In der Kulturbar (Lange Str. 93) wird heute Abend die „unerhörte Ausstellung“ KulturaNatura der beiden Künstler Zilvinas Dobilas (Malerei / Film) und Edvardas Racevicius (Skulptur) eröffnet.
„Eine Umarmung, bevor der erste Schnee fällt. Für die dubiose Schönheit einfachster Dinge, Situationen und Menschen. Menschen, hunderte Nackte am Strand und ein Eremit am Wald, ein paar Bratwürste und 20 Kartoffeln. Das Abstrakte und der Gegenstand.
Eine unerhörte Ausstellung mit Malerei, Skulptur und Film. Natürlich können sich so etwas nur zwei Litauer ausdenken.“
Nach der Vernissage wird KulturaNatura bis Jahresende in der Kulturbar verweilen und kann dort zu den Öffnungszeiten des Betriebs besucht werden.
In Kooperation zwischen dem Pommerschen Landesmuseum und den Greifswalder Kunstwerkstätten fand vom 17. bis 22. November ein gemeinsamer Trickfilmworkshop mit deutschen und polnischen Jugendlichen statt, der von der Künstlerin Izabela Plucinska geleitet wurde.
Der Workshop fügte sich in die interaktive Sonderspielzeugausstellung Hereinspaziert! ein, die derzeit vom Pommerschen Landesmuseum beheimatet wird und wurde vom PolenmARkT präsentiert. Mit Alicia krainie wody – Alice im Wasserland wurde dort gestern ein filmisches Ergebnis der gemeinsamen Arbeit vorgeführt, das natürlich niemandem vorenthalten werden soll:
Die Greifswalder Künstlerin swinx verwirklicht seit Novemberbeginn einen kreativen Vorsatz und schenkt der Welt so etwas wie einen einjährigen Artventskalender, der jeden Tag aufs Neue ein kleines Stückchen vom großen Kunstkuchen bereithalten soll.
Die Fragmente des project: 365 veröffentlicht swinx im Internet. Bislang erschienen dort neun Werke, darunter ein Foto und ein Video. Vornehmlich beschäftigt sich die Künstlerin allerdings mit Collagen, weswegen diese auch den Löwenanteil der bisherigen Arbeitsergebnisse stellen.
In der folgenden Galerie sind erste Eindrücke des täglich unter Zeit- und Publikationsdruck stehenden project: 365 versammelt.
Wer mitverfolgen will, welche kreativen Outputs swinx in den kommenden 356 Tagen produzieren wird, sollte die Adresse ihrer Website im Hinterkopf behalten und täglich vorbeischauen. Es lohnt sich!
Es ist endlich wieder soweit: In der kommenden Woche beginnen die halbjährlich über die Stadt hereinbrechenden Examensausstellungen der Lehramtsstudierenden am Caspar-David-Friedrich-Institut.
REMEMBER THE GOOD ROOMS
Mit Klaus Lorenz, Diana Kühn, Annika Thurow, Dana Zabel, Carolie Hänisch, Theda Schillmöller, Linda Perthen, Sonja Graedler, Kristin Ramson und Franziska Harnisch stellen insgesamt 10 Studierende aus und präsentieren sich so geschlossen, wie man es lange nicht mehr erleben durfte. Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die gemeinschaftliche Werbung.
Der Arbeitstitel, unter dem alle Präsentationen zusammengerückt werden, lautet Good Rooms. Es sind die guten alten Räume, die mit den Ausstellungen bespielt werden, wie zum Beispiel die Medienwerkstatt, das Caspar, die Nexö-Passage oder das Internationale Begegnungszentrum Felix Hausdorff. Neue Orte sind kaum dabei, abgesehen von art-cube und der Kulturbar.
Die Examensausstellungen sind für Lehramtsstudierende obligatorisch. In ihren Ausstellungen müssen sie Arbeiten aus fünf verschiedenen Bereichen zeigen.
DIE TERMINE IM ÜBERBLICK
Zur Übersicht sind an dieser Stelle nochmal alle Termine und Uhrzeiten aufgeführt.
„So stehen wir vor den Himmelstoren / doch alles schweigt und unser Pochen bleibt ergebnislos / Wir wollten gerade wieder gehen / doch dann kam Lärm aus diesem zwielichtigen Kellerloch / Wir sehen das glühend rote Licht / das unterirdisch flackernd ist / die größte Party der Geschichte / ist scheinbar ohne uns in Gang“
Dieses Wochenende wird von der stadtweiten Kulturnacht dominiert, die nun zum neunten Mal stattfindet und eine Vielzahl von Veranstaltungen offeriert. Besondere Aufmerksamkeit sollte man dabei zwei Veranstaltungen zuteil werden lassen, die auf diametrale Arten mit dem Internet verwoben sind: Franziska Harnisch eröffnet eine Ausstellung, in der sie ihre prokrastinative Facebook-Welt auf die Leinwand hievt, während Huey Walker auf der anderen Gegenfahrbahn einen Ambient-Stream anzettelt und diesen ins Netz jagt.
„R.L. SOLL MAN K.“: VERNISSAGE IN DER NEUEN WIRKSTATT
R. L. soll man k. lautet der Titel, unter dem sich die Greifswalder Kunststudentin Franziska Harnisch mit Fragen von Repräsentation,Privatsphäre und Geschlecht auseinandersetzte. Ihre Arbeitsthese: „Frauen, die Lippenstift tragen, wollen damit nur auf ihre Vagina hinweisen“. Diese Ausstellung soll bereits in den vergangenen Monaten für Zündstoff gesorgt haben.
Die Vernissage wird von einer Lesung des hiesigen Autorens Jürgen Landt begleitet. Mit der Ausstellung wird in den Räumlichkeiten des früheren Malorts die sogenannte Wirkstatt eröffnet.
Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags ging es um eine andere Ausstellung Harnischs, die sich tatsächlich mit den Facebook-Profilbildern auseinandersetzte. Bild und Text wurden verändert.
IMMER IN BEWEGUNG: HUEY WALKER
Genau entgegengesetzt agiert Wunderwuzzi Huey Walker aka Lofi Deluxe aka Fantaghiro Konto, der sich schon am Nachmittag im entschleunigten Ruheraum der Alten Bäckerei einnistet und die aus der behaglichen Abgeschiedenheit herauswachsende Soundkulisse in einen Live-Online-Stream verwandelt.
„Über mehrere Stunden werden Huey und seine Instrumente sich in kontemplativer Einheit üben und in spontanen Rückkopplungen zwischen Mensch und Maschinen ein mehrstündiges Konzert zwischen Ambientmusik, Klangcollage und Geräuschgerumpel spielen.
Mit Loopmachine und Effektschleifen erzeugt Huey Walker ein ausgedehntes Klangland, in dem die Töne mal wild und Haken schlagend in der Gegend herumtollen, mal beharrlich in sich selbst verweilen und als cosmic drone in den Eigendynamiken der schwingenden Frequenzen mäandern.“
Walker wird aus diesen Aufnahmen die Mini-CD Abeamsentpets herausschälen, die kurz darauf veröffentlicht werden soll. Die Performance, die er selbst in der Bewegungsreihe der Alten Bäckerei verortet, findet im Schaufenster des Kunstraums statt. Für diesen Aufruhr gibt es sogar einen Videotrailer.
Der Live-Stream des Konzert wird ab 17 Uhr auf der Website des Künstlers realisiert und kann dort später auch heruntergeladen werden.
Fakten: 16.09. | 17 Uhr | Alte Bäckerei
FRÜH INS BETT: KULTURNACHT
Zur neunten Kulturnacht öffnen nicht weniger als 37 Veranstaltungsorte ihre Türen und bieten die unterschiedlichsten Bildungs- und Zerstreuungsofferten an. Die reichen vom noch immer musizierenden Puhdys-Nachwuchs Bell, Book and Candle („Rescue me“) über die klassische Kneipen-Blues-Band bis zum Kammerchorkonzert im Dom.
Außerdem werden Vorträge, Führungen, Ausstellungen und Lesungen angeboten, zum Beispiel im Erotikfachgeschäft Sarabande, das wie schon im letzten Jahr mit von der Partie ist und wo heute Abend die Kurzgeschichtensammlung Sexlibris vorgestellt wird. Die Geschichten der 30 Autorinnen malen um ein vielfältiges Bild von Erotik und Sexualität, es geht um „verbotene Begierden, Voyeurismus, Transvestiten, Telefonsex, lesbische Beziehungen, Bondage und käufliche Liebe“.
In den Insomnale-Hallen am Bahnhof entgrenzen ab 18 Uhr die Kunstfreundinnen von Polly Faber den beschränkten Kosmos beliebter Gesellschaftsspiele. Tangoliebhaber kommen im Koeppen auf ihre Kosten, wo sich die Freunde des vollen Mondes ihrer Leidenschaft für sowohl klassisch-argentinische als auch melancholische Spielarten finnischer Schule hingeben werden.
Im Ravic geben sich traditionsgemäß die Hanselunken die Ehre und in der Museumswerft spielen ab 20.30 Uhr Pergünth. Für den Tanz danach sorgen dort die beiden DJs Horst e. und Mr. Burns. Um Mitternacht wird das Spektakel an den meisten Orten vorüber sein, allerdings nicht in der Kulturbar, wo Silvio Marquardt noch in die Platten greifen wird.
Es ist viel los und irgendwie ist gleichzeitig alles verschlafen — wer gerne etwas später ins Bett geht und nicht auf Hardcore steht, wird sich an diesem Wochenende womöglich langweilen, bis die Beine bluten.
Die Greifswalder Künstlerin M. Kardinal funzelt wieder und verlässt ihre Gemächer, um im angrenzenden Garten an ihre Schatteninstallation SHIMA anzuknüpfen und zu einer „phantastischen Reise voller Irritationen und Absonderlichkeiten“ einzuladen.
Im Hinterhof des Wohnhauses in der Böhmke-Straße werden am Wochenende utopistische Bildwelten zwischen Buschwerk und Blätterwald entstehen. Da treffen Vertreter der afrikanischen Tierwelt auf wagemutige Astronauten, werden Proportionen ganz im Sinne eines Jonathan Swift verschoben, während im Hintergrund ein Akkordeon über den Knisterbeat hustet. Moon Safari galore!
Begleitet wird die visuelle – von einer Soundcollage flankierte – Performance, vom Videokünstler Christian Sonntag (visual berlin), der gleichsam dem am zweiten Abend auflegenden DJ Mr. Burns ein ehemaliger Bewohner des Hauses inmitten der Fleischervorstadt ist.
„Entstanden ist bei diesem Zusammenspiel der Sinne eine Hommage an den Garten als Stätte von Schöpfung, Wahrheit und Lüge. Als Inszenierung einer geträumten Welt wird dieser Garten dargestellt: er ist ein hortus conclusus.„
Einen ersten Eindruck der Performance vermittelt der eigens produzierte Videotrailer.