Die Ostsee-Zeitung berichtete heute in ihrem regelmäßig erscheinenden Fertilitätsreport Hallo Baby, dass die Hebammen der Greifswalder Frauenklinik in der vergangenen Woche „alle Hände voll zu tun“ gehabt hätten. Allein in den letzten sieben Tagen seien 20 Geburten betreut worden. Oder um diese Leistung mit den Worten der Lokalredakteurin zu bewerten: „Das ist eine neue Jahresbestleistung!“
Nicht weniger interessant als dieser Reproduktionsrekord sind die frisch vergebenen Vornamen, die geübten Kaffeesatzlesern mit einer ungesunden Portion Waghalsigkeit schier unbegrenzte Interpretationsspielräume eröffnen. Fest steht, dass die Beliebtheit mehrteiliger Vornamen ungebrochen ist. Unklar hingegen bleibt, wieso man seinen Sohn nach einem britischen Fernsehkoch benennt und was das über uns aussagt.
Werdende Eltern, die zukünftige Verwechslungsgefahren auf den zahlreichen und vor allem gut ausgebauten Greifswalder Spielplätzen ausschließen wollen, sollten die vergebenen Vornamen der letzten Woche unbedingt meiden. Dazu gehören: Stephan Roland, Gero Arnold, Lennard Mathias, Edgar Peter, Janek-Joel, Jannis, Milo, Lukas, Lennox, Jamie Oliver, Charlotte, Jasmin, Emily, Hannah Lotti, Jonna, Mailin, Lena, Finja Sylvia Angelika und Sophia. Da eine der zwanzig Geburten nicht namentlich in der Zeitung erwähnt werden durfte, bleibt ein gewisses Restrisiko jedoch nach wie vor bestehen. Herzlichen Glückwunsch!
Für was im Greifswalder Rathaus nicht alles eine Pressemitteilung formuliert wird: Wenn es gut läuft, gibt es am Ende dieses Jahres insgesamt 23 Greifswalder, die mindestens 100 Jahre alt sind!
(Foto: Petra Bork/pixelio.de)
Die Riege der hansestädtischen Methusalems führt Elsa Warnig an, die dieses Jahr hoffentlich ihren 105. Geburtstag feiern wird. Auf dem zweiten Platz rangiert eine Bürgerin, die 102 Jahre alt wird. Vier weitere Rentnerinnen und ein Senior knacken immerhin die 101, während nicht weniger als sechzehn Greifswalder Frauen ihrem ersten dreistelligen Geburtstag entgegenblicken dürfen.
Noch mehr Jubiläen gibt es auf dem Hochzeitsparkett: in diesem Jahr werden voraussichtlich 42 Paare ihre Diamantene Hochzeit (60 Ehejahre) und 9 ihre Eiserne Hochzeit (65 Ehejahre) feiern. Der absolute Wahnsinn!
Die Statistikstelle der Hansestadt Greifswald hat vor wenigen Tagen die aktuellen Bevölkerungsdaten für das zurückliegende Jahr 2011 veröffentlicht.
Sie belegen das ungebrochene Wachstum der Stadt um 379 Personen auf nunmehr exakt 60.822 Einwohner, die zum 31. Dezember 2011 hier gemeldet waren. Davon unterhalten 6240 Personen ihren Nebenwohnsitz in Greifswald.
Dieser Anstieg ist allerdings nicht darauf zurückzuführen, dass in Greifswald jährlich mehr Menschen geboren werden als sterben — im Gegenteil. Abgesehen von den Jahren 2001 und 2007 ist für Greifswald seit Jahren ein sogenannter Gestorbenüberschuss feststellbar, die Hansestadt liegt damit im landesweiten Trend.
GREIFSWALDER KOMMUNALPOLITIK WIRD DEM ALTER IHRER BEVÖLKERUNG NICHT GERECHT
Dass trotz dieses negativen Wachstums die Zahl der Einwohnerinnen steigen konnte, liegt an den Wanderungsgewinnen. So zogen 2011 insgesamt 379 Personen mehr nach Greifswald, als die Stadt verließen. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Studierenden um 196 Immatrikulierte auf insgesamt 12.452 Studierende. In den vergangenen 17 Jahren ist damit ihr Anteil an der gemeldeten Greifswalder Bevölkerung von 7,7% (1995) auf 20,47% (2011) gestiegen und hat sich somit beinahe verdreifacht.
Der dauerhaften Frischzellenkur durch die Universität und dem sich daraus ergebenden demographischen Standortvorteil Greifswalds steht bis heute leider keine Kommunalpolitik gegenüber, die diesen Jungbrunnen für sich zu erschließen weiß. Maßnahmen und Entscheidungen der Stadtverwaltung werden dem jungen Durchschnittsalter der Stadt nicht gerecht. Diese Malaise betrifft fast alle Verwaltungsbereiche vom Wohnen über Kultur bis zum Verkehr.
ANKLAM: TREND ZUR SELBSTAUFLÖSUNG VORLÄUFIG GESTOPPT
Ein Blick ins vorpommersche Umland verdeutlicht einmal mehr die Schrumpfung auf Raten, von der die meisten Städte und Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns betroffen sind. Während die Bevölkerung in Greifswald seit 2005 wieder wächst, verlieren benachbarte Städte wie Stralsund, Wolgast oder Demmin seit der Wende kontinuierlich Einwohner.
Überraschenderweise verzeichnete die Peenestadt Anklam, die zwischen 1990 und 2009 mehr als ein Drittel ihrer Einwohnerinnen einbüßte, im Jahr 2010 erstmals wieder ein Bevölkerungswachstum und setzte damit dem Trend zur Selbstauflösung ein vorläufiges Ende. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, weil das relative Wachstum Anklams zwischen 2009 und 2010 etwa dreimal so hoch war wie in Greifswald — ganz ohne Universität.
*Update* 25.01.
Das angenommene Bevölkerungswachstum relativiert sich durch die Tatsache, dass inzwischen der Ort Pelsin eingemeindet wurde und seine Einwohner nun Anklam zugerechnet werden. Im Kommentarbereich ist eine Schätzung zu finden, nach der Anklam im vergangen Jahr ungefähr 90 Einwohner verloren hätte.
_________________
Die aktuellen Bevölkerungszahlen des Statistischen Landesamtes werden leider erst später veröffentlicht, so dass bisher nur bis 2010 vorliegen. Dort werden auch nur die Einwohner erfasst, die mit ihrem Hauptwohnsitz gemeldet sind. Am Beispiel Greifswald wird allerdings deutlich, wie beträchlich der Anteil nebenwohnsitzlich gemeldeter Bürgerinnen sein kann.
Sparen, sparen, sparen. Das ist die Quintessenz der städtischen Haushaltsplanung für das kommende Jahr, durch das wir allein im Finanzhaushalt ein Defizit von über 2 Millionen Euro schleifen. Die Steuereinnahmen Greifswalds sind zwar gestiegen, jedoch gingen mit dem Verlust der Kreisfreiheit auch städtische Aufgaben und die damit verbundenen Zuweisungen verloren.
Von den angeratenen Sparplänen wird auch das Begrüßungsgeld betroffen sein, mit dem bislang versucht wurde, neue Einwohner zur Verlegung ihres Hauptwohnsitzes in die Hansestadt zu bewegen. Die einmalige Umzugsbeihilfe beträgt 150 Euro und kann noch unkompliziert im Einwohnermeldeamt beantragt und in Empfang genommen werden. Sie steht nicht nur Erstsemestern zu, sondern jedem Studierenden oder Azubi, der sich hauptwohnsitzlich nach Greifswald ummeldet und versichert, bis zum Jahresende zu bleiben.
Es ist abzusehen, dass diese Prämie zukünftig nicht mehr gezahlt wird. Wer sich der 150 Euro also noch bemächtigen will, hat voraussichtlich nur noch fünf Wochen Zeit, um endlich im Einwohnermeldeamt (Spiegelsdorfer Wende Haus 1) aufzukreuzen. Mitzubringen sind dabei ein gültiges Personaldokument und eine Studienbescheinigung oder ein Ausbildungsvertrag. Das Geld gibt es als Scheck unmittelbar vor Ort.
Gestern wurden die Entwicklungspolitischen Tage 2011 im Stadthafen von Szczecin eröffnet. Heute beginnt die seit 2001 jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe nun schließlich auch in Greifswald und den anderen Partnerstädten Güstrow, Kühlungsborn, Lüssow, Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, Stralsund und Wolgast.
Das zentrale Thema der diesjährigen EPO-Tage ist der städtische Raum. Diesem Phänomen wird sich in den kommenden zwei Wochen aus unterschiedlichen Perspektiven und mit verschiedenen Veranstaltungsformaten, die vom klassischen Vortrag bis zum gemeinsamen Stadtspaziergang reichen, angenähert. Der einende Titel lautet dabei in diesem Jahr Zukunft findet Stadt.
Den Anfang macht heute Abend Prof. Dr. Helmut Klüter, der im Koeppenhaus über schrumpfende Städte referieren wird. Der Geograph wird dabei unter anderem der Frage nachgehen, ob „die von Deindustrialisierung und Bevölkerungsrückgang gekennzeichnete Stadtentwicklung in den neuen Bundesländern“ als Chance oder eher als städtische Entwicklungsbedrohung zu begreifen ist.
Das Gros der EPO-Veranstaltungen wird in den kommenden Tagen hier auf dem Fleischervorstadt-Blog angekündigt werden. Wer darauf nicht warten will, wirft schon mal vorab einen Blick in das Programmheft (pdf-Dokument, 2,4 MB).
Die Greifswalder Stadtverwaltung bemüht sich zum Beginn des Wintersemesters darum, dass möglichst viele Neuankömmlinge ihren Hauptwohnsitz in die Hansestadt verlegen und prämiert diese Entscheidung seit einigen Jahren mit einer einmaligen Zahlung von 150 Euro. Bis zum 14. Oktober befindet sich deswegen eine vorübergehend eingerichtete Außenstelle des Einwohnermeldeamts im Rathaus. Der weite Weg in die Spiegelsdorfer Wende ist dieser Tage also vermeidbar.
Zur Abwicklung dieses bürokratischen Akts sind ein gültiges Personaldokument und eine Studienbescheinigung, Immatrikulation oder ein Ausbildungsvertrag vorzulegen — das Geld gibt es als Scheck unmittelbar vor Ort. Der Antrag auf Umzugsbeihilfe kann schon zuhause ausgefüllt werden. Mit der Unterzeichnung des Formulars bestätigt man unter anderem, dass man seinen Hauptwohnsitz bis zum Ende des Jahres in Greifswald behalten wird.
Die Stadtverwaltung hat für diese Umzugshilfe im laufenden Jahr 275.000 Euro eingeplant, von denen bislang 73.000 Euro abgerufen wurden. Es wurden also über 480 Ummeldungen erreicht. Die Prämie wird nicht nur an Erstsemester gezahlt, sondern an alle, die ihren Hauptwohnsitz nach Greifswald verlegen. Wer sich also mit geringem zeitlichen Aufwand einem warmen Geldregen aussetzen und gleichzeitig der Stadt etwas Gutes tun will, ist hier an der richtigen Adresse.
Die temporäre Meldestelle ist täglich von 8.30 bis 12 Uhr und von 13 bis 16.30 Uhr (außer freitags) geöffnet.