Steinar in Greifswald Teil 2

Tausendsassa Alexander Loew, seines Zeichens Lokalreporter bei der Ostsee Zeitung, hat sich des lokalen Steinar-Skandals angenommen.

Bereits gestern erschien ein zweiter Artikel in der Ostsee-Zeitung, in dem Positionen verschiedener öffentlicher Personen Greifswalds Erwähnung fanden, u.a. von Pierre Freyber (SPD-Fraktionsgeschäftsführer), Marian Kummerow (Die Linke) und von Frau Dembski (Präventionsrat).

Heute erschien ein weiterer Artikel von Alexander Loew zu diesem Thema in der Ostsee Zeitung. Der ist wesentlich kontroverser als die beiden vergangenen, denn jetzt hat FDP-Landtagsabgeordneter Sebastian Ratjen mächtig daneben gegriffen. Ironischerweise ist er der rechtspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Er appellierte, dass keine Hetzjagd auf die Chefin des Ladens veranstaltet werden dürfe. Er befand, sie hätte mit Rechtsextremen nichts am Hut. Naja, er muss es als rechtspolitischer Sprecher ja wissen. Außerdem verwahrt er sich gegen die Neonazi-Brandmarkung des Labels: „Ich kenne Leute, die diese Sachen tragen, weil die Schnitte gut sind. Die sind nicht rechts.“

Wenn ich mir eine Reichskriegsflagge ins Wohnzimmer hänge, dann bin ich auch nicht rechts, ich mache das nur, weil das so wunderbar mit meinem Sofa harmoniert. Wenn Ratjens Bekannten nicht in der Lage sind, Neonazi-Klamotten von Nichtneonazi-Klamotten zu unterscheiden, dann sind dadurch doch nicht die Neonazi-Klamotten plötzlich politisch korrekt. Das ist eine Logik, die sich mir verschließt. Aber es spielt auf einen wichtigen Wahrnehmungsunterschied an: Lonsdale wird auch von Rechten getragen, ist aber kein Neonazi-Label.

Bei Thor Steinar sind die politischen Verwicklungen der Label-Chefs bekannt und es ist davon auszugehen, dass der Kauf und Verkauf dieser Ware rechtsextremen Netzwerken in finanzieller Form nützt. Abgesehen davon durchdringen Neonazi-Klamotten unsere Alltagskultur. Ratjens Gipfelsturm geschieht aber mit dem Vorschlag, diese Marke nicht den Rechten zu überlassen, sondern sie ins „demokratische Spektrum“ zu holen. Noch mal zum Nachdenken: Die Neonazi-Klamotten kaufen und dabei rechte Netzwerke unterstützen, damit diese klare Nazi-Attitüde verschwimmt und wir sie, also Neonazis und Klamotten, in unsere wohlige demokratische Mitte holen. Ein toller Vorschlag! Ich habe auch einen: Wir sollten das Verbot des Horst-Wessel-Liedes aufheben und es auf die Lehrpläne in den Schulen setzen. Dann können wir es wieder zurück ins demokratische Spektrum holen und beim Wandertag können endlich wieder alle das gleiche singen.

Die Argumentation Ratjens geht schlüssig weiter: „Auch wenn die Firma germanische Runen verwendet – die sind schließlich älter als die Nazis.“ Vielleicht habe ich was verpasst, aber das Hakenkreuz wurde ja auch nicht 1933 erfunden und ist somit auch älter als die Nazis. Vielleicht sollte ich das in Zukunft auf meinen Shirts tragen, um dieses Symbol wieder ins demokratische Spektrum zu holen. Ich begrüße es, dass die Ostsee Zeitung diesen Laden thematisiert und hoffentlich zu einer Konsumverweigerung potentieller Kunden beiträgt. Es wäre angemessen, die Leser aufzuklären, was sich hinter diesem Label verbirgt, dass diese Artikel eben nicht nur von Neonazis getragen werden, sondern deren Vertrieb rechten Netzwerken nützt. Wir bleiben an der Sache dran und schauen weiter kritisch in die Ostsee Zeitung, versprochen.

Neue Druckerei am Ryck

Die Ostsee Zeitung gab sich heute ungewohnt politisch und veröffentlichte einen Artikel über Thor Steinar. Genauergesagt wurde das System Thor Steinar gar nicht richtig erläutert, geschweige denn darüber aufgeklärt, wie diese vermeintliche Mode aussieht.Tatsächlich wurde über einen Laden (der MCS Fashion Store in der Dompassage) berichtet, in dem Artikel von Thor Steinar veräussert werden.

Naziklamotten in Greifswald

Positive Erwähnung fanden Aufkleber von AntifaschistInnen, die zu Aktionen gegen die Marke und deren Vertriebsnetze aufrufen. An dieser Stelle findet sich auch der Hinweis auf eine neue Druckerei am Ryck. Köstlich.

Halleluja Ding DONG Happy

lars kampfLars Kampf sei momentan eine der größten Stützen des GSV. In der heutigen Ausgabe der Ostsee Zeitung findet sich ein Bild von ihm, auf dem er das neue Trikot mit dem Logo des neuen Hauptsponsors trägt.Eine ganz perfide Image-PR-Kampagnen-Idee, wie ich finde.

Wieso kann ein Konzern, der hier ein Kohlekraftwerk baut, so verschleiernd an seinem Image feilen? Mit Verlaub, wir schreiben das Jahr 2007 und es werden Kraftwerke gebaut, die fossile Energieträger verfeuern. Und jener Konzern gönnt dem lokalen Fußballverein neue Hemdchen?

Fußball = Leibesübung = Gesundheit!
Dong = Dreckschleuder = Feinstaub = Atemwegserkrankung!

Vielleicht wäre es aufrichtiger, wenn Dong den lokalen Entsorgungsdiensten neue Signalkleidung spendieren würde, oder neue Autos, so zum Beispiel.

Momento Mori

Unterwegs in Neubrandenburg durfte ich in Begleitung eines ausgewiesenen Lateinexpertens einen wundervoll-schrecklichen Fauxpas bewundern. Im Schaufenster eines Tatoo-Studios wurden Fotos der besten Werke ausgestellt.

Orthographische Mißgeschicke sind ärgerlich, peinlich wirds allerdings, wenn die nicht mehr einfach so zu ändern sind. Memento mori bedeutet soviel wie Bedenke, daß du sterben mußt. Peinlicherweise ist hier dem glorreichen Ideenstifter ein Fehler unterlaufen, der auch beim Tätowieren offensichtlich unentdeckt blieb und jetzt als Foto in der Neubrandenburger Innenstadt ausgestellt ist.

Ich, des Lateinischen nicht mächtig, würde die dargestellte Variante als eine Art Momentchen Gevatter, ich brauch noch fünf Jahre deuten.