Poetry Slam Workshop

Der Jugendmedienverband JMMV e.V. führt vom 11. bis zum 13. Dezember in Greifswald einen Poetry Slam Workshop durch:

Poetry Slams – interaktive und erfrischende Literaturwettstreits auf offener Bühne – sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden.

poetry-slamSo mancher Nachwuchsgoethe und Möchtegernschiller sieht da den Wald vor Bäumen nicht mehr, denn die Kunst des erfolgreichen Vortragens will gelernt sein: Versüße deine Zeilen mit Entertainmentzucker, bringe die Gedichteküche zum Brodeln und buhle um die Gunst des syntaxhungrigen Publikums. Ein schmackhaftes Slammermenü für alle Poesiegourmets.

Wie ihr eure Weltbeobachtungen bühnenreif macht und sie unterhaltsam präsentiert, zeigt euch dieser Workshop. Unter der Anleitung des erfahrenen Slammers Björn Högsdal lernt ihr, Stimme, Mimik und Gestik kreativ einzusetzen.

Anbei ein Video Högsdals Einzug ins Halbfinale der deutschen Poetry Slam Meisterschaften 2008.

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Der Workshop wird Nichtmitglieder des JMMV 30€ kosten, darin enthalten sind Übernachtung, Verpflegung und Teile der Fahrtkosten. Die Anmeldung läuft noch bis zum 27. November und lässt sich hier organisieren.
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Erste Bilder vom PolenmARkT

Am vergangenen Wochenende spielten die nicht nur in Polen legendären Armia im IKUWO. Die im Rahmen des PolenmARkTes eingeladene Formation wurde vor über 24 Jahren gegründet und spielt  eigenwilligen Art Rock. Ihren druckvollen Sound verdichten Armia auf eindrucksvolle Weite mit einem Waldhorn. Mystisch statt monoton spielte sich die Band derart in Trance, dass  Sänger Tomasz Budzyński auch noch nach dem Konzert im Backstage-Bereich seinen Auftritt zwischen „…Dampfwalze, Raserei und poetischem Gottesdienst“ nicht beendete.

Einige Fotos der Veranstaltung sind in der folgenden Galerie zu sehen.

Greifswalder Sampler erobert die INTRO

Die Lokalkompilation klein stadt GROSS hat es jetzt sogar in die INTRO geschafft. Herzlichen Glückwunsch!

Linus Volkmann, Redakteur, Popliterat und Sänger der Band Bum Khun Cha Youth, bespricht das Kompilat in der aktuellen Ausgabe des Musikmagazines:

die Bahnhofsdurchsage als Intro zielt auf Heimeligkeit und unterschwelligen Horror. Greifswald? Was soll man denn da? Diese Compilation versucht es zu erklären.

Was man hier soll, das verrät der Artikel leider nicht. Und auch wenn Volkmann mit Kusshand auf das Album hinweist,  so bleibt der Text doch hinter den Erwartungen zurück, die mit dem Namen des Autoren verbunden werden.

Über ihre namentliche Erwähnung freuen dürfen sich indes die auf der CD vertretenen Künstler Lumières Claires, Salik und Roger Anklam. Eine große Genugtuung dürfte der Artikel aber vor allem und in erster Linie für die Projektväter von klein stadt GROSS gewesen sein. Die letzten Sätze des Beitrags lauten:

Mir eine bessere Städte-Compilation vorzustellen, dafür fehlt mir die Fantasie. Danke, DIY! Und Danke auch, Raiffeisenbank Greifswald. Immer diese Widersprüche.

Das Bild zum INTRO-Artikel stammt übrigens vom Wahl-Greifswalder Kevin Neitzel. Dessen Fotos wurden hier schon häufiger erwähnt; sein Flickr-Account ist immer einen Besuch wert, wenn es um eindrucksvolle Aufnahmen aus der Hansetstadt geht.

Die gesamte Ausgabe der Intro #178 könnt ihr hier herunterladen. Der Artikel über klein stadt GROSS befindet sich dort auf Seite 117.

Pop am Wochenende: Al-Haca „Family Business“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Die Greifswalder Klang- und Partylandschaft vor knappen zehn Jahren war maßgeblich von Sounds zwischen Dub und Downbeat aus dem produktiven und umtriebigen Netzwerk zwischen Ostudio, AJZ und dem Magazin Zonic geprägt.

Damals wurden die Tanzflächen verschiedener und inzwischen aufgegebener beziehungsweise aufgelöster Orte wie der Alten Druckerei oder die Mensa Caféteria von dem kollaborativen Projekt Al-Haca beschallt, geformt und diktiert. Das Projekt, das sich in den Folgejahren zersiedelte, schaffte es auch in die Spex, sogar zweimal.

Der Projektname Al-Haca hat übrigens keinerlei orientalischen Bezug, sondern ist eine Verballhornung aus den Namen der Gründungsmitglieder Alex, Hardy und Carsten. Die Methode ist ja spätestens seit den Puhdys bekannt. Soundtüftler und Mitmusiker Christian Schwanz aka Cee (ex-MCC) operiert inzwischen seit Jahren aus der Östereichischen Bundeshauptstadt Wien heraus und veröffentlicht nach wie vor Musik in Zusammenarbeit mit einschlägigen Szenegrößen.

Im Videoportal youtube erhascht man eine Ahnung der Weltgereistheit des Musikers Cee, der nach wie vor mit RQM und Stereotype arbeitet und dabei von Tel Aviv über das Sziget-Festival bis nach Malaysia kommt. Fürs Wochenende gibt es das legere Stück Familiy Business vom gleichnamigen Album, professionell aufbereitet in Bild und Ton.

Gegen die Polizei antwittern

Erst vor wenigen Tagen wies ich auf den Unterhaltungswert von Pressemitteilungen der Polizeidirektion Anklam hin. Heute gibt es neuen Stoff für Heiterkeit und damit meine ich nicht den Greifswalder Hotelgast, der heute früh von zwei Personen in seinem Zimmer überfallen, beraubt und gewürgt wurde, sondern die Mitteilung über einen fliehenden und später gestellten Radfahrer mit einer größeren Menge Haschisch im Rucksack:

Greifswald / Filmreife Flucht nützte nichts – Regie hätte es nicht besser hinbekommen

Eine filmreife Flucht hat Donnerstagabend ein in Greifswald wohnhafter junger Mann hingelegt, als er gegen 18:30 Uhr auf eine stationäre Fahrradkontrolle der Beamten in der Anklamer Straße traf und schleunigst abbog. Ein Regisseur hätte wohl seine ware [sic!] Freude über das gehabt, was dann ablief: Ein Polizist trat ebenfalls in die Pedalen eines Dienstfahrrades und folgte dem Flüchtenden gleich über mehrere Straßen, u. a. die Breitscheid-, Blum- und Stelling Straße. Ein zweiter Kollege des Sachgebietes operative Maßnahmen folgte zu Fuß und übernahm den zweiten Teil, als der Flüchtende über mehrere hundert Meter versuchte, über Hinterhöfe, Hecken und Zäune zu entkommen. Genützt hat es ihm nichts. Schnell wurde klar, warum es der Radfahrer „so eilig“ hatte. In seinem Rucksack fanden sich nicht nur 2 390 Euro Bargeld, sondern auch noch 246 Gramm Haschisch. Sagen wollte er dazu nichts, auch nicht zu der Tatsache, dass sein Rad in Fahndung stand. Die Antworten will der 26Jährige (Migrationshintergrund Russland) einem Anwalt überlassen. Die Polizei hegt hingegen den begründeten Verdacht, dass hier ein Dealer aufgeflogen ist. Bei den durchgeführten Kontrollen am Donnerstag wurden insgesamt fünf Radfahrer festgestellt, deren Räder in Fahndung standen. Ein Radfahrer führte zudem eine geringe Menge an Rauschgift mit.

Die Polizeikontrollen in der Anklamer Straße sorgen für anhaltenden Unmut unter den Legionen Greifswalder Radfahrer.

MODERNE WEGELAGERER PROFITIEREN VON SCHLECHTEN RADWEGEN

polizeikontrolle

Die Beamten werden inzwischen als Wegelagerer betitelt, ihre überflüssigen Kontrollen, die letztendlich von den schlechten Zuständen der Greifswalder Fahrradwege profitieren, werden mit Wegelagerei verglichen. Kein Wunder, sollen die Delinquenten doch satte 15€ Strafe zahlen. Diese offensichtliche Ungerechtigkeit spornt zu zivilem Ungehorsam an und über den Informationsdienst Twitter werden immer öfter Hinweise verbreitet, die sich vor den an Autofahrern adressierten Blitzerwarnungen im Radio nicht verstecken müssen.

Dank der retweet-Funktion können diese Information eine massenhafte und unmittelbare Verbreitung erfahren und etliche vor einem Bußgeld bewahren.

TWITTERN ALS ZIVILER UNGEHORSAM

twitter

Hätte der Haschischbesitzer doch bloß die richtigen Twitter-Kontakte gehabt, er würde jetzt ruhiger schlafen können. Exemplarisch seien bei dieser Gelegenheit drei tweets zitiert:

  • die Wegelagerer (Polizei) steht jetzt an der Europakreutzung Anklamerstr. und zieht wieder Fahrradfahrende Menschen raus
  • RT @daburna: Fahrradkontrolle Pappellallee Ecke Freizeitbad. Polizei hinterm Busch.
  • RT @Reesella: Polizei zockt mal wieder 15€ ab. Jeder der die Anklamer Str. Richtung Innenstadt auf der linken Seite fährt!@europakreuzg

Auch der Fleischervorstadt-Blog twittert inzwischen, das Empfangen dieser Kurznachrichten lässt sich hier organisieren.

Eindrücke der Vernissage in der Volksbank

Als sich gestern Abend nach einem kurzen Moment des Wartens die Tür der Volksbank öffnete und den Unpünktlichen schließlich doch noch Eintritt zu den ausgestellten Werken von Enrico Pense und Katja Anke gewährt wurde, lag irgendwie Banküberfall in der Luft.

Die Malereien schafften es in die belle étage des Kreditinstitutes und so wandelten die Kunstinteressierten durch die Geschäftsflure der Bank. Eine Tür mit der Aufschrift Tresorraum hätte nur zu gut in die Szenerie gepasst und deswegen wohl kaum Chancen gehabt, für Überraschung zu sorgen.

In Anknüpfung an die auch von der Volksbank geförderte Kompilation klein stadt GROSS war die Maxime am Buffet naheliegend: Schampus gibt’s woanders und diesem Thema folgend wurden Wein und Häppchen serviert.

Laudator Nico Schruhl setzte sich einfühlsam mit den Werken und dem Ansinnen der beiden Künstler auseinander und erklärte die Langsamkeit zum Verständnisprinzip der jungen Kunst. Entschleunigung par excellence!

In Auszügen soll die Laudatio an dieser Stelle wiedergegeben werden:

„Jeder kennt das wohltuende Gefühl, auf das Weiß einer unberührten Schneelandschaft zu schauen. Morgens vor die Haustür zu treten und – endlich befreit von der Ablenkung durch urbanen Architekturwahnsinn – wieder ganz auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Irgendwie scheint dann alles stiller und langsamer vonstatten zu gehen. Und das, wo sie doch der Todfeind dieser Leistungsgesellschaft ist, die Langsamkeit. Die Langsamkeit ist auch schon wieder so eine Freiheit und ist gewiss auch ein Schlüssel zum Verständnis der Malereien von Katja Anke und Enrico Pense.

Wenn eine mit weißer Spachtelmasse und Gips übertünchte Leinwand gerade noch die Worte „Hasten.bis.Schluss.“ erkennen lässt und anstatt eines Signums Spuren von Gewalt und Destruktion trägt, dann zeugt das nicht nur von einer ganz unversöhnlichen, leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen, sondern deutet auch gleichzeitig eine Sehnsucht nach ebendieser Langsamkeit an. Das ist kompromisslos und radikal.

Katja Anke sagt, dass ihr das Material, mit dem sie arbeitet sehr wichtig sei und dass sie Vergnügen gerade darin findet, dieses Material, diese Substanz zu verletzen. Das ist nur konsequent, denn im Unterschied zu Wochenarbeitszeiten, Geschwindigkeiten und Guthaben auf dem Konto, lässt sich Zerstörung nicht berechnen und so ist sie bei aller Perfektion, die uns umgibt, vielleicht die einzige Möglichkeit der Freiheit des eigenen Geistes, ohne Zugeständnisse Ausdruck zu verleihen. Und wie ist das mit Enricos Malereien?

Da stehen winzig kleine Handwerker vor verzerrt riesenhaften Hintergründen, die mit ihren gigantischen Ausmaßen zunächst gar nicht so hintergründig wirken. Ja, so unverhältnismäßig sind hier die Proportionen von Figuren und Kulisse, dass man augenblicklich Mitleid mit den kleinen Persönchen bekommt, die mit ihren viel zu kleinen Werkzeugen irgendwie verloren und hilflos wirken. Doch hält dieser Eindruck nur kurz an. Denn bei eingehender Betrachtung fällt auf, dass in den Bildern nicht nur das Große mit dem Kleinen kontrastiert, sondern auch das Grobe und Rohe der Wände mit dem Zarten der dargestellten Personen.

Mit seinem Gespür für das Feine und einer zärtlichen Detailverliebtheit lenkt Enrico den Fokus auf seine Charaktere und lässt erahnen, wie sehr diese ihm am Herzen liegen. Plötzlich wirken die grotesken Wände und Flächen nicht mehr erdrückend, sondern scheinen vielmehr mit ihrer zurückhaltenden Eintönigkeit, dem Individuum Platz einzuräumen zu wollen. Platz , der den Blick freigibt auf das eigene „Ich“. Das „Ich“ – dieser Kosmos, in dem sich phantastische Welten verdichten, Welten, in denen Menschen auf Spinnenbeinstelzen mehr fliegen als gehen, in denen Kreise und Farben und Formen alles und Leistung, Hast und Schnelllebigkeit nichts bedeuten. Kurz: es wird der Blick auf einen Kosmos gerichtet, in dem jeder Mensch so frei ist, wie nirgendwo sonst.

Die Malereien können bis zum 08. Januar innerhalb der Öffnungszeiten der Volksbank begutachtet werden. Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen.