Schneller Ermittlungserfolg der Polizei nach Angriff auf afghanische Flüchtlinge

Polizei MV

Im Fall des Angriffs auf fünf afghanische Flüchtlinge am vergangenen Dienstagabend in Greifswald vermeldet die Polizei einen Ermittlungserfolg. Wie mitgeteilt wird, seien bereits vier der fünf Verdächtigen namhaft gemacht worden.

Bei den vier mutmaßlichen Tätern handelt es sich um zwei 54-jährige, einen 31-jährigen und einen 27-jährigen Greifswalder, die polizeilich bekannt sein sollen, jedoch bislang nicht aufgrund politisch motivierter Kriminalität aufgefallen seien. Die Polizei fahndet weiterhin nach dem fünften Tatverdächtigen.

Polizei ermittelt nach Angriff auf afghanische Flüchtlinge in Greifswald

Am Dienstagabend wurden in Greifswald fünf Bewohner des Flüchtlingsheims angegriffen — zwei von ihnen wurden dabei leicht verletzt.

Einer Pressemitteilung der Polizei zufolge wurden die Afghanen vor einem Einkaufszentrum in der Nähe ihres Heims zunächst von fünf deutschen Männern angesprochen. Anschließend soll das Fahrrad eines Flüchtlings beschädigt worden sein, dabei wurde unter anderem der Fahrradschlauch zerschnitten. Gleichzeitig gingen zwei der deutschen Tatverdächtigen mit Faustschlägen auf die Afghanen los, die daraufhin zwar flüchteten, jedoch von den mit Fahrrädern ausgestatteten Angreifern verfolgt wurden. Erst kurz vor dem Heim sollen die deutschen Tatverdächtigen in unbekannte Richtung geflohen sein.

Flüchtlingsheim Greifswald(Foto: Simon Voigt, webMoritz)

Der alarmierte Wachdienst benachrichtigte die Polizei, deren Nahbereichsfahndung allerdings erfolglos blieb. Der Staatsschutz der Kripo Anklam nahm die Ermittlungen auf. Eine politische Motivation des Angriffs schließt die Polizeibehörde nicht aus und bittet nun um Hinweise (0395 / 55 82 2223) zu den fünf Tatverdächtigen, deren vorläufige Beschreibung jedoch sehr vage ist:

  • 1. Person: ca. 28 Jahre alt
  • 2. Person: hatte ein Piercing am Auge
  • 3. Person: hatte eine Glatze
  • 4. Person: soll Arbeitskleidung getragen haben
  • 5. Person: unbekannt

Angriffe auf ausländische Studierende waren doch nicht fremdenfeindlich motiviert

Die Debatte um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in Greifswald, die im vergangenen Jahr durch mehrere Angriffe auf ausländische Studierende und ihre Unterkünfte im Stadtteil Schönwalde II ausgelöst wurde, kann jetzt — nachdem sie nie richtig begonnen hatte — endlich für beendet erklärt werden!

KEIN RASSIMUS. NIRGENDS „Angriffe auf ausländische Studierende waren doch nicht fremdenfeindlich motiviert“ weiterlesen

Festgehalten: Solidarität mit Tim!

Etwa 60 Personen versammelten sich heute Nachmittag auf dem Greifswalder Marktplatz, um ihrer Solidarität mit Tim H. Ausdruck zu verleihen. Dieser wurde im Januar vom Verwaltungsgericht Dresden zu einer Haftstrafe von 22 Monaten ohne Bewährung verurteilt.

Ihm wurde vorgeworfen, im Februar 2011 bei den Protesten gegen den jährlich stattfindenden Naziaufmarsch in Dresden die Worte „Kommt nach vorne“ in ein Megaphon gesprochen und damit eine koordinierende Rolle beim Durchbruch einer Blockade gespielt zu haben. In seiner Urteilsbegründung erklärte der Richter, dass der wegen Körperverletzung, besonders schweren Landfriedensbruchs und Beleidigung nun verurteilte Tim H. sich anrechnen lassen müsse, was andere getan hätten.

solidarität mit tim(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Der Prozess erregte bundesweite Aufmerksamkeit — nicht nur wegen der Höhe des Strafmaßes, sondern vor allem wegen des Fehlens eindeutiger Beweise dafür, dass es sich bei der Person am Megaphon überhaupt um den nicht vorbestraften Familienvater Tim H. gehandelt habe. In Folge des Urteils, das ein weiteres Steinchen im sächsischen Repressionsmosaik ist, fanden in mehreren Städten Demonstrationen für Tim statt. Gruppen und Einzelpersonen solidarisierten sich mit dem Justizopfer und sandten ihm unterstützende Grüße — nun auch aus Greifswald. Kommt nach vorne!

Mehr zum Prozess:

  • Linken-Mitarbeiter hart verurteilt (taz, 16.01.13)
  • Haftstrafe wegen Anti-Nazi-Demo: Linke Nummer (Spiegel Online, 17.01.13)
  • Gefängnisstrafe für angebliche Megafondurchsagen (addn, 17.01.13)
  • Revision im Urteil gegen Tim (addn, 22.01.13)
  • Streit um die Straße (Neues Deutschland, 28.01.13)
  • Der Mann mit dem Megaphon (Jungle World, 31.01.13)

Die Greifswalder Sportskanonen des Jahres 2012: Hedonistische Internationale

Mit dem Titel Sportskanone des Jahres werden besonders außergewöhnliche und hervorhebenswerte sportive Leistungen aus Greifswald gewürdigt. Wurde dabei 2010 mit dem Freestyle-Fußballer Ralf Dörn noch eine Einzelperson ausgezeichnet, so ging der Titel im Folgejahr an die Glockenschlägertypen der Burschenschaft Markomannia, die mit gazellenartiger Eleganz und stolzem Anmut keinen Zweifel daran aufkommen ließen, diese Auszeichnung wirklich verdient hätten.

POLIZEI ÜBERWINDEN

Auch in diesem Jahr wird die Anerkennung nicht einer Einzelkämpferin, sondern einer ganzen Mannschaft zuteil. Die Zeiten werden härter und für Aktivistinnen dabei nicht unbedingt angenehmer. Für sie gab es in Greifswald und Umgebung im vergangenen Jahr leider viel zu tun. So galt es zum Beispiel, die beiden Neonazi-Aufmärsche am Tag der Befreiung in Demmin und am Tag der Reichspogromnacht in Wolgast zu blockieren – ein couragiertes Vorhaben, das leider auch immer wieder die Polizei auf den Plan ruft, notfalls gewaltsam das Versammlungsrecht der Neonazis durchzusetzen.

greifswalder sportskanonen des jahres 2012

Um diesem Wahnsinn etwas entgegensetzen zu können, braucht es nicht nur Willen und Entschlossenheit bei jedem Einzelnen, sondern vor allem eine gehörige Portion Vertrauen unter den Mitstreitern – heute nennt man so etwas Teamfähigkeit oder so. Dass geteilter Teamgeist und ein klares Ziel selbstbestimmter Individuen dem Co(r)psgeist gut ausgerüsteter Polizisten überlegen sein kann, wissen wir spätestens seit der erfolgreich angewandten 5-Finger-Taktik während des G8-Gipfels in Heiligendamm, als tausende Demonstranten an der Polizei und ihren Straßensperren vorbei- beziehungsweise durch sie hindurchflossen.

Am 8. Mai in Demmin waren natürlich weit weniger Beamte im Einsatz. Aber auch die versuchten zu verhindern, dass Gegendemonstranten sich den Neonazis in den Weg setzen um deren angemeldete Route zu blockieren. In einem Video des Youtube-Nutzers Georgenrone, das den Tag zusammenfasst, wurde ein hervorragendes Beispiel für den oben erwähnten Kooperationswillen festgehalten.

WIE AUF DEM PLANBRETT EINES FUSSBALLSTRATEGEN 

NPD-Gegnerinnen eilen durch eine Straße und versuchen, einen Blockadepunkt zu erreichen, während die zahlenmäßig weit unterlegenen Polizeibeamten sich ihnen in den Weg stellen. Eine Demonstrantin schiebt im Laufschritt einen mit einem Soundsystem aufgerüsteten Kinderwagen vor sich her, bis ein Polizist die Lücke versperrt. Mit erhobenem Arm kann er die junge Frau zwar aufhalten, doch den Kinderwagen, der mit einem kurzen Ruck nach vorne gestoßen wird, kriegt er in der hektischen Situation nicht mehr zu fassen.

Wie auf dem Planbrett eines Fußballstrategen wird die vierrädrige Beschallungsanlage von einem dritten Beteiligten übernommen und entschlossen an seinen Bestimmungsort gekarrt. Diese perfekt umgesetzte Staffelübergabe ist in dem Video leider nur für Sekundenbruchteile zu erkennen, doch langsam und rückwärts abgespielt, entpuppt sich der schnöde Durchbruch als genialer Spielzug, der die Frage nach der außergewöhnlichsten sportlichen Leistung im Jahr 2012 mit einem wohlgelaunten Augenzwinkern zu beantworten weiß.

Mutmaßliche Neonazis entfernten „Stolpersteine“

Es ist einfach nur beschämend. In der Nacht zum 9. November entfernten Unbekannte in der Greifswalder Innenstadt die Stolpersteine, die dort im Sommer 2008 vom Künstler Gunter Demnig verlegt wurden, um an das Schicksal der deportierten und ermordeten Juden im Dritten Reich zu erinnern. „Mutmaßliche Neonazis entfernten „Stolpersteine““ weiterlesen