Bernd Begemann & die Befreiung kommen ins Koeppen

Tolle Nachrichten für alle, die der sogenannten Hamburger Schule nahe stehen: Bernd Begemann & die Befreiung kommen nach Greifswald!

Der „elektrische Liedermacher“ wird am Mittwoch bereits zum dritten Mal in Greifswald gastieren, nachdem die letzten beiden Auftritte schon Jahre – wenn nicht sogar ein Jahrzehnt – zurückliegen. Begemann war der erste, der aus dem eigentlichen popkulturellen Quell der Hamburger Schule, Bad Salzuflen, auszog, um in Hamburg sein – auch monetarisierbares – Glück zu suchen. Dieses Ansinnen war nur teilweise von Erfolg gekrönt.

Bernd Begemann und die Befreiung

Tocotronic bei Bernd im Bademantel

Bernd Begemann vereint einen intelligenten und einzigartigen Humor mit unschlagbaren Entertainerqualitäten und einem breiten Fundus popkulturellen Wissens auf sich. Fans der Hamburger Band Tocotronic kommen nicht umhin, die 1996 erschienene  Kurzreihe Bernd im Bademantel zu kennen, die er für den NDR produzierte. Damals lud er verschiedene Künstler zu Interview und Livekonzert in sein Wohnzimmer, so auch die seinerzeit noch als Trio agierende Band Tocotronic. „Bernd Begemann & die Befreiung kommen ins Koeppen“ weiterlesen

Kulturelle Ausblicke aufs Wochenende

Die Semesterferien dauern an, aber das ist kein Grund, sich in die Wohnzimmer zu verkriechen. Eine kurze Vorstellung der heutigen Optionen des Amüsierbetriebes zwischen Synthie-Pop-Wave, Eventschiff und gediegenem Jazz aus Skandinavien.

Welle: Erdball in der Mensa

Schon seit beinahe 20 Jahre existiert die (New)Wave-Elektro-Formation Welle: Erdball, die mit einer tüchtigen Portion NDW-Feeling ins Haus bricht. Die Band ist für ihre eigenwillige und requisitenreiche Bühnenshow, für die ein Haufen Retro-Maschinen angefahren wird, berühmt. Ihr Sound verdient über alle Maße hinaus das Prädikat old-school.

welle: erdballAls Klangerzeuger tritt, neben vielen analogen Synthesizern, der Commodore 64 als vollwertiges Bandmitglied auf. Wo Künstler wie Kraftwerk, D.A.F., Grauzone oder Ideal in den 80er Jahren starteten, setzt Welle: Erdball wieder an und führt diese glorreiche Ära der deutschen Musikgeschichte weiter fort. In der Independent-Szene schon lange eine Kultband, zeigt Welle: Erdball auch auf Konzerten in ganz Europa, dass Elektronikmusik mit sehr viel Dynamik umgesetzt werden kann.

Auf dem webMoritz ist der Trailer zum Film Operation Zeitsturm verlinkt, an dem Welle: Erdball ebenfalls beteiligt sind und der in wenigen Wochen veröffentlicht wird. Hier das Video zum Stück 1000 weiße Lilien:

Nach dem Konzert laden die beiden Veranstalter (Mensaclub und Kiste) zu einer Aftershow-Party mit vier DJs auf zwei Floors. Zu erwarten sind dort dann neben Synthie Pop und Minimal Wave auch EBM, Industrial, Electro und Goth-Rock.

Augenfällig ist der grenzensprengende und exorbitant hohe Eintrittspreis. Der ist zwar nicht unbedingt sozial, aber vielleicht lernt man so hierzulande, dass Kultur ihren Preis hat. „Kulturelle Ausblicke aufs Wochenende“ weiterlesen

Veranstaltungshinweis: Tiny Boys (SWE)

Wer die Yeah Yeah Yeahs mag, wird auch an dieser Band, die morgen im KLEX auftreten wird, Gefallen finden.

Das schwedische Quartett Tiny Boys besteht entgegen den ersten Assoziationen, die der Name anstößt, keineswegs ausschließlich aus wohlfrisierten Indiejungs. Die Band wurde 2005 in Stockholm von den beiden Gründungsmüttern Emma und Camilla, ihres Zeichens verantwortlich für Gesang und Bass, ins Leben gerufen.

Jetzt kommen die Schweden auf ihrer füntägigen Tour auch in Greifswald vorbei und wagen eine vorsichtig-verhaltene Zeitreise in die Achtziger. Einflüsse von Post-Punk und New Wave sind kaum von der Hand zu weisen und müssen ja auch überhaupt nicht bestritten werden.

An der sich anschließenden Aftershow wird sich das Knäcke Kollektief abackern, das eine Mischung aus „Indieneu, Indieneuer und Indietanzbar“ ankündigt.

Fakten: 03.03.| 22 Uhr | KLEX | 5 EUR

Veranstaltungshinweis: Analogik (DK) feat. Bo Marley

Es ist Sonntag, nicht Totentanz  – Tatort aus, Synthie an! Heute Nacht wird die dänische Balkan-Jazz-Gameboy-Hip-Hop-Downbeat-whatever-Band Analogik im IKUWO zu Gast sein.

VIOLINE, GAMEBOY, ZOTTELBART

analogikGegründet 2003 und fest verbunden mit der Hip-Hop- und Streetartszene des skandinavischen Nachbarlandes, leben Analogik in einem Kollektiv am Rande von Aarhus, wo sie sich das Studio mit der dänischen Roots-Reggae Band Bli Glad und ihren guten Freunden von Bo Marley teilen:“So verschieden die Musikstile sind, so unterschiedlich ist auch die Instrumentierung. Da trifft Analoges auf Digitales, Saxophon auf Synthie, Violine auf Laptop und Akkordeon auf Nintendo-Controller. Klingt abgefahren, ist in Wirklichkeit aber ein erstaunlich groovender Mix zum entspannten Kopfnicken und Tanzen.“

DUB- UND DIALEKTSHOW VOM BO-MOBIL

bomarleyAls besondere Gäste auf dieser Tour haben sich eben diese Jungs von Bo Marley angeschlossen. Sie sind eine sympathisch-schräge Truppe, die seit einigen Jahren mit ihrem Bo-Mobil – einem umgebauten, mit allerlei elektronischem Sound-Equipment bepackten und von Autobatterien betriebenen Putzwagen – auf deutschen Festivals zu finden ist.

Auf der Fusion beschallten sie sogar die Dixies mit Hip-Hop, 8Bit, Reggae und Dub norddeutscher Zunge über Zwiebeln oder Mofafahren. Auf dem gleichen Festival wurde auch ein Mitschnitt der carnivoren Hymne Fleisch eingefangen und veröffentlicht.

Fakten: 28.02. | 21 Uhr | IKUWO | 5 EUR

Veranstaltungshinweis: We vs Death (NL) & Pazifika

Hoher Besuch aus dem benachbarten Königreich. Die niederländische Band We vs. Death ist auf kurzer Tournee durch Deutschland (Frankfurt, Hamburg, Berlin und Greifswald) und wird sich am Freitag im IKUWO die Ehre geben.

Anmut und beneluxuriöse Schlichtheit

Das Quintett ist mit Bass, Schlagzeug und den bis zu drei Gitarren reichhaltig instrumentiert.

Die gebrochenen Arrangements – das musikalische Alleinstellungsmerkmal von Sinnbus Records, der Kommandozentrale des Genres, wo We vs. Death dieser Tage mit A Black House, A Coloured Home ihr neues Album veröffentlichen –  und das schwere Schlagzeug werden sinnstiftend von einer Trompete zusammengehalten, die hier und da an die düsteren Momente vom Weilheimer Tied & Tickled Trio erinnert und den Sound sehr jazzig einfärbt. Anmutig, schlicht und trotzdem elegant.

Eine Einstimmung ermöglicht das folgende Video eines Konzertes in Utrecht, der Heimatstadt von We vs. Death. Das zu hörende Stück Hands ist ebenfalls auf dem neuen Album erschienen.

Für druckvolle Einstimmung wird die hiesige Postrock-Band Pazifika sorgen. 

Fakten: 26.02. | 21 Uhr | IKUWO | 5 EUR

Pop am Wochenende: Jan Degenhardt „Le Déserteur“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.
degenhardtIn den vergangenen Jahren ist es um den Liedermacher Jan Degenhardt ruhig geworden. Der Sohn des berühmten 68-Singer-Songwriters Franz-Josef Degenhardt erreichte im Jahr 2000 den zweiten Platz im Wettbewerb Deutscher Folkförderpreis, der  inzwischen zum Deutschen Weltmusikpreis verwandelt wurde und jährlich beim Rudolstädter Tanz- und Folkfest vergeben wird.

Der Fachanwalt für Familienrecht war von 1990 bis 1993 als Dozent an der Universität Greifswald tätig und hat sich 1992 mit einer Kanzlei in der Hansestadt niedergelassen.

Sowohl sein Vater als auch sein Bruder Kai sind noch immer als Musiker aktiv und veröffentlichen stetig. Kai Degenhardt, seines Zeichens ebenfalls Liedermacher, ist heute Abend im St. Spiritus zu Gast.

degenhardt-kaiPolitische Lieder, Montagetechnik und „eigener Sound“ Kai Degenhardt zählt seine Musik zu dem Genre, das die Anglo-Amerikaner „Singer-Songwriter“ nennen und das bei uns unter „Liedermacherei“ läuft. Natürlich macht er politische Lieder – was auch sonst. Er schreibt und singt von sich und Gott und Welt und wie das alles zusammenhängt. Im landläufigen -sabinechristiansigen- aber ist seine Musikabsolut unpolitisch. Weder die Pendlerpauschale noch die Föderalismusreform werden von ihm auch nur im Ansatz textlich oder musikalisch behandelt.

Er bedient sich aus dem musikalischen Material der zeitgenössischen U-Musik, von Folk bis „Clicks’n Cuts“. Die verschiedenen Stilrichtungen benutzt er dabei für seine Zwecke. Das verdeutlicht er, indem er Ihnen Ihre musikalischen Sättigungsbeilagen entzieht. Der dabei mitunter entstehende musikalische Verfremdungseffekt gefällt ihm.

Fakten: 13.02. | 19.30 Uhr | St. Spiritus | 10 EUR / 8 EUR (erm.)

JAN DEGENHARDT „LE DÉSERTEUR“

Anbei ein Coverversion Jan Degenhardts von Boris Vians skandalösen Le déserteur, einem französischen Chanson, das seine militärkritische Stimme zur Zeit des französischen Algerien-Engagements erhebt. Es wurde 1955 von den Pariser Behörden zensiert.