Kroos statt klein

Die deutsche Nationalmannschaft wird morgen im Halbfinale der Fußballweltmeisterschaft gegen die spanische Auswahl antreten. Vor und nach dem Spiel wird das Stadtbild wieder von den bis zur Unkenntlichkeit in Flaggen gehüllten Fans und ihren Autos geprägt werden, versprochen. Schwarz-Rot-Golf läßt grüßen.

Die Hysterie nervt, wie Hysterien eben nerven, und schmerzt mehr als jede Vuvuzela. Der bierselige Patriotismus geht ganz und gar in dem Fußballspektakel auf. Trotzdem gibt es — spätestens, seitdem die letzte afrikanische Mannschaft ausgeschieden ist — gute Gründe, für das deutsche Team zu fiebern.

Insbesondere Mieterinnen der WVG sollten angehalten sein, die Daumen zu drücken. Schließlich ist eine Tochtergesellschaft der Wohnungsverwaltung für die Organisation und Abwicklung des Public Viewings zuständig und steht damit auch in finanzieller Verantwortung.

FREILUFTZAUBER OHNE PUBLIKUM

Im Gegensatz zu den Begegnungen mit deutscher Beteiligung wurde der Freiluftzauber bisher bei den anderen Spielen kaum angenommen. Dies ließ sich ganz hervorragend mit der Webcam des Marktplatzes überprüfen.

Allein der Auftritt der Germanen sorgte jedes Mal für regen Zulauf ihrer Landsmänner und -frauen, die bereitwillig für die öffentliche Fußballschau bezahlten. Kommt die deutsche Mannschaft also ins Finale, werden sich die Verluste der Tochtergesellschaft in Grenzen halten.

tonikroos

Und während der Marktplatz im schwarz-rot-goldenen Flaggenmeer zu ertrinken droht, steht in Südafrika vielleicht ein Sohn dieser Stadt auf dem Platz. Der Mittelfeldspieler Toni Kroos nämlich, der vier Jahre für Hansa Rostock spielte und seit 2006 bei den Münchener Bayern unter Vertrag steht, ist geborener Greifswalder, derzeit an Bayer Leverkusen ausgeliehen, und durfte mit nach Südafrika reisen.

SCHÖNWALDER JUNG IM AUFGEBOT

wappen greifswald

Als originaler Schönwalder Jung spielte er zwischen seinem achten und dreizehnten Lebensjahr für den GSC. Und hiesige Fußballprominenz hat es ja, wenn ich mich recht erinnere, seit den Tagen von Henri Fuchs und Axel Kruse nicht mehr gegeben.

Insofern bleibt Kroos zu wünschen, dass er — entgegen den bisherigen Prognosen — von Beginn der Partie an auf dem Platz steht. Und wenn schon so viele Fußballfanatiker nicht umhin kommen, sich ihren patriotischen Gefühlen hinzugeben, dann bitte doch auf lokalpatriotische Art und Weise und in amtlichem Rot-Weiß. Daran hätten sogar noch die Engländer ihre Freude.

*Update*

Wie mir gerade mitgeteilt wurde, endete Kroos‘ Ausleihe am 30.06., danke für die Korrektur.

Programmatische Highlights in Sachen Jazz

In wenigen Stunden beginnt ein wirklich Highlight für Jazzfreundinnen. Mit dem Zentralquartett wird eine der wichtigsten DDR-Jazzbands die Bühne vor der eindrucksvollen Kulisse der Klosterruine Eldena betreten.

al di meolaAnschließend wird Ausnahmegitarrist Al Di Meola mit seinem New World Sinfonia auftreten. Diesem Konzert fieberte ich bereits Mitte April entgegen, denn war Di Meola, der 1981 gemeinsam mit den beiden Gitarristen Paco de Lucia und John McLaughlin eines der berühmtesten Live-Akustik-Alben der Musikgeschichte aufnahm, Friday Night in San Francisco.

Am Sonnabend wird neben der Bigband des NDR auch Klaus Doldinger im Verbund mit seiner Backingband spielen.

Bereits gestern fand in der Galerie des IPP die Vernissage zur Ausstellung Jazz Meets Fine Arts statt. Zwanzig Jahre Jazz Evenings in Greifswald waren für die beteiligten zehn Künstler Anlass genug, sich dem Thema von Seiten der bildenden Kunst zu nähern. Was dabei herausgekommen ist, kann man bis zum 25.08. in der IPP-Galerie begutachten.

Über Greifswalder Jazzrelevanzen informiert übrigens der Blog Jazz in Greifswald.

Fakten: 02./03.07. | 20 Uhr | je 20 EUR (18 EUR erm. / Kombi: 36 EUR)

Absahnen #6: Stadtteilflohmarkt Fleischervorstadt

Wie im April angekündigt, wird am kommenden Wochenende in der Fleischervorstadt ein Flohmarkt stattfinden, der sich über das ganze Viertel erstreckt.

Auf der nebenstehenden Karte sind fast alle Stationen des großen Suchens und Schacherns verzeichnet. Einige Spätanmelder müssen andersweitig auf sich aufmerksam machen. Eine hochaufgelöste Version (8MB) findet sich auf den Seiten des Quartiersbüros Fleischervorstadt, das für die Organisation des sonntäglichen Handelsspielraums verantwortlich zeichnet.

Über dreißig Eintragungen weist der Lageplan auf, der nebenher auch eine geographische Verortung der Fleischervorstadt bietet. Insgesamt wird nach Auskunft des Quartiesbüros an dreißig bis vierzig Stellen verkauft werden. Nebenher dürfte es bei einigen Leuten auch Kaffee, Kuchen, Cocktails oder frisch gegrillte Köfte zu erstehen geben. Beste Voraussetzungen für einen rundum erfüllten Sonntagnachmittag!

Fakten: 04.07. | 13 – 17 Uhr | Fleischervorstadt

Pop am Wochenende: Bekeschus „Drawn“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Die Gebrüder Bekeschus haben pünktlich vor dem Fusion Festival eine neue Veröffentlichung vorgelegt. Genau genommen steuerten sie – unter Federführung von Sander Bekeschus – einen der insgesamt vier Tracks auf dem 12″-Vinyl Liquid Garden – Chapter One bei.

Erschienen ist die EP auf dem Berliner Label eintakt records, die anderen drei Titel wurden von Einklang freier Frequenzen, Der Dritte Raum und Quantec produziert. Die Platte ist über diamonds and pearls music beziehbar und kostet exklusive Versand 7,69 Euro. Schublade auf, Deep House, Ambient und dubby Electronic hineingepackt, Schublade zu!

Gestern Abend während der gelungenen Finissage der Insomnale  konnte man übrigens einer wunderbaren Liveperformance von Bekeschus (an Drumcomputer und Synthesizer) und Edith Shnale (an der Bassgitarre) beiwohnen.

Finissage der Insomnale 2010

Es ist geschafft, die diesjährige Insomnale haben wir so gut wie hinter uns gebracht. Jetzt heißt es, sich aufraffen für den letzten Akt der Herrlichkeit, die Finissage in der Langen Reihe 1.

flyer-finissageHeute Abend wird zum letzten Tanz geben, werden Haus und  Hof noch einmal für die Abschlussveranstaltung geöffnet. Das Line-Up verspricht Exzess und Elegie, Esprit und Eleganz, Elektro und Ekstase.

Ab 22 Uhr starten die beiden Liveacts Christian Löffler – von dem auch zwei Malereien in der Langen Reihe ausgestellt sind – und Sander Bekeschus; letztgenannter in Kollaboration mit Edith Shnale am Bass – bekannt durch das Melanchopop-Projekt Lumierès Claires. Ab 24 Uhr wird dann NPLN die Führung durch die Nacht übernehmen und uns allen den Weg Richtung Sonnenaufgang weisen.

Fakten: 25.06. | 22 Uhr | Lange Reihe 1 | Eintritt frei

Über die Greifswalder Medienlandschaft und die Parteien im Netz

Vor der letzten Kommunalwahl unterzog der frühere stellvertretende Chefredakteur des webMoritz, Gabriel Kords, die Internetpräsenzen der Greifswalder Parteien einer genaueren Überprüfung. Im Website-Check schnitten die politischen Akteure damals nicht sonderlich gut ab.

EINKANALKOMMUNIKATION WEIT VERBREITET

Björn Buß, vormals selbst bei den Moritz Medien aktiv, veröffentlichte gestern auf seinem Blog Medien-Monopoly, in dem sonst eher Cineastinnen bedient werden – einen Beitrag über die jeweiligen Selbstdarstellungen der politischen Parteien.

vernetzung

In Greifswald geschieht dies [die Selbstdarstellung von Parteien im Internet] in sehr unterschiedlicher Qualität: Verlautbarungen an die eigenen Anhänger, Pressemitteilungen zu aktuellen Themen und vor allem Informationen zum politischen Personal lassen sich finden. Nur in den wenigsten Fällen ist auf den Seiten die direkte Beteiligung von Bürgern gestattet: Einkanalkommunikation ist am weitesten verbreitet.

Sein Augenmerk bezog auch die Web2.0-Aktivitäten der Gruppierungen mit ein. Er konstatiert, dass man zwar inzwischen im Internet angekommen sei, die Umsetzungen aber häufig enttäuschten.

(Foto: Shutterstock)

PLATZHIRSCHE DER GREIFSWALDER BLOGOSPHÄRE

Kurz zuvor veröffentlichte Buß einen Text über die Greifswalder Medienlandschaft. Darin wurden der webMoritz, Kollege daburna und der Fleischervorstadt-Blog zu den „drei Platzhirsche[n]  in der Greifswalder Blogosphäre“ gekürt. Dieses Lob geht natürlich runter wie Öl. Seine Einschätzung der medialen Situation Greifswald fällt überraschend optimistisch aus:

Im Vergleich zu vielen anderen Lokalmärkten mit nur einer Tageszeitung als Anbieter von ortsbezogenen Nachrichten, steht der Greifswalder Öffentlichkeit ein breiteres Angebot zur Verfügung. Neben der Lokalredaktion der Ostsee-Zeitung bietet Greifswald TV (G-TV) eine werktägliche Nachrichtensendung an. Bemerkenswert für die Stadt am Ryck ist aber das breit aufgestellte Angebot an (Lokal-)Blogs.

Eine gute Übersicht der Greifswalder Blogs findet man übrigens im Blogverzeichnis MV (18 Einträgen und Voting-Funktion). Ebenfalls gut informiert ist man mit der Twitter-Liste Sebastian Jabbuschs und auch auf die twittrigen Aktivitäten des Fleischervorstadt-Blogs sei nochmals verwiesen.