Judith Schalansky – Verzeichnis einiger Verluste

Ein Gastbeitrag von Martin Hiller

Die in Greifswald geborene Schriftstellerin Judith Schalansky wird immer auch über ihre Arbeit als Buchgestalterin wahrgenommen. Der Schriftsatz, die Haptik des Buchumschlags, die Steifigkeit und Laufrichtung des Papiers und sicher auch das die Lesenden umfangende, sonderbare Gefühl der Teilhabe an der – Blatt um Blatt sich fortstrickenden – Aufschlüsselung und Belebung des auf Buchseiten in Glyphen und Zeichen festgehaltenen Textwerts – all das ist für Judith Schalansky gleichwertig zum Textkörper als Speicher aneinandergereihter Chiffren.

Für Judith Schalansky erscheint das Buch, so schreibt sie im Vorwort zu „Verzeichnis einiger Verluste“, als „vollkommenstes aller Medien“. Seine vermeintliche Limitiertheit in der Umrahmung durch zwei Buchdeckel, sieht sie als seine eigentliche Qualität, seinen sinnlichen Vorteil den körperlosen Medien gegenüber. Ein Buch, „in dem Text, Bild und Gestaltung vollkommen ineinander aufgehen“, sei als Kunstform und Medium in der Lage, „wie kein anderes die Welt zu ordnen, manchmal sogar zu ersetzen“.

In dem nun im Suhrkamp Verlag erschienenen „Verzeichnis einiger Verluste“ beschäftigt sich Schalansky mit nicht weniger als Allem und Nichts; mit dem großen Ganzen und – das liegt in der Natur der Sache – auch dem kleinen Bruchstückhaften. Das was als Verlust festgestellt wird, muss schließlich irgendwann mal da gewesen sein, in graduellen Abstufungen für manche mehr, für manche eben weniger.

Judith Schalansky

Judith Schalansky (Foto: Jürgen Bauer / Suhrkamp Verlag)

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Themenabend Demmin: Artur & Band und „Über Leben in Demmin“

In der Brasserie Hermann wird heute Abend der Dokumentarfilm „Über Leben in Demmin“ gezeigt, der von einer traumatisierten Stadt erzählt. Danach spielen Artur & Band aus Greifswald ein Unplugged-Konzert.

Themenabend „Demmin“ in der Brasserie Hermann. Die Veranstaltung heißt natürlich anders, der Ort zieht sich dennoch unübersehbar durch das Programm des Abends.

Über Leben in Demmin Artur und Band

Zunächst wird ab 18.30 Uhr der Dokumentarfilm „Über Leben in Demmin“ (2018) von Martin Farkas gezeigt. Der Film spürt dem kollektiven Trauma nach, das seit dem Massenselbstmord 1945 auf der Geschichte der Peenestadt liegt. „Über Leben in Demmin“ verbindet die leidlich aufgearbeitete Geschichte des Ortes mit dem alljährlichen „Gedenkmarsch“ der regionalen Neonazi-Szene und den gegen sie gerichteten Protesten. 

Nach dem Film geht es mit einem Akustikkonzert von Artur & Band weiter. Die Formation um Artur Apinyan experimentierte in der Vergangenheit immer wieder mit anderen musikalischen Kontexten, die bis zur gemeinsamen Produktion mit einem Streicherensemble reichten.

Man mag einwenden, dass der melancholische Frohsinn, der sich durch das Repertoire von Artur & Band zieht, niemals ohne Brüche auf diesen Film folgen kann. Doch ignoriert dieser vermeintliche Gegensatz die Herkunft von Bandleader Apinyan. Der kommt nämlich gar nicht aus Greifswald, sondern ist in eben jenem Demmin mit all seinen Untiefen aufgewachsen, das Martin Farkas in seinem Film proträtiert.

Tickets können in der Brasserie Hermann telefonisch (03834 527521) reserviert werden. Am Einlass werden Snacks angeboten. 

(Fotos: Wally Pruß, Filmplakat „Über Leben in Demmin“)

Fakten: 21.09. | 18.30 Uhr | Brasserie Hermann | 10 EUR

Kleine Anfrage: die CDU fragt — das IKUWO antwortet

Am vergangenen Wochenende wurde ein Mitglied der Katholischen Studentenverbindung in der Goethestraße unweit des IKUWOs angegriffen, leicht verletzt und seines Bandes beraubt. Seitdem entlädt sich eine Welle der Empörung über das  alternative Zentrum, von deren Dynamik nun auch die CDU zu profitieren sucht.

Seit dem Angriff auf einen Verbindungsstudenten unweit des Hauses, der am vergangenen Wochenende von mutmaßlichen Gästen des Hauses begangen wurde, ist einiges in Bewegung geraten. Dabei fiel der Raum für versöhnliche Zwischentöne und Dialog klein aus. Von einer differenzierten Auseinandersetzung weit entfernt, mutet das, was in den letzten Tagen passierte, schon beinahe wie eine offene Kampagne an, bei der jeder mit einstimmen konnte, der noch irgendwie eine Rechnung mit dem IKUWO offen hat. 

Die liberale Hochschulgruppe fand kurz vor der Vollversammlung endlich ein Thema und beantragte eilig ein Kooperationsverbot mit dem IKUWO, erfolglos. Die AfD fordert die Schließung des Zentrums. Studentenverbindungen protestierten am vergangenen Mittwoch gegen Gewalt gegen Korporierte — in dem sie sich unter massivem Polizeischutz mit zwei Kästen Bier auf dem ehemaligen Thälmann-Platz vor dem IKUWO trafen. Was wurde da erwartet?

Und dann ist da noch die CDU, die wie ein prokrastinierender Student immer wieder Themen findet, denen man sich anstelle einer ernsthaften kommunalpolitischen Agenda, an der es von Kita-Neubau bis Wohnraumschaffung viel zu beackern gibt, widmen kann. Heraus kommt dabei eine bis kurz vor dem Platzen aufgeblähte Schaufensterpolitik, die mit Schaufensteranfragen eine ohnehin unterbesetzte Verwaltung blockiert. Ernsthaft? Leider ja.

Kleine Anfrage CDU IKUWO

Die CDU-Ortsfraktion stellte in der vergangenen Woche eine Kleine Anfrage, um noch irgendwie an die Empörungswelle gegen das IKUWO anzudocken. Da die Beantwortung eines solchen Fragenkatalogs erfahrungsgemäß länger dauern kann, werden sich die Christdemokraten sicher darüber freuen, dass das IKUWO in die Bresche springt, um den in der Hoffnung auf populistischen Rückenwind vorangetriebenen Wissensdurst zu stillen. „Kleine Anfrage: die CDU fragt — das IKUWO antwortet“ weiterlesen

Nachwuchsförderung in Sachen Techno

In der ROSA WG wird an zwei Tagen ein DJ-Workshop mit und von Georg Sigeneger angeboten. Interessierte müssen sich sputen, denn es gibt nur eine handvoll Plätze.

An zwei Sonnabendnachmittagen gibt Georg Sigeneger (Laute Musik) einen DJ-Workshop und teilt sein Wissen über alles Details des Auflegen mit Controller und CDJ. Teilnehmende des Workshops können sich nach einer umfassenden Einführung in den Gerätepark auf die inhaltlichen Schwerpunkte Beatmatching, richtiges Timing und Harmonisch mixen einstellen.

DJ Workshop ROSA WG

Der Workshop wird an zwei Tagen stattfinden und jeweils nachmittags beginnen. Wer teilnehmen möchte, wird gebeten, sich mit seinem Facebook-Namen in dieses Doodle einzutragen. Da der Workshop auf fünf Teilnehmende begrenzt ist, sollte man damit nicht zu lange mit der Anmeldung warten.

Fakten: 16./23.06. | 17 Uhr | ROSA (Bahnhofstr. 44) | 20 EUR

Fleischervorstadt-Flohmarkt 2018

Am Sonntag findet in Greifswald der 10. Fleischervorstadt-Flohmarkt statt. Im Viertel werden mehr als 150 Stände erwartet.

2009 fand der erste Stadtteil-Flohmarkt in der Fleischervorstadt statt. Die Veranstaltung wurde damals vom Quartiersbüro angestoßen und in den Folgejahren organisiert. Seit 2013 kümmert sich das Nachbarschaftsnetzwerk „Stadtgestalten Fleischervorstadt“ um das beliebte Spektakel, das an diesem Sonntagnachmittag mittlerweile unzählige Greifswalder in die Fleischervorstadt lockt.

Fleischervorstadt Flohmarkt 2018Mit dem gewachsenen Publikum verschärften sich zuletzt allerdings auch die Auflagen für Anmeldung und Durchführung des Flohmarkts. So müssen inzwischen unter anderem die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzelner Straßen angepasst werden und Ordner darüber wachen, dass nicht auf der Straße flaniert wird. Auch für den Verkauf von Lebensmitteln und Getränken gibt es mittlerweile recht strenge Regeln, so dass man sich als Besucherin des Flohmarkts in diesem Jahr auf ein wesentlich überschaubareres kulinarisches Angebot einstellen sollte.

Trotz dieses Wermutstropfens wird es auch am kommenden Sonntag einiges zu entdecken geben. Mehr als 150 Stände zwischen Bahnhofstraße, Lange Reihe und Neunmorgenstraße haben sich für die Jubiläumsauflage des Flohmarkts angemeldet. Das Koeppenhaus beteiligt sich mit dem inzwischen traditionellen Bücherflohmarkt, für den bis zum 1. Juni noch Bücherspenden abgegeben werden können. Der Verein Viva Con Agua ist wieder mit dabei und auf dem Bonhoeffer-Platz lädt das Kantige Birken Soundsystem mit vinyl dargebotenem Dub&Bass zu einem entschleunigten Päuschen in „Thäddies Dub Corner“ ein.

Grund genug also, sich für Sonntag einen Flohmarktbesuch auf den Zettel zu schreiben. Die Wettervorhersagen stimmen optimistisch, was soll da noch schiefgehen?

Fakten: 03.06. | 13-18 Uhr | Fleischervorstadt

Vernissage: Volkmar Herre „linsenlos“

Zum 75. Geburtstag Volkmar Herres zeigt die Greifswalder Galerie STP Arbeiten des Künstlers, die mit der Camera obscura entstanden sind.

Die eigentlich auf osteuropäische Fotografie spezialisierte Galerie STP wendet den Blick gen Westen und präsentiert ab morgen Werke des in Stralsund lebenden Künstlers Volkmar Herre. Ein besonderer Fokus der Ausstellung wird auf den jüngsten Projekten des Fotokünstlers liegen. In selbstgebauten Lochkameras belichtet Herre Fotopapier über Monate, manchmal über ein Jahr oder noch länger. Die auf der Emulsion entstandenen Bildspuren werden anschließend digital „fixiert“ und erhalten bei der digitalen Nachbearbeitung subjektive Ausformungen.

Volkmar Herre Marienkirche Stralsund
Marienkirche Stralsund, 375 Tage (2016)

Die Ergebnisse der sogenannten „Herrographien“ sind Sinnbilder mit malerischer Anmutung, die Volkmar Herre selbst als „spirituelle Fotografie“ bezeichnet. Die Arbeiten von Volker Herre werden vom 07.04. bis zum 23.06.2018 in der Galerie STP zu sehen sein.

Fakten: 6.4. | 19 Uhr | Galerie STP (Lange Str. 21)