Es muss ein unangenehmes Erlebnis für die Bewohner und Bewohnerinnen des Internationalen Kultur- und Wohnprojektes gewesen sein, als sie am heutigen Morgen die Fassade des IKUWO in Augenschein nahmen. In der vergangenen Nacht sind ganz offensichtlich mit Sprühdosen ausgerüstete Neonazis unterwegs gewesen.
Drei Hakenkreuze findet man jetzt an der Hauswand. Aber die sprühenden Neonazis waren nicht nur in der Goethestraße zu Werke, über den Informationsdienst Twitter wurde die Nachricht von weiteren verbotenen rechten Schmierereien vermeldet.
Das Geschehene reiht sich in eine unrühmliche und junge Traditionslinie rechter Aktionen gegen das IKUWO. Erst vor knapp sechs Wochen wurde in der Nacht vor Silvester vor der Haustür des Freiraumes eine tote Katze mit einem in den Kopf genagelten Antifa-Aufkleber deponiert. Ich deute die Straftat als Greifswalder Statement zur größten Nazi-Demonstration Europas am 13. Februar.
Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!
Der Traum ist aus!?
Die Gedenkwoche an das inzwischen abgerissene AJZ/Café Quarks wird heute Abend ihren Höhepunkt erreichen. In einem Podiumsgespräch werden sich ganz unterschiedliche Protagonisten Greifswalder Sub- und Freiraumkultur auf Spurensuche machen.
Dabei wird vom AJZ/Cafe Quarks, dem AVKO in der Alten Druckerei und den Cafe Quarks-Parties in der Mensa die Rede sein, genauso aber auch die nicht endende Odyssee des Stuthe thematisiert oder das (voraussichtliche) Scheitern der Straze-Initiative (ein Gebäude, für das sich vor rund 10 Jahren auch das obdachlos gewordene AJZ/Cafe Quarks interessierte …) und nicht zuletzt auch das IKUWO in seinem Werdegang mit offenem Ausgang betrachtet.
Nach dem Podiumsgespräch wird das vor einer Woche wegen schneeweißer Unpässlichkeiten ausgefallene Konzert mit Las Balkanieras feat. Pionear nachgeholt werden. Anschließend heißt es auf zwei Floors und unter tanzdiktatorischem Musikkommando ehemaliger AJZ-Residents We remember Café Quarks!
Rekordwinter in Greifswald. Der Deutsche Wetterdienst meldete um 13 Uhr eine Schneehöhe von 48 cm und damit die höchste Schneedecke seit dem 24. Februar 1979. Damals hatte der zur Legende gewordene Winter Ost- und Westdeutschland fest im Griff.
Eine spannende und unbedingt empfehlenswerte Dokumentation des Jahrhundertunwetters kann man sich hier ansehen.
DIE NEUE LANGSAMKEIT
Via Twitter informieren verschiedene GreifswalderInnen, dass die Supermärkte menschenleer seien. Viele Bilder werden veröffentlicht und die Leute scheinen die aufgezwungene Langsamkeit zu genießen. Die Autobahnen sind inzwischen gesperrt, der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt, die Züge fahren auch nicht mehr nach Greifswald. Aktuelle Informationen kann man dazu hier auf der Seite der Deutschen Bahn abrufen.
Einen Überblick der Wetterimpressionen bietet Bloggerkollege daburna an, von dem auch das nebenstehende Bild stammt.
PARTYSCHROT UND SUPPENHITS!
Auch die heute angedachte Auftaktveranstaltung der Quarks-Gedenkwoche fällt dem Schneechaos zum Opfer. Las Balkanieras können Greifswald nicht erreichen. Mit im Auto der drei Sängerinnen hätte Pionear gesessen. Der Dancehall-Produzent blieb schon vor zehn Jahren auf dem Weg zu einer Quarks-Party im Schnee stecken. So wiederholt sich Geschichte.
Das Konzert wird in genau einer Woche, also am 6. Februar, nachgeholt werden. Dessen ungeachtet wird das IKWUO heute Abend trotzdem seine Türen öffnen und zu einem fröhlich-winterlichen Trash-Gemetzel einladen. Seid dabei, wenn ab 21 Uhr Partyschrot und Suppenhits serviert werden!
Die Räumung des Greifswalder AJZ/Café Quarks jährt sich dieser Tage zum zehnten Mal. Aus diesem Grund wird vom 30. Januar bis zum 06. Februar eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision stattfinden. We remember Café Quarks!
Madame Mediterranovich und ihre ungestümen Freundinnen
Morgen Abend beginnt die lokalkolorierte Gedenkwoche der etwas anderen Art mit einer fulminanten Auftaktveranstaltung. Mit Las Balkanieras wird es feminin-selbstbewußt zugehen. Das in Deutschland lebende, exil-jugoslawisch-russische Frauentrio vermengt wild und ungestüm balkaneske Folklore mit Elektroeinflüssen und jeder Menge Dancehall.
Hierfür zeichnet der erfolgreiche Produzent Pionear verantwortlich, dessen renommiertes Label Germaica Szenegrößen, wie zum Beispiel Seed oder Dr. Ring-Ding beheimatete.
Pionear verpasste im Januar 2000 leider das Soli-Festival Quarks United, weil er auf dem Weg nach Greifswald im Schnee stecken blieb. Die Live-Performance von Madame Balkaniera Mediterranovich und ihren zwei Schwestern im Geiste wird vom Dancehall-Veteran aktiv unterstützt und hoffentlich mit entsprechend rootigem Tonmaterial unterfüttert.
„I scream, you scream. You scream Ice cream!“
Einen — im Wortsinn — guten Vorgeschmack auf das, was zu erwarten ist, bietet der bei myspace hörbare Song Whats cooking? Hier wird Kulinaria neu verhandelt! Zu den schon genannten musikalischen Einflüssen des Trios mischt der Ankündigungstext „swingenden R’n’B-Fake-Glitzer, grimmige Dubstep-Bässe und eine Liebe zum trashigen Entertainment, zur schrägen Show, zum ganz großen Remmidemmi. Dabei überaus feminin selbstbewußt und alles humorvoll abgefedert. Spätestens, wenn der Russo-Klassiker „Kalinka“ auf einer mörderischen Bass-Linie über die tanzende Meute bricht, gibt es kein Halten mehr!“
Nach der Show der Balkanieras wird mit Russendizko, Polska Rootz und Balkanbeatz in den Morgen getanzt!
In genau neun Tagen jährt sich zum zehnten Mal die Räumung des ehemaligen AJZ/Café Quarks am Karl-Marx-Platz. Das Haus mit der denkmalgeschützten Fassade stand seitdem leer, bis es ganz überraschend am 26. November des Vorjahres abgerissen wurde.
Ein Überblick über die Geschichte des Hauses und ein Video des Abrisses sind einen Tag später auf dem Fleischervorstadt-Blog erschienen. Kurz darauf fand vor den Ruinen des einstigen Kulturtempels eine Art Gedenkveranstaltung statt. Auch diese Zusammenkunft wurde hier dokumentiert.
WOCHE DER KULTURELLEN FREIRÄUME
Anlässlich des Räumungsjubiläums werden in unmittelbarer Zukunft einige Veranstaltungen unter dem Label We remember Café Quarks! stattfinden, die subkulturelle Einblicke und Ausblicke ermöglichen sollen. Vom 30.01. bis zum 06.02. wird eine Woche der kulturellen Freiräume zwischen Gedenken und Zukunftsvision offeriert.
Auf die verschiedenen Parties, Filmvorführungen und Diskussionsveranstaltungen wird hier in den kommenden Tagen noch explizit eingegangen werden. Einen kurzen Überblick auf das, was uns erwartet, bietet der aktuelle IKUWO-Flyer.
Seit bereits über acht Jahren besteht das deutsch-japanische Live-Elektro-Projekt Pitchtuner, das nach seinem Debüt Flight Up The Winding Stairs(2002) und dem zweiten AlbumSpiny Lure (2004) mit Riding The Fire (2008) auf drei Veröffentlichungen zurückblicken kann.
Kein geringerer als der Berliner Moses Schneider, dessen Produzentengeschick sich in der Vergangenheit auch unter anderem Tocotronic und die Mediengruppe Telekommander zunutze machten, war am Sound des aktuellen Albums maßgeblich beteiligt. Die Band ist inzwischen um die ganze Welt gereist, Konzerte in Japan, Belgien und den Niederlanden zeugen davon. Der verspielte Elektro-Pop der Anfangsjahre ist einer neuen Energie gewichen:
Ihr versiert eingekochter ultra-heißer Sound-Sud, um den getanzt werden darf und 100% auch wird, changiert zwischen elektrischem Indie-Rock Rave und kantig energetischem Dance Pop, der gelegentlich auch extatisch in offene House-Gefilde ausbricht. Und serviert wird mit offensivstem Einsatz, der nur ein Ziel kennt: den Saal ebenfalls zum Kochen zu bringen!
Pitchtuner treten wahlweise als Duo oder Trio auf. In Greifswald wird die zweiköpfige Club Division mit Hannes (funky Guitar, vocals, electronics) und Miki (bass, vocals, electronics) zu erleben sein. Anschließend wird DJ HaNNaH mit den verschiedensten Spielarten elektronischer Musik die Aftershow-Party einläuten .
Zur Einstimmung ein Video in Dreierkonstellation aus dem Berliner Bang Bang Club