Rückschlag für Douglas Fernando: Kaufvertrag mit Petruswerk wird rückabgewickelt!

Im nichtöffentlichen Teil der Greifswalder Bürgerschaftssitzung wurde gestern Abend beschlossen, dass dem Petruswerk keine weitere Verlängerung der Zahlungsfrist für das Areal in der Hafenstraße eingeräumt wird. Der Vertrag zwischen der Stadt und dem Immobilienunternehmen von Douglas Fernando soll nun rückabgewickelt werden.

KONKURS IN ÖSTERREICH UND EINE ASIATISCHE FRISCHGELDKUR

Ende 2012 verstrich Fernandos letzte Frist, um die fälligen 1,6 Millionen Euro für die erworbenen sechs Hektar Land zu bezahlen. Das Petruswerk plante, dort auf einer Fläche von insgesamt 13 Hektar ein Wohngebiet am Ryck zwischen der Marienstraße und An den Wurthen zu errichten.

buergerschaft greifswald douglas fernandoNoch vor einer Woche berichtete die Ostsee-Zeitung, dass das Petruswerk das notwendige Geld inzwischen beisammen hätte — ein asiatischer Großkonzern sollte die für die Investition notwendigen 120 Millionen Euro beisteuern.

Doch an der finanziellen Vitalität des Petruswerks bestehen erhebliche Zweifel — nicht zuletzt deswegen, weil es im vergangenen Jahr in Österreich heftig ins Straucheln geriet. Gegen das von Fernando vor vier Jahren übernommene Unternehmen Aktivbau wurde im November 2012 sogar ein Konkursverfahren eröffnet; die Verbindlichkeiten sollen sich dort mittlerweile auf über sechs Millionen Euro belaufen. Ein Insolvenzverfahren gegen das Petruswerk wies das Linzer Landgericht zwar Ende des vergangenen Jahres ab, die Angelegenheit ist allerdings noch nicht vom Tisch.

ENDLICH EIN DEUTLICHES ZEICHEN DER GREIFSWALDER STADTVERWALTUNG

Im Januar 2013 empfahl der Finanzausschuss der Bürgerschaft die nun beschlossene Rückabwicklung des Vertrages. Das Petruswerk besitzt trotzdem noch drei Hektar Land am Hafen und den Alten Speicher in der Marienstraße. Dessen Abriss wurde im April 2012 genehmigt; er soll einem großen Hotelbau weichen. Außerdem gehört dem Unternehmen seit Januar 2008 das denkmalgeschützte Gebäude in der Stralsunder Straße 10 (Straze), das seit dem Kauf und einem abgelehnten Abrissantrag langsam, aber stetig verfällt.

Vermisste man in der Vergangenheit eine selbstbewusste Haltung der Stadtverwaltung gegenüber dem Petruswerk, so wurde jetzt endlich einmal ein deutliches, längst überfälliges Zeichen gesetzt. Douglas Fernando steht es natürlich frei, sich zeitungsöffentlich über Zweifel an der „Finanzkraft und Seriosität seines Unternehmens“ zu ärgern — ein kurzer Ausflug in das durch ihn blockierte Initiativhaus Stralsunder Straße 10 hilft jedoch ungemein dabei, das zögerlich aufsteigende Mitleid zu überwinden.

(Foto: Thomas Max Müller / pixelio.de)

Mehr dazu: 

  • Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando (Fleischervorstadt-Blog, 08.02.11)
  • Petruswerk hat Finanzprobleme in Österreich (daburna, 18.11.12)
  • Greifswalder Bürgermeister behält zwei Beigeordnete (webMoritz, 26.02.13)

Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando

„Vernunft, Verantwortung und Verwaltung sind die Basis allen Zusammenlebens.“
(Douglas Fernando, 2/2010)

Beinahe vier Jahre sind vergangen, seitdem unzählige Vereine und Inititativen die Straze – das Wohn- und Gesellschaftshaus in der Stralunder Straße 10 – verlassen mussten und mit dem Petruswerk ein neuer Investor in Greifswald von sich reden machte. Vier Jahre, nach denen konstatiert werden darf, dass so gut wie nichts unternommen wurde, um die Bausubstanz dieses Gebäudes zu schützen. Davon derer drei, die exemplarisch vorführten, wie das Business mit Immobilien funktionieren kann.

Ein Blick auf die zurückliegenden Aktivitäten in der Stralsunder Straße, auf Fernandos Immobilienbesitz und eine vom Bürgermeister Arthur König (CDU) gezeichnete Empfehlung, die der Investor zur Beruhigung in Graz vorlegte.

DAS „KATHOLISCHE“ PETRUSWERK BETRITT DIE GREIFSWALDER BÜHNE

Erinnern wir uns: Im Oktober 2007 schrieb die Universität, der bis dahin das Haus gehörte, die Immobilie zum Verkauf aus. Den Zuschlag erhielt im Januar 2008 das Petruswerk, ein bis 2003 zum Berliner Erzbistum gehörendes Unternehmen, das sich mit unverkäuflichen Luxusimmobilien verspekulierte und schließlich von der AVILA-Gruppe, deren Geschäftsführer und Teileigener  (60%) Douglas Fernando ist, geschluckt wurde.

petruswerk unternehme avila gruppe

Die Angaben über den Kaufpreis sind widersprüchlich, die Bürgerinitiative zur Rettung der Stralsunder Str. 10 spricht von einem ausgeschrieben Verkaufspreis in Höhe von 196.000 Euro, während sich die Angaben der Greifswalder Ostsee-Zeitung andauernd änderten: mal wird von 160.000 Euro, dann von 250.000 Euro und zuletzt im vergangenen Oktober von „etwa 300.000 Euro“ berichtet.

Der Investor stellte wenige Wochen nach dem Erwerb der Immobilie fest, dass eine Sanierung und vor allem der Betrieb des denkmalgeschützten Objektes zu teuer seien, und präsentierte umgehend Neubaupläne, die in so kurzer Zeit vorlagen, dass die Vermutung im Raum stand, Fernando hätte schon beim Kauf des Hauses auf Abriss und Neubau gesetzt. Erfolglos bemühte sich die Bürgerinitiative, Douglas Fernando an den Verhandlungstisch zu kriegen, um über einen eventuellen Weiterverkauf der Straze zu beratschlagen.

INVESTOR FERNANDO WIRD WEGEN GEMEINSCHAFTLICHER SACHBESCHÄDIGUNG ANGEZEIGT

Am 1. Juli 2009 meldete die Ostsee-Zeitung, dass Fernando das Gebäude definitiv nicht an die Bürgerinitiative verkaufen würde. Ihm und dem Aufsichtsrat des Petruswerks sei „der Geduldsfaden gerissen“. Zwei Wochen später begannen nicht genehmigte Abrissarbeiten an einem zweistöckigen Fachwerkhaus auf dem Hof des Grundstücks, die daraufhin von Michael Steiger (Grüne) zur Anzeige wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung gebracht wurden.

Damit dürfte das Porzellan zwischen dem Investor und der Initiative, die das Haus retten will, endgültig zerschlagen worden sein. Diesem Ende einer ungleichen Verhandlungspartnerschaft, die nie richtig begann, ging ein mehrmonatiges Hickhack voraus, in dessen Verlauf das Petruswerk von der Bürgerinitiative erst ein Sanierungskonzept forderte, aber gleichzeitig eine Erlaubnis, das Gebäude zu betreten, verweigerte. Die BI wiederum sorgte dafür, dass der Fall Straze nicht aus der Öffentlichkeit verschwand, und ließ dabei kein gutes Haar an Fernando.

PETRUSWERK SPEKULIERT: VERKAUFSPREIS JETZT SCHON DREIMAL SO HOCH

Das Petruswerk legte am 1. Juli 2010 einen Abrissantrag für den gesamten denkmalgeschützten Gebäudekomplex vor. Da aber mit der BI Straze ein anderer Interessent denkmalgerecht sanieren will, wurde dieser vorerst abgelehnt. Zwischenzeitlich, im Juni 2009,  habe man sich nach Angaben der BI mit dem Petruswerk auf einen Verkaufspreis von 450.000 Euro geeinigt, die AVILA-Tochter zog dieses Angebot angeblich aber schnell wieder zurück.

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