Vor einer knappen Woche fand in der Alten Bäckerei eine Gemeinschaftsausstellung unter einer ungewöhnlichen Maßgabe statt. Dabei hatten die beteiligten Künstler und Künstlerinnen ein denkbar kleines Zeitfenster von nur acht Stunden zur Verfügung, um ein ausstellfähiges Werk herzustellen. Das thematische Fundament wurde den Schaffenden in Form eines Zitat von François de La Rochefoucauld via SMS nahegelegt:
Hinsicht
Weder Sonne noch Tod lassen
Sich festen Blickes betrachten. (La Rochefoucauld)
Sieh nur hin, La Rochefoucauld!
Die Dämmerung hält an. (Michael Astroh)
Nach der Vernissage entwickelte sich in den Kommentaren unter dem Ankündigungsbeitrag ein diskursiver Schlagabtausch zwischen den Nutzern Fabian Farblos und Bruno Bunt, in dessen Verlauf über Kunstbegriffe, Blockbustermentalitäten und die späte Pupertät debattiert wurde. Lesen und mitdiskutieren!
Der Regionalfernsehsender Greifswald TV hat die Aktion von der Produktion der Exponate bis zur Vernissage begleitet.
Am 04. Februar hätte das ehemalige AJZ/Café Quarks 10 Jahre Räumung hinter sich gehabt, wäre es nicht zweieinhalb Monate vorher abgerissen worden. Das Jubiläum und der unerwartete Abriss des Hauses waren Motivation genug, alte Dokumente und inzwischen quasi-pophistorisches Material zu sammeln und geballt einer größeren Öffentlichkeit zur Inansichtnahme bereitzustellen.
Audio-visuell wurde neben einem Konzertmitschnitt von Think About Mutation (Live im AJZ 1993) mit alten Aufnahmen der exilhaften Mensa-Cafeteria-M-Party-Zeit gedacht und damit ein Blick in die Zeit nach der Räumung geworfen. Durch die Vorführung des Films Empire St.Pauli wurde versucht, eine inhaltliche Annäherung an das Thema Stadtentwicklung anzubieten.
Der Traum ist aus?
Die Gedenkwoche fand ihren Höhepunkt in der Abschlussveranstaltung am 06. Februar. Unter dem Titel Der Traum ist aus!? konnten Vertreter und Vertreterinnen verschiedener Gruppen zu einem Podiumsgespräch, das sich eines regen Publikumszulaufes erfreute, zusammengeführt werden. Das sich anschließende Konzert mit Las Balkanieras sorgte für anregende Atmosphäre und verdeutlichte traurigerweise, wie schmal der Grad zwischen Backingtrack und Halbplayback sein kann. Glücklicherweise war dagegen die sich anschließende Party mit den alten Resident DJs über jeden Zweifel erhaben.
In naher Zukunft werden alle ausgestellten Flyer, Plakate, Zeitungsartikel, Videos, Pressemitteilungen und Fotos auf einem eigens dafür eingerichteten Blog veröffentlicht werden. Darauf werde ich natürlich nochmal explizit hinweisen, wenn es soweit ist. Bis dahin soll es Kapitel AJZ hier erstmal abgeschlossen sein und mit einem trotzigen We remember Café Quarks! in guter Erinnerung verbleiben.
Heute vermeldete die Ostsee-Zeitung, dass ein Boot im Museumshafen gesunken ist. Wie man auf dem Foto erkennen kann, lag es unmittelbar neben der Schwalbe II.
Im kurzen Artikel wird erklärt: „Die Holzplanken des Kahns seien oberhalb der Wasseroberfläche von Kälte und Wind völlig ausgetrocknet gewesen. Der viele Schnee aber dann das trockene Holz unter Wasser gedrückt. Um das Schiff in dieser Woche bergen zu können, wurde es vom größten Schnee befreit. Eine Umweltgefahr geht vom Schiff nicht aus.“
Wassereinbruch bei der TS Atlantic
In den frühen Morgenstunden des heutigen Tages traf es mit einem Wassereinbruch nun auch das Tradtionsschiff Atlantic. Seitdem ist das THW vor Ort und pumpt gegen die einbrechenden Wassermassen an. Hier einige Bilder der Bergungs- bzw. Rettungsarbeiten.
Nachdem es in den letzten vier Wochen in der Alten Bäckerei etwas ruhiger zuging, steht dort für den heutigen Abend wieder eine Vernissage auf dem Plan.
Die Kunststudenten Linda Perthen, Ann Mann, Lars Fritzsche, Anne Deuter, Nicole Krosch und Georg Meier unterwarfen sich der Zeit und beteiligten sich an der Gemeinschaftsausstellung mit dem cineastisch anmutenden Titel 8 Stunden. Nach der Vernissage wird die Ausstellung noch bis Freitag für Interessierte geöffnet sein.
Die Alte Bäckerei befindet sich an der Ecke Feldstraße/Franz-Mehring-Straße.
Fakten:
17.02. | 19 Uhr | Alte Bäckerei (Vernissage)
18.02. | 12 – 17 Uhr | Alte Bäckerei (Ausstellung)
19.02. | 12 – 14 Uhr Alte Bäckerei (Ausstellung) Werbung
In Greifswald wurde, wie allerorten, zum Beispiel im weatherlog, vermeldet wurde, mit über 60cm mittlerer Schneehöhe ein neuer Rekord aufgestellt und der legendäre Winter 1978/79 überboten. Die Folgen des Dauerschneefalls waren natürlich nicht so verheerend wie vor 31 Jahren, sorgen aber auch jetzt noch für helle Aufregung.
Das Wetter wurde durch die zuständigen Winterdienste zum Wetterchaos, auch noch nach sechs Wochen Dauerschnee ist die Greifswalder Straßensituation miserabel. Die öffentliche Kritik wird in Leserbriefen und Online-Kommentaren genauso wie in Ampelgesprächen artikuliert.
Als schließlich mit der Räumung der großen Straßen begonnen wurde, verstummten die Kritiker nicht. Manche Menschen beschweren sich über die Lärmbelastung des nächtlichen Räumens und verfluchen tagsüber dann die miserable Passierbarkeit einiger Straßen.
SCHLECHTER SCHERZ DER HAUSVERWALTUNG?
Über die rücksichtsvoll wie verantwortungsbewusst durchgeführten Arbeiten freute sich ganz bestimmt und kurz vor Fahrtantritt die Besitzerin des auf dem nebenstehendem Bild nicht mehr wirklich erkennbaren Velos. Das Fahrrad ist Opfer einer überengagierten und betriebsblinden Schneeräumung geworden.
Eindrücklicher kann man die Empfehlung, besser zu Fuß zu gehen, wirklich nicht formulieren.
Die guten Zeiten im Café Pariser leben eigentlich nur noch in stetig verblassender Erinnerung. Das Hausprojekt muss inzwischen ohne Förderung, dafür aber mit umso mehr linker Kritik und ruhebewahrender staatlicher Ordnungsmaßnahmen umgehen, ein Mehrfrontenkrieg ohne Aussicht auf Erfolg.
In Anbetracht dieses Zustandes überrascht die Ankündigung einer Lesung, die am Mittwoch stattfinden wird. Unter dem Titel Der fliegende Teppich wird der Greifswalder Reiseliterat Tomas Raabe seine Impressionen des syrischen Orients teilen.
Vorgestellt werden unter anderem der sprichwörtliche „kleine Mann“ wie er lebt und was er hat, ein Wochentag auf einem Zwiebelmarkt, christliche Kurden und muslimische Araber, eine Hochzeit und Ruinen in der Wüste.
Leseproben aus einem Buch Tomas Raabes stehen auf seiner Homepage zur Verfügung. Aus aktuellem Anlass wird der Autor auch eine Passage aus der Philosophischen Geographie einer Reise (erschienen 2006) lesen, in der er seine Erlebnisse am afghanischen Salang-Pass im Februar 2004 schildert.