Vortrag: Was ist Antiziganismus? *Update*

Das Greifswalder Netzwerk der Rosa Luxemburg Stiftung lädt heute zu einem Vortrag über Antiziganismus ein. Hinter dem Begriff sammeln sich Ressentiments, offene Feindschaft, Diskriminierung und Progrome gegen Sinti und Roma, gegen Pavee und Jenische.

Die Veranstaltung wird einen einführenden Blick auf die Grundmuster des Antiziganismus werfen und herausstellen, an welchen Stellen sich das antiziganistische Ressentiment vom Zeitalter der Reformation über die Aufklärung bis hin zum Nationalsozialismus wandelte und welche Kontinuitäten feststellbar sind.

antiziganismus

Im zweiten Teil der Veranstaltung wird am Beispiel der Berichterstattung des „Spiegel“ über das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen versucht, die antiziganistischen Aspekte herauszuarbeiten um so greifbar zu machen, welche Auswirkungen diese auf politische Prozesse – wie etwa die Asylrechtsdebatte in den 90er Jahren – haben können. Abschließend wird ein zweites Beispiel die aktuellen Lage der Kosovo-Roma in der BRD betrachten und den Übergang zur Diskussion einleiten.

Fakten: 09.02. | 20 Uhr | St. Spiritus | freier Eintritt

*Update 12.02.10*

Ein Mitschnitt des Vortrages wurde beim Lebewesen-Blog online gestellt.

Hochschild überfährt Passantin

Manchmal sorgt die Greifswalder Ostsee-Zeitung doch noch für Überraschungen. Heute zierte CDU-Chefpopulist Axel Hochschild die erste Seite des Lokalteils. Laut Angaben der OZ habe der Vorsitzende der Greifswalder CDU-Fraktion in der Bürgerschaft am 28. Januar eine 64jährige Frau überfahren.

Der Zustand der Frau sei inzwischen stabil, ihre schweren Kopfverletzungen wird sie hoffentlich gut überstehen. Die Schuldfrage sei noch unklar. Axel Hochschild hätte sich seit dem Unfall aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und blieb sogar beim Neujahrsempfang der CDU in der Stadthalle fern.

Pop am Wochenende: Plattattack “Die Alte Nummer 19 (AJZ)“

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Passender geht es kaum. Gerade sind die letzten Beats des rauschhaften Finales der Gedenkwoche We remember Café Quarks! verklungen, wurde auch das letzte Glas geleert und sieben Tage des inzwischen abgerissenen Freiraums kollektiv erinnert.

SPRATTELN FÜR DEN FREIRAUM

Bereits am Dienstag Abend wurde mit einer vom Wahlgreifswalder DJ Lofi Deluxe musikalisch begleiteten Vernissage die Ausstellung zum verlorenen Freiraum im IKUWO eröffnet. Ganz überraschend bereicherte Holler dort die Veranstaltung mit einer spontanen Prise Sprechgesang. Das vorgetragene Stück Die alte Nummer 19 (AJZ) entstand nach der Räumung des Hauses am Karl-Marx-Platz.

Bemerkenswert, dass die Räumung des AJZ/Café Quarks popkulturelle Outputs im weitesten Sinn provozierte, denn erst vor wenigen Wochen wurde das Stück An der Zeit veröffentlicht;  Antriebskraft war hier der Abriss des Gebäudes.

HIP-HOP NIEDERDEUTSCHER ZUNGE

Die alte Nummer 19 (AJZ) fällt aber eigentlich aus dem Rahmen des zugehörigen Albums Plattattack, denn das eigentümliche an der Veröffentlichung ist die Sprache. Wer rappt schon auf Plattdüütsch? Wie gut aber Hip-Hop niederdeutscher Zunge funktionieren kann, beweist das Stück Schicksal, das sich eher in Richtung Hamburg als nach Ostvorpommern aufmacht. Unbedingt anhören und einen festen Platz in der Playlist reservieren!

Schicksal (128 kBit/s)

Das komplette Album in wesentlich besserer Qualität (320 kBit/s) wurde von Holler zum kostenlosen Download freigegeben. Ein kurzer Videomitschnitt von der Vernissage steht ebenfalls zur Verfügung. Achtung Live!

We remember Café Quarks! #7: Das Finale

Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!

Der Traum ist aus!?

Die Gedenkwoche an das inzwischen abgerissene AJZ/Café Quarks wird heute Abend ihren Höhepunkt erreichen. In einem Podiumsgespräch werden sich ganz unterschiedliche Protagonisten Greifswalder Sub- und Freiraumkultur auf Spurensuche machen.

Dabei wird vom AJZ/Cafe Quarks, dem AVKO in der Alten Druckerei und den Cafe Quarks-Parties in der Mensa die Rede sein, genauso aber auch die nicht endende Odyssee des Stuthe thematisiert oder das (voraussichtliche) Scheitern der Straze-Initiative (ein Gebäude, für das sich vor rund 10 Jahren auch das obdachlos gewordene AJZ/Cafe Quarks interessierte …) und nicht zuletzt auch das IKUWO in seinem Werdegang mit offenem Ausgang betrachtet.

Nach dem Podiumsgespräch wird das vor einer Woche wegen schneeweißer Unpässlichkeiten ausgefallene Konzert mit Las Balkanieras feat. Pionear nachgeholt werden. Anschließend heißt es auf zwei Floors und unter tanzdiktatorischem Musikkommando ehemaliger AJZ-Residents We remember Café Quarks!

Fakten:
06.02. | 21 Uhr | IKUWO | freier Eintritt (Podiumsgespräch)
06.02. | 23 Uhr | IKUWO | 5 EUR (Konzert & Party)

We remember Café Quarks! #6: Videos aus dem Archiv

Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!

Think about Mutation live im AJZ (1993)

Nochmal Film, aber heute wird sehr tief in die Schatzkiste der Videoarchivare gegriffen. Herausgekramt wurde ein Videomitschnitt vom 17. Mai 1993. Damals — also noch vor der Umbenennung in Café Quarks —  spielten die grenzgängerischen Think About Mutation im AJZ am Karl-Marx-Platz. „Trash Metal meets Happy House im Strobogewitter. Ein frühes Dokument einheimischer Rave-Kultur von hohem Schrägheits- und Energiefaktor, inklusive stadtbekannter Persönlichkeiten in verzückt-hilfloser Bemühung um adäquate Körpersprache!“

Das Nachfolgeprojekt der 2002 verblichenen Band, The Sonic Boom Foundation, fand übrigens im Oktober 2009 noch einmal den Weg nach Greifswald und gab ein Konzert im IKUWO. Das von Think About Mutation veröffentlichte Video zur Maxi-Single Irregular (1998) rotierte sogar bei VIVA ZWEI.

Mr. Dead in der Mensa Cafeteria (2001)

Nach der Räumung des Hauses am Karl-Marx-Platz lebte die quarksige Subkultur noch einige Zeit sehr aktiv weiter und agierte fortan im Exil.

wordsound greifswaldDie zu dieser Zeit noch unrenovierte Cafeteria der Mensa bot zeitweise  – und im Verbund mit ungeheuerlichen Anstrengungen – Raum für Veranstaltungen. Mitunter wurden Wahnsinn und Exzess dort auf bis zu drei Floors zelebriert.

Im Mai 2001 trat auf einer solchen Party die Wordsound Crew mit Mr.Dead, Bimos und Leon Lamont (USA) auf. Aus dem New Yorker Untergrund heraus wurden HipHop, Dub und Live Drum´n´Bass serviert. Schräges Horror-Entertainment und intergenerative Augenblicke des Glücks – von der die verwirrte Oma, die auf die Bühne stürmt, einen Eindruck vermittelt – waren historische Momente von unten!

Das und noch viel viel mehr wird im quasi-historischen Format VHS an die Wand geworfen. Außerdem stellt der Abend die letzte Möglichkeit dar, die komplette Ausstellung We remember Café Quarks! in Augenschein zu nehmen.

Fakten: 05.02. | 21 Uhr | IKUWO | freier Eintritt

We remember Café Quarks! #5: Empire St.Pauli

Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!

Von Perlenketten und Platzverweisen

Im Rahmen der Quarks-Gedenkwoche wird heute eine urbane Dokumentation gezeigt. Im Film Empire St.Pauli von Irene Bude und Olaf Sobczak werden Prozesse und Entwicklungen fokussiert, die man in abgeschwächtem Format auch in Greifswald nachvollziehen kann, so man will. Der Schauplatz dafür liegt aber nicht in Vorpommern, sondern in der Metropole Hamburg. Im Film werden exemplarisch am Großprojekt des Brauquartiers Industriewandel und Gentrifizierungsprozesse aufgezeigt.

Auf dem ehemaligen Brauereigelände wurden über 350 Millionen Euro investiert, der Astra-Turm wurde abgerissen und wieder aufgebaut.

In das Bürogebäude „Atlantic-Haus“ ist Deutschlands größte Werbefirma BBDO eingezogen, hochwertige Genossenschaftswohnungen und das Hotel „Empire Riverside“ sind entstanden. Einkommensstarke Haushalte ziehen in die neuen Wohnungen. Alte Kiezkneipen werden von exklusiver Gastronomie und schicken Cafés abgelöst. Wo bleiben die Menschen, die in den ehemals günstigen Wohnungen lebten und die in den Kneipen für 1,50 Euro ein Bier trinken konnten?

(Empire St.Pauli)

Einen Trailer zur Dokumentation gibt es natürlich auch und er soll niemandem vorenthalten bleiben.

Nach der Filmvorführung besteht zum vorletzten Mal die Gelegenheit, die Ausstellung We remember Café Quarks! anzusehen.

Fakten: 04.02. | 21 Uhr | IKUWO | freier Eintritt