1.April verselbständigt sich *update*

Meine Güte, jetzt wurde der Ostsee Zeitung quasi ein Eigentor geschossen.

Heute wurde noch auf der ersten Seite des Lokalteils ein Aprilscherz publiziert und ein US-amerikanischer Unternehmer erdacht, der ein Denkmal für Caspar David Friedrich um 13 Uhr auf dem Markt aufbauen will.

Und pötzlich gibt es wirklich ein Denkmal, aber nicht für den berühmten Sohn der Stadt, sondern für Qualitätsjournalismus. Denk mal drüber nach!

Die Stadt hat sofort zugeschnappt und das Denkmal nach wenigen Stunden entfernt. So wird hier mit sowas umgegangen.

Vielen Dank für die umittelbare Einsendung der Fotos.

Denk mal! Eine Million für Caspar David Friedrich

Eigentlich sollte heute ein kleiner, dem heutigen Datum angemessener, Scherz hier veröffentlicht werden. Allerdings hat sich Reinhard Amler, Chefredakteur der OZ-Greifswald, etwas derartig Originelles einfallen lassen, dass mir die Muße dafür verlustig gegangen ist.

Angeblich meldete sich gestern ein US-amerikanischer Unternehmer, der eine Million Dollar dafür zu zahlen bereit ist, dass er ein Denkmal für Caspar David Friedrich auf dem Markt installieren darf. Um die Ente noch konstruierter in Szene zu setzen, werde der Geschäftsmann aus Arizona das fünf Meter hohe Denkmal noch heute vor der Commerz-Bank aufstellen lassen.

Ich wurde schon mit raffinierteren Aprilscherzen konfrontiert und bedauere zutiefst, dass diese alljährliche Chance verpasst wurde. Denn eigentlich bietet diese Art des Humors ein unterschätztes utopistisches Potential, denken wir nur an Aktionen wie unlängst von attac, die eine gefakte und globalisierungskritische Ausgabe der ZEIT herstellten und verbreiteten.

Um so was auf Lokalniveau herunterzubrechen, hätte man zum Beispiel die Straze zeitungsöffentlich verkaufen können oder einen Rücktritt des umstrittenen Theater-Intendanten Nekovar fingiert. Aber das wäre vermutlich sogar der — für investigativen Journalismus bekannten — Lokalredaktion zu heiß gewesen.

Wer hat Angst vorm schwarzen Block? Michael Steiger im Kreuzfeuer

Ich schrieb vor wenigen Tagen schon über den Fauxpas, den sich Michael Steiger geleistet hat. Die Ostsee Zeitung inszenierte damals umgehend einen kleinen Skandal aus der Geschichte. Skandalöser als die ursprüngliche Entgleisung war allerdings die journalistische Bearbeitung des Thema, wie der Ostsee-Zeitung-Blog gewohnt souverän aufführte.

An den Leserbriefen der heutigen Ausgabe zeichnet sich jedoch das meinungsbildende Potential der OZ ab. Da wird gehässig gepöbelt, schlecht informiert und/oder politisch motiviert nachgetreten. Bodo Müller aus Potthagen zum Beispiel bringt gleich zwei Dinge durcheinander, wenn er annimmt, dass Steiger ein ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen sei. Richtig ist vielmehr, dass er nach wie vor in der Bürgerschaft sitzt, aber seinen Platz über die Liste der Entkalker inne hat und erst bei der Kommunalwahl 2009 für die Grünen kandidieren wird.

Müller sinniert ungebremst weiter und deutet die Geschichte des schwarzen Blocks im Handumdrehen um, denn dieser Begriff ist zwar von linken Gruppen geprägt, galt aber keineswegs immer Neonazis, sondern vielmehr linken, militanten, schwarzgekleideten Gruppen des autonomen Spektrums auf politischen Demonstrationen. Ob Bodo Müller schon einmal von den nationalen Autonomen gehört hat, die in der jüngsten Vergangenheit ebenfalls hier und da als schwarzer Block bezeichnet werden, erschließt sich aus seinen Zeilen nicht.

Sein Leserbrief endet mit der Gleichsetzung von BUND und den Grünen und den Kennzeichen dieser Gruppierungen: faschistoide Wortwahl und ideologisches Gewäsch. Weder der eine noch der andere Vorwurf wird in irgendeiner Art begründet, doch die Leserinnen und Leser der OZ werden mit derartigen Geistesblitzen konfrontiert. Aber sind sie auch in der Lage, das Gelesene richtig einzuordnen? Wäre es nicht vielleicht erhellender gewesen, hätte die OZ erwähnt, dass vor gar nicht so langer Zeit der schwarze Block — und jetzt ist wirklich die CDU Greifswald gemeint — den Steiger aus der Stadt jagen wollte? Das nenne ich mal faschistoid!

Und im Nachtreten begriffen ist natürlich der schwarze Blockwart Axel Hochschild höchstpersönlich. Der holt richtig aus und fordert keine Entschuldigung Steigers, sondern (zwischen den Zeilen) seine Entlassung aus allen Angestelltenverhältnissen. Hochschild verlangt nicht weniger, als dass Landesjugendring MV, Pfadfinderverband MV, Beteiligungswerkstatt MV und schließlich das Projekt Jugend im Landtag die weitere Zusammenarbeit mit Michael Steiger überprüfen.

Fraglich bleibt für mich, wann und wie die Grünen auf diese Angelegenheit reagieren werden. Der Flurschaden in der öffentlichen Meinung (bzw. der der OZ-LeserInnen) ist jedenfalls immens, das Greifswalder Politiktheater zeigt sich von seiner possierlichsten Seite und am Ende wundern sich wieder alle, dass kaum noch jemand wählen geht.

Grünen-Blog zu keck und jetzt abgestraft

Der jüngste Greifswalder Blog macht Schlagzeilen. Auf dem (Wahlkampf)-Medium der Grünen wird der Finger gerne in die zahlreichen Wunden gesteckt und nach Herzenslust im Kreis gedreht. Offenbar etwas zu weit aus dem Fenster  soll sich jetzt aber Michael Steiger gelehnt haben.

Ulf Dembski, Senator für Jugend, Soziales, Bildung und Kultur, soll von Steiger  in einem Beitrag als “von CDU-Milben verseuchter Bettvorleger“ betitelt worden sein. Dembski reagiert jetzt (zurecht) beleidigt und sagte eine gemeinsame Podiumsdiskussion am 31. März ab.  Mehr Informationen dazu finden sich in einem Artikel von Gabriel Kords auf dem webMoritz.

Pikant an der Angelegenheit ist, dass unlängst — genau am 23.Februar —  in der Bürgerschaft aus den Reihen der CDU der Satz „Den Steiger soll man lieber aus der Stadt jagen“ gefallen sein soll. Von dieser Entgleisung erfuhr man nichts in der Zeitung, lediglich im Blog der Grünen. Die Lokalzeitung hievte das Thema ihrerseits auf die erste Seite und versehen es mit der sportiven Überschrift Grüne starten mit Foul in Wahlkampf.

Hoffen wir, dass alle Beteiligten sich vom Sportsgeist der Autorin Cornelia Meerkatz anstecken lassen und den Fall entsprechend sportlich nehmen: Gelbe Karte, kleine Entschuldigung, wieder aufs Feld und weiterkämpfen!

Rockfestival vor dezimiertem tierischen Publikum

Alljährlich veranstaltet das Jugendzentrum T.A.K.T. das beinahe gleichbetitelte Rockfestival „Kontakt“.

Schlimm genug, dass wir hier in einer popkulturell eher strukturschwachen Region leben, die einer flächendeckende Versorgung mit guten Live-Clubs entbehrt. Aber Jahr für Jahr Bands darauf zu eichen, gegeneinander zu spielen, statt sie dahingehend zu motivieren und zu unterstützen, starke Netzwerke aufzubauen, erscheint mir keine richtungsweisende Entscheidung zu sein.

takt

Zu gewinnen gibt es übrigens ein Anschlusskonzert, zum Beispiel bei der Bundesgartenschau in Schwerin oder im Zuge des Präventionstages in Greifswald. Verlockend, oder?

Der zweite Kritikpunkt an dieser Veranstaltung ist der Austragungsort dieses kompetetiven Spektakels. Wie jedes Jahr soll das selbsternannte Festival im Tierpark stattfinden. Ist ja auch naheliegend. Es bleibt zu hoffen, dass auch dieses Jahr die Konzerte wegen schlechten Wetters kurzfristig ins T.A.K.T verschoben werden müssen.

Geschieht das nicht, so wird aber definitiv ein Tier weniger zuhören müssen, es ist – ohne lakonisch werden zu wollen – am vergangenen Donnerstag von einem eingedrungenen Kampfhund zerfleischt worden. Wie die Ostsee Zeitung berichtete, sei der Staffhordshire-Terrier in das Südamerika-Gehege des Tierparks gelangt und habe dort einen Nandu (groß und geflügelig) aufgerieben.

Da stellt sich natürlich die Frage nach der Kompetenz eines Hundehalters und der Notwendigkeit vergleichbarer Hunderassen.

Money Sucks Teil 2

Schon gestern schrieb ich von der Puppe, die unweit des Fischmarktes rumhing und stumm, aber nicht mundtot, agitierte. Heute nutzte die Ostsee Zeitung diese Kleinigkeit als Aufmacher des Greifswalder Lokalteils und lieferte dazu auch gleich eine witzige Provinzposse.

Tatsächlich muss jemand die Polizei gerufen haben, die unverzüglich mit einem Rettungswagen im Gefolge anrückte. Merkwürdig, dass heutzutage gar nicht mehr danach gefragt wird, ob jemand hilfebedürftig ist. Überraschenderweise wurde die Puppe nicht von der Polizei entfernt.