Pop am Wochenende: Bekeschus „Drawn“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Die Gebrüder Bekeschus haben pünktlich vor dem Fusion Festival eine neue Veröffentlichung vorgelegt. Genau genommen steuerten sie – unter Federführung von Sander Bekeschus – einen der insgesamt vier Tracks auf dem 12″-Vinyl Liquid Garden – Chapter One bei.

Erschienen ist die EP auf dem Berliner Label eintakt records, die anderen drei Titel wurden von Einklang freier Frequenzen, Der Dritte Raum und Quantec produziert. Die Platte ist über diamonds and pearls music beziehbar und kostet exklusive Versand 7,69 Euro. Schublade auf, Deep House, Ambient und dubby Electronic hineingepackt, Schublade zu!

Gestern Abend während der gelungenen Finissage der Insomnale  konnte man übrigens einer wunderbaren Liveperformance von Bekeschus (an Drumcomputer und Synthesizer) und Edith Shnale (an der Bassgitarre) beiwohnen.

Finissage der Insomnale 2010

Es ist geschafft, die diesjährige Insomnale haben wir so gut wie hinter uns gebracht. Jetzt heißt es, sich aufraffen für den letzten Akt der Herrlichkeit, die Finissage in der Langen Reihe 1.

flyer-finissageHeute Abend wird zum letzten Tanz geben, werden Haus und  Hof noch einmal für die Abschlussveranstaltung geöffnet. Das Line-Up verspricht Exzess und Elegie, Esprit und Eleganz, Elektro und Ekstase.

Ab 22 Uhr starten die beiden Liveacts Christian Löffler – von dem auch zwei Malereien in der Langen Reihe ausgestellt sind – und Sander Bekeschus; letztgenannter in Kollaboration mit Edith Shnale am Bass – bekannt durch das Melanchopop-Projekt Lumierès Claires. Ab 24 Uhr wird dann NPLN die Führung durch die Nacht übernehmen und uns allen den Weg Richtung Sonnenaufgang weisen.

Fakten: 25.06. | 22 Uhr | Lange Reihe 1 | Eintritt frei

Über die Greifswalder Medienlandschaft und die Parteien im Netz

Vor der letzten Kommunalwahl unterzog der frühere stellvertretende Chefredakteur des webMoritz, Gabriel Kords, die Internetpräsenzen der Greifswalder Parteien einer genaueren Überprüfung. Im Website-Check schnitten die politischen Akteure damals nicht sonderlich gut ab.

EINKANALKOMMUNIKATION WEIT VERBREITET

Björn Buß, vormals selbst bei den Moritz Medien aktiv, veröffentlichte gestern auf seinem Blog Medien-Monopoly, in dem sonst eher Cineastinnen bedient werden – einen Beitrag über die jeweiligen Selbstdarstellungen der politischen Parteien.

vernetzung

In Greifswald geschieht dies [die Selbstdarstellung von Parteien im Internet] in sehr unterschiedlicher Qualität: Verlautbarungen an die eigenen Anhänger, Pressemitteilungen zu aktuellen Themen und vor allem Informationen zum politischen Personal lassen sich finden. Nur in den wenigsten Fällen ist auf den Seiten die direkte Beteiligung von Bürgern gestattet: Einkanalkommunikation ist am weitesten verbreitet.

Sein Augenmerk bezog auch die Web2.0-Aktivitäten der Gruppierungen mit ein. Er konstatiert, dass man zwar inzwischen im Internet angekommen sei, die Umsetzungen aber häufig enttäuschten.

(Foto: Shutterstock)

PLATZHIRSCHE DER GREIFSWALDER BLOGOSPHÄRE

Kurz zuvor veröffentlichte Buß einen Text über die Greifswalder Medienlandschaft. Darin wurden der webMoritz, Kollege daburna und der Fleischervorstadt-Blog zu den „drei Platzhirsche[n]  in der Greifswalder Blogosphäre“ gekürt. Dieses Lob geht natürlich runter wie Öl. Seine Einschätzung der medialen Situation Greifswald fällt überraschend optimistisch aus:

Im Vergleich zu vielen anderen Lokalmärkten mit nur einer Tageszeitung als Anbieter von ortsbezogenen Nachrichten, steht der Greifswalder Öffentlichkeit ein breiteres Angebot zur Verfügung. Neben der Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung bietet Greifswald TV (G-TV) eine werktägliche Nachrichtensendung an. Bemerkenswert für die Stadt am Ryck ist aber das breit aufgestellte Angebot an (Lokal-)Blogs.

Eine gute Übersicht der Greifswalder Blogs findet man übrigens im Blogverzeichnis MV (18 Einträgen und Voting-Funktion). Ebenfalls gut informiert ist man mit der Twitter-Liste Sebastian Jabbuschs und auch auf die twittrigen Aktivitäten des Fleischervorstadt-Blogs sei nochmals verwiesen.

Neues aus dem Hause „klein stadt GROSS“ *update*

Im Oktober 2009 wurde die Idee klein stadt GROSS ins subkulturelle Gedächnis der Stadt Greifswald eingebrannt. Damals wurden bildende Kunst und Musik aus der Hansestadt auf eine CD gebannt, in einen Stülpkarton überführt und auf roten Samt gebettet.

ksg-cover-webDie in Greifswald bisher einzigartige Veröffentlichung wurde von einem Veranstaltungsreigen begleitet, der einen ganz besonderen Vibe in die Stadt trug, der motivierte und Hoffnung schenkte. klein stadt GROSS, das war eine kulturelle Bestandsaufnahme und der Beginn einer Vernetzung, deren Fortführung sich zum Beispiel während der Insomnale beobachten ließ.

Die hochgesteckten Erwartungen einer innerstädtischen künstlerischen Verzahnung wurden zwar bisher nur teilweise erfüllt, nichtsdestotrotz darf man sich schon auf neue Werke der umtriebigen Gruppe freuen.

„Im Blick zurück entstehen die Dinge, im Blick nach vorn entsteht das Glück“

Kein gutes Projekt ohne richtigen Abschluss. In Sachen Dokumentation hat sich klein stadt GROSS redlich bemüht und sich alle Optionen für einen späteren medialen Rückblick offen gelassen. Es wurden akribisch alle Audio- und Videomitschnitte, alle Pressestimmen und Fernsehberichte und viele Fotos gesammelt. Dieses Archiv bildete die Grundlage für die heute – beziehungsweise im Herbst – erscheinenden Projektdokumentationen. Die popkulturellen Retrospektiven wurden – wie auch schon der Sampler – vom Quartiersbüro Fleischervorstadt gefördert und mit den Erlösen des Samplerverkaufs finanziert.

handbuch klein stadt grossIn einer sehr überschaubaren Auflage von nur fünfzig Exemplaren ist inzwischen das Handbuch eingetroffen, ein 72seitiges, zineartiges Druckwerk. Hier wird zurückgeblickt, Texte verschiedener Medien werden mit attraktivem Bildmaterial zu einer wunderschön und liebevoll gestalteten Kollage zusammengefügt und klein stadt GROSS erklärt sich – mit einem Blick in die Zukunft – selbst.

Noch ist unklar, wo die Hefte ausgelegt werden, aber im Quartiersbüro Fleischervorstadt wird man sicher fündig werden und es lohnt sich, versprochen. Wem dieser Weg zu weit ist, der kann sich an dieser Stelle das pdf-Dokument des Magazins (8,6MB) herunterladen.

Dokumentarfilm über Greifswalder Subkultur

Doch mit dem Handbuch allein ist es nicht getan. In Kooperation mit Greifswald TV entsteht derzeit eine Dokumentation, die das Arbeitsfeld von klein stadt GROSS unmittelbar betrifft. Unter der Regie von Christoph Eder, der bereits im Oktober für den Regionalsender einen kurzen Beitrag über Thema produzierte, wird bis zum Herbst 2010 ein Film fertiggestellt werden, der den Titel Klein Stadt Raum tragen wird. „Neues aus dem Hause „klein stadt GROSS“ *update*“ weiterlesen

Made in Greifswald: Der Bite Away

Was für ein Gefühl mich überkam, als ich das Paket öffnete und den Inhalt in meiner Hand hielt. Ein Hybrid aus Damenrasierer und elektrischer Zahnbürste. Made in Greifswald – das sehe ich nicht jeden Tag und es lässt mein lokalpatriotisches Herz natürlich höher schlagen.

bite awayDie Geschichte des bite away begann 1999, als Prof. Dr. Enderlein und die Ingenieure Schuldzig und Kruppa ein Patent anmeldeten. Sie hatten herausgefunden, dass Bestandteile des Insektengiftes hitzeempfindlich sind und sie bei Temperaturen über 48°C zersetzt werden. Außerdem werde durch die punktuelle Erwärmung die Ausschüttung von Histamin gehemmt. Nach mehrjähriger Entwicklung lag schließlich der bite away vor, der in zwei Varianten daherkommt: lang und schmal wie der beschriebene Damenrasierer-Elektrozahnbürsten-Hybrid namens Cobra sowie rundlich-kompakt und auf den Namen Maus hörend.

Funktioniert das wirklich?

Die Anwendung des bite away ist denkbar einfach. Angetrieben von zwei AA-Batterien wird für wenige Sekunden an dem kleinen Metallplättchen ordentlich Hitze produziert, die man bis zum Erklingen eines akustischen Signals auf die entsprechende Einstichstelle wirken lässt. Es ist heiß, aber man gewöhnt sich doch relativ schnell an die Temperatur. Ich war nach wenigen Anwendungen auch imstande, die Cobra auf einen Insektenstich an meiner Unterlippe loszulassen.

Um die Wirkung des Stichheilers wusste ich schon länger, aber alle unterwegs unternommenen Versuche, einen ähnlichen Effekt zu erzielen – zum Beispiel mit Feuerzeug und Kugelschreiber – waren nicht von Erfolg gekrönt. Meine Erfahrungen mit dem Testprodukt sehen da ganz anders aus, denn das Gerät funktioniert. Ich habe mich am vergangenen Wochenende genüsslich und aufmerksam von vielen Mücken stechen lassen, um anschließend den anschwellenden Hautstellen mit der Cobra zu begegnen.

mueckenmaus kobra biteaway

Es hat nicht mal eine Minute gedauert, bis das Jucken der bearbeiteten Mückenstiche aufhörte. Auch später begann der Juckreiz nicht von Neuem. Mir, der regelmäßig mit Mücken und ihrem Blutdurst konfrontiert ist, wird zum ersten Mal ein funktionierendes Gegenmittel wider die juckende Hautplage in die Hand gegegeben. Ich werde in wenigen Wochen die Cobra in den schottischen Highlands ausprobieren und überprüfen, wie gut der bite away im Kampf gegen die dort marodierenden Midgies geeignet ist.

CDU macht gegen die Diagonalquerung mobil

Die Euphorie war groß damals – vor knapp acht Wochen -, als der Bau einer Diagonalquerung der Europakreuzung für Radfahrerinnen verlautbart wurde. Du bist Fahrradhauptstadt!

Ignoranten auf zwei Rädern

Keine zwei Wochen später, am 06. Mai, wurde in der Ostsee-Zeitung ein Leserbrief von Manfred Zielinski veröffentlicht. Der Greifswalder reagierte damit auf einen Artikel über den Bau des Verkehrsprojektes. Seine Reaktion — hier in verkürzter Fassung — ist so hitzig wie ablehnend:

„Wenn sich einige Radfahrer bislang das Recht herausnahmen, wider der gültigen Gesetze [sic!] die Radwege zu ignorieren und die Kreuzung diagonal zu queren, muss das doch nicht zum Recht erhoben werden, nur, weil sich Greifswald zur Radfahrerstadt erklärt. Ebenso könnte man ja die Fußgänger tagsüber aus dem Schuhhagen verbannen, nur damit die Ignoranten ungehindert durch die Fußgängerzone radeln können. Die Befürworter der Diagonalquerung sollten sich fragen, wo die Sparsamkeit anfängt und das Verschleudern von mehr als 100.000 Euro anfängt.“

Wohlgemerkt herrschte damals ein wenig Unruhe in der Stadt, weil die Kosten des Projektes Technisches Rathaus um mehrere Millionen Euro gewachsen waren. Wen interessieren angesichts solcher Fehlkalkulationen 100.000 Euro? Mich beschlich schon damals das ungute Gefühl, dass dieses Verkehrsprojekt nicht zustande kommen würde.

Von der Wirkungsmacht eines in der Ostsee-Zeitung veröffentlichten Leserbriefes überzeugt, konnte ich in den vergangenen Wochen mehrere Texte von Gegnern der fahrradfreundlichen Investition in der Lokalzeitung lesen und rechne deswegen nicht mehr mit dem Bau des Projektes.

Demokratieverwaltung in der Bachstraße

Seit einigen Wochen fühlt es sich bei der täglichen Lektüre der Ostsee-Zeitung so an, als entwickle man in der Bachstraße einen Hang zum Skandal. Schenkt man den Überschriften Glauben, geht es hier derzeit sehr dramatisch zu. Noch effektiver als die Leserbriefspalten sind die von der Lokalredaktion initiierten Umfragen, denn sie – das wird suggeriert – geben ein Stimmungsbild der öffentlichen Meinung wieder. Die Ergebnisse dieser Umfragen sind problemlos manipulierbar. Ich habe zum Beispiel dreimal meine Stimme abgegeben, als es um die Ablegung des Universitätsnamens ging.

Eckhard Oberdörfer freute sich heute über die Resonanz auf die Umfrage und die rege Teilnahme. Er träumt zwischen den Zeilen von der Partizipation der häufig von Entscheidungen ausgeschlossenen Bürger. Aber wer sind die inzwischen 2426 (Stand: 18 Uhr) Wählerinnen? Und wie können Menschen ohne Internetzugang an einer Online-Umfrage teilnehmen? Die OZ macht’s möglich!

„Einige Leser, die über keinen Internetzugang verfügen, riefen sogar an, weil sie ebenfalls ihre Stimme abgeben wollten. Darunter waren bisher keine Befürworter, was nichts besagen muss. Auch ist die Online-Umfrage natürlich nicht repräsentativ. Aber sie ist ein wichtiges Stimmungsbild.“

Wurde dann an den Redaktionsrechnern die entsprechende Seite aufgerufen und das delegierte Votum übertragen? Ein Demokratiealbtraum, der seinesgleichen sucht. Und auch wenn betont wird, dass die Umfrage nicht repräsentativ sei, an ihrem Charakter als Bürgerentscheid ändert das für mein Befinden nicht viel.

Liskow mobilisiert zur Manipulation der Umfrage

Umso dramatischer sind die mit der Umfrage einhergehenden Probleme. Nicht nur, dass Mehrfachabstimmung ohne Schwierigkeiten oder technische Tricksereien möglich ist (ich selbst habe zum Test heute wieder drei Stimmen in den Topf geworfen), vor allem zeigt das Ergebnis nicht die Verteilung einer bestimmten Einstellung, sondern nur den Mobilisierungsgrad der Gegner und Befürworterinnen. Was das bedeuten kann, soll der folgende Auszug einer internen E-Mail der Jungen Union Greifswald verdeutlichen:

fr-liskowLiebe JU‘ler, in der Ostseezeitung läuft derzeit eine Abstimmung zur Diagonalquerrung [sic!]. Axel Hochschild hat mich gebeten, dass wir uns aktiv an der Abstimmung beteiligen und gegen die Diagonalquerrung [sic!] abstimmen. Eine mehrmalige Abstimmung ist auch möglich.Ablehnungsgründe sind unter anderen [sic!] die Kosten in Höhe von 250.000 Euro, die Verkehrsverschlechterungen für die Autofahrer zu Lasten von einer Zeitersparnis in Höhe von 10 Sekunden für die Radfahrer und das wichtigste Argument, das bisher allen verheimlicht worden ist, es gibt von Seiten des Straßenverkehrsamtes nur eine Ausnahmegenehmigung für drei Jahre, dies heißt, das [sic!] wir in drei Jahren für abermals 250000 Euro die Kreuzung wieder in den Urzustand zurückversetzen müssen. Die Ortsteilvertretung Innenstadt hat der Diagonalquerrung [sic!] schon eine Abfuhr mit 5 zu 2 Stimmen erteilt.

Euer Franz Robert Liskow

(Foto: JU HGW)

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