Die rechte Gruppierung FFDG wird am Montagabend in Schönwalde II demonstrieren. Das Bündnis „Greifswald für alle“ ruft zum gemeinsamen Protest dagegen auf und kündigt eine Mahnwache an. Eine Critical Mass sorgt für sichere Anfahrt.
Seit September versammeln sich auch in Greifswald besorgte Bürger, Rassisten und Neonazis zu Mahnwachen und Demonstrationen. Am Montagabend geht es zum siebten Mal auf die Straße. Unter dem Motto „Gegen die aktuelle Politik und linken Terror“ laden die beiden rechten Gruppierungen FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit) und „Greifswald wehrt sich“ — ein Label, unter dem am 21. September der erste unangemeldete Aufzug der Fremdenfeinde stattfand — zur Demonstration „gegen das System“ ein, wie es auf dem Einladungsbild heißt. „„Greifswald für alle“ ruft zum Protest gegen FFDG-Demo in Schönwalde II auf“ weiterlesen →
Am Samstagnachmittag fand in Greifswald die sechste Demonstration von besorgten Bürgern, Rassisten und Neonazis statt. Mehr als 300 Greifswalder protestierten auf dem Markt gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
Dem Aufruf der rechten Organisation FFDG (Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit), die vor wenigen Wochen nach dem ersten unangemeldeten Auflauf besorgter Bürger im September gegründet wurde, folgten knapp 100 Personen, die sich ab 14.30 Uhr zunächst an der Europakreuzung / Blum-Straße versammelten. Unter den Demonstranten befanden sich auch Maik Spiegelmacher und andere Anhänger des rechtsextremen Vereins „Deutschland muss leben e.V.“, die alsbald ein Banner der Organisation, die ein bundesweites Unterstützungsnetzwerk für Neonazis schaffen möchte, entrollten und präsentierten.
In die FFDG-Demo reihte sich auch Maik Spiegelmacher mit mehreren Anhängern des rechtsextremen Vereins „Deutschland muss leben“ ein (Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Die Nachricht, dass linke Demonstranten bei der vorletzten FFDG-Demonstration unabsichtlich den Redebeitrag eines Asylbewerbers aus Ghana mit Parolen wie „Haut ab“ gestört haben, sorgte im Nachhinein für Häme, Kritik und Verwunderung. Aber was hat der Ghanaer damals eigentlich genau gesagt?
Ein Gastbeitrag von Michael Gratz
„Wir kommen wieder!! Und dann machen wir kein Halt mehr! !!“ schrieb ein Herr Ruck auf der Seite „Greifswald wehrt sich“ nach der „spontanen“ unangemeldeten Demo der Asylgegner am 21.9. Wäre er in Greifswald, brauchte er ja nicht wiederzukommen. Herr Ruck nennt sich auf seiner Facebookseite „Wuestenfuchs Rügen“. Ein Schelm, wer da an einen Nazigeneral denkt, der von den Engländern in der Wüste geschlagen wurde.
Ein Herr Bruni hakt nach: „Genauso, sind auch wieder das naechste mal in HGW dabei.?Wir werden nicht mehr weichen, denn wer Deutschland nicht liebt, der sollte Deutschland verlassen!“ Herr Bruni liebt außer Deutschland noch: Neubrandenburg wehrt sich, Schwerin wehrt sich, Wismar wehrt sich, Deutschland wehrt sich, Das Saarland wehrt sich, Rostocker Division, Dr. Frauke Petry, AfD MV, NPD-Kreisverband Nordvorpommern und viele weitere.
(Screenshot, Facebook)
Daß die beiden Herren mit Grammatik und Orthographie des Deutschen nicht auf bestem Fuß stehen, verwundert nicht, daran erkennt man ja die neuen deutschen Patrioten. Ob er wiedergekommen ist, weiß ich nicht. Am nächsten Montag kamen nur etwa 35 Leute auf den Greifswalder Marktplatz, zehnmal soviel Gegendemonstranten standen ihnen gegenüber. Die einschlägige Seite nsgreifswald hatte angekündigt: „Runde zwei des deutschen Widerstandes formiert sich zu einer erneuten Demonstration durch die Greifswalder Innenstadt.“ Zu einem Zug durch die Innenstadt kam es aber nicht, die Gegen-Wehr war zu groß. Dafür hatten sie sich etwas besonderes ausgedacht. Sie wollten laut Ankündigung nicht „für Deutschland“ oder „Gegen Asylanten“ kämpfen, sondern diesmal „Gegen Atomwaffen auf deutschen [sic] Boden“. Natürlich mit heimlichem Augenzwinkern; auf ihrer Mobilisierungsseite “Greifswald wehrt sich” erkundigt sich jemand besorgt: „Es geht natürlich Hoffentlich um das Thema was uns z.Z. Alle Ankotz und nicht um Atomwaffen“. Der Seitenbetreiber beruhigt ihn mit sechsfachem Augenzwinkern. „Wer Deutschland nicht liebt…“ weiterlesen →
Mvgida konnte in Greifswald bislang nicht Fuß fassen, doch hat sich in den letzten zwei Wochen mit FFDG eine neue Gruppierung gegründet, um Versammlungen für besorgte Bürger, Rassisten und Neonazis zu organisieren. Heute wird in Schönwalde demonstriert.
„Für Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit“ ist der Leitspruch der unlängst gegründeten, gleichnamigen Gruppierung FFDG, die für den heutigen Abend eine Versammlung in Schönwalde angemeldet hat und von nun an jeden Montag an wechselnden Standorten für Unruhe sorgen will.
FFDG-Versammlung vor einer Woche: „Gott schütze unser Land vor Hunger, Pest und Brand, vor Irren, die mit Bomben schmeißen und Parteien, die Die Grünen heißen!“ (Foto: Fleischervorstadt-Blog 10/2015)
Nach der Überraschungsdemo vor einer Woche mussten Asylgegner und Neonazis heute in Greifswald eine empfindliche Schlappe hinnehmen. Nur drei Dutzend Personen folgten dem Aufruf und wurden auf dem Markt von einer lautstarken Menge übertönt.
Vielleicht war das Motto der Versammlung dann doch zu subtil, um die wutbürgerliche Klientel in Greifswald auf den Marktplatz zu bewegen, jedenfalls folgte so gut wie niemand dem Aufruf der Facebook-Seite „Greifswald wehrt sich“, um gemeinsam “gegen Atomwaffen auf DEUTSCHEN BODEN!” (sic!] zu demonstrieren. Das einzige Banner auf Seiten der Rechten ging leider am offiziellen Thema der Demonstration vorbei.
Auch nach einer Stunde kaum Zulauf bei den Rechten (Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Zu der Versammlung, die von einer ortsfremden Person aus dem Mvgida-/ MV.Patrioten-Umfeld angemeldet wurde, fanden sich um 19 Uhr nur etwa dreißig Personen ein. Später wuchs die Gruppe auf 35 Personen an. Wurde die rassistische Demonstration vor einer Woche noch von vielen Auswärtigen unterstützt, zeigten sich am Montagabend erste Ermüdungserscheinungen: In den vergangenen Tagen demonstrierten Asylkritiker, Rassisten und Neonazis gemeinsam in Boizenburg, Greifswald, Stralsund, Wismar, Ueckermünde und Demmin. Nicht wenige sind hierfür auch in andere Städte gereist, doch heute war wohl bei vielen Demonstrationstouristen die Luft raus.
Vielleicht war das verklausulierte Motto nicht eindeutig genug (Screenshot: Greifswald wehrt sich, FB)
Die rechte Versammlung, an der unter anderem ein Mitglied der Burschenschaft Rugia sowie Maik Spiegelmacher, ein Greifswalder Neonazi der ersten Stunde, teilgenommen haben, ertrank zwischenzeitlich in den Sprechchören der etwa 250 Gegendemonstranten, so dass selbst das noch nach mehreren Bier umsetzbare „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“ in einer antirassistischen Geräuschkulisse unterging.
Gegen 19.50 Uhr bewegten sich die Gegendemonstranten geschlossen in die Marktmitte, wo sich kurz zuvor vier Personen aus dem Umfeld der Montagsmahnwachen mit einem Friedensbanner zwischen beiden Gruppierungen postiert haben. Daraufhin bewegten sich mehrere Beamte der mit relativ vielen Kräften angerückten Polizei zwischen beide Demonstrationen und sicherte den friedlichen Verlauf der Veranstaltung ab. Zu einer Eskalation kam es auch dann nicht, als Antifaschisten plötzlich das Banner der Rechten entwendeten und unter dem johlenden Applaus der Masse damit verschwanden.
250 Gegendemonstranten versammelten sich friedlich am Rathaus (Foto: Fleischervorstadt-Blog)
Wenige Minuten nach 20 Uhr löste sich die rechte Versammlung auf und zog über die Lange Straße in Richtung Europakreuzung ab. Kurz darauf zerstreuten sich auch die Teilnehmenden der Gegendemonstration, die den Verlauf des heutigen Abends als Erfolg bewerten können. Bei den Asylkritikern, Rassisten und Neonazis dürfte das Resümee dagegen zerknirscht ausfallen, denn in Greifswald wurde heute sichtbar, dass die Zivilgesellschaft glücklicherweise in der Überzahl ist und rassistische Umzüge nicht unwidersprochen hinnimmt.