Ein Gastbeitrag von Nasti van der Weyden
Zirkus ist Magie. Artisten, Glitzer, Feuer – das lässt die Zuschauer in einen Strudel von Anziehungskraft und Bewunderung eintauchen. Zirkus mit Tierdressur ist Tierquälerei. Elefanten, Bären, Kamele – sie führen vor uns ein antrainiertes, freundliches Schauspiel auf, welches nichts von Tierfolter und Misshandlung vermuten lässt.
EIN BLICK HINTER DAS ZIRKUSZELT
Wilde, exotische Tiere sind faszinierend, vor allem für Kinder. Der Elefant wurde unter Schlägen und Stichen so dressiert, dass er mit dem Rüssel in die Menge winkt. Es geht um diesen Kontrast von Vorder- und Hinterbühne, die im Zirkus mit Tierdressur völlig verschieden sind, gar keine Ähnlichkeit zueinander aufweisen. Ein Bewusstsein dafür muss bei Eltern, Familien, Kindern und auch bei jedem, der das hier liest und sich noch nicht damit beschäftigt hat, wachsen.
Ich finde es unfassbar, dass ein Zirkus, der mit Tierdressur wirbt, hier in Greifswald gastiert. Drei Tage Show, mit Elefanten, Bären, Zebras – ist das alles etwas, was die Leute sehen wollen? Ich bin nicht der Meinung, dass „die Leute“ das sehen wollen. Sie wissen nicht, wie diese Tierfolter aussieht und was der Besuch eines solchen Zirkus anrichtet. Die breite Akzeptanz kann nur durch Unwissenheit begründet sein.
Ein Beispiel: Bei der Dressur von Elefanten werden zu deren Bestrafung und Kontrolle spezielle „Elefantenhaken“ verwendet. Das sind lange Stäbe mit einer Spitze, an der ein oder zwei scharfe Dornen sind. Der Stab kann dazu eingesetzt werden, den Dickhäuter mit dem Dorn zu stechen – was bei der empfindlichen Haut eines Elefanten für diesen sehr qualvoll ist. Man kann das Tier aber auch mit der Breitseite schlagen – bis es schreit. Das ist grausame Tierquälerei! Es gibt weitere Beispiele, wie die Transport- und Pflegebedingungen, die unnatürlichen Bewegungen, die die Tiere dem Publikum vorführen sollen, der Mangel an Freiheit und Bewegung, die ständige Gewalt oder die Isolation.
Der in Greifswald gastierende Circus Berolina ist als „Prügel-Zirkus“ bekannt. Die Elefanten, Kamele, Bären dieses Zirkus sind die leidenden, zur Dressur geschlagenen Tiere, die wir uns am Wochenende unter dem Motto „Menschen – Tiere – Sensationen“ hier in Greifswald ansehen sollen. Zirkus fasziniert – nicht ohne Grund! Artistische und sportliche Leistung, die so fernab des Alltags wunderschön inszeniert wird. Und so sieht für mich Zirkus aus: Menschen, die ganz besondere Leistungen darstellen. Und keine Menschen, die Tiere in Kostüme hüllen, zur Dressur schlagen, quälen und einsperren. Das ist nicht Zirkus, das ist Tierfolter.
(Ausschnitt aus dem Film Earthlings)
- weitere Infos zu Wildtieren im Zirkus (Peta)
- Prügel-Zirkus Berolina: Wieder Elefant gestorben (Peta, 06.12.2011)
(Foto: Circus Berolina)
Das Thema hat mich so eingefangen, dass ich meine nächste Ausstellung für das Kunstprojekt TRASH&ART „Zirkustier“ nennen werde. Dieses Projekt soll aufklären, die Ästhetik der Tiere einerseits und ihre Verwahrlosung im Zirkus andererseits illustrieren. TRASH&ART braucht noch künstlerische Unterstützung. Wer daran interessiert ist, sich an einer Ausstellung und Vernissage mit seinen Ideen, Installationen oder Bildern zu beteiligen, kann mir unter post[ät]trashandart.de schreiben.