Flüchtlingshilfe soll praktisch werden: Aktion „Bettentausch“

Mit einer ungewöhnlichen Aktion will die Initiative „Betten für Flüchtlinge“ auf die Situation in der Feldstraße aufmerksam machen, wo seit über zwei Wochen 46 Menschen in einer Turnhalle untergebracht sind.

„Nehmt doch gefälligst selbst welche auf, wenn euch die Asylanten so am Herzen liegen!“ Man liest diesen Satz mehr oder minder variiert in zahlreichen Diskussionsforen, wo energisch über die deutsche Asylpolitik debattiert wird. Die resignierten Schilderungen einer Greifswalder Bekannten, die genau das über Wochen ergebnislos versucht hat, klingeln noch vernehmlich im Hinterohr. Seit mehr als zwei Wochen harren 46 Menschen in einer Turnhalle, die jetzt Übergangsunterkunft heißt, auf Veränderung: auf ein anderes Quartier, damit sie den Ort, der ihnen so gut wie keine Privatsphäre bieten kann, verlassen können.

bettentausch fluechtlinge greifswald (Foto Turnhalle: Landkreis VG)

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Vergewaltigung in Greifswald: Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung

In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag soll im Bereich der Straße Am Gorzberg eine Frau vergewaltigt worden sein. Die Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung.

Logo Polizei MVWie das Polizeipräsidium Neubrandenburg mitteilt, soll in der Nacht von Sonnabend zu Sonntag zwischen 04.45 Uhr und 05.30 Uhr im Bereich der Straße Am Gorzberg eine 28-jährige Frau vergewaltigt worden sein. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Geschädigte allein unterwegs gewesen. Zuvor soll sie sich im BT22 aufgehalten haben, von wo aus ihr Nachhauseweg über die Gützkower Landstraße und Am Gorzberg entlang führte. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde sie auf Höhe des Reifenhandels von einer bislang unbekannten Person angegriffen, gewaltsam zu Boden gebracht und geschlagen. Im weiteren Verlauf nahm der unbekannte sexuelle Handlungen an der 28-Jährigen vor, ehe er den Tatort in unbekannte Richtung verließ.

Die Geschädigte trug  durch den Angriff Verletzungen am gesamten Körper davon, konnte aber nach einer ambulanten Behandlung im Klinikum entlassen werden. Sie beschreibt den Täter als 25-30 Jahre alten Mann mit Bart und heiserer Stimme, der schwarze beziehungsweise dunkelgrüne Kleidung sowie schwarze Handschuhe trug. Die Kriminalpolizeiinspektion Anklam ermittelt und bittet die Bevölkerung um Hinweise. Gesucht werden Zeugen, die am 08. November in der Zeit von 04:30 Uhr bis 05:30 Uhr im Bereich Gützkower Landstraße/Am Gorzberg Beobachtungen gemacht haben. Diese mögen sich bittet telefonisch, persönlich oder online melden (Kontaktadressen in der verlinkten PM). Die Ermittler prüfen außerdem einen möglichen Zusammenhang mit der gefährlichen Körperverletzung und versuchten Entführung einer 29-jährigen Studentin im März dieses Jahres in Greifswald.

  • Polizei bittet um Hinweise aus der Bevölkerung nach einer Vergewaltigung in Greifswald (PM Polizei, 09.11.2015)

Gedenkgang: „Licht ins Dunkel — kein Vergessen“

Am kommenden Montag lädt das Bündnis „Greifswald für alle“ zu einem Gedenkgang entlang der Stolpersteine durch die Innenstadt ein. 

gedenkgang greifswald für alleSeit September versammeln sich in Greifswald regelmäßig Neonazis, Rassisten und „besorgte Bürger“, um gemeinsam in Dresdener Manier in der Hansestadt aufzutreten. Diese von den Gruppen FFDG und „Greifswald wehrt sich“ organisierten Aufzüge riefen von Beginn an die lokale Zivilgesellschaft auf den Plan. Inzwischen wurde das Bündnis „Greifswald für alle“ gegründet, um den kontinuierlichen Protest gegen die rechten Versammlungen zu organisieren.

Am kommenden Montag organisiert das Bündnis einen Gedenkgang durch Greifswald. Das Datum ist historisch aufgeladen. Mit dem Gedenkgang soll einerseits an die naheliegenden dunklen Zeiten in Deutschland erinnert werden, andererseits wird der Anschluss an die lichten Momente des 9. Novembers 1989 gesucht. Bei diesem Gedenken dürfen Fremdenfeindlichkeit und die Ausgrenzung von Asylsuchenden keinen Platz in Deutschland und in Greifswald haben. In dem Aufruf heißt es weiter: „Wenn sich der Ungeist wieder meldet, wollen und dürfen wir nicht wegschauen.“

Der Gedenkgang wird entlang der seit 2008 vom Künstler Gunter Demnig in der Innenstadt verlegten Stolpersteine führen. Diese haben ihrerseits auch schon dunkle und lichte Zeiten hinter sich: Nachdem mutmaßliche Neonazis diese Gedenksymbole in der Nacht zum 9. November 2012 entfernt hatten, wurden sie und weitere Stolpersteine im Mai 2013 — nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Aktion — am Tag des Grundgesetzes neuverlegt. Inzwischen zählt man in Greifswald insgesamt 27 Stolpersteine an 17 unterschiedlichen Orten.

Mehr zum 9. November ist im Artikel München, Rostock, Wolgast? Das Problem heißt auch Kontinuität! (Fleischervorstadt-Blog, 07.11.2012) zu lesen. Kerzen und Lampions sind bei dem Rundgang als Zeichen für Erinnerung und Menschlichkeit erwünscht.

Fakten: 09.11. | 18 Uhr | Rubenow-Platz

Punktlandung: Ein Song für Greifswald

Greifswald sucht den Superstar! Am Sonntagabend werden im Café Koeppen zehn Songs präsentiert, die der Hansestadt auf den Leib geschrieben wurden. 

Es ist wohl eines der unterhaltsamsten Programme, die hierorts in den letzten Jahren erdacht und auf die Bühne gebracht worden sind: Der musikalische Wettbewerb „Ein Song für Greifswald“ bohrt dicke Bohlen und spendiert dem quotenstarken Fernsehformat Casting-Show eine Kleinkunstkur. Zehn Greifswalder geben ihre musikalischen Liebeserklärungen an ihre (Wahl)Heimat zum Besten.

song für greifswald

(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Mit dabei sind unter anderem Patricia Hochbinder Fassheim („David am Ryck“), Lucas Schwarz („Ist Wieck ein Feuer“) und Marie Waschniak („Die Dicke Marie“), die ihre Perspektiven auf Greifswald und seine Kruppkollegen vertonen. In den Hauptrollen sind Hannes Rittig und Katja Klemt zu erleben, die während ihrer Auftritte vom Pianisten Artur Apinyan (Artur und Band) begleitet werden — geschmackvoll, auf den Punkt, aber niemals zu dominant. Das Publikum stellt die Jury und wählt am Ende des Abends den besten Song aus und  — so viel sei an dieser Stelle bereits verraten — diese Auswahl fällt nicht leicht. Punktgenauer als mit GSDS lässt sich ein grauer Sonntagabend im November hier kaum rumkriegen, versprochen!

Fakten: 08.11. | 19 Uhr | Koeppen | 13 / 9 EUR

Haus der Burschenschaft Rugia mit Steinen und Farbe angegriffen

Die neue Serie politisch motivierter Straftaten in Greifswald reißt nicht ab. In der vergangenen Nacht wurde das Haus der Burschenschaft Rugia mit Steinen und Farbe angegriffen. 

Greifswald erlebte in den letzten Wochen eine Zunahme mutmaßlich politisch motivierter Straftaten, bei denen Menschen verletzt und Sachen beschädigt werden. In der vergangenen Nacht traf es die Burschenschaft Rugia, deren Gebäude in der Robert-Blum-Straße gegen 3 Uhr von mehreren Personen angegriffen wurde. Dabei wurden mehrere Fenster in der ersten Etage zerstört. Weiterhin verteilten die Täter mit Feuerlöschern schwarze und pinke Farbe auf der Hausfassade. „Haus der Burschenschaft Rugia mit Steinen und Farbe angegriffen“ weiterlesen

Prozessauftakt gegen Hausbesetzer und Unterstützer der Brinke

Vor knapp einem Jahr wurde das besetzte Gebäudeensemble in der Brinkstraße 16/17 geräumt. Am Dienstag beginnt der erste Gerichtsprozess.

Fast sechs Wochen lang war das als „Brinke“ berühmt gewordene Haus in der Brinkstraße 16/17 besetzt, bis es am 20. November 2014 von einem Großaufgebot der Polizei gegen den friedlichen Widerstand zahlreicher Unterstützer, die mit einer Mahnwache gegen den drohenden Abriss protestierten, geräumt wurde. Die Festnahme eines jungen Mannes der Mahnwache sorgte damals bereits im Laufe des Vormittags für wilde Spekulationen über bewaffnete Hausbesetzer, die die Einsatzkräfte der Polizei angegriffen hätten. Tatsächlich ging es um den Besitz eines Brotmessers, an dem vermutlich noch Spuren veganer Butter klebten.

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Wenige Stunden vor der Räumung der besetzten Brinkstr. 16/17, kurze Zeit später wurde eine Person festgenommen
(Foto: Fleischervorstadt-Blog, Fotoausschnitt Gedränge: NDR)

Doch im Mittelpunkt des ersten Prozesstags steht nicht der festgenommene Träger des Brotmessers, sondern eine ältere Person, die sich an diesem Tag unablässig für eine friedliche Kommunikation zwischen Polizei und den Demonstrierenden der Mahnwache eingesetzt hat. Sie wird beschuldigt, die Festnahme einer Person vereitelt haben zu wollen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geleistet zu haben. Ab 8 Uhr werden sich Unterstützer vor dem Amtsgericht einfinden und laden zum gemeinsamen Brunch wie in besten Besetzerzeiten ein. Heiße Getränke werden vor Ort sein, Essen muss mitgebracht werden. Um 9 Uhr wird der Prozess beginnen, die Anzahl der Sitzplätze ist begrenzt. Für die Prozessteilnahme sind Personalausweis-, Taschen- und Körperkontrollen angekündigt, das Frühstücksbrot sollte also lieber zuhause geschmiert werden.

Fakten: 03.11. | 8 Uhr | Amtsgericht (Lange Str. 2)