Gewitterklawitter

Wer sich trotz des ernsten Themas amüsieren will, sollte diesen Fünfminüter von extra3 über die HDJ sehen. Der Greifswalder Rechtsextremist Frank Klawitter – bis vor vor kurzem noch Mitglied beim THW Greifswald, inzwischen ausgeschlossen – findet dort auch Erwähnung.

Übrigens erfuhr Klawitter ein öffentliches Outing als Nazi durch einen Halloween-Besuch der Greifswalder Antifa.

Boxen als Gewaltprävention

Rückblickend sei noch mal auf den vergangenen Präventionstag hingewiesen, bzw. auf seine Perlen. Ich bin kein großer Verehrer des Boxsports und wenn man einzelne Zeilen des heutigen OZ-Artikels über die Boxer auf dem Markt aus dem Kontext löst und sie für sich stehen lässt, dann rumpelts in der Schädelkiste.

„Wie jedes Jahr freuten sich die Faustkämpfer des BC Greifswald wieder auf den Einsatz beim Präventionstag. Ganz stolz trugen sie dabei ihre T-Shirts mit der Aufschrift […] „ Ich spreche deine Sprache“. Selbst die Jüngsten, nämlich zwei süße Mädchen, zeigten schon, dass sie wissen, wie man die Fäuste gezielt einsetzt. Es ist schon schön, so manchem unentschlossenem Jugendlichen zu zeigen, was man so in seiner Freizeit alles anstellen kann, ohne negativ aufzufallen.“

Boxen Präventionstag Greifswald

Vom abendlichen Karat-Konzert war außerdem ein Video in miserabler Qualität – nicht nur was Ton und Bild angeht – auf der berühmtesten Video-Plattform der Welt zu finden.

Bin ich froh, dass das Leben in Greifswald durch die Arbeit des Präventionsrates so viel sicherer geworden ist. Auf dessen Internetpräsenz erfährt man auch, dass Prävention in Greifswald erstens auf solidem Fundament steht und sich zweitens sehen lassen kann. Na dann hoch die Tassen!

Präventionstag schon wieder im Vergeigen begriffen

Puhdys, City oder Karussell haben offensichtlich am 10.September keine Zeit, wenn mal wieder zur eintägigen Prävention geladen wird. Deswegen springen Karat ein. Wer wurde noch nicht von einer miesen Party mit dem Gassenhauer „Über sieben Brücken mußt du gehen“ vergrault?

Ich kann nicht müde werden zu betonen, dass solche Künstler an den Rezeptionsgewohnheiten der angeblichen Zielgruppe vorbeigehen. Da scheinen EntscheidungsträgerInnen ihre Jugend noch einmal blühen zu lassen. Pfui Spinne!

Stolpersteine

Gunter Demnig erinnert mit seinen Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus. Im genauen Wortlaut beschreibt er sein Kunstprojekt für Europa wie folgt: „Ein Projekt, das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politischen Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhält.“

Stolpersteine in Greifswald

Auf der Internetpräsenz des Künstlers gibt es eine Chronik zu bestaunen, die verrät, dass er tatsächlich schon in vielen Städten unterwegs war, ist und sein wird. Am 10. Juli wird Demnig auch in Greifswald und Stralsund seine mahnenden Kunstwerke platzieren. 

Es werden Stolpersteine an folgenden Orten eingeweiht: Brüggstraße 12 (09.30-10.00), Domstraße 9a (10.00-10.30), Friedrich‐Löffler‐Straße 23d (10.30-11.00), Friedrich‐Löffler‐Straße 3 (11:00-11:30), Robert‐Blum‐Straße 11 (11.30-12.00) und Gützkower Straße 39 (12.00-12.30). Nachfolgend findet sich auch eine Übersichtskarte zu den geplanten Gedenkorten.

Die antifaschistische Hansestadt – eine Polemik

Hat schon jemand mitbekommen, dass beinahe alle GreifswalderInnen AntifaschistInnen sind? Der Eindruck drängte sich in der jüngsten Vergangenheit auf. Gegen Rechts ist mal wieder en vogue und viele springen noch schnell auf den Zug auf, es könnte ja bald wieder vorbei sein.

Die Aktionswoche gegen Rechts, eine Image-Kampagne der Sparkasse, wird nicht nur verklärt, sie ist im Grunde ein Schlag ins Gesicht jener, die sich tagtäglich mit dem Problem rechtsextremer Tendenzen und deren Folgen auseinandersetzen müssen (ich möchte an dieser Stelle nochmalig und ausdrücklich an die Schnapsidee des lokalen FDP-Landtagsabgeordneten Sebastian Ratjen erinnern, der sich aus vermeintlicher Solidarität mit einem mittlweile geschlossenen Modegeschäft in Textilien der rechten Modemarke Thor Steinar hüllen wollte).

Es pfeift der Wind of Change durch Greifswald

Die Ostsee Zeitung hievt Tag für Tag das Thema auf die erste Lokalseite und es wird sich gegenseitig zivilcouragiert überboten. Aus dem grundsätzlich fehlgeleiteten Präventionstag (des Präventionsrates) wurde eine Art Präventionswoche. Völlig übergangen wird in diesem Zusammenhang, dass das Wort -bzw. die Konstruktion Prävention- einhergeht mit der Idee von Kontinuität. Findet Prävention nicht kontinuierlich statt, verkommt sie zu blindem Aktionismus und hat mitunter den gegenteiligen Effekt.

Drei große Events mit Eintrittspreisen zwischen 15€ und 25€ wurden veranstaltet. Jedoch: Die klassische rechtsdrift-gefährdete Klientel ist jung, männlich wie perspektivlos, schlecht ausgebildet und in der Regel eher knapp bei Kasse als gut betucht. Diese Männer werden sicher für das Thema durch die Konzerte sensibilisiert und entscheiden sich anschließend, doch glühende Demokraten zu werden. Abgesehen vielleicht von der Veranstaltung mit Bülent Ceylan sehe ich keine Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Gegenteil, das Label antifaschistisch wird weichgespült und inhaltlich ausgehöhlt.

Ich möchte keinen Pessimismus verbreiten, aber es geht steil bergab! Der „Wind Of Change“ pfeift mal wieder durch Greifswald. Nur diesmal hat er sich gedreht und weht gegen rechts, so diktierte uns kürzlich in Ankündigung der Scorpions die Ostsee Zeitung die Lesart der “Aktionswoche”. Den eigenen Zenit schon seit Jahren überschritten, dient sich mittlerweile sechzigjährige B-Prominenz als Träger der antifaschistischen Idee an. Doch damit nicht genug, es geht nämlich immer noch schlimmer: Jennifer Waist, Sängerin von Jennifer Rostock verrät beim Interview: eigentlich versuchen wir uns aus politischen Dingen rauszuhalten, aber gegen Rechts engagieren wir uns immer wieder gern. Ein Blick auf den Terminplan der Band bringt zutage, dass noch nie (!) ein Konzert dieser Band unter antifaschistischen Fahnen stattgefunden hat, die Krebshilfe zählt nicht.

Jennifer Rostock Greifswald

Nazis raus, Schwanz rein!

Wenn die Jennifer Waists dieser Region TrägerInnen dieses neuen Lokalphänomens werden, wird der Gehalt dieser Geisteshaltung über kurz oder lang verschwinden. Exemplarisch steht dieses Video des Greifswalder Konzertes (Minute 04:05), das eindrucksvoll Waists Vorstellung von Engagement gegen rechts illustriert: Nazis raus, Schwanz rein! Das kann nun wirklich nicht das Niveau sein, auf dem präventiv Rechtsextremismus begegnet werden soll.

Die immer geldknappe Stadt fördert offiziell diesen Humbug und die rechte Rekrutierungsabteilung wird sich vor Lachen schütteln und auf dem Boden wälzen. Und zurecht, lediglich 200 BesucherInnen zog es zu Jennifer Rostock. Das spricht für sich, wie ich finde.

Gealterte B-Prominenz gegen Rechts

Reinhard Amler, Leiter der Lokalredaktion der Ostsee Zeitung, schwärmte heute halbseitig über die Scorpions: „Es war ein Konzert der Superlative, weil alles stimmte – sogar das Wetter. Aus ganz Deutschland waren die Besucher gekommen. Und aus dem Ausland.“ In dem relativ langen Artikel findet sich exakt eine einzige Erwähnung der “Aktionswoche”: „Auch Oberbürgermeister Dr. Arthur König, der die Schirmherrschaft für die Aktion gegen Rechts, dessen Höhepunkt das Scorpions-Konzert war, übernommen hatte, war glücklich.“

Scorpions in Greifswald

Angesichts dieser inflationären und desaströsen Tendenzen in Sachen “bürgerlichen Antifaschismus” wünsche ich mir sehnlichst ein neues Thema, dass genügend Raum zur Profilierung bietet und der antifaschistischen Idee nicht den inhaltlichen Boden unter ihren Füßen weichkocht.

Die Scorpions kommen

Es geht immer noch schlimmer. Die Sparkasse wird im Mai eine Aktionswoche gegen Rechts ausrichten. Die klassische Zielgruppe solcher Maßnahmen sind normalerweise ja Jugendliche und junge männliche Erwachsene, die nach rechts abzudriften drohen.

Macht es Sinn, in diesem Rahmen eine gealterte Rockband zu buchen, deren Zenit seit 15 Jahren überschritten ist? Macht es Sinn, die klassische Zielgruppe solcher Maßnahmen durch einen Eintrittspreis von 25€+ auszuschließen?

Macht es Sinn, immense Gagen für einen einzigen Künstler auszugeben? Ich denke nicht.