Am 22. September steht die Wahl des 18. Bundestags in Haus. Für die Kommunen geht dieses Votum mit einem erheblichen organisatorischen Aufwand einher, denn für seine Durchführung sind neben den Wahlberechtigten vor allem etliche Wahlhelfer vonnöten. So werden auch für die 35 Greifswalder Wahl- und Briefwahlbezirke noch Leute gesucht, die mindestens 18 Jahre alt sind und am 22.09. mithelfen wollen. In einigen Wahlbezirken, zum Beispiel auf der Insel Riems, werden außerdem noch Vorsteher und Stellvertreter für die Wahlvorstände benötigt.
(Foto: Gabi Eder / pixelio.de)
Wer bei der Bundestagswahl helfen möchte, erhält nähere Informationen beim Wahlbüro im Rathaus (03834-521331 oder wahl01[ät]greifswald.de). Die Stadtverwaltung zahlt Wahlhelferinnen für diese Unterstützung eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 21 Euro.
Ausgehen, Bier trinken, Wohngemeinschaft, Live-Konzert, Teppichboden (nebeneinander und so), Kloschlange, Rotweinrest und dann noch eine Zugabe — Wohnzimmerkonzerte führen zusammen, was im Grunde zusammengehört. So rar dieses eindrückliche Kulturformat in Greifswald auch ist, am Freitagabend gibt es auf jeden Fall die Gelegenheit, in sehr intimer Atmosphäre Teil eines solchen Konzert zu werden.
(Foto: elyaskhan.com)
Eine eigens ins Leben gerufene Initiatorinnengruppe für Wohnzimmerkonzerte lud für diesen Abend den World-Country-Blues-Barden Elyas Khan (UK) ein, der in klassischer Singer/Songwriter-Manier auftritt, aber trotzdem ganz schön verrücktes Zeug macht. Dazu gesellt sich der Leipziger Me and Oceans (Analogsoul), dessen entschleunigter Pop im wärmestens empfohlenen Polonaise Blankenese fast wie ein Tête-à-tête von Rainald Grebe und Marcus Wiebusch klingt. Kann man machen!
Wer Teil dieses Abends werden will, wendet sich bitte per elektronischer Briefpost an die Gastgeberinnen (Wohnzimmerkonzert_hgw[ät]yahoo.de), um anschließend nähere Informationen zur höchst klandestinen Privatveranstaltung zu erfahren. Vor Ort wird dann je nach Bereitschaft und Vermögen für den Abend gespendet, der schon vorab verspricht, eine gute Gelegenheit zu werden, die man wahrnehmen sollte!
Wenn der Weg durch die Bürgerschaft und ihre Ausschüsse zu lang ist, einfach anpacken und loslegen! So geschehen offenbar Dienstagnacht, als eine Aktionsgruppe die neue Buskehre in der Bahnhofstraße kurzerhand in den Helmut-Kohl-Platz verwandelte.
In einem vorliegenden Bekennerschreiben bezeichnen sich die lichtscheuen Aktivisten als „tiefschwarzer Block der Jungen Union Greifswald“, der nun einer längst bekannten Forderung eigenmächtig Nachdruck verliehen hätten.
HAT DIE JUNGE UNION IHRE EXTREMISTISCHEN LAGER NOCH IM GRIFF?
Diese ideologische Selbstverortung ist für Kenner der kommunalpolitischen Szene in Greifswald wenig überraschend, denn die christdemokratische Jugendorganisation und ihr frisch vermählter Landesvorsitzender Franz-Robert Liskow verlangen schon lange danach, der neugeschaffenen Fläche vor dem Karl-Marx-Platz einen „geschichtsträchtigen Namen“ zu verpassen.
Auf der Suche nach einem bevorzugten Namenspatron wurden sich die Filzstifte dann auch schnell einig: der Platz soll nach Helmut Kohl benannt werden, unserem Altbundeskanzler. Doch nach diesem Akt symbolpolitischer Reviermarkierung in der vergangenen Nacht muss sich die JU Greifswald nun die Frage stellen lassen, ob sie ihre extremistischen Flügel noch im Griff hat.
Die Stadtwerke Greifswald verschenken im Rahmen einer Sommeraktion zehn Gutscheine in Höhe von jeweils 500 Euro an Vereine aus der Region. Die Gewinner der Aktion werden in einer Online-Abstimmung ermittelt, die bis zum 9. August läuft. Mit den Gutscheinen werden die drei Bestplatzierten der Abstimmung aus jeweils wiederum drei — nach Mitgliederzahlen gestaffelten — Kategorien, prämiert.
Wer nun erwartet, dass bei einer Online-Abstimmung dieser Art ebenjene Vereine im Vorteil sind, die jung und vor allem gut vernetzt sind, wird vom bisherigen Zwischenergebnis vielleicht überrascht sein. So wird die Kategorie bis 50 Mitglieder, in der die meisten dieser Vereine aufgelistet sind, bislang nicht von den üblichen Vernetzungskünstlern angeführt, sondern vom Hundegnadenhof Zemitz, der mit 361 Stimmen auch angestammte Multiplikatoren wie GrIStuF (222 Stimmen) auf die ihm folgenden Ränge verweist.
Die Abstimmung läuft noch bis zum 9. August und es stehen eine ganze Menge Vereine zur Auswahl, die sich über einen Klick im großen Wettlauf um die Gutscheine freuen würden, zum Beispiel die Straze, das Ballhaus Goldfisch, radio 98eins, die Deutsch-Polnische Gesellschaft Vorpommern, der Naturkindergarten, der Kinder- und Ferienverein Greifswald oder ein hiesiger Stamm des Pfadfinderbunds M-V.
Energie für Vereine soll aus den Erlösen eines Gewinnspiels finanziert werden, das seit Juli läuft und dessen Sieger bei vier verschiedenen Ziehungen — zwei fanden bereits statt — ermittelt werden. Lose für die Teilnahme gibt es zum Stückpreis von 50 Cent an 19 verschiedenen Standorten. Der Losverkauf läuft noch bis zum 9. August. Einen Tag später, auf dem Stadtwerkefest, wird dann der Hauptgewinn — ein Nissan Micra „Edition 30th“ — gezogen.
Bis dahin gibt es noch eine Mallorca-Reise für zwei Personen, zwei Gutscheine für eine Tour mit der Greif sowie drei VIP-Cards für das Freizeitbad abzugreifen. Die Karten für das Schwimmbad könnten in der Tat eine gelungene Investition sein, da dessen Betreiber, ebenfalls die Greifswalder Stadtwerke, unlängst eine Erhöhung der Eintrittspreise ankündigten.
In einer vorherigen Version dieses Beitrags wurde fälschlicherweise behauptet, dass die 500-Euro-Gutscheine Sachpreise (Strom) statt Geldpreise seien. In Wahrheit kann über den ausgezahlten Gewinn frei verfügt werden. Entschuldigt bitte die Konfusion.
Kaum jemand hat heute Vormittag die Anhänger der NPD auf dem Greifswalder Marktplatz erwartet, doch gegen 11 Uhr erreichte die rechtsextreme „Asyltour“ die Hansestadt und ihre Anhänger richteten sich vor dem Rathaus ein. Trotz dieser unangenehmen Überraschung dauerte es nicht besonders lange, bis etwa 100 Zivilgesellschafter eintrafen und in deutlicher Überzahl den ohnehin verregneten Auftritt der Neonazis störten.
Cornelia Schulze (Bündnis Greifswald Nazifrei) war mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden. „Trotz der extrem kurzen Mobilisierungszeit, Schietwetters und der sommerbedingten Abwesenheit vieler GreifswalderInnen haben wir zumindest ein Zeichen gegen die rassistische Hetze der gewaltbereiten Faschisten von der NPD setzen können.“
Aggressiveres Auftreten nach Rostock: Verhinderter Schöffe attackiert Antifaschisten
Den NPD-Anhängern steckte offenbar die Blamage von Rostock am vergangenen Freitag noch tief in den Knochen. Dort wurde der „Asyltour“ mit zahlreichen Eier-, Obst- und Gemüsespenden ein vorzeitiger Offday verpasst, den die Neonazis nicht so schnell wieder erleben wollten. Wie das Bündnis Greifswald Nazifrei berichtet, wurde heute der NPD-Stand von etwa 20 „Schlägernazis“ bewacht, „die sich weiträumig auf dem Markt verteilten, um etwaige Gegenprotestler einzuschüchtern.“
Darunter war auch wieder der hier lebende Neonazikader Frank Klawitter, der nach dem Verbot der Heimattreuen Deutschen Jugend und seinem Rausschmiss aus dem THW nun die Leitung des Ordnerdienstes bei NPD-Veranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern und auch außerhalb des Bundeslandes verantwortet.
Neonazi Marcus G. von der Polizei festgesetzt, (Foto: Grüne Greifswald)
Die Veranstaltung verlief – abgesehen von einigen Tomatenwürfen — weitestgehend friedlich und störungsfrei. Als die anwesende Polizei jedoch einen mutmaßlichen Gemüsewerfer festnehmen wollte, stürmte plötzlich eine Gruppe Neonazis auf einen Teil der Protestierenden los und wurde gewalttätig. Unter ihnen soll auch der in Greifswald wohnende Aktivist Marcus G. gewesen sein; dieser soll einen Gegendemonstranten mit einem Fußtritt verletzt haben. Gegen ihn wurde nun Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. G. bewarb sich in diesem Jahr um ein Schöffenamt am Greifswalder Amtsgericht, wurde allerdings aufgrund “erheblicher Zweifel” an der notwendigen “Unvoreingenommenheit und Neutralität gegenüber allen Bevölkerungsschichten” abgelehnt.
In einer ziemlich kruden Darstellung der heutigen Ereignisse, die Greifswalder Neonazis vor wenigen Stunden bei Facebook veröffentlichten, heißt es, dass die NPDler „von dem Jedermannsrecht“ Gebrauch gemacht und zwei Personen gestellt hätten. „Ein Antifaschist ist dabei wohl aus unbekannten Gründen gestürzt. Ob es an dem nassen Boden lag, er stolperte, von den eigenen Genossen umgerannt wurde oder es eine andere Ursache hatte ist unklar.“
Vielleicht sind die Neonazis um Marcus G. in Gedanken noch im letzten Schwedenurlaub. Inwieweit sich aber deren Interpretationen des Jedermann-Festnahmerechts mit dem Gesetz vertragen, wird hoffentlich bald gerichtlich entschieden.
Im Rahmen ihrer unsäglichen „Asyltour“ durch Mecklenburg-Vorpommern macht die NPD seit einer knappen Stunde nun auch in Greifswald Station und parkt ihr Propaganda-Fahrzeug vor dem Rathaus.
Nachdem den Neonazis bereits am Freitag in Rostock gezeigt wurde, wie wenig ihre Botschaften geduldet werden, wird ihnen jetzt auch hoffentlich in Greifswald ein unüberhörbares Signal der Ablehnung entgegengebracht. In diesem Sinne noch schnell die Trillerpfeife und den Regenschirm eingepackt und ab zu den anderen Protestierenden in die Innenstadt!
(Foto: privat)
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