Luxuswohnen: Ein Penthouse für die Fleischervorstadt!

Wenn es nach der Immobilen-Firma Global Management Glavac geht, entsteht noch in diesem Jahr das vermutlich größte Haus in der Gützkower Straße. Nicht weniger als fünf Geschosse sollen auf der Freifläche Ecke Neunmorgenstraße aus dem Boden wachsen. Derzeit wird dieses Arreal als Parkplatz genutzt.

guetzkower strasse

ARCHITEKTONISCHE AKZENTE UND EIN DACHTERRASSE ZUM SCHNÄPPCHENPREIS

Die verantwortliche Architekten Milica Cacsiran-Glavac erklärte Mitte März gegenüber der Ostsee-Zeitung, an die Kreuzung „architektonische Akzente“ setzen zu wollen. Diese Drohung ist ernst zu nehmen, denn die wortsinnliche Krönung des barrierefreien Neubaus ist ein Penthouse mit umlaufender Dachterrasse. Wer sich dieses Sahnehäubchen zum Freundschaftspreis von 340.000 Euro kaufen will, sollte sich beeilen, denn die Vermarktung der Wohnungen hat bereits begonnen. Wem das zuviel Geld ist, dem bleiben noch die anderen neun 3-5-Raum Wohnungen, die bereits ab ca. 150.000 Euro angeboten werden.

Der Antrag für den Bau ist bereits eingereicht und die Baurbeiten sollen Mitte des Jahres beginnen und im Frühjahr 2013 fertiggestellt werden. Das Unternehmen will 1,7 Millionen Euro in das Objekt investieren. In einem nie enden wollenden Werbevideo werden derweil schon mal die architektonischen Akzente des Baus vorgestellt. Schöner wohnen in der Fleischervorstadt!

Luxuswohndepot Vulkanstraße fast fertiggestellt

Ich heiße Einheitsarchitekt. Du kannst auch Blödmann
zu mir sagen. Stimmt, wenn alles in einanderpasst,
hat es bald nichts mehr zu bedeuten. 

Vor fast genau 14 Monaten wurde der Plattenbau abgerissen, in dem einst das WBS 70 residierte. Das Grundstück lag nicht lange brach und alsbald begannen die Bauarbeiten für einen weiteren gestalterischen Geniestreich des Architekten Eckehard Bürger, dessen Webseite ähnlich originell gestaltet ist wie seine Entwürfe. Dieser hätte den Wohnklotz gerne mit sechs statt der nur genehmigten vier Geschosse entworfen, um mit viel Glas „Akzente zu setzen“, wie die Ostsee-Zeitung im November 2011 berichtete.

Die Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden

Damals sollen bereits 60 Prozent der Wohnungen verkauft worden sein und für weitere 30 Prozent habe es bereits Reservierungen gegeben. Die „Eltern von Studenten seien sehr gute Kunden“ und die müssen einigermaßen tief in die Taschen greifen, wenn sie ihren Kindern eine Wohnung kaufen oder zumindest mieten wollen.

So beläuft sich die monatliche Warmmiete für eins der 40m²-Appartements auf nicht weniger als 520 Euro, dazu kommen noch Stromkosten und bei Bedarf 25 Euro für den PKW-Stellplatz. Außerdem werden 800 Euro Kaution und eine „Vermittlungsgebühr“ in Höhe einer Warmmiete (+ MwSt.) — also in diesem Beispiel nochmal 618,80 Euro — fällig.

Wohnsilo mit Einbauschrank für unter 600 Euro

Insgesamt sind also 1418,80 Euro für Provision und Kaution zu bezahlen, ehe man in den Genuss der monatlichen Mietbelastung von knapp 600 Euro (mit Parkplatz) gelangt. Dafür gibt es dann aber auch einen behaglichen Platz im Wohnsilo mit Aufzug, Fußbodenheizung, Einbauschrank und TV-Flat.

Wer in Bürgers Klötzchenwelt eintauchen möchte, muss sich nur den anderen buntbalkonierten Zweckbau in der Brinkstraße neben dem Netto-Discounter ansehen, darf anschließend sorgenvoll die Stirn in Falten legen und die an anderer Stelle auf dem Fleischervorstadt-Blog hinterlegten, sentimentalen Bilder vom WBS 70 begutachten.

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*aus Blumfeld „Eine eigene Geschichte“

Lass dich nicht keilen! Das Corps Borussia und die Greifswalder Wohnungsnot

Der Start ins neue Semester ist nicht nur für die Neuankömmlinge anstrengend, die sich um die Organisation des bevorstehenden Studiums, die Beschaffung einer Bleibe und den Neuaufbau eines sozialen Umfelds kümmern müssen. Kräftezehrend ist diese Zeit auch für jene Menschen, die hier schon länger verweilen und für die in dieser Zeit die Jagdsaison anbricht.

KORPORIERTE ROTTEN UND FRISCHLINGE OHNE ORIENTIERUNG

Fast allen geht es darum, die Frischlinge für sich und das eigene Rudel zu gewinnen. Brünftige Platzhirsche streifen auf der Suche nach zwischenmenschlichen Abenteuern offenen Auges durchs Revier. Die Vertreterinnen fast aller ökologischen, hochschulpolitischen, sozialen und sportiven Vereine sind mit ihren Werbematerialien unterwegs und suchen Verbündete in Sachen Ehrenamt.

Clubs und Kneipen geben sich in diesen zwei Wochen größte Mühe, als besonders interessante Adressen wahrgenommen zu werden, und akquirieren neue Stammkunden. Und dann sind da noch die Burschenschaften und Studentenverbindungen, die wenig unversucht lassen, um zum Semesterbeginn neue Frischlinge für ihre korporierten Rotten zu rekrutieren.

corps borussia greifswald (Montage: 17vier, Foto: Veranstaltung des Corps Guestfalia Greifswald, von Corps Guestfalia)

Dieses Ziel verfolgten Greifswalder Studentenverbindungen in den letzten Jahren vorwiegend auf zwei Wegen. Einerseits bemühte man sich darum, bei der Erstsemesterbegrüßung als Tutor aufzutreten und sich beim anschließenden Kneipenbummel als kompetente Ansprechperson darzustellen und für die eigene Verbindung zu werben — am besten gleich auf dem eigenen Haus.

Andererseits offerieren einige Korporationen mal mehr, mal weniger günstige Zimmer in der Innenstadt und profitieren von der strukturellen Wohnungsknappheit in Greifswald. Mit diesen Angeboten bot man Schnittstellen für die drei wesentlichen Probleme der Neuankömmlinge: Wohnraum, Orientierung im Studium und soziales Umfeld.

DIE KÜMMERER: „KEIN GELD FÜR DAS HOTEL? WIR HELFEN!“

Die pflichtschlagende Studentenverbindung Corps Borussia ist dieses Jahr auf eine neue Idee gekommen, um Erstsemester auf sich aufmerksam zu machen und an sich zu binden. Seit dem 1. März stellen die Corpsburschen zehn Schlafplätze in ihrem Haus in der Goethe-Straße zur Verfügung. Für 10 Euro pro Nacht dürfen es sich wohnungslose Studierende auf einem Feldbett bequem machen — sogar Frauen sind eingeladen. Die Losung der Aktion lautet Kein Dach über dem Kopf? Kein Geld für das Hotel? Wir helfen!

corps borussia verbindungshaus

Das Inserat wird auf dem digitalen schwarzen Brett der Uni unter dem Nickname CubaLibré verbreitet, ein zweiter Account wurde eigens eingerichtet, um auf die Angebote scheinbar zu antworten und sie im aktualisierten, sichtbaren Bereich des Online-Forums zu halten.

Die Aktion ist gut überlegt und soll bis zum Ende des Monats andauern. Die Initiatoren kümmern sich um die Erstis und decken mit ihrem Angebot die drei oben genannten Problemfelder ab.

Wer sich am Köder des Corps verschluckt hat, könne „nach anstrengender Wohnungssuche“ den Tag im „großen Gemeinschaftsraum mit Tresen“ ausklingen lassen und bei der ersten Orientierung zudem auf die Hilfe „erfahrener Studenten“ zurückgreifen. Spätestens hier sollten die Alarmglöckchen klingeln und den Wohnungssuchenden bewusst machen, wie hoch der Preis für den vermeintlich komfortablen Studienbeginn in Greifswald sein kann, wenn aus einem mehrtägigen Mietverhältnis ein Bund fürs Leben wird.

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Wer in Greifswald noch keine Wohnung gefunden hat, sich aber vor Schmissen, Schärpen und Schädelbrummen in Acht nehmen möchte, sollte diese verlinkten Inhalte im Auge behalten.

Entspannung im Hochpreissegment — bald noch mehr Luxuswohnraum in Greifswald

 „Probieren sie einmal, als Studentin oder Student eine kleine Wohnung zu bekommen. Das Angebot in Greifswald ist außerordentlich bescheiden. Oft muss nach Stralsund oder gar Rostock ausgewichen werden. Studieren wird dadurch ganz einfach viel teurer. Der Zeitverlust für die Studenten ist enorm, doch wir werden das ändern.“*

Vor 15 Monaten brannte in der Soldmannstraße 16/17 der leerstehende Gebäudekomplex nieder, der einst das Chemische Institut beheimatete. Einige Monate später ist die Frage, wer die mutmaßliche Brandstiftung zu verantworten hat, noch immer nicht zufriedenstellend aufgeklärt — zu vage mutet die bislang verbreitete These an, dass das Feuer bei der Zusammenkunft einer okkulten Gruppe durch das Abbrennen von Teelichtern ausgelöst worden sei.

Noch immer eine rentable Wertanlage: studentisches Wohnen

Inzwischen gibt es jedoch endlich Gewissheit darüber, was mit dem Objekt passieren wird. Schon kurz nach dem katastrophalen Feuer kaufte die Berliner Firma Select Werthaus GmbH & Co KG den niedergebrannten Komplex und begann mit den Bauarbeiten für ein in Greifswald noch immer höchst rentables Investment: luxuriöse Studentenwohnungen.

Bionique

(Foto: 17vier)

Die entstehenden Studentenappartments wurden mit versprochener „Top-Rendite“ und „hoher Denkmalabschreibung“ bereits auf den Markt geworfen. Nur in einem der drei Teilkomplexe stehen noch Wohnungen zum Verkauf. „Wandeln Sie Ihre Steuern um in Immobilieneigentum“, lautet die Offerte der Immobilienhändler, denn immerhin sind nicht weniger als 84% der Baukosten steuerlich absetzbar. Finanziert wird der Bau mit Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Im denkmalgeschützten Backsteinbau und der Villa des einstigen Institutsdirektors sollen nach Angaben der Ostsee-Zeitung bis zum 30. März 2012 — und damit pünktlich zum Semesterstart, wenn die studentische Wohnungsnot in Greifswald ihren halbjährlichen Höhepunkt erreicht — insgesamt 129 Wohnungen entstehen, deren Kaltmieten nicht unter 10 EUR/m² liegen werden.

YOUNIQ-Derivat mit ökologischem Anstrich

Den dritten Teil des entstehenden Ensembles wird Bioniq, ein YOUNIQ-Derivat mit ökologischem Unterbau, bilden. Hier sollen nochmal 112 luxuriös ausgestattete Wohnungen auf vier Etagen entstehen. Im Prospekt für die bewohnbare Wertanlage wird der ökologische Anspruch des Projekts betont. So würde bevorzugt Holz beim Bau des Gebäudes zum Einsatz kommen; alle bei Bioniq verwendeten Baustoffe sollen zu 100% recyclebar sein. Eine geothermische Heizung ist ebenso geplant wie eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und die Nutzung aufgefangenen Regenwassers. Ziel sei die Errichtung eines CO²-neutralen Hauses.

Der Öffentlichkeit sollen in der Soldmannstraße zukünftig zwei Einkehrstätten zugänglich sein: der alte Hörsaal wird denkmalgerecht saniert und in ein „originelles Café“ umgewandelt, während eine Etage tiefer das Mira einen Neuanfang starten soll.

Der Club musste 2010 sein altes Domizil in der früheren Reichsbahndirektion (Anklamer Straße) räumen, weil die Firma Select Werthaus, unter deren Federführung nun der Komplex Alte Chemie wiederaufgebaut wird, dort vor einigen Jahren einen ähnlich renditefreudigen, studentischen Wohnkomplex entwickelte.

Der Verkauf und die Sanierung beziehungsweise der Neubau der einzelnen Gebäude wäre ohne den damaligen Großbrand sicherlich nicht so schnell abgewickelt worden, wie es jetzt der Fall war. Über die ominöse Satanisten-Gruppe, ihre vermeintlich schwarzen Messen und die gewagte These eines suizidalen Gebäudes lässt sich allerdings in diesem hervorragenden Nachruf zur Alten Chemie eines Beteiligten mehr erfahren.
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* aus dem Bioniq-Prospekt

Inside Youniq

Nach einer längeren lohnarbeitsbedingtern Blogpause sollte hier endlich wieder etwas passieren. Vor wenigen Tagen wurde auf dem webMoritz eine Reportage von Drachenbootsaktivist Florian Bonn veröffentlicht, in der eine Wohnungsbesichtigung bei Youniq geschildert wird. Da ich mich bereits mehrmals mit dem Treiben um den Gebäudekomplex beschäftigt habe, möchte ich an dieser Stelle auf den Text hinweisen.

Bonn verabredete sich ganz wallraffesk mit dem Youniq-Campus-Scout und gewann einige sehr interessante Innenansichten. Verkleidet als prototypischer Jurist konnte er dabei angebotenen Wohnmöglichkeiten in Augenschein nehmen und sein Urteil fiel vernichtend aus. Nicht nur die hochgepriesene learning lounge entpuppte sich als große Luftnummer:

„In der Wohnung nervte mich permanent das automatisch angehende Licht. Insbesondere im Foyer ging beim Betreten dieses schräg über den Köpfen eine sehr helle Lampe an, die einen durch fröhliches Blenden förmlich dazu aufforderte, sie einzuschlagen. Eine solche Lampenschaltung macht eigentlich nur im Fensterlosen, dunkeln Durchgangsraum zwischen Waschmaschinenraum und Flur Sinn. Dort gab es sie nicht, dafür zwei Toilettenkabinen. Auf einer der Toiletten stand aus unerfindlichen Gründen ein Papierkorb.“

Noch immer Mietermangel bei YOUNIQ *update*

Der Greifswalder Wohnungsmarkt ist gelinde gesagt so übersichtlich wie überteuert. Umso verwunderlicher ist es, dass die Wohungen von Youniq noch immer nicht alle vermietet sind. Dabei wurde kaum Aufwand gescheut.

Am 14. Mai sollte dort ein großes Grillfest stattfinden, eine gute Gelegenheit, den – dank Freibier gewogenen –  Gästen die unansehnlichen Räumlichkeiten vorzuführen. Betrüblicherweise blieb der Publikumsansturm an diesem Nachmittag aus.

UNSERIÖSE METHODEN BEI DER MIETERAKQUISE

Seit Wochen überhäuft das Rostocker Unternehmen Immobilienservice Ost die Greifswalder Mensa mit Flyern; Linderung ist nicht in Sicht. Ähnlich penetrant wie auf den Tischen in der Mensa verhält sich die Firma, deren Homepage noch nicht mal ein Impressum aufweist, auf dem virtuellen schwarzen Brett der Universität Greifswald. Dort veröffentlichte sie über Wochen fast täglich die gleichen Wohnungsinserate. Dabei agierte sie gleich unter drei verschiedenen virtuellen Identitäten. Eine Spamhydra?

Meine freundlichen Hinweise auf das eingeschränkte Mietrecht und die angekündigten Mieterhöhungen wurden daraufhin von einer anderen Identität (weltverbesserer) des Unternehmens beantwortet. Leider wurde dieses Thema wieder gelöscht, aber ein ähnlicher Fall lässt sich hier nachvollziehen:

ibs-ost offeriert youniqen Wohnraum, daraufhin beklagt ein Stammleser des Forums die Häufigkeit der gleichen Anzeigen und Nutzer weltverbesserer beginnt eine Diskussion. Aber auch weltverbesserer vermittelt Wohnraum, zum Beispiel hier. Sehen sich die beiden Inserate nicht verdammt ähnlich? Der dritte Account der „Immobilien-Profis“ firmiert unter Walter Davis. Auch hier wieder die identischen Angebote.

MIETER WERBEN MIETER

Inzwischen bietet Youniq auf Flyern 150€ für geworbene Mieter. Explizit wird auf den aktuellen Flyern darauf hingewiesen, dass es das Geld auch für diejenigen gibt, die sich selbst als Mieter werben. Das ist immerhin fast schon die Hälfte der Monatsmiete.

Youniq bleibt leer, da nützt dann auch der fescheste myspace-Account nichts mehr. Vielleicht hatten die Verantwortlichen andere Vorstellungen von der Zahlungswilligkeit der hiesigen Mieter? Vielleicht ist die Wohnungsnot auch momentan noch nicht so virulent wie zu Beginn des kommenden Wintersemsters.

Zum Abschluss möchte ich nochmal an das inzwischen etwas ältere Video des Youniq-Fotoshootings erinnern. Es ist zwar langweilig, aber ich empfehle die Position 01:43, denn paradoxerweise steht dort ein Bafög-Ordner im gefilmten Regal. Wie hoch mag der Anteil Bafög-abhängiger Mieter und Mieterinnen in den beiden Objekten Scharnhorst- und Mittelstraße sein? Und wieso wurden die kritischen Kommentare gelöscht, von denen es einige gab?

*update* 20.06.

Schlimmer gehts nimmer. Immobilienvermieter walter davis fragt jetzt die eigene Firma Immobilienservice-Ost hier im Uniforum:

Hallo,
Frage an den Anbieter: Gibt es irgendwo schon Bilder von den Wohnungen im Netz zu sehen? Wäre für mich interessant, da auf Wohnungssuche in HGW ab 08/09.
Grüße  🙂

Hoffentlich werden diese Accounts bald stillgelegt.