Veranstaltungshinweis: Ja, Panik (AT/D)

Eine tolle Nachricht verbreitete sich in den letzten Tagen wie ein Lauffeuer: Die ursprünglich österreichische Band Ja, Panik, die inzwischen kollektiv nach Berlin gezogen sein soll, wird morgen Abend im Greifswalder KLEX spielen.

ja panik greifswaldDie Formation um den Sänger Andreas Spechtl wartet mit einem erfrischenden Sound auf, ihre manchmal etwas affektiert wirkende, lässige Intellektualität wird in mehreren mehr oder weniger inszenierten Interviews zur Schau getragen bzw.  zum Konzept erhoben. In gewisser Weise kann man Ja, Panik als alpine Nachhut der Hamburger Schule bezeichnen und man sollte das morgige Konzert auf keinen Fall verpassen.

cover ja panikDer Eintrittspreis ist ebenfalls sehr moderat, auch wenn er die psychologische 5-EURO-Marke überschreitet, die die Greifswalder Kulturlandschaft so sehr einschränkt. Für die im Januar anstehenden Konzerte der gebürtigen Österreicher in anderen deutschen Städten bewegen sich die Preise zwischen 12 und 15 Euro. Nach dem Konzert wird das Knäcke Kollektief wie gewohnt für Unterhaltung sorgen.

Wer sich für deutsche Popkultur interessiert, sollte sich auch das Duett mit Christiane Rösinger und Andreas Spechtl auf einem Sofa in der Wiener Innenstadt ansehen. Rösinger sang früher bei den Lassie Singers und ist jetzt bei der Band Britta aktiv. Schließlich noch das offizielle Video zum Song Alles hin, hin, hin des bei Moses Schneider — der zuvor auch Tocotronic und Beatsteaks produzierte — aufgenommenen Albums The Angst And The Money (2009).

Werbung

https://www.youtube.com/watch?v=llAtJgWnd1g

Fakten: 16.12. | 22 Uhr | KLEX | 6/5 (ermäßigt) EUR

Demonstration für den Erhalt der Straze *update*

Knapp 150 Leute beteiligten sich an der heutigen Demonstration für den Erhalt der Straze, die von der Stralsunder Straße bis zum Rathaus in die Innenstadt zog. Mit Fackeln und Grabkerzen ausgerüstet, erreichte der Demonstrationszug sehr schnell das Rathaus und es fand auf dem Fischmarkt eine kurze Kundgebung statt.

Bässe und Fackeln vor dem Rathaus

Wie schon bei manch anderer vergangenen Aktion sorgten die Greifswalder Hedonisten mit dem kleinen Rabauken für gute Stimmung. Auffällig war außerdem, wie heterogen sich das Feld der Protestierenden zusammensetzte. Neben Vereinen und Gruppen, die einst als Mieter in der Straze ihr Domizil hatten, waren auch Aktivisten des Greifswalder Studententheaters mit einem großen Transparent vor Ort und sammelten gegen den gerade bekannt gewordenen Rausschmiss aus der Soldmannstraße Unterschriften.

Das Gefühl sehr dichter und unmittelbarer Vernetzung wurde dadurch noch gestärkt, dass der erst gestern hier vorgestellte Song zum Greifswalder Kulturrückbau lief.

Der gerade tagenden Bürgerschaft wurde es hoffentlich etwas mulmig, als die Bässe ins Innere des Rathauses drangen und sie durch das Fenster die brennenden Fackeln sahen. Einzelne Schilder wurden unübersehbar vor das Fenster gehalten. Nach etwa 100 Minuten löste sich die Demonstration auf, es kam zu keinen Zwischenfällen.

Widerstand 2.0

Wer die Demonstration verpasst hat, kann das hehre Anliegen dennoch unterstützen. Dort ist ein E-Mail-Formular erreichbar, das es ermöglicht, mit wenig Aufwand dem Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege, den Mitgliedern der Greifswalder Bürgerschaft, den lokalen Medien, dem Hauseigentümer Petruswerk, dem Oberbürgermeister Arthur König (CDU) und seinen Stellvertretern elektronische Post zu bescheren. Zudem existiert eine Unterschriftenliste, die ebenfalls online bedienbar ist. Einfacher und bequemer war Widerstand noch nie!

Wie im Text schon erwähnt, sammelt auch das Greifswalder Studententheater Unterschriften für seinen Erhalt. Wer auf diesem Gebiet Unterstützung leisten möchte, kann sich einfach dieses pdf-Dokument herunterladen, ausdrucken und zu seiner Vereinsversammlung, seinem Stammtisch oder zum nächsten Seminar mitnehmen. Stuthe wird es dir danken!

Mitternachtsshopping hedonistisch bereichert

Mario Wittkopf, der Pressesprecher des Vereins Greifswalder Innenstadt, frohlockte, als er vom gerade vergangenen Mitternachtsshopping berichtete: „Wir hatten deutlich mehr als 35.000 Besucher. Viele prall gefüllte Einkaufstüten zeigen, dass dieser weihnachtliche Einkauf etwas Besonderes ist, das es so nur in Greifswald gibt.“

Wie viele Menschen sind denn deutlich mehr als 35.000? Und wie misst man diese Zahl zuverlässig in einem Areal mit so vielen Zufahrten und Zugängen? So oder so, es waren wirklich Massen unterwegs.

An der Ecke, wo die Lange Straße und die Steinbeckerstraße aufeinandertreffen, wurde eine große Bühne errichtet. Auch andere Stellen der größten Konsumrennbahn Greifswalds wurden beschallt, am unerträglichsten von der mobilen Diskothek am Fischmarkt.

KAUFEN STATT DENKEN

Die Ostsee-Zeitung stellt heute im Greifswalder Lokalteil fest, dass „für viele Hansestädter […] das Mitternachtsshopping inzwischen ein fester Termin im Kalender“ sei. Aber nicht alle, die regelmäßig an diesem ökonomischen Gottesdienst teilnehmen, kaufen dort auch wie blind ein. Die Sektion der Hedonistischen Internationale Sektion Greifswald (M.u.S.i.K.) hat auch in diesem Jahr das häufig unreflektierte Konsumverhalten der nächtlichen Weihnachtseinkäufer kritisiert.

So bleibt es zumindest zu vermuten, denn am Sonnabend wehte quer über der Langen Straße ein buntes, zweiseitiges Transparent. Die Aufschriften Kaufen statt Denken und Mehr Konsum, mehr CO2, mehr Klima! tauchten schon auf früheren hedonistischen Aktionen auf oder sind wesensverwandt.

So wurde zum Beispiel vor fast genau zwei Jahren ein konsumkritischer Flashmob in der Innenstadt durchgeführt. Damals war die Parole Kaufen statt Denken.

Etwas ähnliches soll sich auch am Sonnabend auf dem Markt ereignet haben.  Und CO2-Bejubelung par excellence beherrschen die Hedos ebenso, wie man spätestens seit der Jubeldemo für bzw. gegen den inzwischen abgesagten Bau des Steinkohlekraftes in Lubmin weiß. Auch diese Aktion soll am vergangenen Sonnabend eine jubelnde Wiederholung gefunden haben.

GEBT UNS DIE STRAZE UND IHR BEKOMMT ARNDT!

Die Greifswalder Hedonisten haben sich auch für die heutige Demonstration an der Stralsunder Straße 10 (Straze) angekündigt. Man darf sich auf das kleine Rabauke freuen und vorsichtig lächeln, wenn man die Parole der Hedos vernimmt: Gebt uns die Straze und ihr bekommt Arndt!

Heute ab 16.30 also in die Stralsunder Straße 10 fahren und sich klar und deutlich zur Greifswalder Kulturlandschaft positionieren!
Werbung

Pop am Wochenende: Pauler „An der Zeit“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Pünktlicher hätte das Stück An der Zeit von Pauler nicht veröffentlicht werden können. Die Staubwolken des vor drei Wochen abgerissenen AJZ/Café Quarks haben sich gerade erst gelegt, da wird bekannt, dass das Greifswalder Studententheater die seit etwa zwei Jahren genutzten Räume verlassen muss. Zack, wieder ein Kulturraum verloren!

(Foto: Peter Randt)

Am Montag wird um 16.30 Uhr eine Kundgebung an der Straze (Stralsunder Straße 10) stattfinden und man wird zum wiederholten Mal öffentlich den Willen demonstrieren, dieses Haus zu erhalten. Hoffentlich kommen auch die Hedonisten und laden sich vorher dieses Stück herunter.

Dessen Autor Pauler ist gebürtiger Rostocker, verbrachte allerdings viele Jahre in Greifswald und war offensichtlich vom Abriss seines früheren Zuhauses am Karl-Marx-Platz so entsetzt und wütend, dass er vor wenigen Tagen einen Song zum Thema veröffentlichte:

Gestern riss man wieder mir ein Stück Erinnnerung nieder, das besetzte Haus aus meiner wildern Zeit […] Sie zerstören deinen Club und dein Zuhause solange sie n Cent daran verdienen, doch was zu weit geht, geht zu weit.Spürst du die Trauer? Spürst du die Wut? Spürst du den Hass und fühlst du die Glut und das Feuer in dir und den wachsenden Unmut? Wohin mit soviel Zorn? In deinen Adern kocht das Blut.Wenn du erkennst, dass schon wieder ein Stück Hoffnung stirbt, weil irgendwelche Großverdiener denken, dass für ein bißchen Geld ihnen die Welt gehört. Und wenn du siehst wie sie mit ihren Zahlen spielen, Lebensräume unterspülen,  denn der Finanzerseelesystem sind Liebe und Kultur ein unbekannter Wert.

Der Song kommt dubby daher und lässt sich hier herunterladen. Ein Klick auf den Link sollte einen Player öffnen, um das Stück ohne Umwege an Ort und Stelle hören zu können. Es empfiehlt sich die Verwendung einer bassaffinen Anlage oder eines Kopfhörers, die in Computern integrierten Lautsprecher können die essentiellen Tieffrequenzen einfach nicht transportieren. In Rostock arbeitet Pauler gemeinsam mit dem Schlagzeuger Jörn Knüppel in Richtung Dub und TripHop. Vom düsteren, aber dennoch jazzigen Ergebnis kann man sich mit diesem Livemitschnitt einen Eindruck machen.

https://www.youtube.com/watch?v=JE8klFyB2zE

Studententheater wird auf die Straße gesetzt

Es sind noch nicht einmal drei Wochen vergangen, seitdem ich auf die angespannte Raumsituation des Greifswalder Studententheaters (Stuthe) aufmerksam machte. Inzwischen hat sich einiges getan, aber um gleich jeden Hoffnungsschimmer zu ersticken: Die Lage ist noch brenzliger geworden, Stuthe ist seit gestern existentiell bedroht.

Nur zweieinhalb Jahre Halbwertzeit

Seit dem 11. Dezember ist es amtlich: Das Studententheater muss bis zum 4. Januar 2010 die erst seit dem Frühjahr 2007 genutzten Räume in der Soldmannstraße 23 verlassen. Damit verlieren die Studierenden nach der Bahnhofstraße 50, der Makarenkostraße (Kiste) und der Stralsunder Straße 10 bereits die vierte Wirkungsstätte durch universitäre Umstrukturierungen binnen kurzer Zeit. Die Halbwertzeit einer Spielstätte beträgt bei Stuthe nur noch etwa zweieinhalb Jahre, doch dieses Mal ist der Umzug alternativlos.

Kurz- und mittelfristige Lösungen zur Raumfrage wurden zwar zusammen mit der universitären Verwaltung regelmäßig nach einem Auszug gesucht, eine finale und planungssichere Heimstatt für die Zukunft konnte dabei bisher allerdings noch nicht gefunden werden. Jeder Umzug der vergangenen Jahre bedeutete für Stuthe nicht nur einen enormen mehrmonatigen Kraftakt,  sondern vor allem die Verhinderung von dem, was die Studierenden am besten können: Theater spielen.

Verpasste Chance: Das Kulturhof-Konzept „Studententheater wird auf die Straße gesetzt“ weiterlesen

DONG gibt auf – kein Steinkohlekraftwerk Lubmin!

Es passieren doch trotz aller Widrigkeiten schöne Dinge. Der dänische Energiekonzern hat heute via Pressemitteilung von seinen Plänen, ein Steinkohlekraftwerk in Lubmin zu bauen, Abstand genommen. Wahnsinn!

In der Pressemitteilung heißt es: „Due to recent indications from the state government of Mecklenburg-Vorpommern, DONG Energy no longer believes that the project has the necessary political backing. dongIn addition, since the initial project application was filed three years ago, the case processing has been making slow progress with no prospects for a decision being made in the near future.“

Widerstand lohnt sich!