Schon seit Monaten stand das Gerücht im Raum, dass in naher Zukunft ein Wechsel in der Chefetage der Greifswalder Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung bevorstünde. Heute wurde die Nachricht zeitungsöffentlich und die Umbesetzung ist erfolgt.
Die Ära Amler, und nach einer achtundzwanzigjährigen Tätitkeit darf man beruhigt von einer Ära sprechen — ist gestern zu Ende gegangen.
Das Ende einer Ära
Dieser Satz klingt unwirklich, schließlich begleitete mich Amlers Arbeit seitdem ich Lesen kann. Nicht viele Jobs bieten so viele Potentiale, eine Stadt zu prägen und vielleicht sogar zu verändern, wie die Anstellung als Redaktionsleiter der einzigen lokalen Zeitung.
In dem im Dezember 2009 von Dirk Mellies und Frank Möller herausgegebenen Buch Greifswald 1989: Zeitzeugen erinnern sich erfährt der geneigte Leser mehr über den Menschen und Redakteur Reinhard Amler und seine persönlichen Wahrnehmungen der Greifswalder Wendezeit.
Wer mit der Ostsee-Zeitung unserer Zeit hart ins Gericht geht, kommt nicht umhin, beim Lesen des folgenden Zitates den tiefen Graben zwischen Amlers Anspruch und der Wirklichkeit zu registrieren. „Wechsel bei der Ostsee-Zeitung: Amler geht“ weiterlesen →
Wir haben es wieder einmal geschafft, Medien mit bundesweiter Reichweite zu erobern und den Leuchturm des Nordens von seiner Schokoladenseite zu präsentieren.
Nachdem ganz Vorpommern in den späten Neunzigern zur national befreiten Zone stigmatisiert wurde, arbeitete sich im Spätsommer 2008 Spendenexperte Schelsky an der medialen Präsenz der Hansestadt ab. Danach sorgte noch der Haus- und Hofjournalismus der Ostsee-Zeitung für einen Artikel im Dossier der ZEIT, bis es dank Arndt wieder geglückt ist, uns endlich erneut bundesweit in den wichtigsten Medien darzustellen, beziehungsweise dargestellt zu werden.
GREIFSWALDER VON DER ARGE IN DIE OBDACHLOSIGKEIT SANKTIONIERT
Im Brennpunkt der ARD vom 13. Januar dieses Jahres geht es um die Auswirkungen der Sozialreform Hartz IV. Empfängerinnen und Empfänger von Arbeitslosengeld erzählen dabei von ihren Erfahrungen mit der wohl unbeliebtesten Behörde Deutschlands. Daneben kommen Anwälte der Betroffenen zu Wort und es gibt Stellungnahmen und Interviews mit Heinrich Alt (Vorstand Bundesarbeitsargentur) und Prof. Stefan Sell (Arbeitsmarktexperte FH Remagen).
Hervorhebenswert ist der im Beitrag ebenfalls behandelte Fall des Greifswalders Wolfgang Dinse. Der Mann wurde von der ARGE Greifswald quasi in die Obdachlosigkeit sanktioniert. Erich Bartels, der Geschäftsführer der Greifswalder ARGE, äußert sich zum Fall Dinse in erschreckender Wortkargheit, deutlicher werden da schon der Leiter des hiesigen Obdachlosenheimes, Michael Krüger, und die Anwältin Dinses, Katharina Appelt.
Nachdem ich am 13. Januar auf das Greifswalder Blogportal webgreif.netverwiesen habe, ist dort die Anzahl der gelisteten Webseiten von einst 17 auf nunmehr 23 angestiegen. Um ein ähnliches Projekt handelt es sich bei dem Blogverzeichnis MV aus Kröpelin.
Dort wird – wie der Name bereits verspricht – eine regional gegliederte Auflistung von Blogs aus Mecklenburg Vorpommern erarbeitet. Aus Greifswald sind allerdings erst sechs Seiten angemeldet, während in Rostock fünfzehn zuhause sind.
Neben einer manuell gepflegten und leider nicht sehr aktuellen Karte, die zur Ansicht bereit steht, wird jeweils ein Eintrag zum Blog des Monats befördert und optisch hervorgehoben. Zudem gibt es für jede eingetragene Seite eine Bewertungsfunktion. Für deren wohlwollende Benutzung im Falle des Fleischervorstadt-Blogs bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet.
MELDET EUCH KOSTENLOS AN!
Alle Blogger und Bloggerinnen möchte ich an dieser Stelle dazu animieren, die schnell erledigte Anmeldeprozedur hinter sich zu bringen und sich am Wachstumsprozess des Verzeichnisses zu beteiligen. Das komplettiert einerseits die Auflistung und andererseits schafft es einen weiteren Link auf eure Spielwiesen.
Die Seite stellt ein sehr nützliches – wenn auch noch unvollständiges – Werkzeug dar, um sich einen Überblick über neue Medien in Mecklenburg Vorpommern zu verschaffen.
Die Greifswalder Blogosphäre wächst stetig und früher oder später werden wir vor der Entscheidung stehen, entweder die Übersicht zu verlieren oder die Postfächer unserer abonnierten RSS-Feeds vollends zu verstopfen. Am Rande der letzten beiden Medienstammtische hat jemand eine Art Überblicksplattform, die unter der Adresse webgreif.net zu erreichen ist, eingerichtet und erweitert.
Eine Stadt, eine Liste, 17 Blogs
Bei webgreif werden inzwischen siebzehn Greifswalder Blogs gelistet. Die Auswahl ist facettenreich und variiert von kleinen privaten Blogs bis hin zu großen, mehrautorigen Magazinen. Das Portal befindet sich noch in der Anfangsphase, derzeit sind allein die Titel der einzelnen Seiten und ihre — mithilfe des Dienstes twingly bezogenen — RSS-Feeds abrufbar. Es wird ausdrücklich dazu eingeladen, neue oder bisher unentdeckte Blogs anzumelden, um eine größtmögliche Vollständigkeit zu erreichen.
Von den gelisteten Seiten möchte ich die Blogs daburna und lebewesen empfehlen. Ersterer schreibt über Lokalpolitik, HipHop und geographische Themen, während der Letztgenannte in der jüngeren Vergangenheit mit der Aufarbeitung lokaler Subkulturgeschichte glänzte.
Auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung erschien heute, unmittelbar vor der Urabstimmung, ein Artikel über die Debatte um den umstrittenen Namenspatron der Universität Greifswald.
Damit vergrößert sich die mediale Reichweite der Diskussion ein weiteres Mal. In den vergangenen Wochen und Monaten berichteten auch die ZEIT, Spiegel Online und das Hamburger Abendblatt über den Namensstreit.
Heute Abend lädt die Greifswalder Sektion der Hedonistischen Internationalen, “HiGH” (HedonistInnen inna Greifswalder Hochschule), dazu ein, Arndt wegzubassen. Unter dem Motto Das ist nicht unser Ernst soll die festgefahrene Debatte eine Auflockerung erfahren.
Auf der Vollversammlung im Juni 2009 forderte eine überwältigende Mehrheit der 1200 teilnehmenden Studierenden die Ablegung des kontrovers diskutierten Universitätsnamens Ernst Moritz Arndt.
Eine im Juli eingesetzte Kommission — bestehend aus verschiedenen Dozenten und zwei Studierenden – wird dazu eine wissenschaftliche Anhörung verschiedener Akademiker und Akademikerinnen durchführen. Anfangs monierte die Initiative Uni ohne Arndt noch die Mitgliedschaft dreier Arndt-Befürworter in der Kommission und wies auf das Fehlen mehrerer Historiker der Greifswalder Uni hin. Inzwischen sieht die Lage brenzliger aus, als damals angenommen. Jetzt sind es nur noch drei Tage bis zur ersten Anhörung, die am Freitag, dem 11. Dezember, stattfinden wird.
Die Pressestelle schweigt und hört sich selbst an
Die sonst so aktive Pressestelle der Universität schweigt zum Thema und ohne die Initiative der Arndt-Gegnerinnen hätte man auch kaum von dem Termin erfahren. Der Gruppe wurden sowohl Termin als auch die Namen der eingeladenen Wissenschaftler zugespielt. Die Auflistung sorgt für drei Überraschungen:
Erstens wurden mit Prof. em. Reinhart Staats (Univ. Kiel/Kirchengeschichte) und Dr. Jörg Echternkamp zwei externe Arndt-Befürworter zur Anhörung gebeten. Letzterer arbeitet für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr.
Zweitens gelang es, den Vorsitzenden der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e.V., Prof. em. Karl-Ewald Tietz, zu gewinnen. Drittens plant die Kommission offensichtlich, sich selbst zuzuhören, denn drei der eingeladenen – Dr. Irmfried Garbe (Kirchengeschichte), Dr. Reinhard Bach (Romanistik) und Prof. Dr. Kyra Inachin – sind gleichzeitig Kommissionsmitglieder, die beiden Erstgenannten befürworten klar die Beibehaltung des umstrittenen Namens.
Als einziger Arndt-Kritiker wird Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann anwesend sein; das Verhältnis zwischen Namensbefürwortern und -gegnern ist damit relativ eindeutig festgelegt worden. Aber es bleibt interessant, blickt man von den Zusagen auf die Absagen. Dazu stellt die Initiative Uni ohne Arndt fest: „Was die Absagen der Arndt-Kritiker verursacht hat, wissen wir im Einzelnen nicht. Es fällt jedoch auf, dass nur Arndt-Kritiker absagten. Eine/r sagte uns jedoch, dass er/sie eine Anhörung durch eine Kommission ablehne, von denen einige Mitglieder auch für den unwissenschaftlichen Text auf der Uni-Homepage verantwortlich sind. Eine Bewertung durch Personen, die sich selbst im wissenschaftlichen Betrieb derart disqualifiziert hätten, lehne man ab. Zudem lehne er/sie den nicht-öffentlichen Charakter der Veranstaltung ab. Die Debatte gehöre in die Öffentlichkeit, nicht hinter die verschlossenen Türen einer intransparenten Kommission.“
Wer wird schlimmer: Die Wissenschaftler oder die Greifswalder Bürger?
Schlimm wird es mit Sicherheit auch werden, wenn bei der zweiten Anhörungsrunde im Januar Greifswalder Bürger zum Namenspatron befragt werden sollen.
Die in OZ-Leserbriefen laut gewordenen Pöbeleien und Diffamierungen einzelner Greifswalder und Greifswalderinnen gegenüber den Arndt-KritikerInnen waren beschämend. Man kann sie sich auszugsweise hier zu Gemüte führen. Die Initiative Uni ohne Arndt hat ein wesentlich umfangreicheres Sammelsurium von Bedrohungen und Beschimpfungen veröffentlicht, das leider ein wenig an dem hohen Anteil auf der rechtsextremen Internetseite Altermedia veröffentlichter Kommentare krankt. Die Leserbriefe aus der Ostsee-Zeitung empfinde ich als viel alarmierender, weil sie aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft kommen und weil die Leute ihre Beschimpfungen sogar mit ihrem Namen unterschreiben.
Zu den Befürwortern des Namens gehört auch Sebastian Ratjen (FDP), der zeitungsöffentlich wie freimütig verlauten ließ, dass er natürlich kein Arndt-Spezialist sei. Wen also bei der Bürgerrunde befragen? Und wem ist mit einem möglichen Ergebnis gedient? Die Antwort auf diese Frage wird vielleicht noch viel mehr über die Gesinnung der Kommission verraten, als es die Anhörung der mehrheitlich für Arndt positionierten Wissenschaftler tut.
Unterdessen veröffentlichte gestern das Hamburger Abendblatt einen Artikel über die Initiative Uni ohne Arndt. Damit griff nach der ZEIT und SPIEGEL ONLINE nun ein weiteres großes Medium dieses Thema auf. Man darf gespannt sein, wie sich der Disput entwickelt, mein Höhepunkt wird mit Sicherheit die Bürgerbefragung werden.