Liebe, Sex und Zärtlichkeit #3: Christiane Rösinger im IKUWO

Die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationale führt ihre edukative Reihe Liebe, Sex und Zärtlichkeit fort und hat die in Berlin lebende Musikerin und Autorin Christiane Rösinger zu einer musikalischen Lesung eingeladen.

„LIEBE IST BALDRIAN FÜRS VOLK“ (LASSIE SINGERS)

Rösinger gründete vor 25 Jahren die für deutsche Indie-Verhältnisse wegweisende Band Lassie Singers, mit der sie damals „vollendete Pilotsongs für ein unverkrampftes Selbstverständnis weiblicher Akteurinnen im männlich dominierten Pop-Geschäft“ schrieb, wie es Martin Hiller 2010 in der bei radio98eins beheimateten Zonic Radio Show Nord auf den Punkt brachte. „Ihre Art von Pop-Feminismus hebelte die maskuline Kerlcoolness ganz ohne winkenden Zeigefinger oder amazonenhafte Female-Power-Exotik, sondern kraft schierer Textesschläue und Quengeleien zum Liebhaben schlicht aus.“

christiane rösinger ikuwoAuf die Lassie Singers folgte Ende der Neunziger Jahre die Gründung der Band Britta. 2008 erschien ihr erstes Buch Das schöne Leben, dem 2010 ihr Soloalbum Songs Of L. And Hate — bei dessen Entstehung Ja Paniks Spechtl Andreas eine tragende Rolle spielte — folgte.

Im Frühjahr 2012 veröffentlichte die inzwischen auch als Kolumnistin tätige Rösinger ihr zweites Buch: Liebe wird oft überbewertet — eine Abrechnung mit Monogamie und romantischer Zweierbeziehung, eine Ode ans Alleinsein, ein sogenannter Anti-Pärchenratgeber. Der Besuch dieser Veranstaltung wird dringend empfohlen, denn die musikalisch begleiteten Lesungen mit Christiane Rösinger sind anders. Anschließend werden bei einer gemütlichen DJ-Lounge Perlen und Raritäten aus Diskurs-Pop und Hamburger Schule ausgegraben.

Die Lesung ist die dritte Veranstaltung im Rahmen von  Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Zu den vorherigen Gästen zählten die sexpositive Feministin Dr. Laura Méritt und das Muschiballett.

Fakten: 15.01. | 19 Uhr | IKUWO | 3 EUR

Unter Liberal-Konservativen: Jan Fleischhauer liest in Greifswald

Es gibt Tage, an denen man sich einen Irrtum eingestehen muss, weil man dachte, den gröbsten publizistischen Unfug gelesen zu haben, der hierzulande binnen einer Woche rechts der sogenannten politischen Mitte publiziert werden kann. Das sind seit fast eineinhalb Jahren häufig Donnerstage, denn seit Januar 2011 polemisiert Publizist Jan Fleischhauer in seiner wöchentlich bei Spiegel Online erscheinenden Kolumne Der schwarze Kanal dem Wochenende entgegen. Am Freitag wird er in Greifswald sein ältestes Buch vorstellen.

„Besonderes Engagement für die Fortentwicklung des politischen Liberalismus“

Fleischhauer arbeitet seit Ende der Achtziger für den Spiegel, aber erst mit seiner rege kritisierten Klageschrift Unter Linken: Von einem, der aus Versehen konservativ wurde (2009) gelang ihm der Schritt zum nächsthöheren Bekanntheitsgrad: Unter Linken wurde 2010 mit dem Flach-Preis ausgezeichnet. Doch damit wurde keineswegs die Seichtheit des Buches gewürdigt — vielmehr verleiht die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung diese Auszeichnung für besonderes Engagement, das die „Fortentwicklung des politischen Liberalismus“ erkennen lässt.

SPIEGEL TV machte damals das Buch fürs Fernsehen zurecht und brachte es bei RTL ins Program. Mehr Worte über das Ergebnis müssen kaum vergeudet werden, obwohl? Christian Ströbele, Punkt.

Ein Publibrid aus Broder und Sarrazin

Der neoliberal-konservative Kolumnist, eine publizierende Mischung aus Henryk M. Broder und Thilo Sarrazin, legte aber dieses Jahr nochmal nach und veröffentlichte unlängst mit Der Schwarze Kanal: Was Sie schon immer von Linken ahnten, aber nicht zu sagen wagten (2012) ein weiteres Buch zum bewährten Thema, in dem er seine Kolumnen zweitverwertet. Trotzdem ist er in Greifswald weiter mit Unter Linken auf Tour.

Jan Fleischhauer

Die „Linken“ müssen sich seiner Meinung nach „in Deutschland für ihre Ansichten nicht rechtfertigen. Sie haben ihre Meinung flächendeckend durchgesetzt, nicht im Volk, aber in den tonangebenden Kreisen, also da, wo sie vorzugsweise zu Hause sind. Wer links ist, lebt im schönen Gefühl, immer Recht zu haben.“

In der Beschreibung des Buches heißt es weiter: „in der Politik haben sich die Linken oft gerirrt, bei der Reform des Bildungssystems ebenso wie bei der Integration der Ausländer oder dem Ausbau des Sozialstaats. Aber irgendwie macht das nichts, immer werden ihnen die besten Motive zugebilligt, die lautersten Absichten. Warum eigentlich?“

Schmerzfreien und Idealisten bleibt das Podium

Die kostenlose Lesung wird von der Friedrich-Naumann-Stiftung finanziert und tatkräftig von den hiesigen Jungliberalen unterstützt. Für Neoliberal-Konservative, die sich einen Abend verstanden wissen und nicht alleine dastehen wollen, ist sie ein absoluter Pflichttermin. Sollte jemand diesem Spektakel neunzig Minuten zuhören können, ohne an einer plötzlichen Stirnrunzelfieberattacke zugrunde zu gehen, bleibt ihm immerhin noch die sich anschließende Podiumsdiskussion zur Intervention. Ordentlich Pomade ins Haar, Brillenrand abmontiert und ab die Post!

Fakten: 22.06. | 19. 30 Uhr | Konferenzsaal der Uni Greifswald (Domstr. 11) | frei

Moritz TV: Thomas Meinecke im Interview

Vor gut einer Woche kam Thomas Meinecke mal wieder in Greifswald vorbei und stattete der Hansestadt einen Besuch ab.

Dabei absolvierte der Münchener gleich mehrere Termine vor Ort und trat auf gänzlich verschiedenen Veranstaltungen auf: als DJ beim Hoffest der Germanistik und der Rechtswissenschaften, als Gast und Gegenstand eines Schumacher-Seminares, oder eben in seiner Profession als Autor, für die er wohl am berühmtesten ist.

Thomas Meinecke Lesung

Im restlos ausverkauften Koeppen las Thomas Meinecke eine knappe Stunde aus seinem Roman Lookalikes. Anschließend plauderte er mit Prof. Dr. Eckhard Schumacher und später auch mit dem Publikum über das Buch und leuchtete dabei einige Hintergründe seiner Lookalikes und ihrer Entstehung aus.

Das Studierendenfernsehen Moritz TV nutzte den Besuch des 56jährigen Avantgarde-Punks für ein gut zehnminütiges Interview, in dem Meinecke über Literatur und Musik, Zitation und Sampling, Rekontextualisierung und Sprachknäste, Stuckrad-Barre und Christian Kracht spricht.

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Lesung: Thomas Meinecke „Lookalikes“

Achtung, Thomas Meinecke ist wieder da! Einige werden den Autoren und Popexperten am Sonnabend an der Seite von Prof. Eckhard Schumacher, mit dem er gemeinsam beim Hoffest der Germanistik/Rechtswissenschaft an den Plattenspielern stand, erspäht haben. Heute Abend tritt das Duo wieder auf, jedoch in anderer Profession und etwas ruhiger.

Im Koeppen wird Meinecke sein jüngstes Werk Lookalikes vorstellen und sich im anschließenden Gespräch mit Schumacher auf popkulturelle Spurensuche begeben. Die beiden sind ein eingespieltes Team und kennen sich schon lange. Während der eine schrieb, forschte der andere dem Geschriebenen hinterher. Vor zwei Jahren besuchte Meinecke dann schließlich Greifswald, um im Koeppen und in einem Seminar Schumachers aufzutreten und über Pop zu sprechen.

Thomas Meinecke live

Hipster: Schumacher vs. Meinecke

lookalikes thomas meinecke

Im Januar 2012 veröffentlichten die beiden einen als E-Mail-Dialog konzipierten Debattenbeitrag im bei Suhrkamp erschienenen Sammelband Hipster: Eine transatlantische Diskussion. Darin widmen sie sich dem titeltragenden Phänomen von Andy Warhol bis zu den Riot Grrrls. Auf diese gemeinsame Arbeit wird im vom Schumacher moderierten Autorengespräch nach der Lesung sicher Bezug genommen. Doch vorher soll Meineckes Lookalikes im Vordergrund stehen. Darin geht es um Leute,

„die so aussehen wie jemand anders, aber nie ganz…Düsseldorf, Königsallee: Menschen, die sich Justin Timberlake, Josephine Baker und Serge Gainsbourg nennen, flanieren über das Trottoir. Sie sind Lookalikes, haben sich bei einschlägigen Agenturen registrieren lassen und sind damit beschäftigt, ihre Ähnlichkeit mit diesen Berühmtheiten produktiv zu machen. In der zweiten Romanhälfte verlagert sich der Schwerpunkt nach Brasilien, nach Salvador da Bahia.

Thomas Meinecke ist eine Romanfigur, die sich in den afrobrasilianischen Tempeln der Stadt auf die Spuren des Schriftstellers Hubert Fichte begibt und dort die Rituale des Candomblé erlebt, in denen Götter die Körper der Gläubigen übernehmen.“

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Greifswalder Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie statt.

Fakten: 04.06. | 20 Uhr | Koeppen | 5 / 3 EUR (erm.)

(Foto: Fleischervorstadt-Blog, 2010)

Reiselesung: „Hier ist alles so wahnsinnig italienisch!“

Im Café Pariser findet heute Abend eine Lesung statt, in der es um Italien geht, genauer gesagt, um das Reiseland Italien.

reiseland italien flyer

Gelesen wird aus Reiseberichten in das südeuropäische Land, die einerseits von Mark Twain und andererseits vom bayrischen Schriftsteller Ludwig Thoma stammen.

Dabei werden die Erlebnisse der Thomaschen Familie Käsebier aus Berlin den Eindrücken Mark Twains gegenübergestellt, zusammengesucht und vorgetragen von A.S. Die Ankündigung verpricht boshafte Zeilen über ein Land und seine Bewohner.

„Warum seid Ihr nicht bei uns, um all dies Schöne mit zu genießen?“

Fakten: 25.04. | 20 Uhr | Café Pariser | frei

„Kommt, ihr Kinder, kommt, wir wollen sterben!“ — Lyrik und Prosa vom Tod

In Anknüpfung an eine Lesung des vergangenen Jahres, wird der Greifswalder A.S. heute Abend unter dem Titel Lyrik und Prosa vom Leben und vom Tod  im Café Pariser Kurzgeschichten und Gedichte vorlesen und rezitieren. Versprochen wird ein schizophrener Abend, genaueres wollte A.S. noch nicht verraten — und er auch nicht.

kommt kinder wir wollen sterben

Fakten: 15.02. | 21 Uhr | Café Pariser | frei