Ein Gastbeitrag von Laure-Anne Weinberg
Vor kurzem hat das Sommersemester begonnen und die Universitätsstadt Greifswald füllt sich langsam wieder mit Leben und jungen Studierenden. Gefüllt mit Erwartungen und neuen Eindrücken, erkunden die Neuankömmlinge ihre Hochschule und ihren Studienort. Nichts ahnen sie von der kräftezehrenden Debatte, die vor fast genau zwei Jahren ein unrühmliches Ende nahm, nachdem sie zuvor die Studierendenschaft bewegte, entzweite und entnervte.
„DAS ERGEBNIS DER DEMOKRATISCHEN ABSTIMMUNG MUSS NUN AKZEPTIERT WERDEN“
Denn der Streit um den Namenspatron der hiesigen Universität Ernst Moritz Arndt und das rational nicht zu erklärende Festhalten der Hochschulleitung am rassistischen Namensgeber, haben zwar Spuren in der Medienlandschaft hinterlassen und Einzug in Fachliteratur gehalten — nur an der Universität in Greifswald selbst ist man weit davon entfernt, sich weiterhin mit diesem unliebsamen und beschämenden Thema auseinanderzusetzen.
Wieso auch, schließt doch der Senatsbeschluss zur Beibehaltung des Namens Ernst-Moritz-Arndt-Universität mit dem beinahe schon patzigen Satz „Dem Senatsvorsitz ist bewusst, dass die Beibehaltung des Namens in der Öffentlichkeit umstritten sein wird. Das Ergebnis der demokratischen Abstimmung muss nun jedoch akzeptiert werden.“
Dass Demokratie von der beständigen Auseinandersetzung, von Meinungspluralismus, Reflektion und Kritik lebt, scheint sich hier noch nicht rumgesprochen zu haben. Die Diskussion um Arndt und die Art, wie sie geführt wurde, brachte Hochschule und Stadt sogar einen Eintrag in die Deutschen Zustände (Folge 9) ein — jenes Buch, das Jahr für Jahr Demokratiefeindlichkeit wissenschaftlich ergründet. Doch damit nicht genug der hochnotpeinlichen Preise, die man für diesen Namenszusatz zahlen muss.
DIE UNIVERSITÄT UND DER NATIONALSOZIALISTISCHE UNTERGRUND
Die Alma Mater Gryphiswaldensis begibt sich mit ihrem Klammern an Arndt und seinem Vermächtnis in denkbar schlechte Gesellschaft. So berief sich der sogenannte Thüringer Heimatschutz, aus dem sich bekanntlich die Mördergruppe des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) rekrutierte, ebenfalls auf Ernst Moritz Arndt und sein Vaterlandslied.
Die ersten Verse des nationalistischen Gedichtes, das sich in erster Linie durch einen propagandistischen und nahezu blutrünstigen Sprachduktus auszeichnet, sind dabei nicht selten als Fronttransparent vor Demonstrationszügen der selbsternannten Heimatschützer und Neonazis hergetragen worden.
Befragt man Wikipedia zum Vaterlandslied von Arndt, bekommt man die Information, dass das Lied besondere offizielle Pflege im ersten Weltkrieg und zu Zeiten des Nationalsozialismus erfuhr. Ein verirrter Dichter, dessen Werk besonders von jenen beklatscht wurde, die Todesfabriken bauen ließen und Weltkriege entfachten, taugt im einundzwanzigsten Jahrhundert noch als Leitfigur einer Hochschule?
EINE FRAGE DER DEUTUNGSHOHEIT
Längst ist die entscheidende Frage geworden, wer die Deutungshoheit über Arndt und seine Hinterlassenschaften besitzt.
Betrachtet man die Umstände der Namensverleihung und wirft einen Seitenblick auf die erwähnten Fronttransparente des Thüringer Heimatschutzes oder bemerkt, dass die Greifswalder Neonazis Arndts Konterfei auf ihrer Internetseite zum Markenzeichen politischer Verirrung erhoben haben, wird klar: am leichtesten fällt die Wiedererkennung in Arndt jenen, die rassistischen Wahn, Völkerhass und Antisemitismus als politische Notwendigkeit ansehen.
Eine offensive und kritische Auseinandersetzung mit dem Nazi-Idol Arndt und seinen Schriften wäre bei der getroffenen Senats-Entscheidung absolut notwendig gewesen und von einer Universität als Hort der Wissenschaft auch irgendwie zu erwarten, doch das Gegenteil ist der Fall. Die Hochschule ging vielmehr verschämt aus der Debatte und verharrt in dieser geduckten Haltung, die sie gegenüber einigen besonders laut jaulenden grauen Wölfen eingenommen hat — bis heute. Dabei hätte die Universitäts- und Hansestadt, der „Leuchtturm der Region“ (CDU), noch einiges an Strahlkraft gewinnen können.
Eine Hochschule, die sich nach fast 80 Jahren von ihrem rassistischen und judenfeindlichen Namenspatron löst, den ihr die Nazis 1933 aufgezwungen haben, das hätte mit Sicherheit viel positives Echo gegeben, zumal doch die hiesige Region schon lange als Hochburg der Rechtsextremen gilt.
ES GING NIE NUR UM ARNDT
Tatsächlich lässt sich jedoch die These aufstellen, dass es in all den Debatten der letzten 20 Jahre nie nur um Arndt ging. Es ging nie wirklich darum, ob Arndts Werk tauglich ist, identitätsstiftend für junge Menschen in der akademischen Ausbildung zu wirken. Natürlich taugt es dazu nicht, diese Frage wurde schon früh relativ schnell beantwortet. Es ging in erster Linie auch immer darum, progressiven Entwicklungen Einhalt zu gebieten, den Jungen, den vermeintlich Fremden, den imaginierten Linken den Kampf anzusagen.
Die Art und Weise wie Sebastian Jabbusch, Initiator von Uni ohne Arndt, in der Debatte vor zwei Jahren an den medial-öffentlichen Pranger gestellt wurde, war unwürdig und demaskierend zugleich. Plötzlich wurde die Ebene der sachlichen Argumentation, die so oft von der Uni-ohne-Arndt-Gruppe eingefordert wurde, mit Leichtigkeit verlassen. Plötzlich ging es nicht mehr um Ernst Moritz Arndt, den angeblichen Bauernbefreier und Kampflieddichter, plötzlich ging es um Sebastian Jabbusch, den angeblichen Ausschläfer und Langzeitstudenten.
Spätestens, als dieses Niveau erreicht wurde, als aus berechtigter Kritik „Hetze“ oder „idiotisches Politmarketing“ wurde, als in einer Demokratie unliebsame Akteure zu „Kulturbolschewisten“, „Westprofessoren“ und „Politkaspern“ erklärt wurden, spätestens dann wurde klar, dass hier etwas nicht stimmen konnte.
„ZIEHT DOCH NACH UNGARN!“
Den Befürwortern des Patronats von Hermann Görings Gnaden gingen die Argumente aus, also setzte man auf Emotionalität und Xenophobie. Dass sie damit erfolgreich waren, ist der eigentliche Skandal. Hier muss sich auch die Ostsee-Zeitung den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich zum Instrument menschenfeindlicher Artikulation gemacht hat und unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit Persönlichkeitsrechte erheblich verletzte.
Die bereitwillig abgedruckten Leserbriefe, in denen sich Bürgerinnen und Bürger Luft ob der emanzipatorischen Bestrebungen machten, strotzten teilweise nur so vor Fremdenhass und Demokratiefeindlichkeit. Die Veröffentlichung des Schreibens eines Neonazis, der wegen versuchter Brandstiftung an einem Asylbewerberwohnheim verurteilt wurde, erscheint da nur passend.
Besonders beliebt in der Debatte von 2009/2010 war das Scheinargument, Studierende hätten in dieser Angelegenheit aufgrund ihres zeitlich begrenzten Aufenthalts in Greifswald nichts zu melden und überhaupt – wem der Namenspatron nicht passe, der könne ja wegziehen. Was, wenn man die Argumentation umdrehte und formulierte „Ihr wollt ein modernes Bekenntnis zu Nationalismus und als Sahnehäubchen salonfähigen Antisemitismus? Zieht doch nach Ungarn!“
ARNDT HÄTTE SCHON LÄNGST EIN ZIMMER MIT SCHWEDISCHEN GARDINEN BEZOGEN
Der Ausgang des Streits um das hiesige Uni-Patronat und aktuelle Namensdebatten in Mecklenburg-Vorpommern eröffnen aber noch eine ganz andere Perspektive. In Rostock wird seit langem eine Diskussion über die Ilja-Ehrenburg-Straße in Toitenwinkel geführt, in die sich nun auch der Oberbürgermeister eingeschaltet hat.
In einem Beitrag des NDR wird schon tendenziös die Umbennenung der Straße gefordert. Ausschlaggebend für dieses Bestreben ist der Blick auf Ehrenburgs Stellung als Kriegspropagandist im Zweiten Weltkrieg. In dieser Funktion soll er zu Kriegsverbrechen an deutschen Zivilisten aufgefordert haben und wird als „Scharfmacher“ der Roten Armee gehandelt.
Kein Wunder, dass die lokale Neonazisszene in Rostock schon längst lauthals die Verbannung des Straßennamens fordert. Arndts Rolle als Kriegspropagandist und Schürer des Hasses zwischen den Völkern, als Vertreter von Rassenwahn und NSDAP-Liebling bleibt jedoch unreflektiert.
Welch‘ Bigotterie! Ehrenburg müsste sich laut Junger Union nach heute geltendem deutschen Recht für seine Aussagen verantworten — Arndt hätte schon längst ein Zimmer mit schwedischen Gardinen bezogen! Erinnern wir uns: bei der Verlesung von Arndts Schriften vor der Mensa rückte die Polizei wegen Verdachtes der Volksverhetzung an. Grund zum Handeln sieht die lokale Politik jedoch scheinbar nur, wenn es um Hass gegen Deutsche und um deutsche Opfer geht. Das lässt tief blicken.
EIN DENKZETTEL FÜR SEBASTIAN JABBUSCH
Die konservativen Befürworter der Namensbeibehaltung stützten zum Ende der Debatte hin ihre Haltung fast ausschließlich auf das Ergebnis der Urabstimmung, die von Sebastian Jabbusch und seiner Initiative angeschoben wurde. Dass das denkbar knappe Ergebnis der nicht beschlussfähigen Urabstimmung weniger eine Entscheidung für Ernst Moritz Arndt war, als vielmehr ein Denkzettel für Sebastian Jabbusch und die überehrgeizige Öffentlichkeitsarbeit seiner Initiative, würden heute sicherlich auch Teile der pro-Arndt-Fraktion nicht mehr bestreiten.
Dennoch stand bei den Arndt-Bewahrern plötzlich die Demokratie hoch im Kurs. So ein Ergebnis dürfe nicht unbeachtet bleibe, zeige es doch, dass die Mehrheit der Studierenden hinter Arndt stehe. Dass sich ein gutes halbes Jahr zuvor eine überwältigende Mehrheit höchstdemokratisch auf der beschlussfähigen Vollversammlung für eine Ablegung des Namens ausgesprochen hatte, wurde in diesem Zusammenhang wohl schlicht vergessen. Oder gibt es etwa aus der Perspektive von rechts verschiedene Wertigkeiten von Demokratie, abhängig vom jeweilig eigenen politischen Standpunkt?
DAS POCHEN AUF ENTSCHEIDUNGSVORRECHTE IST UNWÜRDIG
Die Diskussion um den Namen der Universität Greifswald wird weitergehen. Zu beschämend sind die Umstände der Namensverleihung, das Wirken von Arndt, sein Erbe und wie damit umgegangen wird. Auch die Bemühungen um ein neues, frisches Leitbild können nicht über die Verfehlungen im Umgang mit dem Patron hinwegtrösten.
Einer Universitätsstadt, die stolz sein möchte auf kulturelle Ereignisse wie den Nordischen Klang oder den Polenmarkt, die einen Hauch von Weltoffenheit in die vorpommersche Provinz bringen, steht ein rassistischer Regionalheld sehr schlecht zu Gesicht. Fremdenfeindlichkeit und das Pochen auf Entscheidungsvorrechte als Ureinwohner Greifswalds sind unwürdig und antipluralistisch.
DER NAMENSZUSATZ BLEIBT EINE BLAMAGE
Die Stilisierung von Arndt zur Ikone der Befreiung und der Demokratie wirkt wie Satire. Ernst Moritz Arndt ist vielmehr eine Altlast, für die man sich schämen muss, als eine Identifikationsfigur, die zu akademischer Lehre und freier Wissenschaft passen könnte. Dafür hat jedoch längst nicht mehr nur der Propagandapoet selbst gesorgt, indem er ein völkisch-rassistisch und antisemitisch geprägtes Erbe hinterließ, auf das sich die Nazis nur zu gern beriefen und es bis heute tun.
Auch viele Verehrer Arndts und Anhänger der Namensbeibehaltung haben mit ihren Formen der Argumentation, mit ihrem Schulterschluss nach weit rechtsaußen und mit einer unterirdisch anmutenden Diskussionskultur ihrem Idol den Ruf ruiniert. Der Namenszusatz der Universität Greifswald ist und bleibt eine Blamage.
Weinberg, wie fühlt es sich an den eigenen wohlformulierten und moralisch ausgezeichneten Gastbeitrag hier auf dem Blog zu lesen?
Probiere es doch selbst einmal aus. Du kannst dass dann auch viel besser nachvollziehen, als wenn sie es dir beschreiben würde.
Wahrscheinlich hat sie es auch gar nicht nötig, den Text noch mal zu lesen, weil sie als Autorin wissen muss, was sie geschrieben hat.
Ist nur eine Vermutung, genauso wie man über die Intention deiner Frage auch nur mutmaßen kann. Neid?
Respekt, ich würde meinen Namen nicht in diese elendige Diskussion schmeißen wollen!
Nur der Vollständigkeit halber:
Die Gruppe „Hedonismus inna Greifswalder Hochschule“ (H.i.G.H.) fordert übrigends schon seit langem die Gründung des Ernst Moritz Arndt Instituts für Antisemitismusforschung!
Auch schön das nach dem das Arndt Thema offiziell beerdigt wurde (Senatsentscheidung) das Studuerendenmagazin grademal 2 Jahre brauchte um auch den Arndt des Monats aus dem Magazin zu verbannen.
http://webmoritz.de/2012/04/01/moritz-97-april-2012-die-wachter-des-waldes/
Ich versteh zwar nicht, was daran begrüßenswert sein soll, dass die Studierenden in Greifswald in Zukunft nicht mehr mit den fragwürdigen Äusserungen des Namenspatrons ihrer Universität im moritz-magazin konfrontiert werden.
Komisch hätte ich es jedoch nur gefunden, wenn 2 Jahre nach der Ablegung des Namenszusatzes seine Zitate noch immer im mm erschienen wären. So bekommt man eher den Eindruck als würde die Moritzredaktion sich in vorauseilendem Gehorsam daran beteiligen künftige Diskussionen zu vermeiden.
Ich hoffe das zukünftige Studierende sich wieder an dem untragbaren Namenspatron stoßen werden und es neue Auseinandersetzungen geben wird.
Es stimmt, es stimmt…zumindest Godwin’s Law.
http://de.wikipedia.org/wiki/Godwins_Gesetz
Zu dem Abschnitt „Ein Denkzettel für Sebastian Jabbusch“
Wie ist folgender Satz zu verstehen: „Dennoch stand bei den Arndt-Bewahrern plötzlich die Demokratie hoch im Kurs.“ Bedeutet das plötzlich, dass die Demokratie bei den Arndt-Beführwortern sonst nicht hoch im Kurs steht…sie Antidemokraten sind? Wenn ja, wie kommt die Autorin darauf? Wenn nein, was bedeutet das plötzlich? Oder soll dieser Satz nur polarisieren?! Arndt-Beführworter auf einfachste Weise – ohne jeglichen Nachweis – zu Antidemokraten zu erklären…
Weiterhin:“So ein Ergebnis dürfe nicht unbeachtet bleibe, zeige es doch, dass die Mehrheit der Studierenden hinter Arndt stehe. Dass sich ein gutes halbes Jahr zuvor eine überwältigende Mehrheit höchstdemokratisch auf der beschlussfähigen Vollversammlung für eine Ablegung des Namens ausgesprochen hatte, wurde in diesem Zusammenhang wohl schlicht vergessen. Oder gibt es etwa aus der Perspektive von rechts verschiedene Wertigkeiten von Demokratie, abhängig vom jeweilig eigenen politischen Standpunkt?“
Hier möchte ich einen Vergleich anführen: Wie sind Forsa-Umfragen zu werten? Wenn die FDP lt. Forsaumfrage 50 % erreicht, bei der offiziellen Wahl jedoch nur auf 2 kommt, hättte sie dennoch das Recht im Bundestag zu sitzen, weil in der Vorbefragung 50 % sie wählen würden? War die von den Arndt-Gegnern organisierte Wahl nicht die offizielle?! Ist es jetzt undemokratisch das Ergebnis zu akzeptieren, wäre es demokratisch so lange Wahlen durchzuführen bis das Ergebnis stimmt?
Und was ist die „Perspektive von rechts“? Wer ist denn alles rechts? Und was sind die Quellen, die selbige Annahme zulassen? Oder wird hier wieder nur aus Polarisationsgründen inflationär mit einem Richtungsbegriff umgegangen…
Über Antworten der Autorin o. anderer Blogger würde ich mich freuen.
Und zum Schluss für alle, die evangelischen Glaubens sind:
http://www.theologe.de/martin_luther_juden.htm
…ich argumentiere jetzt auch mal ganz billig: wer kein Nazi sein will, tritt aus der Kirche aus!
godwins law? what? arndts antisemitische und frankophobe äußerungen sind also an den haaren herbeigezogen, weil in der diskussion die argumente ausgehen? die nazis beziehen sich gar nicht auf olle arndte?
verdammten relativierendern mist schreibst du hier, mein bewahrer des ewig gestrigen!
Mit erscheinen Deine Vergleiche fragwürdig.
Wenn Du Dich mit der Datenerhebungsmethode von FORSA auseinandersetzt, wirst Du feststellen können, dass es ein Problem im Studiendesign gibt. Bekanntlich erfolgten die Abstimmungen auf Vollversammlungen nicht per Fernsprecher. Diese ist zudem eine offizielle Institution.
Ich mutmaße, dass kirchengeschichtliche Entwicklungen weit komplexer sind als die einer singulären Einrichtung und sich folglich innerinstitutionelle Diskurse prozessual differenzieren.
Ein Transfer der Debatte auf vom Wesen her unterschiedliche Sachverhalte erscheint mir nicht förderlich. Genau eine solche Abkehr vom Wesentlichen kritisiert die Autorin.
Ich stimme Dir nicht zu, dass eine Festlegung gesellschaftlicher Akteure in die politischen Dimensionen enumerativ erfolgen muss. Vielmehr ist der Vergleich gesellschaftlicher Zielsetzungen relevant, die sich aus dem tatsächlichen Handeln der Akteure ableiten lassen. Ein solches Hintergrundwissen kann dem Leser durchaus unterstellt werden und muss nicht expliziten Eingang in jeden Beitrag finden.
Der Autorin möchte ich für den Beitrag danken und plädiere für eine Aufrechterhaltung der Debatte.
Wenn unsere Gesellschaft ausschlösse, demokratisch gefasste Beschlüsse demokratisch zu revidieren, hätten wir längst ein ernsthaftes Problem.
Werte(r) Alpha a,
zunächst danke für Ihr Interesse und die Nachfragen. Ich versuche diese so gut wie möglich zu beantworten.
„Bedeutet das plötzlich, dass die Demokratie bei den Arndt-Beführwortern sonst nicht hoch im Kurs steht…sie Antidemokraten sind? Wenn ja, wie kommt die Autorin darauf? Wenn nein, was bedeutet das plötzlich?“
Meine Formulierungen an der Stelle und insbesondere die Verwendung des Wortes „plötzlich“ sollten in verknappter Weise die Bigotterie vonseiten der Arndt-Bewahrer hinsichtlich demokratischer Entscheidungen reflektieren. Nachdem die Urabstimmung denkbar knapp zugunsten des Namenszusatzes ausgefallen war, wurde der Anschein erzeugt, die Studierendenschaft hätte nun entschieden. Das Ergebnis wurde immer und immer wieder als Basis genutzt, um Bestrebungen der Arndt-Gegner zu delegitimieren. Die Vollversammlung im Jahr zuvor, bei der bekanntlich über 90% der Anwesenden gegen den Namenszusatz stimmten, war zuvor stets übergangen oder ignoriert worden. Darum das Wort „plötzlich“ – plötzlich passte ein Ergebnis ins eigene Bild, plötzlich berief man sich auf die Demokratie, plötzlich galt keine andere entscheidung mehr.
Anschließend daran kann man Ihren Forsa-Vergleich aufgreifen: während die Vollversammlung vom Sommer 2009 beschlussfähig war, wurde bei der Urabstimmung keine Beschlussfähigkeit erreicht. Übertragen auf Ihren Vergleich könnte man also sagen: die Urabstimmung war die Forsa-Umfrage, die Vollversammlung die eigentliche Wahl. In welchem Verhältnis das steht, können sie ja interpretieren.
„Und was ist die “Perspektive von rechts”? Wer ist denn alles rechts? Und was sind die Quellen, die selbige Annahme zulassen? Oder wird hier wieder nur aus Polarisationsgründen inflationär mit einem Richtungsbegriff umgegangen…“
Zunächst einmal geht die Verwendung des links-rechts-Spektrums auf die Sitzverteilung in der Französischen Nationalversammlung zurück. „rechts“ bedeutet nicht gleich rechtsradikal, rechtsextrem o.ä. – rechts der imaginierten politischen Mitte versammeln sich konservative Kräfte. (Die CDU wäre auf einer visualisierten Skala auch rechts einzuordnen.) Die Befürworter der Weiterverehrung des Rassisten Arndt rekrutierten sich zum überwiegenden Teil aus konservativ-orientierten Gruppen wie dem RCDS. Daher die Formulierung.
„…ich argumentiere jetzt auch mal ganz billig: wer kein Nazi sein will, tritt aus der Kirche aus!“
In der Debatte vor zwei Jahren wurden ja immer wieder antisemitische Äußerungen Luthers, Goethes, Kants usw. ins Feld geführt. Mir war damals schon nicht ganz klar, welche Bewandnis diese Art der Argumentation haben sollte. Wird dadurch Arndts Rassismus und Antisemitimus geschmälert, relativiert, die Absolution erteilt? Wollte man mit derart Hinweisen zeigen, dass Antisemitismus deutsche Tradition und eigentlich gar nicht so schlimm ist? Und vor allem: was haben Luther, Goethe und ihre Verfehlungen mit der Universität Greifswald und ihrem Nazi-Erbe zu tun? Nunja…
Es ist unbestreitbar, dass sich Luther judenfeindlich geäußert hat. Jedoch kann konstatiert werden, dass sich beispielsweise die Lutherstadt Wittenberg offensiv mit seinem Antisemitismus auseinandersetzt. So wurde beispielsweise 1988 eine Gedenktafel im Bereich der Lutherkirche eingeweiht – unterhalb jener Stelle, wo die sog. „Judensau“ bildhauerisch verewigt ist. Zudem wurden in Wittenberg immer wieder Podiumsdiskussion zum Thema Christentum und Antisemitismus durchgeführt, Ausstellungen zum historischen und modernen Antisemitismus gastierten im Rathaus der Stadt. Dieses Beispiel zeigt, dass eine offensive Auseinandersetzung mit einem schwierigen Erbe möglich ist. Man muss nur wollen. In Greifswald will man eben nicht, sondern flüchtet sich lieber in die Opferrolle, ignoriert und schweigt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig Aufklärung verschaffen.
Herzliche Grüße
ich möchte noch ergänzen: Professor Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann (Professor für Neuere Geschichte an der Universität Greifswald) schrieb 2001 in Bezug auf die Diskussion um Arndt:
“Man hat gesagt, Juedenfeindschaft sei ein bedauerlicher Zug, der aber auch bei anderen vorkomme, Martin Luther zum Beispiel. Man stelle sich nun vor, man könnte von Luther den Judenhass und den Hexenglauben abziehen: Dann bliebe immer noch die Reformation, die auch von Nichtprotestanten als ein Meilenstein auf dem Weg zur Gewissensfreiheit gesehen werden kann. Was aber bleibt von Arndt, wenn wir den integralen Nationalismus abziehen? Es bleiben Märchen, Kirchenlieder und eine Schrift gegen die Leibeigenschaft, die einen keineswegs orginellen Teil des allgemeinen europäische Diskurses über die Agrarreform darstellt. Würde das irgendwen zu einer Namensgebung einer Universität veranlassen […]?”
Die Deutschen – Eine Dokumentation über die Zustände zur damaligen Zeit und warum Arndt durchaus als Patriot gesehen werden kann…
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/619482/Napoleon-und-die-Deutschen
Wer sagt denn, das Arndt kein Patriot war?
Um genau zu sein war er ein nationalistischer und antisemitischer Patriot mit einem völkisch-rassistischem Weltbild.
Fraglich ist doch vor allem, ob Patriotismus überhaupt anstrebenswert sei.
Erstens ist die Liebe zu einem toten, künstlichem und relativ willkürlich festgelegtem Konstrukt (btw: zu welchem man im übrigen selbst nichts beigetragen hat), wie der Nation, an sich schon fragwürdig und zweitens ist es als Minderwertigkeitsgefühl zu werten, wenn jemand die Liebe zu sich selbst aus einem Heimatgefühl anstelle aus einem berechtigten Selbstwertgefühl ziehen muss.
Patriotismus ist doch echt was für Pfeiffen und andere Blindgänger. Ich steh zwar nicht auf diese Mackersprache, aber um es mal in einfacher Sprache klar zu machen:
„Wenn jemand das Gefühl hat, das die eigenen Eier nicht fett genug sind, dann muss man halt über die Eier von Opa oder die von seinen Volksgenossen reden und dann behaupten man hätte auch so dicke Eier, weil ja alle Deutschen fette Eier hätten.
Verstanden? Oder willste mir allen ernstes weismachen: du wärst (a) nicht zufällig und durch reinen Zufall in Deutschland auf die Welt geplumpst und (b) der „große deutsche Geist“ der in „allen“ Deutschen wohnt sei genetisch prädestiniert?
falls ja: HAHAHAHAHAHAHAHAHAHA
Bevor ihr euch jetzt einen langen Grabenkrieg liefert, solltet ihr vielleicht vorher mal abklären, wie ihr jeweils a) Patriotismus und b) Nationalismus überhaupt definiert und welche inhaltlichen Konzepte aus eurer Sicht jeweils dahinterstehen.
Interessant dabei auch die Frage, in welchem Verhältnis Patriotismus und Nationalismus zur bürgerlichen Republik stehen.
Im konkreten Fall Arndts empfehle ich zudem, anhand seiner Schriften und seiner Handlungen einmal zu prüfen, wie seine Position zur bürgerlichen Republik und bürgerlichen Revolution denn aussah. 😉
Da möchte man Laure-Anne Weinberg direkt ein Fruchteis ausgeben für diesen vielschichten Beitrag :).
Bezüglich der Abstimmung ein Zitat: „Die Initiative Uni ohne Arndt zeigt sich erfreut über die rege Teilnahme an der studentischen Urabstimmung. Das erstmalig eingesetzte Mittel einer Abstimmung unter allen Studierenden hat sich bewährt und ein klares Ergebnis zu Tage gebracht.“ [http://www.uniohnearndt.de/2010/01/rege-beteiligung-an-studentischer-urabstimmung-studierende-sprechen-sich-fur-namensbeibehaltung-aus/]
Wäre es nun richtig die Wertigkeit der Vollversammlung über die Wertigkeit der Urabstimmung – welche ja sogar von den Arndt-Gegner initiiert wurde – zu stellen? Somit ist der Vergleich mit Forsa doch richtig…erst wird nur ein Teil befragt (Forsa/Vollversammlung) und später alle (Bundestagswahl/Urabstimmung). Dass die Arndt-Beführworter „plötzlich“ dieses Ergebnis akzeptieren, ist doch völlig normal, denn was gibt es besseres als eine ins Gegenteil umgeschlagene Aktion der Gegenseite? Und hätte Hr. Jabbusch eine Urabstimmung gefordert, wenn er gewusst hätte, wie sie ausgeht? Das Ergebnis der Urabstimmung war schließlich der stärkste Faktor zur Beeinflussung des Senats – das war doch beiden Seiten bekannt.
Zur Aussage von „J“ über Godwin’s Law: Arndt’s antisemitische Äußerungen fanden natürlich statt. Wenn meine Formulierung diese Annahme nicht zulässt, dann tut es mir Leid. Das war nicht meine Absicht und von Geschichtsrevisionismus halte ich auch nichts. Worauf ich in der Formulierung hinaus wollte, ist der Fakt, dass die Uni Greifswald mit dem Thüringer Heimatschutz/NSU in einen Topf geschmissen wird – dieses Potpourri halte ich für falsch!
Beta b sagt: „Vielmehr ist der Vergleich gesellschaftlicher Zielsetzungen relevant, die sich aus dem tatsächlichen Handeln der Akteure ableiten lassen.“ und die sind ja nun zwischen der Uni und der NSU (+ Konsorten) wirklich verschieden. Nun kann man natürlich die Frage stellen: „Was aber bleibt von Arndt, wenn wir den integralen Nationalismus abziehen?“ [Zitat: wayne_interessierts] Wobei die Antwort im Folgesatz geliefert wird: „Es bleiben Märchen, Kirchenlieder und eine Schrift gegen die Leibeigenschaft, die einen keineswegs orginellen Teil des allgemeinen europäische Diskurses über die Agrarreform darstellt. Würde das irgendwen zu einer Namensgebung einer Universität veranlassen […]?”
Was ist, wenn die Antwort auf die letzte Frage „ja“ lautet?!
Abschließend vielen Dank an Fr. Weinberg, was die prompte Stellungnahme angeht und allen anderen Kommentatoren für diese lebhafte Diskussion!
„Das Ergebnis der Urabstimmung war schließlich der stärkste Faktor zur Beeinflussung des Senats – das war doch beiden Seiten bekannt.“
Das ist eine m.M. nicht belegbare und somit unlautere Tatsachenbehauptung.
So weit ich mich erinnere, wurde schon vor der Urabstimmung mehrfach deutlich darauf hingewiesen, dass ebenjene keine bindende Wirkung für den Senat hätte und aus Senatskreisen wurde mehrfach proklamiert sich nicht vom Ergebnis der Urabstimmung beeinflussen zu lassen.
Daher bitte ich um Belege oder etwas mehr Redlichkeit in der Diskussion. Danke
„Was ist, wenn die Antwort auf die letzte Frage “ja” lautet?!“
Dann wird der Sinn eines Patronats ad absurdum geführt, was mich persönlich nicht so sehr stört, da ich auch mit einer Hinz-und-Kunz-Universität Greifswald leben könnte. Es sei denn: es ist ein antisemitischer, völkisch-nationalistischer Hinz-und-Kunz und die Patronatsvergabe wurde von Nationalsozialisten durchgeführt und zwar nur aufgrund des Antisemitismus und völkisch-rassistischen Weltbildes des Hinz-und-Kunz.
Also wenn schon ein Hinz-und-Kunz-Patron gewünscht wird, würde ich „Pippilotta-Viktualia-Rollgardina-Pfefferminza-Efraimstochter-Langstrumpf“ bevorzugen.
Wenn es statt Hinz-und-Kunz ein bedeutender (und sogar zur zukünftigen Ausrichtung der Universität passender) Patron sein sollte, würde ich Friedrich Loeffler ins Feld führen.
Letztlich bin ich jedoch der Meinung, dass ein Patronat mehr als überflüssig ist und Universität Greifswald vollkommen reicht, denn wie schrieb Erich Fried so schön:
“ Befreiung von den großen Vorbildern
Kein Geringerer
als Leonardo da Vinci
lehrt uns
„Wer immer nur Autoritäten zitiert
macht zwar von seinem Gedächtnis Gebrauch
doch nicht
von seinem Verstand.“
Prägt euch das endlich ein:
Mit Leonardo weg von den Autoritäten! „
Sorry, wenn das jetzt so’n bisschen rückblickend daherkommt:
Die Uni wird die Kritik an Arndt einfach nicht los.
Das starre (oder besser: sture) Festhalten am Namenspatron und die Verweigerung, sich seitens der Universitätsleitung wirklich einmal wissenschaftlich-kritisch mit ihm und seinen Texten zu befassen, wird – das hatten wir während der damaligen Uni-ohne-Arndt-Kampagne schon mehrfach gesagt – unweigerlich alle paar Jahre wieder zu kleineren oder größeren Unmutsbekundungen unter den Studierenden führen. Die wenigsten dieser Proteste werden dabei einen organisierten Grad (also Bildung einer Initiative oder Gruppe) erreichen, die meisten vermutlich in der rein individuellen Auseinandersetzung mit der Person Arndt verbleiben.
Wir konnten damals den rein individuellen Rahmen verlassen und haben uns (übrigens aus ganz unterschiedlichen Ansätzen heraus) gemeinsam als offene Initiative „Uni ohne Arndt“ zusammengefunden. Maßgeblich für diesen Schritt der Zusammenführung individueller Protestansätze war damals tatsächlich Sebastian Jabbusch mit seinen kritischen Beiträgen im Webmoritz (- der damals auch noch nicht so hieß). Laure-Anne spricht von „überehrgeizige[r] Öffentlichkeitsarbeit“; ich bin im Rückblick eher der Meinung, dass wir jene Studierende, die sich erst zu einem fortgeschrittenen Kampagnenzeitpunkt (nämlich der Urabstimmung) überhaupt mit der Thematik befasst haben, gar nicht mehr erreicht haben. Wir waren damals in der laufenden Debatte, glaube ich, häufig ein bis zwei Schritte zu schnell vorgeprescht, so dass einige dem nicht mehr so leicht folgen konnten. (Das ist ein bisschen wie mit einer TV-Serie: Wenn ich den ersten oder zwei Teil verpasst habe, kann ich da relativ problemlos einsteigen. Wenn ich allerdings erst bei Episode 5 oder 6 dazustoße, wird das schon schwieriger. – Daher gibt es ja oftmals eine Zusammenfassung im Sinne von „Was bereits geschah …“. Davon hätten wir häufiger welche einschieben müssen.)
Wir haben jedenfalls versucht, mit der Internetseite http://www.uniohnearndt.de
einer spontanen Arndt-Kritik fundierten und sachlichen Unterbau zu geben, so dass kommende Studierendengenerationen (hört sich lang an, ist es aber nicht!) nicht wieder gänzlich bei Null anfangen müssen. Die Internetseite ist sicher nicht perfekt (und konnte es auch nie sein), mensch muss auch nicht alle Einschätzungen dort teilen, etliche Aspekte sind damals in der laufenden Debatte nur angerissen worden, andere wurden stärker betont … aber die Seite bietet viele rote Fäden, um sich selber eine Meinung zu dem Thema zu bilden. Und hat heute immer noch wesentlich mehr Informationsgehalt bzgl. Arndt als die offizielle Universitätsseite.
Ich finde den im Artikel gezogenen Vergleich Arndt – Ehrenburg in dieser Form irreführend, auch wenn er mit vielen Konjunktiven arbeitet. („Ehrenburg müsste sich laut Junger Union nach heute geltendem deutschen Recht für seine Aussagen verantworten — Arndt hätte schon längst ein Zimmer mit schwedischen Gardinen bezogen!“) Wenn Ehrenburg hier schon namentlich eingeführt wird, dann sollte auch ein bisschen mehr zu seiner Person gesagt werden, insb. wo doch seit einigen Jahren in Rostock ein recht widerwärtiger und fern jeder Faktenkenntnis daherkommender Generalangriff auf die Person Ilja Ehrenburg betrieben wird.
Was zeichnet den Propagandisten Arndt aus, was den Propagandisten Ehrenburg?
* Ernst Moritz Arndt war bezahlter preußischer Hetzer im russischen Exil. Seine dienstliche Aufgabe war, völkisch-nationalistischen Hass gegen „die Franzosen“ und mit der bürgerlichen französischen Revolution sympathisierende Demokraten, allen voran gegen die deutschen Juden, zu säen. Dazu wurden seine Texte in Pamphletform illegal im napoleonischen Herrschaftsbereich massiv gestreut. Das waren reaktionäre, bluttriefende Propagandatexte, wo das Franzosenblut nur so vom Säbel spritzte.
Letztlich hat er sein propagandistisches Scherflein dazu beigetragen, dass die reaktionärsten Adelshäuser wieder die Macht in den deutschen Staaten übernehmen und die revolutionären Errungenschaften zurückdrehen konnten. 30 bleierne Jahre hat es gedauert, bis sich überhaupt wieder eine bürgerlich-demokratische Bewegung 1848 artikulieren konnte. (Und auch 1848/49 stand der erzkonservative Arndt in der Paulskirche für den konservativ-monarchistischen Flügel, auf seiten der Schlächter der Republik.)
* Ilja Ehrenburg war ideologisch das genaue Gegenteil dazu. Er, der schon im Spanischen Bürgerkrieg die Republik gegen den Franco-Faschismus unterstützte, stellte sein schriftstellerisches Schaffen in den Dienst der Anti-Hitler-Koalition, um gemeinsam das völkisch-antisemitische Nazi-Regime zu zerschlagen und den Vernichtungskrieg der Wehrmacht sowie die Shoa zu beenden. Im August 1941, nur wenige Wochen nach dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die SU, gründete er mit anderen jüdischen Sowjetbürgern das Jüdische Antifaschistische Komitee, später schrieb er Reportagen für das Zentralblatt der Roten Armee „Krasnaja Swesda“ (Roter Stern) sowie diverse antifaschistische Publikationen und Radiostationen der anderen alliierten Staaten. Seine Zeitungs- und Rundfunktexte aus dem Großen Vaterländischen Krieg sind auch heute noch sehr lesenswert (weil kenntnisreich), genauso seine Romanwälzer „Sturm“ und „Der Fall von Paris“, die beide anschaulich und plastisch (den Weg zum) Krieg und den Faschismus darstellen.
Ich finde, Ehrenburg hat einige höchst zutreffende Feststellungen bzgl. der deutschen Gesellschaft gemacht, die leider heute noch (bzw. zunehmend wieder) gelten:
„Der Hochmut Deutschlands beruht auf einem Vorurteil, auf dem Glauben an die magischen Eigenschaften des deutschen Blutes, auf der Überzeugung, dass alles Deutsche höher als alles Nichtdeutsche steht.“
[Ilja Ehrenburg: Zum neuen Jahr. Artikel in der „Prawda“ vom 17. Dezember 1944]
„Das Deutschland Hitlers ist keine Sphinx, es ist eine Typhuslaus; und alle begreifen jetzt, was Faschismus ist, aber nicht alle wollen sich merken, was sie begriffen haben. Vergessen – das heißt verzeihen, aber den Ofensetzern von Majdanek verzeihen – das heißt Kinder aufziehen für andere Öfen, noch viel vollkommenere.“
[Ilja Ehrenburg: Zum neuen Jahr. Artikel in der „Prawda“ vom 17. Dezember 1944]
Kein Wunder, dass die Faschisten auch heute noch gegen den linken Juden Ehrenburg wettern und den völkischen Antisemiten Arndt bejubeln.
Meine Damen und Herren,
zur aktuellen Stunde hier noch einige Zitate von Ilja Ehrenburg. Einscheiden sie selbst wie treffend diese Feststellungen waren.
„Wir wissen alles. Wir erinnern uns an alles. Wir haben begriffen: Die Deutschen sind keine Menschen. Von nun ab ist das Wort ‚Deutscher‘ für uns der allerschrecklichste Fluch. Von nun ab entladet das Wort ‚Deutscher‘ das Gewehr. Wir werden nicht reden. Wir werden uns nicht empören. Wir werden töten. Wenn du im Laufe des Tages einen Deutschen nicht getötet hast, ist dein Tag verloren. Wenn du denkst, daß dein Nachbar für dich einen Deutschen tötet, dann hast du die Bedrohung nicht erkannt. Wenn du den Deutschen nicht tötest, wird der Deutsche dich töten. Er holt deine Nächsten und wird sie in seinem verfluchten Deutschland quälen.
Wenn du den Deutschen mit der Kugel nicht töten kannst, töte den Deutschen mit dem Seitengewehr. Wenn es auf deinem Frontabschnitt ruhig ist, wenn du auf den Kampf wartest, töte den Deutschen vor dem Kampf. Wenn du den Deutschen leben läßt, wird der Deutsche einen russischen Menschen erhängen und eine russische Frau schänden.
Wenn du einen Deutschen getötet hast, töte noch einen – es gibt für uns nichts Lustigeres, als deutsche Leichen. Zähle nicht die Tage. Zähle nicht die Wersten. Zähle nur eins: die von dir getöteten Deutschen. Töte den Deutschen! – das bittet die alte Mutter. Töte den Deutschen! – das fleht das Kind. Töte den Deutschen! – das ruft die Heimaterde. Verfehle nicht das Ziel. Laß ihn nicht entgehen. Töte!’“
„Es genügt nicht, die Deutschen nach Westen zu treiben. Die Deutschen müssen ins Grab hineingejagt werden. Gewiß ist ein geschlagener Fritz besser als ein unverschämter. Von allen Fritzen aber sind die toten die‘ besten.“
„‚Die Deutschen werden die Stunde verfluchen, da sie unseren Boden betraten. Die deutschen Frauen werden die Stunde verfluchen, in der sie ihre Söhne – Wüteriche – geboren haben. Wir werden nicht schänden. Wir werden nicht verfluchen. Wir werden nicht hören. Wir werden totschlagen. “
Lieber ret, es erscheint mir kurios. Da verurteilst Du den Einen und lobst den Anderen. Beide haben schreckliche Worte gegen Agressoren im eigenen Land verfasst. Mir scheint Du bist nicht objektiv. Oder was macht Arndt zum Hetzer während Du Ehrenburg als das genaue Gegenteil davon bezeichnest.
in dem kontext ist es wohl angebracht das wort „deutscher“ als synonym für“nazi“, „faschist“ oder „massenmörder“ zu verstehen.
man muss ihn doch immer „im kontext seiner zeit“ lesen, oder claus?
@ Claus:
Wie immer ein wenig qualifizierter Beitrag von Dir.
1. Warum lässt Du beim ersten Ehrenburg-Zitat vom 24. Juli 1942 den Beginn, immerhin fast die Hälfte des Textes, weg? Ehrenburg zitiert dort aus drei Briefen, die bei getöteten deutschen Soldaten gefunden wurden. Darin schreiben diese konkrete Beispiele, wie sie Sowjetbürger erniedrigen, misshandeln und sich über diese „Untermenschen“ auch lustig machen.
Danach kommt dann die von Dir genannte Passage über die deutschen Soldaten, die die Sowjetunion überfallen haben und von denen die sowjetische Bevölkerung nichts anderes erwarten kann als Misshandlungen und Mord. Und er hatte ja auch vollkommen recht, wenn er schrieb: „Wenn du den Deutschen leben läßt, wird der Deutsche einen russischen Menschen erhängen und eine russische Frau schänden.“ – Die Wehrmachtssoldaten hatten ja die Fotos ihrer Mordaktionen (Soldaten posen vor Erhängten oder Geköpften, lassen sich gegenseitig ablichten bei Massenerschießungen) voller stolz neben dem Foto ihrer Liebsten in der Brieftasche. Die Liste der Orte in der SU, die von der Wehrmacht dem Erdboden gleichgemacht wurden, wo die Bevölkerung (vom Kind bis zur Greisin) ermordet wurde, ist ziemlich lang.
Also bitte verschone uns mit gekürzten und sinnentstellenden Zitaten!
Hier der Gesamttext des Artikels im Original:
УБЕЙ!
Вот отрывки из трех писем, найденных на убитых немцах:
Управляющий Рейнгардт пишет лейтенанту Отто фон Шираку:
„Французов от нас забрали на завод Я выбрал шесть русских из Минского округа. Они гораздо выносливей французов. Только один из них умер, остальные продолжали работать в поле и на ферме. Содержание их ничего не стоит и мы не должны страдать от того, что эти звери, дети которых может быть убивают наших солдат, едят немецкий хлеб. Вчера я подверг лёгкой экзекуции двух русских бестий, которые тайком пожрали снятое молоко, предназначавшееся для свиных маток…“
Матеас Димлих пишет своему брату ефрейтору Генриху Цимлиху:
„В Лейдене имеется лагерь для русских, там можно их видеть. Оружия они не боятся, но мы с ними разговариваем хорошей плетью…“
Некто Отто Эссман пишет лейтенанту Гельмуту Вейганду:
„У нас здесь есть пленные русские. Эти типы пожирают дождевых червей на площадке аэродрома, они кидаются на помойное ведро. Я видел, как они ели сорную траву. И подумать, что это – люди…“
Рабовладельцы, они хотят превратить наш народ в рабов. Они вывозят русских к себе, иэдеваются, доводят их голодом до безумия, до того, что умирая, люди едят траву, червей, а поганый немец с тухлой сигарой в зубах философствует: „Разве это люди?..“
Мы знаем все. Мы помним все. Мы поняли: немцы не люди. Отныне слово „немец“ для нас самое страшное проклятье. Отныне слово „немец“ разряжает ружье. Не будем говорить. Не будем возмущаться. Будем убивать. Если ты не убил за день хотя бы одного немца. твой день пропал. Если ты думаешь, что за тебя немца убьет твой сосед, ты не понял угрозы. Если ты не убьешь немца, немец убьет тебя. Он возьмет твоих и будет мучить их в своей окаянной Германии. Если ты не можешь убить немца пулей, убей немца штыком. Если на твоем участке затишье, если ты ждешь боя, убей немца до боя. Если ты оставишь немца жить, немец повесит русского человека и опозорит русскую женщину. Если ты убил одного немца, убей другого – нет для нас ничего веселее немецких трупов. Не считай дней. Не считай верст. Считай одно: убитых тобою немцев. Убей немца! – это просит старуха-мать. Убей немца! – это молит тебя дитя. Убей немца! – это кричит родная земля. Не промахнись. Не пропусти. Убей!
Илья ЭРЕНБУРГ.
«Красная звезда», 24 июля 1942 г (№173 [5236])
vgl. http://militera.lib.ru/prose/russian/erenburg_ig3/204.html
2. Für die anderen beiden Zitatauszüge kannst Du sicher eine Original-Quelle nennen, nicht wahr? Aus welchen Artikeln oder Reden Ehrensburg sind die Passagen denn entnommen?
3. Dass Du einen völkischen Antisemiten wie Arndt mit einem antifaschistischen Juden in eine Linie stellst, hatte ich von Dir nicht anders erwartet. Scheint in euren Verbinderkreisen üblich zu sein. Trotzdem würde es auch Dir gut stehen, Dich an Fakten zu orientieren und nicht nur der eigenen bornierten Ideologie nachzutraben.
Wir lassen das. Wie stehst Du eigentlich zum Gedicht von Grass, mit dem Namen : „Was gesagt werden muss“? Ich mag es. Weil ich Frieden mag. Muss man eigentlich Juden anders behandeln als andere Menschen? Wäre das nicht Diskriminierung? Deswegen sind für mich sogar völkische Juden und antifaschistische Deutsche in erster Linie Menschen.
rotfront! lieber Jan 😉
@ Claus: „Wir lassen das.“ – Klar, Dir fehlen ja auch Quellen und Argumente.
Und Deinen dumpfen Antisemitismus („Muss man eigentlich Juden anders behandeln als andere Menschen?“) kannst Du Dir auch schenken, erst recht mit Blick auf die deutsche Geschichte.
Für Ernst Moritz Arndt waren Juden keine gleichwertigen Personen. Daher stellte er sich ja auch derart aggressiv gegen eine Befreiung und rechtliche Gleichstellung der Juden, wie sie der napoleonische Code Civil erstmals in Deutschland garantierte.
Ist es nicht dumpfer Antisemitismus wenn man Juden anders behandelt. Ist es keine Diskriminierung wenn man Juden anders behandelt? War es nicht die deutsche Geschichte, die gezeigt hat wie gefährlich eine Sonderbehandlung für bestimmte Gruppen sein kann.
Ich bin dafür alle Menschen gleich zu behandeln. Egal wie sie aussehen, aus welchem Land sie kommen oder welche religiösen Dummheiten sie vertreten. Auch ein jüdischer Schwachkopf ist für mich nur ein Schwachkopf, genau wie ein deutscher, indonesischer oder kambodschanischer Schwachkopf. Ich baue auf das Verständnis der Menschen untereinander. Gleichheit ist da eine feste Grundlage.
Du scheinst einige gleicher machen zu wollen als andere. Deswegen ist es mir immer wichtig, darauf hinzuweisen, dass Du eine Bigotterie lebst, die deutlicher nicht sein kann.
Deine vordergründig hohe Moral stellst Du gern zur Schau wenn es um die Verbrechen des Faschismus und ihre Folgen geht. Allerdings praktizierst du gleichzeitig niedrige moralische Standards wenn Du die Verbrechen des Kommunismus rechtfertigst oder relativierst. Hitler oder Stalin z.B.. Für manche sind es zwei Verbrecher, die Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben. Für Dich ist einer von beiden ein Kämpfer der gerechten Sache und seine Opfer waren notwendig. Warum ist das so?
„Auch ein jüdischer Schwachkopf ist für mich nur ein Schwachkopf, genau wie ein deutscher, indonesischer oder kambodschanischer Schwachkopf.“
-> finde den Fehler
+1!
datt is antisemitismus – datt verstehste nie!
erst
„Ist es nicht dumpfer Antisemitismus wenn man Juden anders behandelt. Ist es keine Diskriminierung wenn man Juden anders behandelt? War es nicht die deutsche Geschichte, die gezeigt hat wie gefährlich eine Sonderbehandlung für bestimmte Gruppen sein kann.“
und dann noch als völkischer Knaller oben drauf
„Auch ein jüdischer Schwachkopf ist für mich nur ein Schwachkopf, genau wie ein deutscher, indonesischer oder kambodschanischer Schwachkopf.“
Unglaublich, Du bist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten. 😀
Jetzt mal ganz konkret nachgehakt: Wie stehst Du denn zu Arndts Forderung, den Juden das Bürgerrecht zu verweigern und sie nicht als Teil der deutschen Nation anzusehen?
lieber retmarut,
wenn hier über sinnentstellendes zitieren und fehlende quellenangaben geredet wird, so möchte ich doch (ebenfalls nur als rückschau, denn dieser drops ist wohl vorerst gelutscht, wie man sagt) vorsichtig daran erinnern, dass gerade die uni-ohne-arndt-seite (, der du in einem anderen kommentar gerade einen „fundierten und sachlichen unterbau“ zugesprochen hast,) besonders in dieser hinsicht einen standard angelegt hat, der so manchen proseminaristen schamrot werden ließe. die rubrik „arndt zitiert…“ ist diesbezüglich schlicht ein anblick des grauens. hier wurden wikipedia-zitate zusammen mit zitatkompilationen dritter und angaben aus einem schulbuch für den geschichtsunterricht, vermutlich ungeprüft, nebeneinandergestellt. ich hatte damals, wie du jetzt, um quellenangaben gebeten (, übrigens vergeblich bis auf den heutigen tag,) und habe angesichts der antwortkommentare regelmäßig den eindruck gehabt, dass der jeweilige autor im grunde gar nicht recht weiß, warum ich mich so aufrege. diese seite hatte den erklärten, zahllose male wiederholten und auf nachfrage zickig verteidigten anspruch, eine explizit wissenschaftliche grundlage für die arndt-kritik zu bieten. unschlüssigen studierenden wollte sie sogar die eigene arndt-lektüre abnehmen (eine der faq war: „Ich habe Arndt nicht gelesen! Wie soll ich entscheiden, wer Recht hat?“, auf die folgende, im lichte der arbeitsmethoden nur irrwitzig zu nennende antwort gegeben wurde: „Wir können nicht erwarten, dass jeder Arndt liest. Dafür bleibt oft nicht die Zeit. Deshalb gibt es ja diese Seite, in der wir die Ergebnisse der Wissenschaft aufarbeiten.“) hinter diesen ansprüchen ist die initiative meiner meinung nach deutlich zurückgeblieben. es schien nicht einmal ein bewusstsein für das problem zu existieren, dass man doch wohl zumindest, für jedermann nachprüfbar, offenzulegen hat, über welchen text man nun eigentlich spricht, und dass dieser text auch bestimmten wissenschaftlichen standards nachzukommen hat. künftige umbenennungsversuche werden da hoffentlich solider arbeiten.
Ich habe eigentlich immer mit korrekter Quellenangabe gearbeitet.
Andere mögen das etwas anders gehandhabt haben.
Die Frage ist allerdings, ob die Studierenden (von der sonstigen Göttinger Bevölkerung ganz zu schweigen) sich intensiver mit Arndt-Zitaten auseinandergesetzt haben/hätten, wenn diese immer vollständige Quellennachweise gehabt hätten.
Fakt ist doch, dass die allermeisten (wer kann es ihnen verübeln) keinerlei Arndt-Texte gelesen haben. Die Texte sind ja auch nicht unbedingt erbaulich. Die Auseinandersetzung mit Arndt und seiner Ideologie soll allerdings auch kein elitärer Disput sein (das wollten ja einige selbsternannte Fachexperten, ich erinnere da nur einen etwas egomanischen Theologieprof.), der die weniger Belesenen/Fachkundigen ausschließt. Sondern die Frage, wie wir uns alle persönlich jeweils zu Arndt/Arndts Werk verhalten, geht ja uns alle an, da soll jede und jeder Position beziehen und z.B. bei einer Urabstimmung votieren können.
(Aber bei Partei- oder Wahlprogrammen ist das ja auch nicht anders, die liest ja auch kein Schwein. Trotzdem gehen die Leute zur Wahl. Denen reicht dann vielleicht eine aussagekräftige Wahlaussage, eine TV-Talkrunde oder vielleicht auch nur ein aus ihrer Sicht ansprechendes Wahlplakat. – Mensch hat ja glücklicherweise das gleiche Wahlrecht, egal wie informiert mensch tatsächlich ist.)
Daher war unser Ansatz damals, sich anhand einiger textlicher Aussagen, die möglichst repräsentativ für Arndts Schriften sind, mit den dahinterstehenden Inhalten auseinanderzusetzen. Wir haben zudem immer wieder versucht (auch wenn das vielen Studierenden damals wohl schon aus den Ohren hing), den historischen Kontext der Aussagen zu beleuchten, Arndt also zu kontextualisieren. Daher ja auch mein etwas ausführlicherer Verweis auf den Code Civil und die Errungenschaften der französischen Revolution von 1789 ff.
Arndt ist, das haben wir auch immer so deutlich gemacht, auch nur eine (in diesem Falle reaktionäre) Widerspiegelung seiner Zeit. Die bürgerliche Wende Ende des 18./ Anfang des 19. Jh.: Die alte feudale Welt ist damals massiv ins Schwanken geraten, die Bourgeoisie griff nach der Macht, Adelskronen (und -köpfe) fielen, auch die nichtbürgerlichen Teile des bisherigen Dritten Standes kamen in revolutionäre Bewegung. Der Feudalismus (also die Diktatur des Adels) konnte sich ökonomisch nicht mehr halten, der Kapitalismus (also die Diktatur der Bourgeoisie) brach sich endlich ökonomisch und politisch Bahn.
Arndt hat damals versucht, politisch das alte feudale System so weit wie möglich zu retten, musste aber dabei Konzessionen machen. Aus Angst vor „französischen Zuständen“, also einer echten bürgerlichen Republik und einem demokratischen Aufbruch hat er schon früh den Schulterschluss mit dem Adel gesucht, hat er den Hass der Volksmassen von den adligen Drohnen auf die Franzosen und Juden gelenkt. Er stand damals mit solch einer Grundauffassung nicht alleine da, er hat sie halt nur ganz erheblich zugespitzt und auch keine Skrupel gehabt, die Hoffnungen der einfachen Volksmassen auf mehr Mitsprache und Überwindung der staatlichen Zersplitterung auf gänzlich reaktionäre Pfade zu lenken. Ergebnis nach den „Befreiungskriegen“: 30 Jahre bleierne Zeit.
Arndts „Verdienst“ liegt letztlich darin, einen spezifischen deutschen Antisemitismus und einen durch und durch völkischen Nationalismusbegriff aus der Taufe gehoben und recht erfolgreich verbreitet zu haben.
– „Die Frage ist allerdings, ob die Studierenden (von der sonstigen Göttinger [ich vermute, du meinst: Greifswalder] Bevölkerung ganz zu schweigen) sich intensiver mit Arndt-Zitaten auseinandergesetzt haben/hätten, wenn diese immer vollständige Quellennachweise gehabt hätten.“
das ist keineswegs die frage. es geht nur darum, die möglichkeit zum prüfen und weiterlesen im kontext bereitzustellen. das ist man seinen lesern schuldig; tut man es nicht, macht man sich gleichzeitig angreifbar. ansonsten könnte man sich ja jegliche art von quellenangaben sparen und stattdessen den satz „liest ja eh kein schwein.“ drucken. das würde auch eine menge papier sparen. sorry für die polemik.
– „Fakt ist doch, dass die allermeisten (wer kann es ihnen verübeln) keinerlei Arndt-Texte gelesen haben. Die Texte sind ja auch nicht unbedingt erbaulich. Die Auseinandersetzung mit Arndt und seiner Ideologie soll allerdings auch kein elitärer Disput sein […], der die weniger Belesenen/Fachkundigen ausschließt. Sondern die Frage, wie wir uns alle persönlich jeweils zu Arndt/Arndts Werk verhalten, geht ja uns alle an, da soll jede und jeder Position beziehen und z.B. bei einer Urabstimmung votieren können.“
das ist genau der punkt, den ich in der debatte nie ganz verstanden habe: letztlich reden wir ja immer über texte, und wenn ich mich persönlich zu einem text einigermaßen kompetent positionieren soll, dann ist es unausweichlich, dass ich ihn vorher lese. wenn man immer nur texte über texte liest, muss die sicht auf das problem, das der primärtext bietet, zwangsläufig fremdgesteuert sein, oder zumindest bin ich dann nicht mehr in der lage, den grad der subjektivität des sekundärtextes zu beurteilen. gerade in einer neuerlichen extensiven arndt-lektüre, die offensiv hätte angeregt werden müssen, hätte ich eine chance für die kampagne gesehen. wenn du sagst, die texte seien nicht erbaulich und man könne es deswegen ja keinem verdenken, sie zu ignorieren, verstellst du von vornherein den blick auf arndt und rückst dich noch dazu in die position eines experten, der das beurteilen kann. ich kann mir vorstellen, dass viele, die keine lust auf lesen haben, sich bei solchen aussagen entspannt zurücklehnen und froh sind, dass jemand ihnen so bereitwillig eine rechtfertigung bietet, arndt nicht zu lesen, und noch dazu ein mundgerechtes urteil über die debatte, das sie bei nächster gelegenheit unbekümmert weiterverbreiten können. treffen sich dann mehrere, die sich alle ihre meinung über diese praktische abkürzung gebildet haben, kommt es zu einer einseitigen und grundlagenlosen debatte. ich finde diese vorstellung höchst beunruhigend, auch wenn ich dein urteil über arndt in vielen fällen teile. aber richtiges sollte eben auch aus den richtigen gründen und über den richtigen weg geschehen.
@ ralph:
Ich kann Deine Einwände vollauf nachvollziehen.
Du schreibst: „gerade in einer neuerlichen extensiven arndt-lektüre, die offensiv hätte angeregt werden müssen, hätte ich eine chance für die kampagne gesehen.“
Es war ja damals nicht so, dass Teile der Studierendenschaft nach Arndt-Lektüre-Kursen gerufen hätten. Ich wäre einer der ersten gewesen, der einen solchen Ruf aufgegriffen und einen Lektürekurs angeboten hätte.
Aber ein solches allgemeines Interesse an Arndts Texten bestand (und besteht) eben nicht, übrigens auch bei den vehementen Arndt-Befürwortern nicht, von denen die wenigsten mal irgendetwas Zusammenhängendes von Arndt gelesen haben.
Wir haben damals als Initiative zwei (wenn ich mich recht erinnere) Veranstaltungen angeboten, wo wir verschiedene längere Arndt-Passagen (also nicht ein, zwei aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, wie böse Gerüchte uns das immer gerne nachsagen wollten, sondern mehrere aufeinanderfolgende Absätze und Seiten) rezitiert haben. Das war vermutlich für die allermeisten Anwesenden überhaupt das erste mal, dass sie längere Passagen von Arndt gehört haben.
Trotzdem: Die Frage, ob der Namenspatron bleiben oder gehen soll, ist ja keine rein akademische, wo mensch nur nach Teilnahme an einem Lesezirkel und längerer Textexegese mitreden darf! Das wäre ein höchst elitärer, ausschließender Ansatz. (Würden die monotheistischen Religionen von allen ihren Gläubigen umfassende, gar kritische Textlektüre einfordern, gäbe es sie schon längst nicht mehr!)
Die allermeisten, die an der Urabstimmung teilnahmen, haben Arndt nie im Original gelesen, viele vermutlich nicht mal in die „subjektivität des sekundärtextes“ geschaut. Die haben sich durch Gespräche mit anderen ihre Meinung am Mittagstisch, in der Kneipe oder daheim in Wohnheim/WG gebildet. Und das ist ja auch völlig legitim.
Es wäre auch weltfremd anzunehmen, alle müssten alles wissen und bei Themen, die sie nicht voll erfassen können, dürften sie nicht mitreden. Das wäre ja die Konsequenz aus Deinem Einwurf.
Frag doch mal Mitstudierende, ob sie a) schon einmal von Ernst Moritz Arndt gehört haben, b) ob sie eine Meinung zu Arndt haben (und ggf. welche) und c) ob sie schon mal einen Text von Arndt gelesen haben! – Dann wirst Du schnell feststellen, wie von Frage zu Frage die Anzahl der Verneinungen zunimmt. Das war selbst auf dem Höhepunkt unserer Kampagne, wo wir immer wieder auf Texte Arndts aufmerksam gemacht haben, so.
Daher haben wir versucht, die Studierenden auf ganz unterschiedlichen Kanälen zu erreichen: Öffentliche Lesung, Forenbeiträge im gutbesuchten webmoritz et al., eigene Internetseite mit möglichst kurz-prägnanten Texten, Flugblätter, Plakate, Theaterelemente, Teilnahme an Podiumsdiskussionen …
„aber richtiges sollte eben auch aus den richtigen gründen und über den richtigen weg geschehen.“
Sorry, aber diese Aussage ist doch vollkommen dogmatisch und geht an der Lebensrealität vorbei. Mensch muss doch akzeptieren, dass es auch Mitmenschen gibt, die aus völlig anders gelagerten Gründen und Erwägungen (vielleicht sogar objektiv völlig abwegigen!) zu einem ähnlichen Ergebnis kommen können. Die Weltanschauungen der allermeisten Menschen sind eben widersprüchlich, da wird nicht alles bis zur kleinsten Einheit materialistisch runtergebrochen, vieles basiert auf idealistischen Vorstellungen gemixt mit etwas Empirie, einiges vielleicht auch nur auf emotionaler Ebene.
PS: Vor kurzem hörte in einem Vortrag zum Thema Organizing und soziale Bewegungen, dass mehrere Studien gezeigt hätten, dass die meisten Menschen, die sich in einem Verein, einer Partei oder sonstigem organisiert haben, dies nicht getan haben, weil sie das Programm, die Satzung etc. gelesen haben, sondern in allererster Linie, weil sie die Mitstreiter dort so nett und ansprechend fanden (also das soziale Element).
Eine Anmerkung noch:
Reine Textlektüre ist auch nur die halbe Miete. Es geht ja auch darum, den Text in den historisch-gesellschaftlichen Kontext zu betten. Weder der Autor noch die im Text befindlichen Gedanken sind zeitlos. (Und natürlich sind auch wir, die wir heute einen Text aus vergangenen Zeiten lesen, in einen bestimmten gesellschaftlichen Kontext eingebettet, der uns prägt.)
Mir war es in der Arndt-Debatte daher immer wichtig aufzuzeigen, dass Arndt schon zu seinen Lebzeiten ein Reaktionär war, der die progressiven Bewegungen und Vorstellungen seiner Zeit aktiv bekämpft hat. Am deutlichsten wird das an seinem Hass gegen Frankreich, gegen die bürgerliche Revolution und die bürgerliche Republik.
Ich möchte mich dem Wunsch nach Quellenangabe anschliessen. Es schickt sich nicht, im Kontext solch einer Debatte diskursethische Mindeststandards unterlaufen zu wollen. Es macht einen schlechten Eindruck und kann zu Recht als moralisch nicht tugendhaft verstanden werden. In diesem Sinne – Weiter so!
@ Claus
In Anbetracht von 20 – 27Millionen (!!!) ermordeten Sowjets durch deutsche Soldaten und der Shoa kann ich solche Äußerungen des jüdischen Kommunisten Ehrenburg voll und ganz verstehen und akzeptieren.
Nur die absolute militärische Unterwerfung konnte den faschistischen Wahn der Deutschen zum erliegen bringen.
+1
Dann versteht ihr jetzt auch Ernst Moritz Arndt, der wesentlich dazu beitrug, ein Land namens Deutschland entstehen zu lassen. Gegen die französischen Gegner und Besatzer in der Heimat hat Arndt geschrieben. Also haben Arndt und Ehrenburg mit Worten versucht die Menschen gegen einen unmenschlichen Gegner zu vereinen.
Du kannst scheinbar nicht mal „Glühbirnen“ von Äpfeln unterscheiden. Da ist es dann auch kein Wunder mehr, dass du Günther Grass beipflichtest.
Wenn man deine „geistigen Ergüsse“ liest und sie mit deiner patriotischen Gesinnung (von der ich mal ausgehe) verbindet, kommen einem unweigerlich Heinrich Heines „Nachtgedanken“ in den Sinn:
„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
[…]
Gottlob! Durch meine Fenster bricht
Französisch heitres Tageslicht;
Es kommt mein Weib, schön wie der Morgen
Und lächelt für die deutschen Sorgen.“
Ich frag mich immer wieder:
Wieso gibt es unter den Konservativen so viele Dogmatiker und so wenige Denker?
Ja, Arndt hat nach außen hin getrommelt für ein vereintes Deutschland, aber eben kein republikanisches!
Tatsächlich hat er mit seinen antifranzösischen Pamphleten den reaktionären Rollback des Absolutismus vorangetrieben. Bewusst vorangetrieben, denn er stand damals im Sold der beiden reaktionärsten Staaten Europas, nämlich dem zaristischen Russland und Preußen. Diese wiederum hatten ein gemeinsames Interesse: den ganzen bürgerlich-republikanischen Spuk, der da ab 1789 aus Frankreich als befreiendes Leuchtfeuer quer durch Europa strahlte, rigoros abzuwürgen und die Uhr wieder zurückzudrehen.
Das Ergebnis dieser völkischen Hetze und des militärischen Sieges über Napoleon war dann eine Restaurationspolitik, die insb. die deutschen Staaten 30 Jahre (nämlich bis 1848) in Pressezensur und Polizeiobrigkeit presste.
Als dann 1848 (ermutigt durch die Erhebungen in Italien und Frankreich) auch in den deutschen Staaten bürgerlich-demokratische Bewegungen den Aufstand begannen, waren es in der Paulskirche derart konservativ-monarchistische Gestalten wie der greise Arndt, die sich vehement gegen (!) eine Republik stellten und stattdessen dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone antrugen. (Muss mensch sich mal vor Augen führen: Statt eine bürgerliche Revolution zu machen und die Republik zu gründen, wird in der Paulskirche mehrheitlich ein Kaiserreich unter preußischer Führung gefordert.) Friedrich Wilhelm IV. schlug dieses Angebot allerdings aus mit den Worten, er wolle keinen „imaginären Reif, aus Dreck und Letten gebacken,“ und beharrte auf sein „Gottesgnadentum“.
Diese halbherzige bürgerliche Revolution konnte dann 1849 vom wiedererstarkten Absolutismus militärisch auseinandergejagt werden, eben weil es etliche Bourgeoise doch Fracksausen bekamen und lieber wie Arndt am adligen Rockzipfel verbleiben wollten. Erst im November 1918 wurde die historische Aufgabe der Gründung einer deutschen Republik umgesetzt, und zwar nicht von der Bourgeoisie, sondern der deutschen Arbeiterklasse.
Hey retmarut,
ich hab mir auch mal so eine TextbausteinAntwortmaschine für Kommentare gebastelt. Bitte sei mir nicht böse, dass ich dazu Dein Argumentationsmuster kopiert habe. Falls ich manche Begriffe vergessen habe und noch ein XXXXX steht setze einfach etwas passendes ein.
„Wie immer ein wenig qualifizierter Beitrag von Dir.“
„Es schickt sich nicht, im Kontext solch einer Debatte diskursethische Mindeststandards unterlaufen zu wollen. Es macht einen schlechten Eindruck und kann zu Recht als moralisch nicht tugendhaft verstanden werden.“
„Dass Du einen XXXXXX wie XXXXXX mit einem XXXXXX in eine Linie stellst, hatte ich von Dir nicht anders erwartet. Scheint in euren XXXXXXkreisen üblich zu sein. Trotzdem würde es auch Dir gut stehen, Dich an Fakten zu orientieren und nicht nur der eigenen bornierten Ideologie nachzutraben.“
Cool, dann hast Du ja jetzt eine Alternative zur alten Copy&Paste-Maschine!
Vielleicht werden Deine Beiträge ja mit neuem Technikeinsatz etwas fundierter. 😉
Lieber Leserinnen und Leser,
zunächst vielen Dank für das rege Interesse und vielseitige feedback zu diesem Text. Es freut mich zu sehen, dass das Thema noch längst nicht erledigt ist, wie so oft behauptet wurde.
Leider ist hier – wie auch bei der eigentlichen Debatte 2009/2010 – erneut festzustellen, dass mit Fortdauer der Diskussion gar nicht mehr so sehr Arndt und seine (Nicht-)Eignung als Uni-Namenspatron Thema ist oder reflektiert wird, welche grausame Streitkultur von einigen (sich hauptsächlich im Spektrum der Arndt-Befürworter verortenden) Akteuren an den Tag gelegt wurde. Auch hier im Kommentarbereich ist zu beobachten, dass die Arndt-Frage plötzlich darin mündet, ob denn nun die Verbrechen der Nationalsozialisten schlimmer waren als die der Kommunisten und ob der geschürte Hass und Rassismus ja nicht einfach nur logische Folge einer als furchtbar empfundenen „französischen Besatzung“ gesehen werden kann. (Manch einem Nutzer würde ich einen genaueren Blick in die Geschichtsbücher empfehlen, das napoleonische Frankreich hatte weiß Gott kein alleiniges Patent auf Kriegsführung und Besatzung) Für mich erklärt sich eine Aufweichung des eigentlichen Diskussionsgegenstandes nur dadurch, dass die Unhaltbarkeit Arndts als Uni-Ikone längst erkannt wurde. Ein 1933 von der NSDAP auserkorener „Vaterlandsdichter“ und Wegbereiter des biologistischen Rassismus hat eine Stellung als Hochschulpatron nicht verdient! Daran ändern auch Kontextual-Ausflüchte nichts. Wer möchte, kann gern versuchen, Ernst Moritz Arndt im historischen Kontext zu verstehen. Fakt ist jedoch, dass die Universität Greifswald sich in erster Linie im aktuellen, gegenwärtigen Kontext reflektieren muss – und im 21. Jahrhundert gibt es für antisemitische und rassistische Hetze einfach keine Rechtfertigung mehr.
Beste Grüße, L.W.
Ein interessanter Aspekt. Immer wieder wird behauptet Arndt sei als Namenspatron nicht tragbar weil die Universität den Namen während der Herrschaft der Nationalsozialisten erhalten hat. Ein bischen als ob man heute ein schlechter Mensch ist wenn man über deutsche Autobahnen fährt. 😉
Allerdings wurde die Luther-, Goethe- und Schilleruniversität auch während der Herrschaft der Nationalsozialisten benannt.
Deine Argumente, liebe L. Weinberg, trage doch auch mal der Martin-Luther-Universität vor. Das Luther gegen Juden hetzte ist unbestritten.
Die Aufweichung des Diskussionsgegenstands liegt für mich eher darin, dass das Thema längst durch gekaut ist. Die Arndt Befürworter und Gegner haben sich doch schon längst alles gesagt. Das Thema ist durch. 🙂
Die Universität trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat. Der Senat der Universität hat sich in einer endgültigen Entscheidung dem Votum der Studentenschaft angeschlossen.
@ Claus: „Die Universität trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat.“
Du immer mit Deinen billigen Verkürzungen. Deine Aussage ist schlechterdings nicht korrekt. Die Studierendenhaft hat damals lediglich dem eingebrachten Antrag auf Umbenennung nicht zugestimmt. Der Abstimmungstext lautete damals: „Der Senat wird dazu aufgefordert, § 1 I der Grundordnung der Universität so zu ändern, dass unsere Hochschule fortan nur noch den Namen ‚Universität Greifswald‘ trägt.“
Entschieden hat letztlich der Senat, das dafür vorgesehene Organ der Uni. Die Urabstimmung hatte dabei – egal wie sie ausgefallen wäre – keinerlei rechtliche Bindung gehabt. Das hat die Initiative Uni ohne Arndt auch so mehrfach (u.a. auf ihrer Kampagnenseite, in der Zeitung zur Urabstimmung sowie im Webmoritz) kommuniziert.
Mit einem entsprechend hohen Votum in der Urabstimmung für eine Umbenennung wäre allerdings ein deutliches Signal gesetzt worden, zu dem sich der Senat hätte verhalten müssen. Auch das wurde so von der Initiative kommuniziert.
Wir haben damals von unseren drei selbstgesteckten Zielen leider nur zwei erfolgreich umsetzen können:
1. Das erstmalige Durchführen einer Urabstimmung an der Uni Greifswald. (Musste übrigens gegen die Organe der Verfassten Studierendenschaft mittels formaler Unterschriftensammlung, mit einem Quorum von 10% der Studierendenschaft, durchgesetzt werden.)
2. Wahlbeteilung von über 20% bei der Urabstimmung.
3. Mind. 60% Zustimmung zum eingebrachten Antrag. – Letztlich wurden hier nur 43,4% erreicht, also knapp 7%-Punkte an der Zustimmung und knapp 17%-Punkte am selbstgesteckten Ziel vorbei.
Bei all den anderen Punkten drehst Du Dich im Kreis. Die von Dir angeführten Argumente und Relativierungen wurden schon damals widerlegt, deswegen spare ich mir das an dieser Stelle. Das lässt sich ja im Webmoritz, im Blog der Pro-Arndt AG sowie bei Uni ohne Arndt nachlesen.
Die Universität trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat. Der Senat der Universität hat sich in einer endgültigen Entscheidung dem Votum der Studentenschaft angeschlossen.
widerlegt ? Dieses Wort hat in meiner Welt eine andere Bedeutung als in Deiner… Dazu gehört auch mal auf die Argumente Andersdenkender einzugehen. Deswegen waren Deine öffentlichen Auftritte für UniohneArndt auch immer ein Desaster. Erst wenn Du frei sprechen sollst offenbart sich wie wenig Du in der Lage bist ein wechselseitiges Gespräch zu diesem Thema zu führen. Stattdessen verzettelst Du dich in Deinen monologartigen Vorträgen, die wie auswendig gelernt wirken, und wiederholst diese wieder und wieder.
http://www.youtube.com/watch?v=QI3me_gihSg
Wie war das mit dem Verdrehen? In dem Video bist Du noch der Meinung, dass die Urabstimmung Druck auf den Senat erzeugt. Allerdings hast Du da auch noch fest an einen Sieg geglaubt.
Ich glaube ja langsam, dass mit deiner Wahrnehmung was kaputt ist, Claus. Wenn du jetzt schon über die Vortragsweise von engagierten Einzelpersonen herziehen musst, um deine Position zu stärken, wird es wirklich armselig. Zugleich wird klar, in welche Widersprüche sich Gegner der Namensablegung immer wieder verstricken. Erst wird von UoA eine komplexere Auseinandersetzung und fundierte, sachliche Argumentation erwartet, wenn deren Darstellung zeitlich dann aber die Aufmerksamkeitsspanne eines Zwergkaninchens überschreitet, ist von „monologartigen Vorträgen, die wie auswendig gelernt wirken“ die Rede. Lächerlich!
Warum hebst du im Zuge deiner Ausführungen dann nicht auch gleich die Eloquenz von Thorben Vierkant noch heraus? Wenn der Sprecher der proArndt Gruppe nicht einmal das Wort „Antisemitismus“ richtig aussprechen kann und auf einer Podiumsdiskussion zu Arndt das Gefühl vermittelt, er habe sich vor fünf Minuten das erste mal mit der Materie befasst – das ist für mich ein desaströse Auftreten. Eine nicht stattfindende Abgrenzung zu Neonazis auf einer Mahnwache für Arndt – durch nichts zu rechtfertigen. O-Töne der Arndt-Beahrer in rechtsextremen Zeitschriften – gelungene Öffentlichkeitsarbeit?
Gegen Thorben ist Jan ein Genie der freien Sprache… Als Einäugiger unter Blinden ist man ja auch der König. 😉 War es das was Du lesen wolltest? Aber hast Du hier ein Statement von Thorben gelesen? Ich hätte auch über die Hitler Sprüche von S. Jabbusch im Debattierclub geschrieben. Wenn Herr Jabbusch hier etwas geschrieben hätte und es zum Thema passt. Aber dem war nicht so.
P.S. Aus welchem Grund ziehst Du eigentlich über die Vortragsweise von engagierten Einzelpersonen her? Du hast dich bisher gar nicht an der Unterhaltung beteiligt.
Aber solche wie Du sind mir die Liebsten. Kritisierst mich mit durchaus berechtigter Argumentation nur um dann genau das Selbe zu tun. Bist Du etwa Kommunist..? 😉
Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, was EMA geleistet hat, außer ein paar Propagandaschriften zu veröffentlichen. Zur Niederlage Napoleons sowie zur Gründung der Deutschen Republik trugen doch militärische und politische Gegebenheiten bei, die völlig unabhängig von Arndts publizierten Gedanken waren. Vieleicht hat er einige Menschen inspiriert, aber seinen Einfluss halte ich dann doch eher für unbedeutent. Was hat er für das Deutsche Volk getan, außer Fremdenhass und den Monarchismus zu propagieren.
Es wäre wirklich interesant, wenn es an der Uni dazu eine intensive Quellenforschung und akademische Auseinandersetzung geben würde. Meiner Meinung dient die ganze Arndt-der-tolle-Patriot Diskussion doch nur der Legendenbildung, die sein Wirken und seine Wirkung vollkommen überhöht. Habt ihr keine anderen Figuren der deutschen Geschichte, auf die ihr euch beziehen könnt, um eure patriotischen Gefühle zu rechtfertigen?
Aber vieleicht ist es gut, dass die Uni doch/noch nicht umbenannt wurde. So kann man mehr Aufklärungsarbeit für Argumente unzugänglichen Personen leisten um diese vieleicht doch noch zur Erkenntnis ihrer ideologischen Verblendung zu bewegen. Auch hier auf diesem Blog kann sich der Leser einen Eindruck verschaffen, mit welche Verzweilflung die Pro-Arndt-Fraktion versucht, Argumente für eine Beibehaltung des Namens zu finden (Luther, Ehrenburg, Geschehnisse während der UoA-Debatte).
Manchmal tut es dem Denken und der eigenen Persönlichkeit ganz gut, wenn man sich von starren, imaginären Ansichten löst. Ganz klar „ohne Arndt!“.
…war ein deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er widmete sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Besatzung Deutschlands durch Napoleon. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Epoche der Freiheitskriege
Zu Lebzeiten wurde Arndt hoch verehrt und gefeiert, seine Schriften führten zur Gründung patriotischer Vereinigungen, u. a. in Gießen, Heidelberg und Marburg, die als Vorgänger der Burschenschaften angesehen werden können. Außerdem gilt Arndt als einer der Mitbegründer der christlichen Wingolf-Verbindungen. Sein Lied Was ist des Deutschen Vaterland? war lange Zeit die inoffizielle Hymne der deutschen Einigungsbewegung. Für Arndt wurden eine Reihe von Denkmälern errichtet, u. a. in Bonn und Stralsund.
Im Jahr 2009 wurden an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität 1400 Unterschriften für eine Umbenennung der Universität gesammelt. Als Grund wurden seine antisemitischen Äußerungen genannt. In einer Urabstimmung vom 11. bis 15. Januar 2010 sprach sich die Mehrheit der Abstimmenden jedoch gegen die Umbenennung aus. Der Senat schloss sich der Entscheidung an und verkündete die Beibehaltung des Namens Ernst-Moritz-Arndt.
Das war ein kleiner Auszug aus Wikipedia. Wenn Du dich nicht von den Vorurteilen anderer lenken lässt finde selbst heraus was Arndt geleistet hat. Bilde Dir ein Urteil über die Umstände der damaligen Zeit und versuche nachzuvollziehen wie Arndt seine Worte gemeint haben könnte.
Wie auch immer Dein selbst gebildetes Urteil ausfallen wird, stütze es auf Wissen anstatt auf die Meinung verblendeter, die einen 1860 Gestorbenen mit dem Wissen der heutigen Zeit bewerten. Aber da gehört nicht viel zu. Hinterher ist man immer schlauer.
„Das war ein kleiner Auszug aus Wikipedia.“ *hust* merkstes?
Und da klappert sie wieder: Clausens Copy&Paste-Maschine.
Hast du schon mal den Mut gehabt, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Ich gebe dir mal einen Tipp. Welche Werte und Ideale repräsentieren Deutschland und seine Universitäten und welche Arndt?
Fremdenhass, Antisemitismus und Absolutismus sind es ganz bestimmt nicht. Wir leben nunmal in einer Zeit, in der wir diese Feindbilder nicht mehr brauchen und wir wissen alle ganz genau, wohin uns Fremdenhass und Nationalismus geführt haben.
Es ist auch ein Vorurteil, zu behaupten, Arndt sei ein großer Patriot. Trotz des nachvollziehbaren historischen Kontextes ändert das doch nicht an der Tatsache, dass er zu Mord und Hass aufgerufen hat und diesen auch noch nach 1815 propagiert hat.
Ja toll, seine Schriften haben zu Gründung patriotischer Vereinigungen geführt und er hat ein Lied geschrieben und man hat Statuen für ihn errichtet.
Um es den Möchtegern-Patrioten mal zu verdeutlichen. Nur weil man contra Arndt ist, will man nicht den Kommunismus einführen und Deutschland abschaffen. Man ist auch nicht verblendet oder ideologisch vorbelastet. Der Franzose ist nunmal nicht unser Feind und der Jude vergiftet auch nicht unser Volk. Fakt ist stattdessen, dass wir in unserem Größenwahn zweimal! gegen den Rest von Europa Krieg führen wollten und genau der Jahrhunderte andauernde Wahn, dass wir die Besten und Klügsten und Höchstgeboren und Göttlichsten sind, den sich auch Arndt eingebildet und propagiert hat und für den er noch heute steht, war die Triebfeder für Nationalsozialismus und Massenmord.
Wirklich, ein großer Mann, der viel für Wissenschaft und Gesellschaft und unser Land getan hat.
Was wir vor allen Dingen brauchen sind Mensch wie Dich. Du, der allmächtige Bestimmer über die Meinungen und Gedanken der Menschen. Diese Arroganz ist es, die letztlich die Arndt Gegner immer wieder auf taube Ohren stoßen lässt. Du hast Deine Meinung. Sie sei Dir gegönnt.
Ernst Moritz Arndt starb 1860. Wie man Arndt für den Nationalsozialismus verantwortlich machen möchte wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden. 🙂
So bleibt Dir nur übrig den Rechtsstaat und den Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat zu akzeptieren. Der Senat der Universität hat sich in einer endgültigen Entscheidung dem Votum der Studentenschaft angeschlossen.
@ Claus:
„Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden.“
Du weisst schon, dass diejenige, die das geschrieben hat, jüdischer Herkunft war. Und für die hatte Arndt bekanntlich nur Hass und Verachtung übrig.
Arndt war der Wegbereiter und Vordenker des modernen Antisemitismus in Deutschland. Er legte den Grundstein für den Übergang vom religiös motivierten Antijudaismus des Feudalismus hin zum rassistisch begründeten Antisemitismus. Es gibt eine klare ideologische Linie von Ernst Moritz Arndt über Wilhelm Marr und seiner „Antisemitenliga“ (gegr. 1879) über Theodor Fritsch und Otto Boeckel (Deutsche Antisemitische Vereinigung) über Max Liebermann (Antisemitische Volkspartei/Deutsche Reformpartei) hin zur Thulegesellschaft und zur völkischen „Deutschen Arbeiterpartei“ (welche dann unter Hitler als NSDAP bekannt wurde).
Nicht zu vergessen, Arndts grundliegende Verantwortung für alle Kriege in der Welt. Auch kann man Arndt die direkte Verantwortung für den Hunger in der 3. Welt zuschieben. Auch der weltberühmte Sack Reis im unserem kommunistischen Brüderland China wäre ohne Arndts Zutun vermutlich nicht umgefallen.
Obwohl es im Moment eher nach einer anderen Wahrheit aussieht. In dieser Wahrheit wird Arndt auch nicht für die Verfehlungen anderer Menschen verantwortlich gemacht.
Frag Dich mal welche Verantwortung Deine Oma im dritten Reich trug. Das ist genau so sinnvoll wie jemandem etwas in die Schuhe zu schieben, was 60 Jahre nach seinem Tod geschah.
Die Universität trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat. Der Senat der Universität hat sich in einer endgültigen Entscheidung dem Votum der Studentenschaft angeschlossen.
Wäre ja auch zu viel verlangt, wenn Du einmal auf Argumente eingingest oder auch nur historische Fakten zur Kenntnis nähmest.
Tja, was soll man da noch sagen. Die dämlichen Kommentare für Claus spiegeln die unfundierte Trotzhaltung vieler Arndt-Fans wider. Pöbeln und provozieren statt rationaler Auseinandersetzung – blamabel!
Kinder, warum sollte ich denn eine Trotzhaltung haben. Die Uni hat sich doch vollumfänglich für den Namen Ernst Moritz Arndt ausgesprochen.
Wer mir erklärt, wie man Arndt z.B. für irgendetwas aus der NS Zeit verantwortlich machen kann ohne dabei Argumente zu liefern, die Arndt ebenfalls für das Kippen des berühmten Sack Reis verantwortlich zeichnen bekommt nen Kuchen.
Ernst Moritz Arndt ist 1860 gestorben Adolf Hitler wurde 29 Jahr später geboren. Jeder hier konstruierte Zusammenhang muss in seiner Wirkung fehl schlagen. Eine Korrelation begründet keine Kausalität.
Interessant an dieser Stelle ist auch, dass die Nationalsozialisten sich während eines Festakts darauf beriefen, Schiller und Goethe seien „die ersten Nationalsozialisten gewesen“.
Dieser Tage äußerte sich Dr. Ludwig Biewer ebenfalls zu diesem Thema zu Wort, Leiter des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts Berlin. So schreibt er in dem Aufsatz „Freunde, ,Bekenner’ und ,Komplizen’ den er begann, als der Streit um Arndt 2009/2010 seinen vorerst letzten Höhepunkt erreichte. Erschienen ist er jetzt in den Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte.
„Beide waren glühende deutsche Patrioten, auch wenn sie mit ihrem Hass gegen die Franzosen schon fast maßlos zu nennen sind. Aber beide waren letztlich doch von der Gleichwertigkeit aller Völker und Menschen überzeugt und bekämpften darum kompromisslos jede Form von Fremdherrschaft und Fremdbestimmung.“ Sowohl Arndt als auch Rühs „haben hin und wieder antijudaistische Äußerungen getan“, so der Historiker. Die seien aus heutiger Sicht zu verurteilen, „zumal es im Gefolge der Aufklärung auch zeitgenössische Einstellungen und Urteile gab, die richtiger und objektiver waren“. Aber auch große Persönlichkeiten hätten Fehler, sagt Biewer. Wäge man aber Leistungen und Verfehlungen ab, dann „bleiben sie große Männer, bedeutende deutsche Patrioten“. Sie müssten natürlich kritisch betrachtet und an den Maßstäben ihrer Zeit gemessen werden. Die Berücksichtigung wirklicher Argumente und Fakten hat Biewer bei der Auseinandersetzung 2009/2010 bei denmeisten Teilnehmern vermisst.
Es ist wirklich ganz herzzerreißend, wie sich Dr. Ludwig Biewer, Mitglied einer Studentenverbindung und Autor für den „Bund der Vertriebenen“, für den alten Rassisten und Antisemiten einsetzt. Die Eignung Arndts als Patron für (irgend)eine Hochschule ist damit längst nicht begründet.
„Sowohl Arndt als auch Rühs ‚haben hin und wieder antijudaistische Äußerungen getan‘, so der Historiker. Die seien aus heutiger Sicht zu verurteilen, „zumal es im Gefolge der Aufklärung auch zeitgenössische Einstellungen und Urteile gab, die richtiger und objektiver waren“
Ja, Antisemitismus, Heraufberschwören von Völkerhass, Rassismus, übersteigerter Patriotismus haben in einer modernisierten Welt nichts verloren. Dementsprechend hat Arndt auch nichts auf Uni-Briefköpfen, Türschildern oder sonstewo zu suchen. Einen Namenspatron, den man umständlich interpretieren, reflektieren, kritisieren, in ihrer Zeit sehen – dann aber doch Gedeih und Verderb gutheißen will, ist nicht mehr als ein Furunkel am Arsch der aufgeklärten Gesellschaft!
Bitte gewöhn‘ dir mal ne halbwegs annehmbare Zitierweise an, Claus!
Roroz, pass auf was Du sagst. Es könnte Dir 142 Jahre nach Deinem Tod zum Verhängnis werden wenn Du nach Deinen Maßstäben genmessen wirst. Nicht das in 142 Jahren plötzlich Ausdrücke wie Deine als absolut unschicklich gesehen werden.
Allerdings ist Deine Meinung sachlich falsch. Arndt ist wichtiges Bestandteil auf Briefköpfen, Türschildern, etc. . Selbst die verfasste Studierendenschaft verwendet den Namen Ernst Moritz Arndt vollumfänglich. Denn der Namenspatron hat dort sehr wohl etwas zu suchen. Er repräsentiert die Universität zu Greifswald. Diese trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat. Der Senat der Universität hat sich in einer endgültigen Entscheidung dem Votum der Studentenschaft angeschlossen.
@ Claus: „Diese trägt Ihren Namen Ernst-Moritz-Arndt, für den sich eine studentische Mehrheit erstmalig in einer Urabstimmung im Jahre 2010 entschieden hat.“
Du bist echt faktenresistent.
Ich hab eben auch von Dir gelernt. Aber vielen Dank, dass Du dich hier auch noch mal zu Wort meldest. Dann scheint es ja wirklich kein Argument gegen Arndt mehr zu geben was nicht entkräftet wurde.
Ein Hoch auf unsere weltoffene, moderne und dennoch traditionelle Universität Greifswald. Dank der vielfältigen Ansichten und Denkweisen wurde eine interessante Debatte über den Patron der Universität angestoßen. Diese Debatte zeigte, dass der Name Ernst Moritz Arndt auch heute noch als Patron geeignet ist. Zunächst sprach sich eine Mehrheit unter den Studenten während einer erstmalig durchgeführten Urabstimmung für den Namen aus. Diesem Votum schloss sich der Senat der Universität an und entschied den Namen Ernst Moritz beizubehalten. Damit wurde auch Rücksicht auf die Umstände der Namensgebung genommen. In einer Welle von Namensgebungen an Hochschulen erhielt auch die Ernst Moritz Arndt Universität Ihren Namen während der NS Zeit. Dank der Debatte wurde auch dieser Makel beseitigt. Ebenso wie die Schiller, Goethe und Luther Universität, deren Namen ebenfalls während der NS Zeit verliehen wurde, richtet sich das Denken und Streben der Universität Greifswald in Richtung Zukunft und beweist so aufrecht die Verbindung zwischen eigener Geschichte und Gegenwart.
Ach du kleiner Trolli, will sonst niemand mit dir spielen.
Echt bitter, wenn so offensichtlich nachzuvollziehen ist, dass DU derjenige bist, der keine Argumente entkräften kann, sondern stets vorgefertigte, dogmatisch anmutende Satzbaustein repetetiv in die Raum wirfst und mit Verkürzungen und Themenaufweichungen deinen billigen Provokationstanz hier aufführst. Wenn du deine Bestätigung nirgendwo anderes bekommst…bitteschön. Aber passt zu einem gewissen Bild von Arndt-Befürwortern. Da könnte man die Formel anbringen: wer kein Selbstbewusstsein hat, braucht eben Nationalbewusstsein.
Wenn man die Fakten, auf denen du deine Haltung fußen lässt, anschaut, muss man lachen! „Demokratisch entschieden“ – was davon zu halten ist, steht bereits im ersten Absatz des Textes. Greifswalder Demokratie bedeutet einmal entscheiden und dann nie wieder hinterfragen? Wenn das in der Politik auch so wäre, hätten wir ja seit über 60 Jahren nur eine gewählte Regierung. All dein Aufbegehren, dein Gezänk, deine Provokationen, dein stumpfes Wiederholen von Dingen, die eh jeder weiß, lassen einen Schluss zu: du hast überhaupt keine Ahnung. Auch dir geht es darum, anderen Akteuren keinen Raum zu lassen, sonst wärest du vielleicht in der Lage auf die Argumente anderer einzugehen. (oder kannst du das nicht, weil du erhebliche Mängel in Sachen Allgemeinwissen aufweist?)
Ich danke allen, die sich bemüht haben, mit dir in Austausch zu treten und sich für einen Idioten wie dich die Finger wundtippen. Ansonsten hast du die Darstellungen von Laure-Anne und die Sicht auf Teile der proArndtler hier wunderbar interaktiv verdeutlicht. Peinlicher Typ!
Die Wahrheit schmerzt. 🙂 Aber jeder Kommentar wie der von Dir zeigen wie diese Debatte eben nicht ablaufen sollte. Vielen Dank für diese Worte, beweisen sie doch wie die Debatte auch von Seiten der Arndt Gegner geführt wird. In diesem Sinne verabschiede ich mich. 🙂
@ Claus: „Die Wahrheit schmerzt.“
Es sind wohl eher Deine verkürzten, sinnentstellenden Aussagen und die damit zur Schau getragene Idiotie, die schmerzt.
Wir müssen ja nicht einer Meinung sein, aber nimm doch mal die Fakten zur Kenntnis und bieg Dir die Realität nicht so sonderbar zurecht!!!
Der Abstimmungstext lautete damals: “Der Senat wird dazu aufgefordert, § 1 I der Grundordnung der Universität so zu ändern, dass unsere Hochschule fortan nur noch den Namen ‚Universität Greifswald‘ trägt.”
Überhaupt gelesen und verstanden? – Aus einer Ablehnung dieses Antrages zwingend zu schlussfolgern, die Studierenden hätten „mehrheitlich für Arndt“ gestimmt, ist einfach nur absurd, denn die zur Abstimmung gestellte Frage zielte ja nirgendwo darauf ab „für Arndt“ zu stimmen, sondern den Senat aufzufordern, die Universität in „Universität Greifswald“ umzubenennen.
(Um mal Deinen Irrsinn hier an einem analogen Beispiel festzumachen: Wenn beispielsweise in einer Urabstimmung die Studierenden gefragt werden, ob die Mensa-Küche aufgefordert werden soll, zukünftig nur noch vegane Speisen zuzubereiten, und das wird mehrheitlich abgelehnt, so heisst das im Umkehrschluss ja auch nicht, die Mehrheit habe „für Fleisch“ gestimmt. – Die einen wollten vielleicht wirklich nur Fleisch, die anderen vielleicht eher Fisch, wieder andere vielleicht vegetarische Kost mit Eierspeisen und Milchprodukten. Du machtest daraus aber verkürzt ein dogmatisches „für Fleisch“.)
@ retmarut:
die arndt-gegner wollen, dass die uni umbenannt wird…soweit sogut. nun geht es ja auch primär um den namen „emau“ der stört…richtig!? die frage, die jedoch von den arndt-gegnern verfasst wurde, beinhaltet aber dieses kernthema gar nicht! die ganze diskussion dreht sich um ernst moritz arndt, aber in der von den arndtgegner verfassten abstimmungsfrage, tritt der name gar nicht auf. warum fragt man nicht „soll die uni weiter emau heißen?“ im restaurant wird man schließlich auch nicht gefragt, was man nicht will, sondern was man will.
2. nehmen wir nun die frage, wie sie während der wahl gestellt wurde (ob die uni nur den namen „uni greifswald“ tragen soll)…wie konnte die abstimmung dazu ausfallen?:
a.) eine mehrheit ist dafür…sieg für die arndt-gegner
b.) eine mehrheit ist dagegen…kein sieg für die arndt-beführworter, da – wie du selbst schreibst – die leute ja nur den namen „uni greifswald“ nicht wollen, was jedoch nicht impleziert, dass „emau“ gewünscht ist.
nun stellt sich mir die frage, wie objektiv ist die fragestellung? wann hätten die arndt-befühworter nach dieser fragestellung siegen können, sodass es auch von den arndt-gegnern akzeptiert wird?
@ alpha a: Dass die Fragestellung nicht wirklich optimal war, lag jetzt aber nicht an der Initiative Uni ohne Arndt. Uns war das von Beginn an klar, trotzdem haben wir auf der Grundlage weiter gearbeitet.
Der Hintergrund dafür lautet wie folgt:
Im Uni-Wahlkampf 2009 traten die Juso-HSG und die GHG mit der Forderung auf, den Namen „Ernst Moritz Arndt“ als Uni-Namen abzulegen. Vorausgegangen war eine mehrmonatige studentische Diskussion (insb. via Moritz und webmoritz) über die Person Arndt und die Namensgebung sowie die Auswirkungen auf die heutige Studierendengenerationen.
Die konkrete Fragestellung, um die es später in der Urabstimmung ging, wurde im Juni 2009 von Mitgliedern der GHG auf der Vollversammlung eingebracht, da gab es die Initiative Uni ohne Arndt noch gar nicht. Der Antragstext lautete
„Der Senat wird dazu aufgefordert, § 1 I der Grundordnung des Universität so zu ändern, dass unsere Hochschule fortan nur noch den Namen „Universität Greifswald“ trägt.“
Er ist hier einzusehen:
http://www.wildwuchs-mv.de/wp-content/uploads/2009/06/Entwurf-Atrag-VV-Urabstimmung-EMA.pdf
Der Antrag wurde im Juni 2009 mit ca. 90-95% Zustimmung von den knapp 1.300 anwesenden Studierenden der beschlussfähigen Vollversammlung bei wenigen Gegenstimmen und wenigen Enthaltungen angenommen. Ebenso ein Antrag, die Verfasste Studierendenschaft möge künftig den Zusatz „Ernst Moritz Arndt“ in ihren offiziellen Dokumenten nicht mehr benutzen.
Eine Woche später nahm das StuPa nach einer mehrstündigen Debatte die Beschlüsse der Vollversammlung mehrheitlich an. Die Verfasste Studierendenschaft benutzte fortan den Namen „Ernst Moritz Arndt“ nicht mehr in ihren Dokumenten, was auch seitens des StuPa und des AStA sowie etlichen Fachschaften entsprechend umgesetzt wurde.
Der Beschluss jedoch, eine Urabstimmung über den Universitätsnamen durchzuführen, scheiterte auf der Sitzung daran, dass zwar eine Mehrheit, aber nicht die satzungsgemäß erforderliche 2/3-Mehrheit der Stimmen im StuPa zustandekam. Dementsprechend wurde seitens des StuPa und des AStA auch keine Urabstimmung in die Wege geleitet.
Genau aus dieser Situation heraus gründete sich dann kurze Zeit später (ich glaube im Juli 2009) die Initiative Uni ohne Arndt. Ihr Ziel damals war es, selber eine Urabstimmung von unten zu erzwingen, wofür satzungsgemäß 10% der Studierenden (konkret: 1.142) sich unterschriftlich für eine Urabstimmung aussprechen mussten. Diese Unterschriften hat die Initiative dann innerhalb weniger Wochen eigenständig gesammelt. Im September 2009 wurden insg. 1.313 studentische Unterschriften dem StuPa-Präsidenten übergeben, so dass jetzt auf diesem Wege (durch studentische Basisinitiative) eine Urabstimmung für die StuPa-Wahl 2010 angesetzt werden musste.
Auf den Unterschriftenformblättern war eben genau derjenige Fragetext übernommen worden, der vorher der Vollversammlung und dem StuPa vorgelegen hatte. Dass diese Fragestellung dann bei der Urabstimmung 2010 auf dem Stimmzettel stand, hatte also obige kleine Vorgeschichte.
Wie gesagt: Uns war die Problematik mit der Fragestellung damals schon klar, aber wir trotzdem auf der Basis weitergearbeitet, weil wir den Willen der Vollversammlung umsetzen wollten. (Zudem lief ja auch die Uhr, wollten wir doch zur Uni-Wahl 2010 die Urabstimmung durchführen und nicht erst 2011.)
Ich bitte das alles zu berücksichtigen, wenn hier über das Thema Urabstimmung 2010 gesprochen wird. Letztlich wurde in ihr lediglich der schon beschlossene Wille der Vollversammlung auf einer breiteren Basis zur Abstimmung gestellt.
Ziel war, auch das wiederhole ich gerne noch einmal, durch eine relativ hohe Beteiligung (über 20%) und durch eine klare Zustimmung (über 60%) ein entsprechendes Signal an den Senat auszusenden. Das erste Ziel haben wir erreicht, beim zweiten sind wir leider gescheitert.
Die Entscheidung über den Uni-Namen hat letztlich der Senat, und nur dieser, getroffen. Das war allen an der Kampagne Beteiligten (egal ob sie dem Pro- oder Contra-Lager angehörten) vorab klar, das wurde auch so entsprechend kommuniziert.
EMA war ein deutscher Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Er widmete sich hauptsächlich der Mobilisierung gegen die Besatzung Deutschlands durch Napoleon. Er gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Epoche der Freiheitskriege
Zu Lebzeiten wurde Arndt hoch verehrt und gefeiert, seine Schriften führten zur Gründung patriotischer Vereinigungen, u. a. in Gießen, Heidelberg und Marburg, die als Vorgänger der Burschenschaften angesehen werden können. Außerdem gilt Arndt als einer der Mitbegründer der christlichen Wingolf-Verbindungen. Sein Lied Was ist des Deutschen Vaterland? war lange Zeit die inoffizielle Hymne der deutschen Einigungsbewegung. Für Arndt wurden eine Reihe von Denkmälern errichtet, u. a. in Bonn und Stralsund.
Im Jahr 2009 wurden an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität 1400 Unterschriften für eine Umbenennung der Universität gesammelt. Als Grund wurden seine antisemitischen Äußerungen genannt. In einer Urabstimmung vom 11. bis 15. Januar 2010 sprach sich die Mehrheit der Abstimmenden jedoch gegen die Umbenennung aus. Der Senat schloss sich der Entscheidung an und verkündete die Beibehaltung des Namens Ernst-Moritz-Arndt.
keine Quelle genannt… wertlos!