Blühende Landschaften in Greifswald

Die Deutsche Welle produzierte unlängst eine Reportage-Serie über Wirtschaft in den neuen Bundesländern.

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Sie sind längst zum fest stehenden Begriff, zum geflügelten Wort geworden, die blühenden Landschaften, die der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl den Menschen in Ostdeutschland versprochen hat. 20 Jahre nach dem Mauerfall wollten wir wissen, wo in den neuen Bundesländern die Landschaften blühen – und wo nicht.

In dieser Serie ist eine Reportage entstanden, die sich der Hansestadt Greifswald widmet. In der fünfzehnminütigen Sendung konzentriert man sich leider nur auf lokale Unternehmen und ökonomische Regungen aus dem medizinisch-naturwissenschaftlichen Spektrum. Dennoch ist der Beitrag interessant.

GREIFSWALD IST EINE STADT DES INTELLIGENTEN MITTELSTANDES

Es geht um die Riemser Arzneimittel AG, um das Biotechnikum, um Organismen sammelnde Biologinnen der RessourcenZentrum Marine Organismen GmbH am Strand und um das Greifswalder BioCon Valley. Weiterhin wird Oberbürgermeister Arthur König (CDU) beim Mittagessen interviewt und vom Leuchtturm des Nordens geträumt:

Mit einem intelligenten Mittelstand in eine gute Zukunft!

Derzeit wirkt das Stadtoberhaupt eher wie ein PR-Zuständiger und weniger wie ein Stadtvater.

Greifswald zur Fahrradhauptstadt machen!

Sie blockieren nicht den Verkehr, sie sind der Verkehr. Am Freitag wird die schöne Tradition der hanseatischen critical mass weitergepflegt.

Aktueller denn je wird auf die Selbsternennung Greifswalds zur deutschen Fahrradhauptstadt eingegangen und auf das miserable Radwegnetz hingewiesen, natürlich aktiv und auf der Straße.

Zweiradaktivisten wird selten Technikversessenheit unterstellt, die geplante Zusammenkunft wird aber modern über twitter, facebook, studiVZ und verschiedene Blogs beworben. Der gestrige, technisch-vermittelte Informationsfluss bezüglich des NPD-Infostands hat die kommunikative Dichte, die in Greifswald inzwischen zu finden ist, spürbar gemacht.

Zuvor wurde dieses Phänomen schon beim schweren Sturm Ende Juli deutlich. Schon damals rückten die hiesigen Microblogger zusammen und tauschten sich aus. Es eröffnen sich ganz neue Wege, wenn viele miteinander vernetzt sind. Die morgen stattfindende critical mass wird mit Sicherheit nicht die letzte subversive Vergnügung sein, die hier auf Mobilisierung2.0 setzt, aber ohne feste Struktur auskommt:

Wir sind zwar nicht organisiert, fahren aber trotzdem alle auf der Straße!

Fakten: 30.10. | 14 Uhr Bahnhofsvorplatz

Greifswald versus Münster

Unverschämtes Ossi-Volk! Alle Münsteraner sollten sofort die Soli-Zahlungen in den Osten einstellen!

waren die wütenden Worte eines Lesers zu einem heute in der Westfälischen Allgemeinen erschienenen Artikel über einen neuen Wettbewerb zweier Zweiradkapitalen.

Anstoß für den Artikel war eine Einladung zur Pressekonferenz der Greifswalder Stadtverwaltung am kommenden Dienstag. Dort soll Greifswald zur „Fahrradhauptstadt Deutschlands“ ausgerufen werden, denn in der Hansestadt würde viel mehr Rad gefahren werden als bei den Westfalen.

Man beruft sich dabei auf noch nicht vollständig veröffentlichte Ergebnisse der Greifswalder Verkehrsumfrage (Mai 2009), die inhaltlich an die Verkehrszählung vom 10. Juli 2008 anknüpft und nach der 44% der Hanseaten ihr Rad nutzten, in Münster seien es lediglich 38%. Der Autor hält andere Daten dagegen:

Ein Vergleich lässt Greifswald blass aussehen. Gerade mal 14 Kilometer eigenständige Radwege hat die vorpommersche Stadt, in Münster sind es 293. Außerdem gibt es hier 22 Fahrradstraßen, in Greifswald nur eine.

Wenige Zeilen weiter wird es dann richtig giftig:

„Greifswald versus Münster“ weiterlesen

Greifswald im Zweiradeifer

Zweiradeifer ist ein Wort, das sich wirklich komisch liest. Aber es trifft die Ereignisse der letzten Tage, Wochen und Monate ganz gut.

Nicht nur, dass kurz vor der Kommunalwahl plötzlich die Sanierung des Fahradweges in der Anklamer Straße begann, am 04.06.09 wurde in Greifswald auch die erste Fahrradstraße eingeweiht (Meinungen und detailliertere Ausführungen dazu bei daburna und den Grünen).

Womöglich erfolgte dieser Schritt aber auch auf Grundlage der im Juli 2008 durchgeführten Verkehrszählung.

radfahrer

Nun legt ein in Greifswald beheimatetes Unternehmen nach und man munkelt, dass heute – also am 10. Juni – zwischen 14.30 Uhr und 15.30 Uhr in der Innenstadt und bei der neuen UB eine an Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen adressierte Präsentaktion stattfinden wird.

Über die Art und Beschaffenheit der „kleinen Souveniers“ vermag ich leider nichts genaueres zu schreiben, aber es scheint ein Zusammenhang zur ‚Fahrradstadt‘ vorzuliegen.

Verkehrszählung

Im Juli wurde eine umfassende Verkehrszählung in Greifswald durchgeführt. Eruiert wurden dabei die Ströme der Pedalritter FahrradfahrerInnen, die sich über holprige Wege ihren Weg durch die Stadt bahnen.

Die Daten sind inzwischen ausgewertet und liegen seit einigen Tagen vor. Ich möchte auf daburnas Beitrag und das textliche Kollektivprodukt des webmoritz zu diesem Thema hinweisen, um nicht selber noch den dritten Text dazu zu veröffentlichen.