Burschenschaft Rugia lädt deutsche Studenten zum Tranchierkurs ein

Schweinsnacken, Speckschwarten und Biersuppe — das klingt nach deftiger Küchenkunst, aber um die soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. Thema ist stattdessen ein Inserat der Burschenschaft Rugia, mit dem versucht wird, die fechtmüde Greifswalder Studentenschaft für die Teilnahme an einem ganz speziellen Sportkurs zu erwärmen.

„Du bist männlich, deutsch und Student?“ 

Bei ebay Kleinanzeigen werden für den Großraum Greifswald viele Kurse angeboten, die von autogenem Training über Bauchtanz und Nordic Walking bis zum Erlernen von Musikinstrumenten reichen — und dann gibt es seit gestern Nachmittag auch noch den Fechtkurs der Burschenschaft Rugia.

Deren Mitglieder möchten etwas dagegen unternehmen, dass das Gros der Greifswalder Studenten „immer noch nicht richtig fechten“ kann und viele von ihnen „so nicht ordentlich auf Mensur stehen“ würden. Um mit diesen unhaltbaren Zuständen der Verwahrlosung studentischer Traditionen aufzuräumen, bietet die Burschenschaft nun einen „kostenlosen Schnupperkurs“ an, zu dem aber leider nur männliche deutsche Studenten eingeladen sind.

Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllen kann, muss weiterscrollen und hoffen, dass wenigstens bei der Selbst-Hypnose-Gruppe noch ein Plätzchen frei ist — ein Angebot, das so manchem Rugen sicherlich ganz gut zu Gesicht stünde!

fechtkurs burschenschaft rugia greifswald(Screenshot, 08.01.13)

Ein Ort zum Vergreisen: Dieses Jahr werden 23 Greifswalder 100 oder älter

Für was im Greifswalder Rathaus nicht alles eine Pressemitteilung formuliert wird: Wenn es gut läuft, gibt es am Ende dieses Jahres insgesamt 23 Greifswalder, die mindestens 100 Jahre alt sind!

seniorin (Foto: Petra Bork/pixelio.de)

Die Riege der hansestädtischen Methusalems führt Elsa Warnig an, die dieses Jahr hoffentlich ihren 105. Geburtstag feiern wird. Auf dem zweiten Platz rangiert eine Bürgerin, die 102 Jahre alt wird. Vier weitere Rentnerinnen und ein Senior knacken immerhin die 101, während nicht weniger als sechzehn Greifswalder Frauen ihrem ersten dreistelligen Geburtstag entgegenblicken dürfen.

Noch mehr Jubiläen gibt es auf dem Hochzeitsparkett: in diesem Jahr werden voraussichtlich 42 Paare ihre Diamantene Hochzeit (60 Ehejahre) und 9 ihre Eiserne Hochzeit (65 Ehejahre) feiern. Der absolute Wahnsinn!

Pop am Wochenende: Lumières Claires „point éphémère“

Die Reihe “Pop am Wochenende” versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Ende Dezember des vergangenen Jahres erblickte das Video zu point éphémère das Licht der Netzöffentlichkeit. Das herbstige und wollwarme Stück erschien bereits knapp vier Jahre zuvor auf dem leider einzigen Album der Greifswalder Band Lumières Claires: Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes.

Ganz im Geiste des Albums wurde das Video mit einer Super 8-Kamera aufgenommen und nimmt uns mit in die verlassenen Hallen am südlichen Ryck-Ufer, die gleichsam der Band heute nicht mehr existieren. Die Protagonisten sind bereits vor Ort: der Lesende, die Liebenden, der Existenzialist, die Ballerina und das Kind. Auf halber Strecke des Wegs wird in den Reverse-Mode geschaltet und die verzweifelungstaumelige Zerstörungswut, die sich immer wieder Bahn bricht, verwandelt sich zurück in lämmerne Unschuld. Jedem Ende wohnt ein Zauber inne.

Nachdem Lumières Claires im Herbst 2012 noch eine wohlkompilierte Remix-Version von Please Don’t Focus On My Mistakes. Please Don’t Focus On My Mistakes. veröffentlichten, haben sie mit diesem Video nun endlich auch das letzte Kapitel ihres Projekts würdevoll zum Abschluss gebracht!

Mehr Lumières Claires:

Die Greifswalder Sportskanonen des Jahres 2012: Hedonistische Internationale

Mit dem Titel Sportskanone des Jahres werden besonders außergewöhnliche und hervorhebenswerte sportive Leistungen aus Greifswald gewürdigt. Wurde dabei 2010 mit dem Freestyle-Fußballer Ralf Dörn noch eine Einzelperson ausgezeichnet, so ging der Titel im Folgejahr an die Glockenschlägertypen der Burschenschaft Markomannia, die mit gazellenartiger Eleganz und stolzem Anmut keinen Zweifel daran aufkommen ließen, diese Auszeichnung wirklich verdient hätten.

POLIZEI ÜBERWINDEN

Auch in diesem Jahr wird die Anerkennung nicht einer Einzelkämpferin, sondern einer ganzen Mannschaft zuteil. Die Zeiten werden härter und für Aktivistinnen dabei nicht unbedingt angenehmer. Für sie gab es in Greifswald und Umgebung im vergangenen Jahr leider viel zu tun. So galt es zum Beispiel, die beiden Neonazi-Aufmärsche am Tag der Befreiung in Demmin und am Tag der Reichspogromnacht in Wolgast zu blockieren – ein couragiertes Vorhaben, das leider auch immer wieder die Polizei auf den Plan ruft, notfalls gewaltsam das Versammlungsrecht der Neonazis durchzusetzen.

greifswalder sportskanonen des jahres 2012

Um diesem Wahnsinn etwas entgegensetzen zu können, braucht es nicht nur Willen und Entschlossenheit bei jedem Einzelnen, sondern vor allem eine gehörige Portion Vertrauen unter den Mitstreitern – heute nennt man so etwas Teamfähigkeit oder so. Dass geteilter Teamgeist und ein klares Ziel selbstbestimmter Individuen dem Co(r)psgeist gut ausgerüsteter Polizisten überlegen sein kann, wissen wir spätestens seit der erfolgreich angewandten 5-Finger-Taktik während des G8-Gipfels in Heiligendamm, als tausende Demonstranten an der Polizei und ihren Straßensperren vorbei- beziehungsweise durch sie hindurchflossen.

Am 8. Mai in Demmin waren natürlich weit weniger Beamte im Einsatz. Aber auch die versuchten zu verhindern, dass Gegendemonstranten sich den Neonazis in den Weg setzen um deren angemeldete Route zu blockieren. In einem Video des Youtube-Nutzers Georgenrone, das den Tag zusammenfasst, wurde ein hervorragendes Beispiel für den oben erwähnten Kooperationswillen festgehalten.

WIE AUF DEM PLANBRETT EINES FUSSBALLSTRATEGEN 

NPD-Gegnerinnen eilen durch eine Straße und versuchen, einen Blockadepunkt zu erreichen, während die zahlenmäßig weit unterlegenen Polizeibeamten sich ihnen in den Weg stellen. Eine Demonstrantin schiebt im Laufschritt einen mit einem Soundsystem aufgerüsteten Kinderwagen vor sich her, bis ein Polizist die Lücke versperrt. Mit erhobenem Arm kann er die junge Frau zwar aufhalten, doch den Kinderwagen, der mit einem kurzen Ruck nach vorne gestoßen wird, kriegt er in der hektischen Situation nicht mehr zu fassen.

Wie auf dem Planbrett eines Fußballstrategen wird die vierrädrige Beschallungsanlage von einem dritten Beteiligten übernommen und entschlossen an seinen Bestimmungsort gekarrt. Diese perfekt umgesetzte Staffelübergabe ist in dem Video leider nur für Sekundenbruchteile zu erkennen, doch langsam und rückwärts abgespielt, entpuppt sich der schnöde Durchbruch als genialer Spielzug, der die Frage nach der außergewöhnlichsten sportlichen Leistung im Jahr 2012 mit einem wohlgelaunten Augenzwinkern zu beantworten weiß.

Intern: Entspannte Feiertage und volle Akkus!

So, das war es dann auch fast schon wieder mit dem zurückliegenden Jahr 2012. Jetzt naht der unausweichliche Weihnachtstaumel, geprägt von wenig Bewegung, fettigem Essen und familiären Zusammenkünften.

weihnachten greifswaldDoch in Wirklichkeit – und wie wir alle wissen — gehören diese vermeintlichen Feiertage zur anstrengendsten Zeit des Jahres. In diesem Sinne wünsche ich fast allen Lesern und Leserinnen eine erholsame Zeit – mögen die Tage auf der faulen Haut nicht zu schnell verstreichen und die Akkus bis zum Anschlag aufgeladen werden!

Auf dem Fleischervorstadt-Blog wird dieser Tage noch die Greifswalder Sportskanone 2012 gekürt, ehe auch hier das Licht ausgehen wird — zumindest bis zum neuen Jahr.

Ein großes Dankeschön geht an euch Stammleser, Gastautoren und Sponsoren, denn ohne euer Interesse und eure Unterstützung würde es dieses Blog nicht geben.

Das wird der Untergang!

Heute Nacht findet im IKUWO die vorletzte Sause des Jahres statt. Gemeinsam mit der lokalen Sektion der Hedonistischen Internationalen wird zur großen Untergangsparty eingeladen.

Eigentlich kann und will man nichts mehr davon hören. Ein Weltuntergangsratgeber jagt im Netz die nächste Handlungsanweisung für das Ende des Maya-Kalenders. SpiegelOnline betreibt sogar einen Live-Ticker und alle sind wie im Fieber.

weltuntergang mayaDie HIHGW ist da etwas pragmatischer und stellt die Lust an der eigenen Lust in den Vordergrund: “Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht mein Weltuntergang”.

Für das musikalische Begleitprogramm ist neben den „apokalyptischen Plattenreiter:innen der HI-All-No-Stars, die mit höllischer Maschinenmusik für uns den Final Countdown einläuten“, auch der Live-Elektro-Act Jang zuständig.

Wer gerne zu Bummms und Bi durch die Nacht gleitet, sollte heute Abend auf jeden Fall dabei sein — die Alternativen sind rar und vielleicht wird es ja doch noch der letzte Tanz vor dem bitteren Ende.

Fakten: 21.12. | IKUWO | 22 Uhr | 3 EUR (5 EUR ab 23.30 Uhr)