen, die einige Verbindungen zum „moralischen Preis“ einer längerfristigen Abhängigkeit und Verbundenhkeit offerieren.

burschenschafter hotline

(Abbildung: AStA Göttingen)

Oft werden dabei patriarchalische Gesellschaftsbilder dargestellt. Strenge hierarchische Strukturen, elitäre Anforderungen und überholte Frauenbilder engen die freie Gestaltungskraft eines Studenten in seiner universitären Entwicklungsphase ein. Alkoholismus und Rituale der Unterordnung können massive Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen. Die verfasste Studierendenschaft sollte Angebote schaffen, die es potenziellen Aussteigern ermöglicht sich von zwanghaften Gemeinschaftsgefühl und Lebensbund zu lösen.

Wenig Bedarf, fast keine Kosten

Vorbild für den Antrag ist der AStA Göttingen, der schon vor 18 Monaten ein telefonisches Beratungsangebot dieser Art einrichtete. Dadurch seien in Göttingen weder zusätzliche Kosten entstanden noch würden die dortigen AStA-Referentinnen durch die Hotline überlastet, denn die Beratung würde von Mitgliedern der politischen Hochschulgruppen geleistet werden, wie Stupist Eric Makswitat in seinem Blog festhält.

studentenverbindungen street artGeht es nach den sechs Antragsstellern, so beginnt die Hotline mit einer wöchentlichen Telefonstunde.  Wer die Schärpe an den Nagel hängen will, erhält dort Kontakt zu rechtlichen und sozialen Beratungen in Sachen Ausstiegs und Bedrohung, bei der Bewältigung einer Alkohlabhängigkeit sowie zu Krisenintervention.

In Göttingen soll es mehr als 50 Burschenschaften, Corps und Verbindungen geben und damit mehr als doppelt so viele wie in Greifswald. Die Resonanz auf die Hotline soll dort anfangs sehr gut gewesen sein; mittlweile hat sich aber die Zahl der Telefongespräche auf 3-4 pro Tag beruhigt. In Greifswald wird der Beratungshunger kaum größer sein, weswegen die für heute Abend zu erwartende Debattenzeit wohl kaum in angemessener Relation zur Reichweite des Diskussionsgegenstands stehen wird.

Gespannt sein darf man aber schon jetzt auf die Redebeiträge des Stupisten Alexander Wilhelm Schmidt, der als Doppelaussteiger nicht nur die sächsischen Republikaner, sondern auch eine Greifswalder Turnerschaft hinter sich gelassen haben soll.

(Foto: daklebtwas, CC BY-NC 2.0)

Unprätentiöses Uni-Jubiläum: Hedonisten feierten trotzdem

Stell‘ dir vor, jemand aus deiner Familie wird 555 und niemand gratuliert! So ähnlich verlief gestern das Jubiläum der Universität Greifswald.

Die Universitätsleitung zog die Feierlichkeiten des Jubiläums auf den 8. Oktober vor und feierte in bescheidenem Rahmen den Tag der Wissenschaft. Elf Tage später wollte aber niemand mehr an den Uni-Geburtstag denken. Die Öffentlichkeitsarbeiter der Hochschule informierten gestern weder über Twitter noch mit einer klassischen Pressemitteilung über den 555. Auch die Ostsee-Zeitung widmete sich nicht diesem Thema, so dass Blogger daburna gestern der einzige öffentlich wahrnehmbare Gratulant war.

„Arndt vom Sockel fegen!“ (H.I.G.H.)

Erst in den späten Stunden der Nacht versammelte sich eine Gruppe von etwa 20 Personen, die den runden Geburtstag zum Anlass nahm, der Universität ihren neutralen Namen zurückzugeben:

„Wir finden es unerträglich, dass die ehrwürdige Alma Mater Gryphiswaldensis weiterhin durch den Namen des Rassisten Ernst Moritz Arndt besudelt wird, welcher von den Nationalsozialisten als Vordenker betrachtet wurde und deswegen 1933 von Hermann Göring zum Namenspatron ernannt wurde. Entnazifizierung des Uninamens selber machen!“

Trotz Dunkelheit konnten einige Beteiligte erkannt und als Funktionäre der im universitären Untergrund operierenden Gruppierung H.I.G.H. (Hedonisten inna Greifswalder Hochschule) identifiziert werden. Mit Sprechchören wie Für die Uni, für das Leben — Arndt von seinem Sockel fegen, Wir haben Euch gewarnt — wir haben keinen Bock auf Arndt oder Mit der EMAU ist jetzt Schluss — gebt dem Arndt den Gnadenschuss, artikulierten die Überraschungsgäste ihren Unmut darüber, dass auch 18 Monate nach der Senatsentscheidung nicht mit einer kritischen Aufarbeitung des universitären Namenspatrons begonnen wurde.

„Die Tiere sind unruhig“ – Von Greenhorns und Flamingos: Erstsemesterschwemme im Herbstregen

Eine Kolumne von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vierJedes Semester der gleiche Spaß: die Neuen kommen! Rund 2250 Alma-Mater-Newbies hat es zum Herbstbeginn in die Stadt und in ihr neues Leben als Studierende verschlagen. Wie aufgepäppelte Kitze staksen sie, etwas orientierungslos, durch die anfänglichen Wirren des Unialltags. Wo ist Hörsaal haumichtot, wann hat Prof. Dunnebier Sprechstunde, was ist ein HIS und ein WULV, was hat es mit diesem Moodle-Salat auf sich und wann kann ich endlich wieder auf Wochenendurlaub nach Hause?

Manchen Neuankömmling erschlägt die Überschaubarkeit der Stadt anfangs nämlich geradezu; ein Hangeln von Wochenende zu Wochenende ist die Folge. In den Regionalbahnen versammelt sich so allwochenendlich eine muntere Schar aus jungen Bildungspendlern, geselligen Landprolls und Bundis im Delirium.

PARTYS, POINTS UND PROPELLERMÜTZE

Der klassische Ersti stolpert mit entzückender Schleckeis-Niedlichkeit durch die ersten Wochen von Hörsaal zu Hörsaal in freier Wildbahn. Endlich flügge, endlich eine eigene Wohnung, ist das auuufregend alles, und ach, es gibt so viel zu erleben! „„Die Tiere sind unruhig“ – Von Greenhorns und Flamingos: Erstsemesterschwemme im Herbstregen“ weiterlesen

Abschlusspräsentationen des CDFI #6

Es ist endlich wieder soweit: In der kommenden Woche beginnen die halbjährlich über die Stadt hereinbrechenden Examensausstellungen der Lehramtsstudierenden am Caspar-David-Friedrich-Institut.

REMEMBER THE GOOD ROOMS

Mit Klaus Lorenz, Diana Kühn, Annika Thurow, Dana Zabel, Carolie Hänisch, Theda Schillmöller, Linda Perthen, Sonja Graedler, Kristin Ramson und Franziska Harnisch stellen insgesamt 10 Studierende aus und präsentieren sich so geschlossen, wie man es lange nicht mehr erleben durfte. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die gemeinschaftliche Werbung.

cdfi programm

Der Arbeitstitel, unter dem alle Präsentationen zusammengerückt werden, lautet Good Rooms. Es sind die guten alten Räume, die mit den Ausstellungen bespielt werden, wie zum Beispiel die Medienwerkstatt, das Caspar, die Nexö-Passage oder das Internationale Begegnungszentrum Felix Hausdorff. Neue Orte sind kaum dabei, abgesehen von art-cube und der Kulturbar.

Die Examensausstellungen sind für Lehramtsstudierende obligatorisch. In ihren Ausstellungen müssen sie Arbeiten aus fünf verschiedenen Bereichen zeigen.

DIE TERMINE IM ÜBERBLICK

Zur Übersicht sind an dieser Stelle nochmal alle Termine und Uhrzeiten aufgeführt.

Montag, 10.10.

Klaus Lorenz: fragmenta

  • Vernissage: 16 Uhr, Malsaal CDFI (Bahnhofstr. 46-47)
  • Öffnungszeiten: 10.10. 16-18 Uhr

Diana Kühn: distances

  • Vernissage: 18 Uhr, Nexö-Passage (Bleichstr. 16)
  • Öffnungszeiten: 11.-12.10. 14-17 Uhr

Annika Thurow: Mohntage

  • Vernissage: 18 Uhr, Nexö-Passage (Bleichstr. 16)
  • Öffnungszeiten: 11.-12.10. 16-19 Uhr

Dana Zabel: out.look

  • Vernissage: 18 Uhr, Medienwerkstatt (Bahnhofstr. 50)
  • Öffnungszeiten: 11.-14.10. 14-18 Uhr

Dienstag, 11.10.

Carolie Hänisch: sottosopra

  • Vernissage: 19 Uhr, Café Caspar (Fischstr. 11)
  • Öffnungszeiten: 13.-14.10. 16-18 Uhr

Theda Schillmöller: schönort

  • Vernissage: 20 Uhr, Kulturbar (Lange Str. 93)
  • Öffnungszeiten: 12.-15.10. 18-21 Uhr

Mittwoch, 12.10.

Linda Perthen: strangeland

  • Vernissage: 20 Uhr, art-cube (Lange Str. 20)
  • Öffnungszeiten: 13.-16.10. 14-20 Uhr

Donnerstag, 13.10.

Sonja Graedler: ExAusNew

  • Vernissage: 20 Uhr, Atelier (Makarenkostr. 22)
  • Öffnungszeiten: 14.-17.10. 14-20 Uhr

Freitag, 14.10.

Kristin Ramson: form.verpackung

  • Vernissage: 19 Uhr, IBZ Felix Hausdorff (Bahnhofstr. 2-3)
  • Öffnungszeiten: 15.-16.10. 10-12 Uhr

Donnerstag, 20.10.

Franziska Harnisch: gefundstückt

  • Vernissage: 19 Uhr, Kulturbar (Lange Str. 93)
  • Öffnungszeiten: 20.-25.10. 18-21 Uhr

Der übersichtliche Gemeinschaftsflyer kann auch als pdf-Dokument heruntergeladen werden.

Sondermeldestelle für Studierende eingerichtet, jetzt ummelden!

Die Greifswalder Stadtverwaltung bemüht sich zum Beginn des Wintersemesters darum, dass möglichst viele Neuankömmlinge ihren Hauptwohnsitz in die Hansestadt verlegen und prämiert diese Entscheidung seit einigen Jahren mit einer einmaligen Zahlung von 150 Euro. Bis zum 14. Oktober befindet sich deswegen eine vorübergehend eingerichtete Außenstelle des Einwohnermeldeamts im Rathaus. Der weite Weg in die Spiegelsdorfer Wende ist dieser Tage also vermeidbar.

greifswald markplatz(Fotoausschnitt: Kevin Neitzel)

Zur Abwicklung dieses bürokratischen Akts sind ein gültiges Personaldokument und eine Studienbescheinigung, Immatrikulation oder ein Ausbildungsvertrag vorzulegen  — das Geld gibt es als Scheck unmittelbar vor Ort. Der Antrag auf Umzugsbeihilfe kann schon zuhause ausgefüllt werden. Mit der Unterzeichnung des Formulars bestätigt man unter anderem, dass man seinen Hauptwohnsitz bis zum Ende des Jahres in Greifswald behalten wird.

Die Stadtverwaltung hat für diese Umzugshilfe im laufenden Jahr 275.000 Euro eingeplant, von denen bislang 73.000 Euro abgerufen wurden. Es wurden also über 480 Ummeldungen erreicht. Die Prämie wird nicht nur an Erstsemester gezahlt, sondern an alle, die ihren Hauptwohnsitz nach Greifswald verlegen. Wer sich also mit geringem zeitlichen Aufwand einem warmen Geldregen aussetzen und gleichzeitig der Stadt etwas Gutes tun will, ist hier an der richtigen Adresse.

Die temporäre Meldestelle ist täglich von 8.30 bis 12 Uhr und von 13 bis 16.30 Uhr (außer freitags) geöffnet.