Anatol Stefanowitsch: Zur Linguistik und Ethik von gendergerechter Sprache

Wer sich mit geschlechtergerechter Sprache beschäftigt, stolpert früher oder später über Anatol Stefanowitsch. Der Professor für Sprachwissenschaften (Freie Universität Berlin) hält am Mittwoch im Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg einen Vortrag über gendergerechte Sprache.

Anatol Stefanowitsch gehörte schon vor dem Erscheinen seines Buches Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen (2018) zu einem der spannendsten deutschen Sprachkritiker der Gegenwart. Der Anglist gründete 2007 das erste deutsche Sprachwissenschaftsblog (Sprachblog) und publiziert seit 2012 mit zwei weiteren Kolleginnen auf Sprachlog.de.

Anatol Stefanowitsch geschlechtergerechte Sprache

In seinem Vortrag wird Anatol Stefanowitsch ein Thema mit erheblichem Verzweiungspotenzial diskutieren:

„Vorschläge für eine gendergerechte Sprache setzen sich zunehmend durch, stoßen aber auch auf hitzige Kritik. Manche sehen darin Ablenkungsmanöver „neoliberaler Eliten“, andere einen Eingriff in die Meinungsfreiheit. In meinem Vortrag begründe ich die Notwendigkeit einer nicht-diskriminierenden Sprache aus einer sprachwissenschaftlichen und einer moralphilosophischen Perspektive. Ich betrachte das Für und Wider aktueller Lösungsvorschläge, wie das viel diskutierte Gendersternchen und argumentiere, dass Sprache immer eine politische Dimension hat, die von der Sprachgemeinschaft gestaltet werden muss.“

Ebenfalls sehenswert: Anatol Stefanowitschs Vortrag „Sprachpolizeiliche Ermittlungen“ auf der re:publica 2014.

Foto: Ben Stefanowitsch

Fakten: 19.06. | 18 Uhr | Wissenschaftskolleg Alfried Krupp

Greifswald im Fokus der Identitären Bewegung (?)

Ein Gastbeitrag von Michael Kemplin

Am Samstag versuchten Mitglieder der sogenannten „Identitären Bewegung“ eine Veranstaltung an der Universität Greifswald zu stören – und liefen dabei komplett auf. Diese und vergangene Aktionen der vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung weisen aber darauf hin, dass Greifswald verstärkt ins Zentrum der Rechtsextremen rückt.

So hatte sich Dr. Eric Wallis seinen Vortrag auf der 24h-Vorlesung an der Universität Greifswald sicherlich nicht vorgestellt. Kurz nachdem er den anwesenden Zuhörern etwas zum Thema „Gehirne Waschen – Framing gegen Fremdenfeinde“ erzählte, betraten mehrere Personen den Saal. Mit raschen Schritten begaben sie sich in die erste Reihe und zogen einen der Zuhörenden heraus, den sie lautstark aus dem Saal führten. Einige der Akteure trugen polizeiähnliche blaue Westen, auf denen die Aufschrift „Linker Terror“ genäht worden war. „Greifswald im Fokus der Identitären Bewegung (?)“ weiterlesen

Vortrag: „Antifeminismus und Rechtspopulismus — Themen, Akteur*innen, Anschlussstellen“

Im Rahmen des Festivals contre le racisme spricht Prof. Cordelia Heß (Universität Greifswald) über Antifeminismus in Deutschland und dessen Anschlussfähigkeit an rassistische und sexistische Strömungen.

Prominente Frauen in rechtspopulistischen Parteien verurteilen staatliche Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter, polemisieren gegen Feminismus und nicht zuletzt gegen die mühsam erkämpften Rechte von Frauen und LGBTI* auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung. Der Vortrag von Prof. Cordelia Heß wird das breite Themenfeld des Antifeminismus aufzeigen, einzelne Protagonisten vorstellen und dabei vor allem auf Anschlussstellen zu rassistischen, sexistischen und anderen Strömungen aufmerksam machen.

Festival contre le racisme Greifswald

Das Festival contre le racisme wird seit über zehn Jahren an deutschen Hochschulen organisiert. Die Greifswalder Hochschule beteiligt sich seit 2016 an der Aktionswoche und bietet vom 1.-9. Juni Vorträge, Filmvorführen und Workshops zu unterschiedlichen Themen an. Ein Blick auf den Kalender offenbart, dass das diesjährige Festival contre le racisme inzwischen schon fast vorbei ist. Doch bevor es am kommenden Sonnabend mit einem großen Abschlussfest auf der Freifläche hinter der Straze und einer Aftershow im IKUWO verabschiedet wird, finden noch weitere inhaltliche Veranstaltungen statt.

  • Festival contre le racisme Greifswald (Facebook)
  • Programmheft #1 #2 (PNG)

Fakten: 06.06. | 19.30 Uhr | Altes Audimax, HS 1 (Rubenowstr. 1)

Namensstreit an der Universität Greifswald: Bildungsministerium genehmigt geänderte Grundordnung

Neue Entwicklung im Streit um die Ablegung des umstrittenen Namenspatron. Das Bildungsministerium genehmigt die Änderung der Grundordnung der Greifswalder Universität. Damit trägt die Hochschule künftig den Namen „Universität Greifswald“.

Die geänderte Grundordnung sieht nun vor, dass die Greifswalder Universität künftig den Namen „Universität Greifswald“ führt. Nach Maßgabe einer zu beschließenden Ordnung kann der Namenszusatz „Ernst Moritz Arndt“ vorangestellt werden. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur teilte heute mit, dass die rechtliche Prüfung im Genehmigungsverfahren ergeben hätte, dass weder in formeller noch in materieller Hinsicht Bedenken gegen die Änderung der Grundordnung bestünden.

Namensstreit Universität Greifswald Bildungsministerium

In einer Pressemitteilung dazu heißt es: „Das Verfahren zur Änderung der Grundordnung innerhalb der Universität Greifswald wurde umfassend überprüft. Fehler konnten nicht festgestellt werden. Insbesondere wurde das vorgesehene gestufte Verfahren im Senat und im erweiterten Senat ordnungsgemäß durchgeführt. Im Übrigen ist die Änderungssatzung auch inhaltlich nicht zu bemängeln. Das Landeshochschulgesetz Mecklenburg-Vorpommern sieht ausdrücklich vor, dass die Hochschule ihren Namen in der Grundordnung selbst festlegen kann.“

„Denn wo Freiheit und Leben sein soll, muß immer Krieg der Geister sein.“ — einige Anmerkungen zur Arndt-Debatte

Ein Gastbeitrag von Daniel Schwandt

Der Streit um den Namen der Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität hat in den letzten Jahren und Monaten Emotionen und hitzige Diskussionsbeiträge hervorgebracht, die man bei den gemeinhin als etwas unterkühlt geltenden Norddeutschen kaum erwartet hätte. Dazu passt ein Arndt-Zitat: „Wo Freiheit ist, muß, wer öffentlich auftritt, sich auch öffentlich behandeln und verhandeln und mitunter wohl mißhandeln lassen.“ (Geist der Zeit IV: Verfassung und Preßfreiheit, 1818). Damit kein Mißverständnis entsteht: jegliche Diskussion sollte sachlich bleiben. Für mich ist es auch eine Selbstverständlichkeit, dass sich an der Diskussion alle Ehemaligen der Universität und auch alle Greifswalder beteiligen können — es betrifft sie.

Ich bin in Greifswald geboren, aufgewachsen und habe ein paar Semester an der EMAU studiert. Der Universitätsname Ernst-Moritz-Arndt war genauso wie die Arndtschule und die Arndtstraße einfach vorhanden. Er störte nicht und wurde auch nicht hinterfragt. Bei der Abkürzung EMAU ist ja auch nicht mehr viel Arndt zu erkennen. So war es erstaunlich, dass nach Jahrzehnten der Name Ernst-Moritz-Arndt von einigen Universitätsangehörigen als untragbar empfunden und diskutiert wurde. Die von Hochschullehrern auch auf dem Fleischervorstadt-Blog veröffentlichten Beiträge (Für die Universität Greifswald. Zeitung mit Fakten zum Namensstreit an der Universität Greifswald„) überzeugen mich nicht. Von mir aus kann jeder, der es will, von der Uni Greifswald reden, schreiben oder singen, aber denjenigen, die den traditionellen und offiziellen Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität weiter verwenden wollen, sollte man das auch zugestehen.

Das Wort ‚Rückbenennung‘ ist eine Nebelkerze

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Arndt-Debatte: Sachen, die passieren werden, und die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können

Mit freundlicher Genehmigung von Brycke

Mit dieser gestern in der Ostseezeitung veröffentlichten Aussage aus dem Pro-Arndt-Lager hat die Posse um den Greifswalder Universitätspatron die nächste Dimension erreicht. Wir haben uns in der Redaktion zusammengesetzt und mittels der anerkannten Methode des Gehirnstürmens (Brainstorming) zwanzig Sachen ermittelt, welche für unsere Heimatstadt zu einem in diesem Zusammenhang genannten „Riesenproblem“ werden könnten.

(Ausriss Ostsee-Zeitung, 15.01.2018)

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