Pop am Wochenende: Philipp Priebe forscht auf seinem Debütalbum „The Being of the Beautiful“ nach dem Wesen des Schönen

Eine Musikbesprechung von Ferdinand Fantastilius

Wer schon länger als einen Bachelor in Greifswald weilt und in den letzten Jahren auf dem discohousigen Ohr nicht komplett taub war, wird seinen Namen sicher irgendwoher kennen. Mit seinen Live-Sets bespielte Philipp Priebe in ausgewählter Seltenheit diverse Orte des örtlichen Techno-Nachtlebens, hier und da erschienen von ihm angefertigte Remixe zu Stücken anderer Leute auf verschiedenen Ton(daten)trägern und als DJ Matula beschallte er vor geraumer Zeit gar die Indie-Diskotheken der Stadt. Jetzt veröffentlicht Priebe sein erstes Deep-House-Album.

Phillip Priebe official

Transzendentale Rinnsale: Melancho-House im Fluß

The Being of the Beautiful erscheint am 12. Mai 2014 beim japanischen Label IL Y A. Im Spätherbst 2013 tourte Philipp Priebe hierzu passend mit seinen neuen Stücken bereits im Labelland, nun erscheint das Langspieldebüt des Wahlgreifswalders endlich in den Plattenläden und auf digitalen Vertriebswegen. Ähnlich wie Christian Löffler auf seinem vor eineinhalb Jahren in Usedomer Abgeschiedenheit aufgenommenen Album A Forest (Rezension) zieht auch Philipp Priebe inspirierende Impulse aus der hiesigen Landschaftslage nah am Wasser.

Phillip Priebe

Die elf Stücke des Albums tragen ein Gespür für Weite und den Hang zur Fließwassermetaphorik in sich. Alles plätschert und pritschelt hier organisch um eine eigene Idee von House-Musik — mal wie algiger Süßwasserstrudel, mal smooth wie in bassige Buchten laufende Ozeankämme.

Elektronische Patternmusik, die also letztlich programmierte — damit notierte, also geschriebene  — Musik ist, bürdet sich — gerade durch ihr genreimmanentes „Boing-Bumm-Tschack“ — von Househaus aus erst mal eine gewisse systemische Strenge auf. Die Kunst hierbei ist nun, alles irgendwie sinnvoll so zu arrangieren, in kreativ schlüssiger Weise dergestalt ins Rollen zu bringen und letztlich alles so im Fluss zu halten, dass es als barschig gründelnder Groove tiefer geht, als nur ein gehampeltes Halleluja im Club. Dass die Musik ein Angebot zum Abhub in sich trägt. Dass sie mehr ist als nur ein dumpfdoller Nippelboard-Techno, der nur Knalleffekte um des Knallens willen und keinen Raum für Aufbau, keinen Sinn für Verlauf und gesunde Prokrastination kennt. Dass dich die Musik nicht unberührt lässt, dich erhebt und mitnimmt, darum geht es schließlich auch: Tanz die Transzendenz, Freundchen, Transzendenz!

Philipp Priebe zäumt das Technoseepferd jetzt von der aquatisch-romantischen Side of Sound auf. Seine Musik geht straight forward, zugleich aber auch melancholisch in alle Richtungen — in einem soßigen Vorwärtswandern stilsicher durch klingende Streubilder mäandernd, mit einem Gefühl für den nötigen Selbstlauf der Sounds. Die Stücke verfolgen eigene Routen. Ein auf wenige Oldschool-Sounds reduziertes Drumgerüst bildet die holzerdige Grundlage für ein wohlsortieres, halbschläfriges Gewusel aus moosigen Synthesizerwolken und schwebenden Tinkerbell-Glöckchen.

Sweep and Schwoof im Planktonwald

Impermanent Affection eröffnet die Klangreise mit sanften Flächen, in die sich langsam ein trocken-perkussiver Schub windet. Field Recordings oder ferne Vocals oszillieren irgendwo im Hintergrund, man weiß es nicht genau. Vieles bleibt im angenehm Verhuschten. Eine plinkernde Melodie holt einen aus der ersten Träumerei zurück ins Gegenwärtige, entlässt einen aber sogleich wieder auf neue schwelgerische Hörpfade in pastellbunten Wald- & Wiesen-Welten im Stereo. Tief verhallte Akkorde grundieren das tänzerisch lullernde Glöckchengefunkel. Im tiefsten Sinne ist das Deep House – in seinem wässrigen Geplätscher die Grenzen zur ambitionierten Bedroom-Electronica aufstoßend, in der Struktur dem Grundgerüst des House treu bleibend. Ein kleines, grünes Unterwasserhouse, in dessen Vorgarten Priebe zärtlich gärtnert.

Phillip Priebe official photo

Nach dem sumpfmoorig durch gedeckte Klangfarben wandernden Opener zieht das zweite Stück, Cry, die Stellschrauben am Mühlrad etwas lockerer und lässt den musikalischen Fluss mit seiner angeshuffelten Rhythmik in schwelgerischer Eigenrotation — nur von einem Sinn fürs elegante Milde gebremst — um wonnige Bass-Arpeggios mit Drive im Bauch kreiseln, so dass es anmutet wie leuchtender Krill in einer sonderbar choreografierten Strömung.

Die wunderschönen Flächen, die sich auch auf den folgenden Stücken des Albums in ihrem Schimmern als priebesche Trademark-Chords herauskristallisieren, legen das Klangbett für lichtvolles Getwinkel und Getwankel. Immer wieder nehmen sich die Drums und Percussions selbst zurück, um Raum zu öffnen für die vielen kleinen melodischen Malereien und ihr spieluhrenartiges Eigenleben. Ein näselnder Synthesizer sweept sich wie ein freundlicher, großer Wal durch diesen Klang gewordenen Planktonwald in fluoreszierendem Meerschaum. Alles ist hier so herrlich und behutsam in den Stereoraum gesetzt, dass man nicht anders kann, als selbst ein kleines funkelndes Leuchtetier in diesem Schwarm aus Hooks & Sounds zu werden.

Ein Interlude (The Loss) setzt als kurzes Stück eine Zäsur in den Ablauf des Albums, bevor es mit Take Care wieder auf tomtom-getragene Tauchfahrt geht. Hier zieht sich eine pulsierende 808-Conga durch das Stück, wie ein stetes Echolot, auf- und abebbend in einem Fahnenwind aus Hall. Ein jazziges Piano und Fetzen von choralen Vocals tänzeln um einen Bau aus Synthesizer-Akkorden.

Das Wesen des Schönen in mildem Pump

Philipp Priebe hält es in seinen Stücken gern verhuscht und verweht. Tracknamen wie Glowing, Reflection und Deep Chrome Canyons spannen hier einen ansprechenden, ästhetischen Rahmen auf. Es geht um Licht, ums Flackern und Plätschern, um die Fetzen von Helligkeit, die sich durch ein samtiges Dunkel zischeln, um ein perlenhaftes Glimmern, um verschiedene Vorstellungen eines Wesens des Schönen.

Das Titel und damit quasi Kern gebende Stück des Albums, The Being of the Beautfiful, nimmt sich selbst beim Wort und liefert eine ebenso simple, wie ergreifende Akkordfolge als herzerweichendes Grundlagenloop, in das sich nach vier lichtsuhlenden Minuten eine erst mattierte, dann immer austernbrausender werdene Acid-Linie frisst und ein sandschrötiges Vocalsample hervorkrempelt, bis am Ende dieses spleenigen Törns das Traumwandlerische wieder Oberhand gewinnt und die Melancholia als heilsame Seekrankheit wieder die Decks bevölkert. Das nachfolgende Glowing schiebt das Klangbild mit seiner unterschwelligen Melodieverliebtheit und der Wärme der Pads und Keys erneut in Richtung fluides Schwipperschwapper à la Efdemin, Glitterbug und Soulphiction.

Phillip Priebe Being of the Beautiful

Ice Mountain zieht die Unterwasserthematik dann noch einmal von einer märchenhaft eisprinzessinartigen Seite auf und verklangbildlicht kristallines Mondlichtglitzern in den spektralen Brechungshorizonten eines Eisbergs als Prisma durch lange Chords und kurze Andeutungen von leise fallenden Flockensounds.

Wasserstraßentechno: Zurücknahme und Weglassung

Abgerundet wird das Album durch Remixe von den Patternvettern Steffen Kirchhoff, der Cry einer schmelzigen Chordflächenkur unterzieht und Lorin Sylvester (Me Succeeds), der mit seiner Interpretation des erwähnten Interludes das Album zum Ende hin wieder sanft in den audiophilen Bedroom wiegt.

Wiegenhaft plätschernd und in housigem Schunkel präsentiert es sich hier: das Being of the Beautiful. Das Wesen des Schönen und das Schöne und auch das Sein als Solches – mein Sein, dein Sein, irgendjemandes Sein, alles soll ein Sinnsein sein! — finden hier in unaufdringlicher Sanftheit eine Musik gewordene Entsprechung. Das erwähnte Technoseepferd wird hier zu einem House-Einhorn, einem edelschimmelweißen, feenhaften Ding, das da unten im Meer deiner salzigen Träume seine Runden zieht.

Schönheit, das vergessen oftmals ja viele, hat nämlich nichts mit Lautheit zu tun, ist nicht irgendein vordergründig präsentes Blenden, kein brüllposauniges, bürzelwackelndes Poserding, viel eher eben ein sedimenthaftes Schimmern und Funkeln — klandestin und sublim, Resultat einer Kunst der Zurücknahme und Weglassung: Minimal, weißt!

Eine erzählerische Qualität in die wortlose Musik zu bringen, Stimmungen zu malen — all das gelingt Philipp Priebe auf den Stücken seines Albums im Sinne eines Best-of-both-Worlds ganz wunderbar. Das hier ist Musik, für den Ohrensessel, genauso für ein tröpfelndes Insichselbstzerfließen während der Afterhour. Hörempfehlung für Leute, denen ein Herz im Gehörgang wächst und die gerne mal eine Herde Seepferde satteln wollen!

Links:

 (Fotos: Jules Villbrandt)

Ferdinand Fantastilius ist Labelbetreiber (Rain, Dear! Recordings &  Revelations), Musiker (Huey Walker, The Splendid Ghetto Pipers) und schreibt in unregelmäßigen Abständen für den Fleischervorstadt-Blog 

Pop am Wochenende: Wider den Prime-Time-Proletismus — Christian Löffler und seine rurale Elektromantik

Eine Musikbesprechung von Ferdinand Fantastilius

kolumne 17vier

„Eins-zwei-drei, jetz‘ mache‘ wa ’n Däschno – umpfz, umpfz, umpf, umpf“- schon vor 20 Jahren geisterten drollige Verulknudeleien dieses damals noch gar nicht so alten Musik- und Jugendbewegungsstils auf leiernden Mixkassetten durch die Jugendzimmer der Republik. Mittlerweile hat sich Techno tatsächlich zu einer, für jeden Menschen zugänglichen Eins-zwei-drei-aus-dem-Hut-Zauberei entwickelt. Wie jedes jugendkulturelle Phänomen droht auch Techno – als Sammelbegriff für Musik, die mit Mitteln elektronischer Klangerzeugung und kompositorischen Wiederholungsprinzipien angefertigt wird – in den grindigen Fingern des bösen Onkels Mainstream zu veröden.

Die olle Tante Techno ist mittlerweile ja nun auch nicht mehr die jüngste. Eigentlich ist sie längst tot und wird allwochenendlich von ganzen Horden aus Becks-Gold-Buben und puterroten Truthahngesichtern zu Grabe gestampft. Denn „Stampfen“ ist das neue Tanzen. In Minimalhausen verabredet man sich nicht zum Tanzen gehen, sondern zum „abstampfen“: Zugekokste Tanzaffen zotteln in Hypnose zum ewig selben Abgespule der Beatport-Hitlisten über den Dancefloor. Kopfnicker-Brieftauben beim Stuhltanz. Wer zuerst „Jawoll!“ schreit, fliegt raus!

An den zumeist digitalen Turntables leiern die DJ-Gibbons unter ihren Carharrt-Hoodies an den Jog-Wheels ihrer Steuerpulte herum, vor der Tür bohren die Schutzgorillas aus der Halbwelt ihre grimmigen Wachhaltermienen in die nach Feierei und Sause dürstenden Herzen der Wochenendausflügler, die Schlange stehen für den Einlass in die Parallelwelt des kontrollierten Überschwangs. Zur Party? Zur Party! Techno und Clubkultur sind längst so verwegen, wie aufgebohrte Motoradauspüffe und tätowierte Arschgeweihe – nämlich kaum noch.

Techno 2012: Zwischen Springbreak und SubversionE

Techno als Club- und Ausgehkultur glimmt ca. drei Dekaden nach seiner Initialzündung als duseliger Restglimmer seiner ursprünglichen Freisetzungskraft hedonistischer Ausbruchsimpulse aus dem durchformatierten Arschlochalltag. Vielleicht ist es auch nur ein Innehalten, eine Pause – die technische Innovation hat die Mittel und Methoden der Produktion und Rezeption quasi demokratisiert.

Wie in jeder Demokratie kommt dabei natürlich viel Langeweile und Vollschrott auf. Jeder noch so eingebildete Hobby-Avantgardist und Vollzeit-Redneck kann in gecrackten Mehrspursequencerprogrammen und beknackten Großraumdiscotheken seine nullachtfuffzehn Tracks und seinen Vier-Viertel-Verwegenheitslifestyle zusammenpopeln. Das Aussieben aus der Flut an Freizeitangeboten und musikalischen Veröffentlichungen rund um den Themenkomplex „Techno“ ist heutzutage geradezu eine Herausforderung.

electro party

Hier hilft nur, was rar geworden ist: eigene Meinung, interessierte Auseinandersetzung, forschende Fragerei, Gefühlskompetenz. Ausschweifendere Betrachtungen zum Thema Zeitgeist-Techno, dancefloorelle Volksverblödung und das Dauerfeuer der Identitätsstiftungsimpulse, das Tante Techno als Über-Pop-Prinzip auf all die armen leeren Menschenseelen draufballert, Überlegungen zum Spannungsfeld „Techno zwischen Subversion und Springbreak“ werden zu einem anderen Zeitpunkt folgen. Vorerst widmen wir uns jedoch der ländlich inspirierten Naturalelektronik des Christian Löffler, der auf erfrischend unaufgeregte Art und Weise jenseits von Jahrmarktminimal und Bloghypeeinereli musiziert.

Rurales Feel in Patterns gepinselt

Christian Löffler (Photo: Sarah Bernhard)Aus den verwiesten Weiten der norddeutschen Provinz kommt nun ein elegantes, geradezu kunstsinniges Album von Christian Löffler. Sein Langspieldebüt, A Forest, ist die logische Schlussfolgerung aus seinen vorangegangenen Arbeiten. Zahlreiche Tracks und EPs ebneten den Weg zu den 12 Stücken des Albums.

Christian Löffler schafft es, das zur leeren Worthülse degenerierte Attribut der „melancholischen Electronica“ für sich zu verbuchen. Jeder Dreiviertelhosenproll und jeder dahergescheitelte Hipsterstorch bezeichnet seine feierabendlichen Ableton-Gehversuche als irgendwie housy, lieblich-romantisch und voll verschnuffelt introspektiv. Vieles davon bleibt in Form von visionslosem Presetgefrickel im Stadium des Tutorialtechnos stecken.

(Foto: Sarah Bernhard)

Waldwummernde Gandalf-Grooves

Christian Löffler arbeitete immer schon eher abseits des alles abgeilenden Krawalltechnos der provinziellen Großraumdiskotheken. Er hat in den letzten Jahren das geschafft, was viele selbsternannte Producer in Ermangelung von Vision und Willen zum Sound oftmals vernachlässigen: er hat sich einen Trademark-Sound geschaffen. Seine Filter, Effekte und Klangerzeugungs-Plugins sind wohlgewählt und nie Voll-auf-die-Zwölf. Im organischen Zusammenspiel entfalten sie, wie ein Bienenstaat, ihren ästhetischen Sinn und ihre formale Qualität. Kein nervtötender Brummbass oder käsige Hook-Synthesizer krawallen sich in die Ohren der Zuhörenden. „Pop am Wochenende: Wider den Prime-Time-Proletismus — Christian Löffler und seine rurale Elektromantik“ weiterlesen

Insomnale 2011 kurz vor der Eröffnung – Ein Streifzug in den Ameisenstaat

Nun also doch: Die Insomnale wird dieses Jahr stattfinden und ihre Eröffnung steht unmittelbar bevor. Als Mitorganisatorin Karolin Schwab Mitte März über die Probleme der größten Ausstellung junger Kunst hierzulande sprach, war es noch schlecht bestellt um die wichtigste studentische Veranstaltung dieser Art. Inzwischen hat sich einiges getan und die Insomnale 2011 wird greifbar.

Verborgene Schätze — ein begrüntes Ensemble als behagliches Heim

insomnale 2011 lageEine der größten Schwierigkeiten bei der Organisation warf damals wie so oft die Suche nach einem geeigneten Ort auf. Diese Hürde wurde mit Bravour genommen und es konnte ein wunderbares Gebäudeensemble in Bahnhofsnähe angemietet werden.

Vom industriellen Werktätigkeitscharme der Hallen, denen schon bei der Gemeinschaftsausstellung Alle in ’ner Halle, beim GrIStuF 2010 und zuletzt bei der Sammlung Fleischervorstadt eine frischzellige Kulturkur angediehen wurde, ist hier derzeit nicht mehr viel zu merken. Erst auf den zweiten Blick nimmt man die Rohre und Stromanschlüsse zwischen den Leinwänden, Farbeimern und Werkzeugen wahr und erahnt, was hier einmal stattgefunden haben mag.

Diese Gebäude sind unsichtbar und verbleiben im Abseits. Ein Kleinod, das der Kunstausstellung ein vortreffliches Heim bieten wird.

„Wir sind wie ein Ameisenstaat“

Kunststudent Lars Fritzsche baut an einem Tresen. Irgendwann findet er endlich einen Moment Ruhe, legt die Bohrmaschine zur Seite und sucht sich einen Platz. „Wie ein Ameisenstaat“ funktioniere die Organisationsgruppe inzwischen. Ein Staat ohne Königin, an deren Stelle die Idee der Insomnale schwebe, über allem. Die anderen nicken zustimmend.

insomnale to-do

Es ist ein Kommen und Gehen: Über 80 Anmeldungen sind eingegangen – etwa genauso viele wie im letzten Jahr. Bis dato haben zwar kaum die Hälfte der Exponate ihren Weg in die Hallen gefunden, dennoch herrscht rege Fluktuation.

Drei Studentinnen spannen roten Stoff auf einen selbstgebauten Holzrahmen. Hin und wieder kommt jemand in farbbefleckter Latzhose und fragt, ob inzwischen Strom gelegt sei. Es wird über Einsparpotentiale beim Firnis diskutiert und befürchtet, dass das Büffet nicht reichen könnte. Die Frage nach Verschiebungen zwischen künstlerischen Ausdrucksformen und absehbaren Trendenzen wird einhellig beantwortet: Dieses Jahr ist wohl Malerei en vogue.

Klicker, Knister, Vernissage

Ähnlich den Vorjahren ist auch die Insomnale 2011 von einem Begleitprogramm umwoben, das die Hallen im Ausstellungszeitraum vom 8. bis zum 26. Juni begehrlich und begehbar machen wird. Zur Vernissage reist einmal mehr Donkey Princess an, die hier in Greifswald erst vor drei Wochen die Vernissage Kevin Neitzels begleitete.

Wenn danach Christian Löffler, der sich im vergangenen Jahr selbst als ausstellender Künstler beteiligte, es flirren, blippsen, knistern und knacken lässt, wird der Bogen zur Finissage der vergangenen Insomnale geschlagen, ehe Steffen Kirchhoff den würdigen Abschluss des Abends bereitet.

Insomnale

Inzwischen sind die drei Kunststudentinnen mit dem Bespannen des Rahmens fertig geworden und beginnen mit einer ersten Grundierung. „Das lässt sich schon gut an“, ahmen sie augenzwinkernd ihre Dozentin nach und tragen noch mehr Farbe auf. Ein Gewitter kreist über der Stadt, es blitzt. Was  elektrisiert hier eigentlich wen? Strobohobo!

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Außer dem kunstwissenschaftlichem Kolloquium und der Preisverleihung finden alle Veranstaltungen in den Hallen (Bahnhofstr. 44) statt.

  • 08.6. | 15 Uhr, Vernissage
  • 13.6. | 18 Uhr, Twisterperformance
  • 15.6. | 14 Uhr, Kunstwissenschaftliches Kolloquium / Landesmuseum
  • 18.6. | 21 Uhr | Konzert „Naked Neighbours on TV
  • 22.6. | 20 Uhr, Filmnacht
  • 23.6. | 20 Uhr, Preisverleihung / Theater, anschließend FSR Party / Bahnhofstraße 44
  • 24.6. | 21 Uhr, Multimediale Lesung
  • 26.6. | 20 Uhr, Finissage

Juli im Freien — Elektroparty im Museumshafen

Am kommenden Wochenende stehen jetzt schon zwei Veranstaltungen fest, die aus dem gewohnten Greifswalder Rahmen fallen. Nachdem sich am Sonnabend hoffentlich die umtriebigen Massen mit Luftmatrazen und Schlauchbooten beim Kaljakellunta auf dem Ryck herumgetrieben haben, geht es am Sonntag gleich euphorisch weiter.

Julihaft, elektronisch & freundlich

Elektronisch freundlich lautet die auf dem Flyer angegebene Devise und diesem Motto entsprechend, gestaltet sich auch der Zeitplan, denn Juli im Freien wird eine Open-Air-Veranstaltung, die tagsüber stattfindet. Bereits morgens wird die Party im Museumshafen losgehen und bis 22 Uhr andauern. So kann man auch mit den Widrigkeiten der Ämterrestriktionen umgehen!

Mit von der Partie sind regionale und überregionale Hochkaräter. Die mit Abstand bekanntesten dürften dabei das Kollektiv Turmstrasse sein; weitere Live-Acts sind Sander Bekeschus, der seit kurzem auch auf Vinyl zu haben ist und der wunderbare Christian Löffler, dessen EP Heights sogar schon in der DE:BUG besprochen wurde.

Als klassische DJs werden Silvio Marquardt & Gregor Haeder, drehfreude Kruse, Robin Große und Steffen Marquardt den Platz bis zum Sonnenuntergang beschallen.

Fakten: 25.07. | 10 – 22 Uhr | 5 EUR

Finissage der Insomnale 2010

Es ist geschafft, die diesjährige Insomnale haben wir so gut wie hinter uns gebracht. Jetzt heißt es, sich aufraffen für den letzten Akt der Herrlichkeit, die Finissage in der Langen Reihe 1.

flyer-finissageHeute Abend wird zum letzten Tanz geben, werden Haus und  Hof noch einmal für die Abschlussveranstaltung geöffnet. Das Line-Up verspricht Exzess und Elegie, Esprit und Eleganz, Elektro und Ekstase.

Ab 22 Uhr starten die beiden Liveacts Christian Löffler – von dem auch zwei Malereien in der Langen Reihe ausgestellt sind – und Sander Bekeschus; letztgenannter in Kollaboration mit Edith Shnale am Bass – bekannt durch das Melanchopop-Projekt Lumierès Claires. Ab 24 Uhr wird dann NPLN die Führung durch die Nacht übernehmen und uns allen den Weg Richtung Sonnenaufgang weisen.

Fakten: 25.06. | 22 Uhr | Lange Reihe 1 | Eintritt frei

Lebenszeichen des Club9?

Totgesagte leben eben doch länger. Nachdem sich der C9 praktisch vor Jahren aus dem Nachtleben Greifswalds verabschiedet hat und immer wieder Gerüchte kursierten, dass der Studentenklub tot sei, kommt die Homepage des Vereins seit kurzem in neuem Gewand daher.

Im April wies ich auf die alte Gestaltung der Internetseite hin und veröffentlichte damit den meistkommentierten Beitrag des Fleischervorstadt-Blogs, den offensichtlich auch Verantwortliche und Freunde des C9 lesen. Damals versuchten die Betreiber nach eigener Aussage in der sich anschließenden Diskussion, den Begriff Weltnetz von seinen rechten Konnotationen zu befreien, und verwendeten ihn aus diesem Grund auf ihrer Baustellenseite. Das erinnert ein wenig an FDPler Sebastian Ratjen, der sich aus mißverstandener Solidarität eine Jacke der rechten Modemarke Thor Steinar kaufen wollte.

Die Ende Oktober gestartete, neue Internetpräsenz kommt zum Glück ohne dieses Wort aus und verspricht, dass dort zukünftig über Exilparties und den nebulösen Umbau in der Hunnenstraße berichtet werden soll. Man darf gespannt sein, ob der C9 nochmal irgendwann öffnen wird. Vieldiskutierte Beiträge findet ihr übrigens in der rechten Spalte unter Kontroversen.

Exilparty: Plattentektonik #2

plattentektonikBis dahin bleibt es bei externen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der plattentektonischen Kooperation mit dem Geographenkeller am 14. November, die bereits in die zweite Runde gehen wird. Dort werden mit Christian Löffler, Bekeschus, Patrick Boltze und NPLN Sajonz gleich vier verschiedene Musiker und DJs aus Greifswald durch die Gefilde elektronischer Musik wandeln.

Fakten: Plattentektonik #2 | 14.11. | 23 Uhr | 5€ /4€