Traditionssegler Lovis darf wieder in See stechen

Die gute Nachricht erreichte die Crew der Lovis gestern Nachmittag per Fax: die Berufsgenossenschaft Verkehr erteilte dem Bildungslogger endlich die Fahrterlaubnis — die Lovis darf wieder aufs Meer!

Damit nahm der bürokratische Streit um den Status als Traditionsschiff zwar ein vorläufig positives Ende, doch die Törns und Veranstaltungen, die in der Zwischenzeit ausfallen mussten, weil das Schiff den Greifswalder Museumshafen nicht verlassen durfte, bleiben leider trotzdem Teil eines kräftezehrenden Sommers, in dem das Damoklesschwert über dem Schiff und seiner ambitionierten Besatzung schwebte.

Die Lovis sollte jetzt eigentlich auf der Nordsee sein und dort einen von der EU geförderten, internationalen Jugendaustausch zum Thema „Flucht und Migration über das Meer“ beherbergen, doch für dieses Projekt kommt die Fahrterlaubnis nun leider zu spät.

(Foto: Lovis, Pressefoto)

In den kommenden Wochen wird die Crew der Lovis nun die restlichen geplanten Törns absolvieren und sich nach einem unermüdlichen Öffentlichkeitsarbeitseinsatz nun endlich mal wieder ums Segeln kümmern. Mit der bis Juli 2015 befristeten Fahrterlaubnis ist die Kuh allerdings „noch nicht vom Eis“, wie es in einer heute veröffentlichten Pressemitteilung heißt.

Da bald die Überarbeitung der Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe anstehe, werde die Crew auch in den kommenden Wochen und Monaten noch viel zu tun haben. „Wir müssen jetzt an einer verlässlichen und dauerhaften Lösung für die Traditionsschiffe arbeiten“, so Thomas Schmidt von der Lovis, der sich im gleichen Atemzug für die große Unterstützung bedankt, mit der es gelang, ein Zeichen für den Erhalt der Traditionschifffahrt zu setzen. Eine Petition zur Rettung solcher Schiffe wurde innerhalb kürzester Zeit von mehr als 13.000 Unterstützenden gezeichnet.

Der Konflikt mit der Berufsgenossenschaft Verkehr betrifft nicht nur die Lovis, sondern auch andere Traditionsschiffe. Einige von diesen erhalten jetzt ebenfalls die angekündigten Zweijahreszeugnisse, andere werden weiterhin im Hafen liegen und um ihre Existenz bangen müssen.

Franz im Glück: schwarze Traumhochzeit verbindet Greifswalder Christdemokraten

In der Mittagssonne vor dem Rathaus Sekt gesoffen und anschließend mit dem Auto über den Fischmarkt zum Essen gekurvt — der Auftakt des hochsommerlichen Wochenendes muss sich auch für die anwesenden Greifswalder Christdemokraten sehr gut angefühlt haben.

Anlass der Feierlichkeit war die Vermählung von Franz-Robert Liskow und Janine Hochheim, beide Kinder kommunalpolitischer Schwergewichte. Liskow Senior ist nachgerücktes Landtagsmitglied, Kreischef der CDU und Präsident der Greifswalder Bürgerschaft. Jörg Hochheim (CDU) ist Baudezernent und Vize-Oberbürgermeister, außerdem sitzt er dem Kreis-Finanzausschuss vor.

ganz links: MdL Egbert Liskow, ganz rechts: Jörg Hochheim, Foto: Fleischervorstadt-Blog

Dass eine Ehe das Band zwischen zwei einflussreichen Familien enger schmieden kann, ist ja aus dem Geschichtsunterricht oder — ganz popkulturell — aus der amerikanischen Fernsehserie Game of Thrones bekannt. Doch entgegen allen Spekulationen über die Vertiefung politischer Allianzen durch das gegenseitige Aufstecken von Edelmetallen darf in diesem Fall angenommen werden, dass die erfolgreiche Tänzerin den ambitionierten Jungpolitiker in erster Linie aus Liebe auf dem Weg in die Fußstapfen seines Vaters begleitet, bis dass der Tod sie scheide.

ÄPFEL, STÄMME, RINGE WERFEN

Diesen Weg hat der Junior, der sich vor wenigen Jahren noch für „Tennis, JU, mein[en] Audi, Bier trinken und Frauen“ interessierte, schon ein gutes Stück weit beschritten. Heute ist Franz-Robert Liskow Landesvorsitzender der Jungen Union und sitzt in der Greifswalder Bürgerschaft, wo er allerdings noch nicht für Akzente sorgen konnte — zumindest, wenn man von der Idee absieht, eine Fläche des Karl-Marx-Platzes nach seinem Vorbild Helmut Kohl umzubenennen.

Offenbar fallen die Äpfel aber auch bei den Liskows in Stammnähe und der Filius weiß inzwischen, hier und da durch polemische Positionen aufzufallen, zum Beispiel beim Thema Höchstgeschwindigkeitsbegrenzungen. Der begeisterte Autofahrer lehnt „Bevormundung und Gleichmacherei durch Tempolimits“ entschieden ab, sie seien nicht nur „Eingriff in die individuelle Freiheit der Autofahrer“, sondern auch „Angriff auf die Absatzmöglichkeiten der deutschen Automobilhersteller“.

Soviel zur politischen Agenda des Jungvermählten und seiner Angetrauten, denen jetzt hoffentlich schöne Flitterwochen bevorstehen. Sollte der honigmondige Ausflug des schwarzen Traumpaares zufällig nach Bern, Zürich, Warschau oder Wien führen, können die beiden ja einen Flug von Heringsdorf buchen und damit dem dauersubventionierten Flughafen — einem der politischen Lieblingsprojekte des dort geborenen Vaters von Franz-Robert Liskow — eine Verdopplung der Passagierzahlen spendieren. Herzlichen Glückwunsch zum Ringewerfen und alles Gute für die Ehe!

  • Das ist die schwärzeste Hochzeit Vorpommerns (Nordkurier, 20.07.2013)
  • Tempolimits in Mecklenburg-Vorpommern? Nein Danke! (Pommern-Blog, 11.04.2013)

Streit um Traditionsschiff: Lovis vorerst vor dem Abtakeln gerettet?

Im Kampf um den Erhalt ihres Segelschiffs kann die Crew der Lovis kurz durchatmen. Wie der NDR heute berichtete, sollen sich am Donnerstag Vertreter von Interessenverbänden der Traditionsschiffe und des Bundesverkehrsministeriums darauf geeinigt haben, dass alle Schiffe, die zum Ende der Saison 2012 ein Sicherheitszeugnis hatten, nun „bis zum Erscheinen einer neuen Richtlinie für Traditionsschiffe einen zweijährigen Bestandsschutz erhalten, bei dem ausschließlich Sicherheitsfragen neu überprüft werden.“

ÄRGER MIT DER BERUFSGENOSSENSCHAFT VERKEHR 

Wie eine ganze Reihe anderer Traditionsschiffe, geriet zuletzt auch der Greifswalder Bildungslogger in die bürokratischen Mühlen der Verkehrsberufsgenossenschaft, die der Lovis den seit 1998 angepassten Status als Traditionsschiff aberkennen wollte und ihren historischen Wert in Frage stellte, um sie in eine andere Schiffsklasse einzugruppieren.  Doch eine andere Einstufung — zum Beispiel als Berufsschiff — ist mit erheblich höheren Auflagen, beispielsweise einem Kapitänspatent und strengeren Sicherheitsbestimmungen, verbunden. Für die ehrenamtlich arbeitende Crew der Lovis wäre das wohl nicht zu stemmen und sie würde vermutlich dem traurigen Vorbild von mehr als der Hälfte der einst 200 norddeutschen Traditionsschiffe folgen, die in den letzten fünf Jahren ihren Betrieb einstellen mussten.

Lovis Pressefoto(Foto: Lovis, Pressefoto)

Die Berufsgenossenschaft Verkehr prüft nicht nur die Sicherheit der Schiffe, sondern bewertet auch deren Gemeinnützigkeit und die inhaltliche Ausgestaltung der Fahrtkonzepte. Nach Aussage von Ulrich Schmid, dem Leiter der Dienststelle Schiffssicherheit der Berufsgenossenschaft, hätte die Lovis bei allen drei Kriterien erhebliche Schwierigkeiten: Sie sei nicht mehr brandsicher, das Betriebskonzept hätte „Schlagseite zum Gewerblichen“ und es handle sich bei dem Bildungslogger auch nicht um einen originalen Nachbau des Schiffes. Gegenüber der taz beklagte er, dass es „immer mehr Traditionsschiffe, die gar keine Traditionsschiffe sind“, gäbe. „Streit um Traditionsschiff: Lovis vorerst vor dem Abtakeln gerettet?“ weiterlesen

Ein Garant in der Abwehr: 2:0 für den Superpoller!

Der Superpoller bleibt auf Erfolgskurs! Einen Monat nach seinem überragenden Sieg im Lokalderby behauptete sich der italienische Import gestern mit Bravour gegen seinen ersten auswärtigen Kontrahenten — einen PKW-Fahrer, der am späten Nachmittag die eindeutige Ausschilderung ignorierte und die Ampelregelung  missachtete.

Der wollte durchbrechen, über die Linie, geradewegs ins Ziel. Doch dieser forsche Plan wurde vom stählernen Abwehrchef durchkreuzt: Wie aus dem Nichts erhob sich der Maldini unter den Brückenwächtern, baute sich vor der heranrollenden Karosserie auf und ließ den Angriff mit vollem Körpereinsatz abprallen. Dafür gab es einen Platzverweis und der Superpoller wurde vorerst außer Betrieb gesetzt.

Für den glücklosen Angreifer endete dieser Zweikampf mit Blessuren — er verließ das Match beschädigt. Hinzu kommt, dass die Stadtverwaltung Anzeige gegen ihn erstattet hat.Der Superpoller, der im Mai 2013 für 120.000 Euro von der Riviera an den Ryck kam, hat in der Hansestadt Greifswald schnell Anschluss gefunden.

Superpoller Greifswald Wieck
(Foto: Fleischervorstadt-Blog)

Die Gerüchte über die Zweikampfstärke des 800 Kilogramm schweren Abwehrreckens haben sich bewahrheitet und der Wiecker Brücke eilt endlich wieder ein gefährlicher Ruf voraus. Am kommenden Dienstag wird der Neuzugang durchgecheckt und die Brücke in eine Fanmeile verwandelt, die deswegen zwischen 11 Uhr und 16 Uhr für jeglichen Fahrzeugverkehr gesperrt sein wird.

Greifswald führt abgeschaffte Umzugsbeihilfe wieder ein

Die Bürgerschaft beschloss am vergangenen Montag auf Antrag der SPD, dass die Ende 2011 abgeschaffte Umzugsbeihilfe in Zukunft wieder ausgeschüttet werden soll. Ab dem 1. Oktober werden Studierende und Auszubildende, die ihren Hauptwohnsitz nach Greifswald verlegen, wieder mit einer einmaligen Zahlung prämiert. Die Umzugsbeihilfe fällt jetzt allerdings etwas knapper als früher aus: sie wird nur noch 100 Euro statt 150 Euro betragen.

Geld

Zur Ausschüttung an die neuen Wahlhansestädter werden in diesem Jahr 200.000 Euro bereitgestellt. Diese Prämie ist jedoch keine finanzielle Einbahnstraße, denn mehr Hauptwohnsitzler bedeuten auch mehr Mittelzuweisungen des Landes an die Kommune sowie eine höhere Kreisumlage. Laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung würde der Landkreis Vorpommern-Greifswald auf diese Weise einen Profit von etwa 700 Euro je zusätzlichem Neugreifswalder einstreichen. Die Stadtverwaltung erhielte im übernächsten Haushalt bis zu 320 Euro pro neuem Hauptwohnsitz, denn die Erhöhungen der Schlüsselzuweisungen schlagen erst mit zweijähriger Latenz im Haushalt zu Buche. Auch die Universität kann für Studierende, die sich aus einem anderen Bundesland nach Greifswald oder in eine der umliegenden Gemeinden ummelden, eine sogenannte Wohnsitzprämie erhalten. Unter der Voraussetzung, dass mehr als die Hälfte der neuen Studierenden sich hier anmelden, erhält die Universität jährlich 1000 Euro pro Studierende über dieser 50-Prozent-Marke — Geld, das in die Verbesserung der Lehre investiert werden muss.

Im vergangenen Jahr soll die Zahl der Studierenden, die ihren Hauptwohnsitz nach Greifswald verlegten, um 30 Prozent gesunken sein. Damals wurde die Umzugsbeihilfe unter anderem wegen der Kreisgebietsreform ausgesetzt. Ihre Wiedereinführung wird hoffentlich dazu führen, dass dieser negative Trend wieder umgekehrt wird. Die Umzugsbeihilfe kann bei der Ummeldung im Einwohnermeldeamt beantragt werden.

 (Foto: lichtkunst.73 / pixelio.de)

Menschen – Tiere – Sensationen: Circus Berolina

Ein Gastbeitrag von Nasti van der Weyden

Zirkus ist Magie. Artisten, Glitzer, Feuer – das lässt die Zuschauer in einen Strudel von Anziehungskraft und Bewunderung eintauchen. Zirkus mit Tierdressur ist Tierquälerei. Elefanten, Bären, Kamele – sie führen vor uns ein antrainiertes, freundliches Schauspiel auf, welches nichts von Tierfolter und Misshandlung vermuten lässt.

EIN BLICK HINTER DAS ZIRKUSZELT

Wilde, exotische Tiere sind faszinierend, vor allem für Kinder. Der Elefant wurde unter Schlägen und Stichen so dressiert, dass er mit dem Rüssel in die Menge winkt. Es geht um diesen Kontrast von Vorder- und Hinterbühne, die im Zirkus mit Tierdressur völlig verschieden sind, gar keine Ähnlichkeit zueinander aufweisen. Ein Bewusstsein dafür muss bei Eltern, Familien, Kindern und auch bei jedem, der das hier liest und sich noch nicht damit beschäftigt hat, wachsen.

Ich finde es unfassbar, dass ein Zirkus, der mit Tierdressur wirbt, hier in Greifswald gastiert. Drei Tage Show, mit Elefanten, Bären, Zebras – ist das alles etwas, was die Leute sehen wollen? Ich bin nicht der Meinung, dass „die Leute“ das sehen wollen. Sie wissen nicht, wie diese Tierfolter aussieht und was der Besuch eines solchen Zirkus anrichtet. Die breite Akzeptanz kann nur durch Unwissenheit begründet sein.

Ein Beispiel: Bei der Dressur von Elefanten werden zu deren Bestrafung und Kontrolle spezielle „Elefantenhaken“ verwendet. Das sind lange Stäbe mit einer Spitze, an der ein oder zwei scharfe Dornen sind. Der Stab kann dazu eingesetzt werden, den Dickhäuter mit dem Dorn zu stechen – was bei der empfindlichen Haut eines Elefanten für diesen sehr qualvoll ist. Man kann das Tier aber auch mit der Breitseite schlagen – bis es schreit. Das ist grausame Tierquälerei! Es gibt weitere Beispiele, wie die Transport- und Pflegebedingungen, die unnatürlichen Bewegungen, die die Tiere dem Publikum vorführen sollen, der Mangel an Freiheit und Bewegung, die ständige Gewalt oder die Isolation.

Der in Greifswald gastierende Circus Berolina ist als „Prügel-Zirkus“ bekannt. Die Elefanten, Kamele, Bären dieses Zirkus sind die leidenden, zur Dressur geschlagenen Tiere, die wir uns am Wochenende unter dem Motto „Menschen – Tiere – Sensationen“ hier in Greifswald ansehen sollen. Zirkus fasziniert – nicht ohne Grund! Artistische und sportliche Leistung, die so fernab des Alltags wunderschön inszeniert wird. Und so sieht für mich Zirkus aus: Menschen, die ganz besondere Leistungen darstellen. Und keine Menschen, die Tiere in Kostüme hüllen, zur Dressur schlagen, quälen und einsperren. Das ist nicht Zirkus, das ist Tierfolter.

(Ausschnitt aus dem Film Earthlings)

  • weitere Infos zu Wildtieren im Zirkus (Peta)
  • Prügel-Zirkus Berolina: Wieder Elefant gestorben (Peta, 06.12.2011)

(Foto: Circus Berolina)

Das Thema hat mich so eingefangen, dass ich meine nächste Ausstellung für das Kunstprojekt TRASH&ART „Zirkustier“ nennen werde. Dieses Projekt soll aufklären, die Ästhetik der Tiere einerseits und ihre Verwahrlosung im Zirkus andererseits illustrieren. TRASH&ART braucht noch künstlerische Unterstützung. Wer daran interessiert ist, sich an einer Ausstellung und Vernissage mit seinen Ideen, Installationen oder Bildern zu beteiligen, kann mir unter post[ät]trashandart.de schreiben.