Es ist geschafft, die diesjährige Insomnale haben wir so gut wie hinter uns gebracht. Jetzt heißt es, sich aufraffen für den letzten Akt der Herrlichkeit, die Finissage in der Langen Reihe 1.
Heute Abend wird zum letzten Tanz geben, werden Haus und Hof noch einmal für die Abschlussveranstaltung geöffnet. Das Line-Up verspricht Exzess und Elegie, Esprit und Eleganz, Elektro und Ekstase.
Ab 22 Uhr starten die beiden Liveacts Christian Löffler – von dem auch zwei Malereien in der Langen Reihe ausgestellt sind – und Sander Bekeschus; letztgenannter in Kollaboration mit Edith Shnale am Bass – bekannt durch das Melanchopop-Projekt Lumierès Claires. Ab 24 Uhr wird dann NPLN die Führung durch die Nacht übernehmen und uns allen den Weg Richtung Sonnenaufgang weisen.
Fakten: 25.06. | 22 Uhr | Lange Reihe 1 | Eintritt frei
Wir sind in Greifswald, es ist Juni und somit Zeit für die Insomnale. Dieses Jahr feiert die sich als größte Ausstellung junger Kunst in Mecklenburg Vorpommern betitelnde Veranstaltung ihr zehnjähriges Jubiläum.
In der Vergangenheit bot die Nabelschau des Caspar-David-Friedrich-Institutes neben einer Vielzahl ausgestellter Kunst und einer entsprechend gelösten Publikumsatmosphäre zwischen Expertise und Exzess, zwischen Nachtschicht und Neugier vor allem auch die Entdeckung neuer Ausstellungsräume. Exemplarisch sei an dieser Stelle auf die letztjährige Insomnale verwiesen, die in prädestinierter Lage am Markt das Gebäude der Alten Post in Beschlag nahm.
Neue Räume, neue Zerreißproben?
Auch in diesem Jahr gibt es mit dem ehemaligen Liegenschaftsamt — Kenner erinnern sich noch daran, dass einst die alte Musikschule hier residierte — einen neuen Ort zu entdecken. Wie schon an anderer Stelle einmal angeschnitten, braucht Kunst Raum und der ist bekanntlich knapp.
Da die Zusage für die Lange Reihe 1 relativiert und auf das Erdgeschoss beschränkt wurde, präsentiert sich die diesjährige Insomnale zerissener als zuvor, denn mit der Dompassage wurde ein zusätzlicher zweiter Ort in die Konzeption integriert. Trotz aller räumlichen Zerissenheit darf man gespannt sein auf das, was derzeit in der Langen Reihe entsteht. Denn dort ersetzt seit Montag der Blaumann das Sakko, wabert Schaffensdrang durch das Gebäude.
Alte Kellerschätze neu aufgelegt?
Ein Kritikpunkt darf nicht unerwähnt bleiben: Es ist nicht alles neu, was dort gezeigt wird. Wer sich im April die Abschlusspräsentationen der CDFI-Studierenden angesehen hat, wird auf der Insomnale 2010 zum Beispiel die fernöstlich orientierten Zeichnungen Sandra Kraskes wiederfinden. Auch Anne Ortmanns Plastiken wurden nach ihrer Abschlusspräsentation im Oktober 2009 ein weiteres Mal aus dem Keller gekramt und dem Publikum zugänglich gemacht.
Es fühlt sich ein wenig merkwürdig an, wenn man vor Ausstellungsbeginn einen neugierigen Blick in die temporäre Insomnale-Galerie wirft und schon mehrere Werke von früher kennt. Andererseits bietet sich für all jene, die bei den entsprechenden Ausstellungen der Vormonate abkömmlich waren, eine zweite Chance, die Werke in Augenschein zu nehmen. Und umso gespannter sollten wir auf jene Exponate sein, die wirklich zum ersten Mal ausgestellt werden.
Jazz im Hauptquartier
Durch die verrückte Situation, eine räumlich geteilte Gemeinschaftsausstellung durchzuführen, erklärt sich auch der zeitlich gestaffelte Ablaufplan der Vernissagen. Um 16 Uhr wird es morgen in der Dompassage losgehen, bis schließlich zwei Stunden später in der Langen Reihe, die als eine Art Hauptquartier auch musikalisch bespielt werden wird, die Türen geöffnet werden.
Dort wird das Vorpommersche Urgestein Thomas Putensen — von dem in dieser Woche hier noch ausführlicher berichtet werden wird — auftreten. Ab 21 Uhr wird es dann — passend zum Anlass — mit dem Martin Terens Trio auf hohem Niveau und sehr jazzy weitergehen. Von einer sich anschließenden Aftershowsause wird ebenfalls gemunkelt, damit sollte die Gestaltung des Freitagabends in Sack und Tüten sein.
Da die Insomnale ja grundsätzlich ein Wettbewerb ist, gehört auch eine Preisverleihung zum Programm, die am 20. Juni im Theater Vorpommern stattfinden wird.
Fakten:
11.06. | 16 Uhr | Dompassage (Vernissage)
11.06. | 18 Uhr | Lange Reihe 1 (Vernissage)
Seit nunmehr fünfzehn Jahren findet während der Pfingstfeiertage Kunst Offen statt. Dann öffnen Künsterinnen und Kunsthandwerker ihre Werkstatt- und Ateliertüren und laden zu einem Besuch ein. Wer vor Ort ist, sollte die Gelegenheit nutzen und einen Ausflug unternehmen.
KUNST, HANDWERK UND KITSCH
Im Gespräch mit bildenden Künstlern wird man der Abgrenzungsversuche gegenüber dem – häufig in kitischigem Gewand daherkommenden – Kunsthandwerk gewahr. Diese alljährlich wiederholte Kritik ist auch nicht aus der Luft gegriffen, aber ein so negatives Pauschalurteil für die Gesamtveranstaltung Kunst Offen zu fällen, verfehlt die Realität und lässt die seltene Atmosphäre unbeachtet.
Auf der Website von Kunst Offen sind zwei pdf-Dokumente abrufbar, die zusammen als gute Orientierungsgrundlage für die anstehenden freien Tage dienen können. Eine Karte zeigt all jene Orte, an denen Galerien und Werkstätten geöffnet sind, ein ergänzendes Adressverzeichnis bietet in Kurzform weitere Informationen.
AUCH DIE FLEISCHERVORSTADTIST DABEI
Besonders hingewiesen sei an dieser Stelle auf zwei Orte in der Fleischervorstadt beziehungsweise in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft, in denen Kunst gezeigt wird und einiges passiert. In der Alten Bäckerei kann man sich am 23. und 24. Mai von 10 bis 18 Uhr zum gemeinsamen Open-Air-Zeichnen einfinden. Es soll gekritzelt werden, was das Zeug hält. Musiker sind herzlich eingeladen.
Ähnlich verhält es sich bei swinxgrafix in der Gützkower Straße. Künstlerin Cindy Schmidt öffnet die Pforten und damit den Zugang zu ihrem Garten. Sie zeigt dort schon seit heute Collagen, Fotos und digitale Kunst.
Am Sonnabend und Sonntag wird ab 18 Uhr die Private Cash Group im Garten spielen, anschließend steht die Bühne für alle offen. Instrumente für die Open Stage sind mitzubringen. Das leicht erkennbare – Kennern des Viertels als Efeuhaus bekannte – Haus ist bis Sonntag täglich ab 10 Uhr geöffnet und auch Kinder sind ausdrücklich eingeladen.
KUNSTKURORT KLEIN KARRENDORF
Ebenfalls wärmstens an Herz gelegt sei ein Ausflug zum Atelier Raabe nach Klein Karrendorf. Gemeinsam mit Jörg Rajchowski wird in dem kleinen wunderschönen Anwesen ausgestellt; neben Holzarbeiten und Keramik auch akribische Feinarbeiten mit Zeitungen und was davon übrig gelassen wurde. Es gibt täglich ab 10 Uhr Kaffee, Kuchen, Wein und Oliven. Am Sonntag Abend (18 Uhr) wird obendrein auch eine Lesung angeboten.
Alle teilnehmenden Künstler und Kunsthandwerkerinnen machen mit den oben abgebildeten blau-weißen Fahnen auf sich aufmerksam. So sind die Kunsträume faktisch kaum zu verfehlen.
Ganz nebenbei und von vielen sicher unbemerkt ist 2009 im Antiquariat Rose die Galerie Vierquadratmeter entstanden. Sehr viel gab es dort bisher noch nicht zu sehen. Neben einer Gruppenausstellung im Rahmen der Veröffentlichung des Lokalkompilats klein stadt GROSS stellten bisher meines Wissens nur der Maler und Grafiker Wolfgang Tietze, Ulrike Freiberg, Manfred Hamm und vermutlich auch Stefan Sauer in den heimeligen Räumen an der Steinbeckerstraße aus.
Auch für den morgigen Abend ist eine Vernissage angekündigt. Wieder wird es Wolfgang Tietze sein, der seine Werke präsentiert. Zeigen wird er den ersten Teil seiner an Dantes Göttlicher Komödie orientierten Trilogie. Der Hölle werden bis September noch der blattgewordene Läuterungsberg und das Paradies folgen.
Tierlieb, bibeltreu, hippiesk oder verwundbar nackt. In ihrem kurzen Film Was wäre wenn…? begibt sich Josephine Steinfurth auf die Spielwiese der Identitäten.
Vor plüschig-warmem Rot knistert und klackert es erst verhalten, bis sich zur grimmigen Beatcollage das Rollenkarussell zu drehen beginnt. Ein identitäres Stakkato, das die Wandelbarkeit des Außens demonstriert und par excellence in die Beliebigkeit überführt.
Das kurzweilige Video entstand 2009 am Caspar-David-Friedrich-Institut und sollte unbedingt angesehen werden.
Wer in den vergangenen Wochen aufmerksam durch die Fleischerstraße flanierte, wird bemerkt haben, dass die Galerie Schwarz dem dortigen Gewerbefluchttrend folgte und die in den letzten Jahren bewohnten Räumlichkeiten aufgab.
Umzug liegt in der Luft und hier und da wurde gemunkelt, wo es hingehen würde. Galerist Hubert Schwarz residierte in der Vergangenheit immer in der Nähe des Marktplatzes, doch damit es ist nun vorbei.
Die neue Galerie wird im Greifswalder West End angesiedelt, also dem Teil der Langen Straße, in den sich nicht mehr übermäßig viel Laufkundschaft verirrt. Bleibt zu hoffen, dass der Plan aufgeht und ein Impuls in die Gegend gesendet wird.
Die neue Galerie wird am 8. Mai mit einer Ausstellung von neuen Arbeiten der Künstler Ralph Fleck, Manfred Hamm, Thomas Hartmann, Vanessa Henn, Martin Kasper, Kai Klahre, Bernd Koberling, Julia Körner, Oskar Manigk, Stefan Rohner, Peter Rühle, Torsten Ruehle, Uwe Meier-Weitmar, Max Neumann und Michael Wirkner eröffnet werden.