Moritz TV berichtet über die Vollversammlung der Studierendenschaft

Die gestrige Vollversammlung der Greifswalder Studierendenschaft in der Mensa war mit nur 284 Teilnehmern – also ca. 2,3% –  leider nicht beschlussfähig. Dennoch wurde debattiert, wenngleich die gefassten Beschlüsse gegenüber dem StuPa nun weniger Gewicht haben werden.

Moritz TV hat schon heute Nacht einen informativen Bericht über die Veranstaltung veröffentlicht. Diese Unmittelbarkeit ist bemerkenswert und verdient großen Respekt, denn hierfür war mit Sicherheit eine lange Nachtschicht notwendig. Der Beitrag fängt die als mitunter sehr polemisch beschriebene Atmosphäre der Vollversammlung sehr gut ein.

Auch der webMoritz begleitete die Diskussion via Twitter und veröffentlichte einen mehrfach aktualisierten Artikel, um alle Abwesenden auf dem Laufenden zu halten. Für den heutigen Tag wird auf dem studentischen Nachrichtenportal ein ausführlicher Bericht versprochen.

Straze: Kirche distanziert sich von Fernando

Im Greifswalder Lokalteil der gestrigen Ostsee-Zeitung ist ein sehr erhellender Artikel von Anke Lübbert über das Petruswerk erschienen. So habe sich Erzbischof Georg Maximilian Kardinal Sterzinsky für das Verhalten des hier schon häufig kritisierten Unternehmens entschuldigt.

In einem Brief des Kirchenvertreters an die grüne Bürgerschaftsfraktion heißt es:

„Mit Bedauern nehmen wir den Projektverlauf in Greifswald und für die Stadt Greifswald zur Kenntnis. […] Den Imageschaden, den ein solches Geschäftsgebaren des Petruswerkes mit sich bringt, insbesondere durch die Annahme, es handle sich um eine kirchliche beziehungsweise  Bistumseinrichtung, beobachten wir mit Sorge“.

Die Entschuldigung des Erzbischofs mag zwar nur einen geringfügigen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Hauses in der Stralsunder Straße haben, aber die Demaskierung des Petruswerkes und seines Geschäftsführers Douglas Fernando ist schon eine Menge wert. Der vollständige OZ-Artikel ist leider nur Abonnenten vorbehalten und hier zu finden.

Das Hausieren mit christlichen Werten, das Spekulieren mit denkmalgeschützten Häusern und andere — auch das Mira betreffende — Immobiliengeschäfte in Greifswald  sind Inhalt eines Beitrages, der hier vor etwa sieben Monaten veröffentlicht wurde und auf den ich nochmals hinweisen möchte.

*Update*

Eine aktualisierte und ausführliche Zusammenfassung der Immobiliengeschäfte, die das Petruswerk in Greifswald unternahm, ist im Beitrag Die Greifswalder Einkaufstour des Immobilienmagnaten Douglas Fernando zu finden.

Neues aus der Arndt-Debatte

Auf der Vollversammlung im Juni 2009 forderte eine überwältigende Mehrheit der 1200 teilnehmenden Studierenden die Ablegung des kontrovers diskutierten Universitätsnamens Ernst Moritz Arndt.

Eine im Juli eingesetzte Kommission — bestehend aus verschiedenen Dozenten und zwei Studierenden – wird dazu eine wissenschaftliche Anhörung verschiedener Akademiker und Akademikerinnen durchführen. Anfangs monierte die Initiative Uni ohne Arndt noch die Mitgliedschaft dreier Arndt-Befürworter in der Kommission und wies auf das Fehlen mehrerer Historiker der Greifswalder Uni hin. Inzwischen sieht die Lage brenzliger aus, als damals angenommen. Jetzt sind es nur noch drei Tage bis zur ersten Anhörung, die am Freitag, dem 11. Dezember, stattfinden wird.

Die Pressestelle schweigt und hört sich selbst an

Die sonst so aktive Pressestelle der Universität schweigt zum Thema und ohne die Initiative der Arndt-Gegnerinnen hätte man auch kaum von dem Termin erfahren. Der Gruppe wurden sowohl Termin als auch die Namen der eingeladenen Wissenschaftler zugespielt. Die Auflistung sorgt für drei Überraschungen:

Erstens wurden mit Prof. em. Reinhart Staats (Univ. Kiel/Kirchengeschichte) und Dr. Jörg Echternkamp zwei externe Arndt-Befürworter zur Anhörung gebeten. Letzterer arbeitet für das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr.

Arndtdebatte

Zweitens gelang es, den Vorsitzenden der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e.V., Prof. em. Karl-Ewald Tietz,  zu gewinnen. Drittens plant die Kommission offensichtlich, sich selbst zuzuhören, denn drei der eingeladenen – Dr. Irmfried Garbe (Kirchengeschichte), Dr. Reinhard Bach (Romanistik) und Prof. Dr. Kyra Inachin – sind gleichzeitig Kommissionsmitglieder, die beiden Erstgenannten befürworten klar die Beibehaltung des umstrittenen Namens.

Als einziger Arndt-Kritiker wird Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann anwesend sein; das Verhältnis zwischen Namensbefürwortern und -gegnern ist damit relativ eindeutig festgelegt worden. Aber es bleibt interessant, blickt man von den Zusagen auf die Absagen. Dazu stellt die Initiative Uni ohne Arndt fest: „Was die Absagen der Arndt-Kritiker verursacht hat, wissen wir im Einzelnen nicht. Es fällt jedoch auf, dass nur Arndt-Kritiker absagten. Eine/r sagte uns jedoch, dass er/sie eine Anhörung durch eine Kommission ablehne, von denen einige Mitglieder auch für den unwissenschaftlichen Text auf der Uni-Homepage verantwortlich sind. Eine Bewertung durch Personen, die sich selbst im wissenschaftlichen Betrieb derart disqualifiziert hätten, lehne man ab. Zudem lehne er/sie den nicht-öffentlichen Charakter der Veranstaltung ab. Die Debatte gehöre in die Öffentlichkeit, nicht hinter die verschlossenen Türen einer intransparenten Kommission.“

Wer wird schlimmer: Die Wissenschaftler oder die Greifswalder Bürger?

Schlimm wird es mit Sicherheit auch werden, wenn bei der zweiten Anhörungsrunde im Januar Greifswalder Bürger zum Namenspatron befragt werden sollen.

Die in OZ-Leserbriefen laut gewordenen Pöbeleien und Diffamierungen einzelner Greifswalder und Greifswalderinnen gegenüber den Arndt-KritikerInnen waren beschämend. Man kann sie sich auszugsweise hier zu Gemüte führen. Die Initiative Uni ohne Arndt hat ein wesentlich umfangreicheres Sammelsurium von Bedrohungen und Beschimpfungen veröffentlicht, das leider ein wenig an dem hohen Anteil auf der rechtsextremen Internetseite Altermedia veröffentlichter Kommentare krankt. Die Leserbriefe aus der Ostsee-Zeitung empfinde ich als viel alarmierender, weil sie aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft kommen und weil die Leute ihre Beschimpfungen sogar mit ihrem Namen unterschreiben.

Zu den Befürwortern des Namens gehört auch Sebastian Ratjen (FDP), der zeitungsöffentlich wie freimütig verlauten ließ, dass er natürlich kein Arndt-Spezialist sei. Wen also bei der Bürgerrunde befragen? Und wem ist mit einem möglichen Ergebnis gedient? Die Antwort auf diese Frage wird vielleicht noch viel mehr über die Gesinnung der Kommission verraten, als es die Anhörung der mehrheitlich für Arndt positionierten Wissenschaftler tut.

Unterdessen veröffentlichte gestern das Hamburger Abendblatt einen Artikel über die Initiative Uni ohne Arndt. Damit griff nach der ZEIT und SPIEGEL ONLINE nun ein weiteres großes Medium dieses Thema auf. Man darf gespannt sein, wie sich der Disput entwickelt, mein Höhepunkt wird mit Sicherheit die Bürgerbefragung werden.

(Fotos: Luisa Wetzel/webmoritz und daklebtwat)

TresenLesen: Irmgard Keun „Das Kunstseidene Mädchen“

Ich möchte eindringlich auf das heutige TresenLesen im Café Koeppen hinweisen. Schauspielerin Anja Taschenberg wird dort ab 21 Uhr aus dem Roman Das kunstseidene Mädchen von Irmgard Keun lesen.

Ich habe meine B.A.-Arbeit zu diesem Buch geschrieben, das ich im Spannungsfeld von Angestellten-, Zeit- und Arbeitslosenroman verorte.

Irmgard Keun beschreibt die Glanz- und Schattenseiten des Berliner Amüsierbetriebs der späten Zwanziger Jahre, den Wandel des Frauenbildes und die katastrophalen Folgen der Weltwirtschaftskrise. Zudem wird im Roman fortwährend auf die Filmwelt und auf Musik verwiesen. Einige Literaturwissenschaftler sehen in Keuns Werk einen Vorläufer der Popliteratur.

Die Autorin war in den frühen Zwanzigern auch für eine Spielzeit am Greifswalder Theater tätig.

Fakten: 07.12. | 21 Uhr | Café Koeppen | Eintritt: 1,19 EUR

Pop am Wochenende: Kein Plan

Die Reihe „Pop am Wochenende“ versammelt Greifswalder Musikgeschichte und hält über das klangliche Gegenwartstreiben in der wilden Provinz auf dem Laufenden.

Spätestens seit ihrem – auch auf dem Lokalkompilat klein stadt GROSS erschienenen – unglaublich energetischen Song Enemy muss man Kein Plan einfach lieben. kein plan greifswald

Die Greifswalder Band hat sich in gleichbleibender Besetzung in den vergangenen Jahren verdammt gut entwickelt und spielt klassischen Skatepunk amerikanischer Prägung. Vor wenigen Tagen haben Kein Plan neue Stücke bei myspace veröffentlicht, ein neues, zweites Album ist im Entstehen.

Das neue Material kann sich sehen bzw. hören lassen. Es wurde im Rostocker Petemusik-Studio aufgenommen und ist wirklich gut produziert. Hervorhebenswert finde ich den genretypischen Einsatz des kollektiven shoutings. Großartig!

Bereits im April hat die Band das folgende D.I.Y.-Video zu ihrem Stück Keep On im Internet veröffentlicht. Hier bekommt man einen sehr guten Einblick in das Wesen und die Mentalität von Kein Plan.

Bilder der AJZ-Gedenkveranstaltung

Dem sehr kurzfristig verbreiteten Aufruf zum Gedenken der lokalen Freiräume folgten am gestrigen Abend sehr viele Menschen. Etwa 120 Leute fanden sich an den Ruinen des Alternativen Jugendzentrums am Karl-Marx-Platz ein und harrten dort trotz des feucht-kalten Wetters knappe zwei Stunden aus.

Alte Strukturen trafen auf junge Strukturen, wie zum Beispiel die Hedonistische Internationale Sektion Greifswald (M.u.S.i.K.). Die Lustprinzipler machten den gestrigen Abend mit ihren mobilen Systemen zu einem vollen Erfolg.

remember cafe quarks

Das kleine Rabauke beschallte die Feierlichkeit mit Musik von einst im AJZ/Café Quarks aufgetretenen Künstlern, während mit dem Strahlemann Fotos und Flyer an die freistehende Wand des Nachbarhauses projiziert wurden. Dabei erzeugten die Abriss-Videos eine sehr surreale Atmosphäre.

Außerdem wurden am gestrigen Abend an sieben verschiedenen Freiräumen Transparente angebracht. Wie immer freue ich mich auf die Einsendung gelungener Bilder. 

Remember AJZ/Café Quarks!