Das Caspar-David-Friedrich-Institut und radio 98eins luden am 5. Dezember zur mittlerweile vierten Kurzfilmnacht ein. Obschon die Veranstalter allmählich in die Verpflichtung einer selbstproduzierten Tradition geraten, gab es auch dieses Jahr Raum für Neuerungen. „Die vierte Kurzfilmnacht – eine Prise Polemik“ weiterlesen
Autor: Fleischervorstadt-Blog
Im Gespräch mit Alexander Pehlemann
Vom 14. bis zum 24. November fand in Greifswald der PolenmARkT statt. Unter diesem Titel firmiert ein zehntägiges Kulturfestival, das den Blick gen Osten richtet. Eine abwechsungsreiche wie qualitativ hochwertige Melange aus Vorträgen, Filmvorführungen, Parties, Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und schliesslich sogar einer Late-Night-Show bereicherte den kulturellen Alltag in der Stadt; leider aber auch nur temporär. Der Fleischervorstadtblog sprach mit Alexander Pehlemann, Mitinitiator des Festivals und Herausgeber des Kulturmagazins „Zonic„. „Im Gespräch mit Alexander Pehlemann“ weiterlesen
Appetitlose Heuschrecken
Anscheinend geschehen manchmal doch noch gute Dinge: Der WVG-Verkauf ist endgültig geplatzt.
Hier ist die Pressemitteilung der Stadt:
Die KWG Kommunale Wohnen AG ist heute vom Vertrag über den Anteilskauf an der Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft Greifswald mbH zurückgetreten. Das teilte soeben der Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt, Dr. Arthur König, mit. In einem Schreiben der KWG hieß es zur Begründung, dass aus ihrer Sicht die Vertragsbedingungen nicht erfüllt seien und insbesondere ein wirksamer Zustimmungsbeschluss der Bürgerschaft fehle.
Tu Wat!
Die Antifaschistische Aktion Greifswald hat gehörige Anstrengungen unternommen, eine informative wie ambitionierte Kampagne in der Stadt zu starten. Unter dem Titel „Tu Wat“ locken die VeranstalterInnen mit einer Fülle von Aktionen und Veranstaltungen, Vorträgen und Workshops.
Die Kampagne ist ein thematischer Rundumschlag auf allen linken Aktionsfeldern: Antifaschismus, Antisemitismus, Konsumkritik, Antisexismus, aber auch Streetart und mehr. Hier findet sich die gelungene Broschüre der Kampagne, die begründet und das Themenfeld absteckt.
Alle Veranstaltungen sind kostenlos und auf die folgenden zwei sei noch explizit hingewiesen: Dienstag um 19:00 findet im Haus für Kultur und Bildung (Stralsunder Str.46) um 19:00 Uhr ein Vortrag mit dem Titel Freiheit stirbt mit Sicherheit – Gegen Überwachungsstaat und Repression statt. Anschliessend wird ein Film gezeigt. Da die lokale CDU-Mannschaft nicht aufhört, den öffentlichen Raum videoüberwacht gestalten zu wollen, genießt das Thema auch lokalpolitisch eine unerfreuliche Aktualität.
Am Mittwoch wird im IKUWO eine Veranstaltung unter dem Titel Old Shit. New Style – Lifestyle, Symbole und Codes der extremen Rechten stattfinden. Ab 20:00 Uhr sind alle Interessierten eingeladen.
Veranstaltungshinweis: Monotekktoni
Heute ab 21:00 Uhr wird Monotekktoni das IKUWO beglücken. Mitunter erinnert sich die eine oder andere noch an die Berliner Noiseformation „Das zuckende Vakuum“. Das war die Wirkungsstätte Tonia Rehs, bevor sie zu Monotekktoni wurde.
Vor etwa fünf Wochen erschien das mittlerweile vierte Album ihrer Eine-Frau-Elektronik-Armee – der scheppernden Rockband ohne Gitarre, wie sie sich selbst beschreibt. Sie ist die Verkörperung eines popkulturellen hauptstädtlichen Sektors, irgendwo zwischen Prekariat, Gentrifizierung und Ladyfest.
Für Different steps to stumble bediente sich die Berliner Künstlerin -die sich im Umfeld von Sinnbus, Barbara Morgenstern und Mode Selektor bewegt- ein weiteres Mal ihrer klobigen, alten Synthesizer, um sich im Sog lärmiger Beats und krachender Ton-Labyrinthe emporzuschwingen. Und das ist ein Spiel mit und zwischen Gegensätzen. Hier Elektro-Noise und Radau, dahinter beinahe empfindsame Harmoniebewegungen. Dort das Versinken in Minimal-Geflechten oder die komplette Improvisation ganzer Passagen. So entsteht eine für Electronica außergewöhnliche Vielfalt, die nicht nur tanzgewaltig daherkommt, sondern außerdem mit psycho-ironisch-politischen Texten vernetzt ist.
Im folgenden Interview erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen mit Verdrängungsprozessen als Folge von Veränderungen auf dem Immobilienmarkt.
Schluss mit der Elektro(a)marschmusik! Über dem Geschehen thront dabei hypnotisch ihre Stimme und erinnert ein wenig an PJ Harvey. Neben der britischen Sängerin gibt Monotekktoni als Quellen der Inspiration Björk, Stravinsky, T.Raumschmiere, Sonic Youth und Grossstadtlärm zu Protokoll. Das Video von Dynamite könnte Ackermann in Wallung bringen.
Man darf auf ihr Konzert gespannt sein, nicht zuletzt aufgrund der grotesken Verkleidungen, in denen sie üblicherweise die Bühnen betritt. Nach dem Konzert werden zwei Djanes des Knäcke Kollektiefs für ungehemmtes, exaltiertes Aftershow-Vergnügen sorgen.
Hauptstadt der Sicherheit
Eckhard Oberdörfer begrüßte heute die LeserInnen des Lokalteils der Ostsee Zeitung. Die Urheberschaft des Textes war schon nach wenigen Zeilen klar. Pointiert ausgedrückt, bearbeitet Oberdörfer eigentlich nur drei Themengebiete: das historische Greifswald, die Universität und jugendliche Kleinkriminalität.
Die erstgenannten beiden Themen sind bei Oberdörfer in guten Händen, keine Frage. Aber über den moralisierenden Stil in den Berichten und Kommentaren über Kleinkriminalität habe ich mich hier schon mehrfach beschwert.
Ich habe häufig einen Wilhelm Busch mit Zeigefinger vor Augen, wenn jugendliche Delinquenten als Banausen oder Rabauken bezeichnet werden. Kleinkriminalität meint in diesem Zusammenhang zum Beispiel das Befahren der Fußgängerzone ebenso wie den Diebstahl von Drahteseln Fahrrädern. Pedalritter FahrradfahrerInnen in Greifswald haben es schwer, eine lange Beziehung zu ihren unmotorisierten Individualverkehrsmitteln herzustellen, denn die Zahl der Fahrraddiebstähle pro Kopf dürfte uns im bundesweiten Vergleich eine Platzierung im oberen Drittel garantieren.
Aber ist es denn ratsam, auf den Titel Hauptstadt der Fahrraddiebe zu verzichten und stattdessen zur Hauptstadt der Sicherheit zu pervertieren, Herr Oberdörfer? Das erinnert mich an britische Städte wie Manchester, in denen jeder Bürger und jede Bürgerin durchschnittlich einhundert mal am Tag von Überwachungskameras gefilmt werden. Und so ganz weit hergeholt ist das alles ja auch nicht, Rufe nach Videoüberwachung des öffentlichen Raums werden immer wieder laut und eine Bürgerwehr einen Bürgerservice gibt es inzwischen auch in Greifswald. Patrouillen also, die Ordnung, Ruhe und Sauberkeit in der Stadt durchzusetzen versuchen.
Was wir brauchen ist nicht mehr Sicherheit, das sind mehr öffentliche Fahrräder!