Audimax-Besetzung wird zur Farce

Wie schon befürchtet, entwickelt sich die unangekündigte Besetzung des Audimax zum Debakel. Ich war nicht vor Ort, aber die Impressionen, die über Twitter veröffentlicht werden, sprechen für sich.

@webmoritz: Hörsaalbesetzung: Uni-Pressesprecher Meßerschmidt, Kanzler Flieger und Ostseezeitung sind da. Aber keine Studenten…

@vlbruex: @webmoritz wie soll sich so eine aktion auch rumsprechen, wenn halb greifswald am wochenende nach berlin etc. fährt???

@webmoritz: Hörsaalbesetzung läuft schleppend bis gar nicht an. Bis jetzt ist noch nichts geschehen. Mit dieser Anzahl an Leuten könnte man eher ein Klo besetzen. Endlich hat man einen freien Hörsaal zum besetzen gefunden: Hs3 im Audimax. Halboffiziel heißt es die Besetzung sei abgeblasen. Stattdessen gibt’s ein orgatreffen für den Bildungsstreik. Jetzt ist es auch offiziell. Zudem werden die Medien gebeten den Raum zu verlassen…

@FranzKuentzel: Hochschulgruppen von #Gruene #Jusos #Sds machen sich #lächerlich und schaffen es nicht #Hörsaal an der EMA #Uni Greifswald zu #besetzen „Audimax-Besetzung wird zur Farce“ weiterlesen

Audimax wird besetzt

Gerüchten zufolge wird in diesen Minuten das Audimax der Greifswalder Universität besetzt. Studiengebühren gibt es hier zwar noch nicht, aber die allein sind ja auch kaum ein Indikator für Studienbedingungen.

Einer Umfrage innerhalb der Kommentare zu einem Bildungsstreik-Artikel zufolge, ist die Einstellung der Greifswalder Studierenden gegenüber einer Besetzung des Audimax gespalten.

Hoffentlich wird die Besetzung nicht peinlich, denn eine engagierte Beteiligung der Studierendenschaft ist die Bedingung für das Unterfangen. Machen nur wenige mit, kann es zum Debakel werden.

Und was geschieht eigentlich mit Streikbrechern?

Eben gerade per Twitter verbreitet: „Hörsaalbesetzung: Uni-Pressesprecher Meßerschmidt, Kanzler Flieger und Ostseezeitung sind da. Aber keine Studenten…“

Pressestelle der Uni narrt das ZDF

Gestern wurde hier noch auf die vollmundig angekündigte ZDF-Sendung WISO hingewiesen, die am Beispiel Greifswald das Studieren in den neuen Bundesländern präsentieren sollte und ermüdend lange mit Bildern der Hansestadt auf sich warten ließ.

Das im kaum 90 Sekunden dauernden Kurzbericht gefällte Urteil über die Raumbedingungen („Die Hörsäle sind eher klein, man findet immer einen Platz”) war anfangs ein wenig grotesk, da so gut wie alle Studierenden das Gegenteil bezeugen könnten.

gauklerDie im Laufe des Tages abgegebenen Kommentare und das Erscheinen eines Beitrages zum gleichen Thema beim Kollegen daburna lassen die Sendung in einem anderen, ja fahleren Licht erscheinen. Unschöne Details und beinahe perfide PR-Tricks zeigen, wie es der Presse- und Informationsstelle der Universität unter der Leitung von Jan Meßerschmidt gelungen ist, das Drehteam vom ZDF auszutricksen und bessere Zustände vorzugaukeln.

Freute ich mich anfangs noch darüber, die von der Kamera begleitete Studentin persönlich zu kennen, wich dieses Gefühl einem Manipulationsverdacht, als bekannt wurde, dass diese als studentische Hilfskraft in der Presse- und Informationsstelle arbeitet. Da ist es tatsächlich gelungen, dem ZDF eine Angestellte als Beispielstudentin zu verkaufen. Ein kritisches Wort über die Situation ist dann natürlich nicht zu erwarten.

Aber es kommt noch absurder, denn daburnas Beitrag kommentierte ein gewisser Dyskobol und ergänzt anekdotisch:

„Witziger Fakt: Ich habe Herrn Meßerschmidt am Tag der Aufnahmen gesehen, wie hektisch durchs Hörsaalgebäude rannte und nach einem Hörsaal suchte der nicht so voll ist. Mich hat er auch gefragt, wie voll die Vorlesung wohl werden würde, in die ich gerade gehe. Letztlich kam er dann am nächsten Tag nochmal wieder und promt [sci!] wieder in den Hörsaal, in dem ich saß. Der hatte dann wohl die richtige Teilnehmerzahl.“

So macht man gute PR und das ist Meßerschmidts Aufgabe. Der gebürtige Thüringer war früher übrigens selbst Journalist und hat inzwischen offenbar erfolgreich das Lager gewechselt. Es muss eine Genugtuung sondergleichen für ihn gewesen sein, die neunzig Sekunden im Öffentlich-Rechtlichen zu wissen. Die grundsätzliche Haltung der Verantwortlichen, ein möglichst gutes Bild der hiesigen Zustände zu präsentieren, erinnert ein wenig an die Organisation und Durchführung der Stippvisiten von Spitzenpolitikern vor 1989. Damals wurden ja wenigstens noch die Fassaden frisch gestrichen.

Absahnen #3 Das IZFG gestalten!

Allmählich entwickelt sich der Fleischervorstadt-Blog zum Portal für Schnäppchenjäger und Gewinnhungrige. Nach der Tombola im Rahmen von klein stadt GROSS und dem Kombipaket aus trashigem Schlechtwetterschutz und lokalpatriotischer Wandgestaltung, soll an dieser Stelle auch schon der nächste Tip für den prekären Teil der Greifswalder Bevölkerung erscheinen.

Das Interdisziplinäre Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IZFG) schreibt nämlich einen mit 300€ dotierten Preis für die Gestaltung der frisch bezogenen Räumlichkeiten in der Robert-Blum-Straße aus.

Studierende oder andere genderwissenschaftlich Interessierte werden dazu aufgerufen, ihr Konzept bis zum 23. November einzureichen. Wer sich vor Beginn des Kreativprozesses ein Bild der Lage machen möchte, ist dazu eingeladen, persönlich das IZFG aufzusuchen.

Absahnen #2: Fanartikel aus Greifswald

Es ist altbekannt, dass sich bestimmte Textilien und Accessoires in der jüngsten Vergangenheit zu Bedeutungsträgern gewandelt haben. Mit ihnen wird zum Ausdruck gebracht, wo man herkommt, was man unterstützt und wen man ablehnt.

uni greifswald beutelDas textilgewordene Bekenntnis zur Hansestadt Greifswald gestaltet sich vielfältig. Naheliegend ist ein Besuch im Uni-Laden, der ein breites Angebot klassischer Fan-Utensilien offeriert. Vom Krawattenfutter, über den Seidenschal bis zu klassischen Produkten wie Buttons, Shirts und Jacken ist alles zu haben. Wer sich mit dem umstrittenen Namenspatron Ernst-Moritz Arndt auf dem Revers zeigen will, wird hier fündig.

Murder City vs. HGWAII

Exklusiver ist dagegen das im Pit/High Voltage-Umfeld kursierende Shirt mit dem murder city-Logo. Das gibt es aber nicht ohne weiteres zu kaufen.

Über persönliches Engagement in einem Verein, Studentenklub oder einer Initiative läßt sich unter Umständen ebenfalls etwas zum Anziehen organisieren. Es wird aber dauern, bis es soweit ist.

hgwaiiDaneben gibt es noch Hgwaii. Hier kann man problemlos Shirts mit dem inzwischen einigermaßen verbreiteten Logo erstehen. Es werden sogar handgemachte Textilien angeboten und in die Werkstatt zur Beiwohnung des Arbeitsprozesses eingeladen. Ganz modern wird jener auch in einem Video erklärt. Das nenne ich Transparenz!

Eine gute Nachricht gibt es noch für diejenigen, die ganz eigenwillig einen lokalpatriotisch bedruckten Regenschirm besitzen wollen, ohne das Logo der Universität mit sich herumzutragen.

In der Greifswalder Stadtinformation wird ein ausgesprochen häßlicher Parapluie mit reichlich Trash-Appeal angeboten. Wer sich damit schmücken möchte und das exzentrische Produkt bis zum 30. Oktober erwirbt, bekommt ein Stadtplakat geschenkt. Die sind wiederum sehr ansehnlich und zeigen Backsteingebäude und historische Aufnahmen der Stadt.

Greifswald regendered – ambitionierte Vorlesungsreihe beginnt

Unter dem Titel Greifswald regendered – Perspektiven der Geschlechterforschung beginnt an diese Woche eine Ringvorlesung, die den interdisziplinären Ansatz und Anspruch der Organisatorinnen unterstreicht.

Dreizehn Veranstaltungen wird es im gerade begonnen Semester geben und es konnte eine illustre Schar kompetenter Referenten gewonnen werden, unter ihnnen zum Beispiel Anette Brauer aus der Anglistik, die sich akademisch und außeruniversitär mit Star Trek auseinandersetzt, eine Ringvorlesung zum Thema initiierte und gemeinsam mit Stundierenden dieses Jahr einen Fanfilm veröffentlichte. Sie wird am 28. Oktober auf den aktuellen Star Trek Film unter dem Vorlesungstitel Männerwelten! Frauenstudien? A Feminist Trekker’s View on Star Trek XI (USA, 2009) Bezug nehmen.

Greifswald regendered

Auch der gerade nach Greifswald gekommene Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literatur, Prof. Dr. Eckhard Schumacher, wird sich an der Ringvorlesung beteiligen. Remake / Remodel. Geschlechterrollen im Pop-Diskurs lautet der Titel seiner Vorlesung. Die neue Fachkraft in Sachen Popkultur wurde bereits im Juni auf dem Fleischervorstadt-Blog frenetisch begrüßt und vorfreudig vorgestellt.

Die Ringvorlesung wird vom Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IZFG) organisiert und wird wöchentlich stattfinden. Die Veranstalterinnen freuen sich ausdrücklich über rege Teilnahme an den Vorlesungen. Das Faltblatt mit dem kompletten Programm findet ihr hier als pdf-Dokument.

Fakten: jeden Mittwoch | 16 – 18 Uhr | HS Germanistik (Rubenow-Str.3)