Wie Spiegel Online und der NPD-Info-Blog berichten, wurde heute eine Verfügung von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wirksam, die die rechtsextreme Organisation „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) verbietet.
In Niedersachsen, Berlin, Brandenburg und Sachsen wurden Wohnungen und Geschäftsräume von HDJ-Aktivisten durchsucht. Das Vermögen der HDJ wurde ebenfalls von den Behörden beschlagnahmt. Der Organisation wird vorgeworfen, den Nationalsozialismus und die NS-Ideologie zu verherrlichen. Die Hausdurchsuchungen im Oktober 2008 haben offensichtlich die notwendigen Beweise für ein Verbot des Vereins gebracht.
Auf dem Blog der Antifaschistischen Aktion Greifswald (AAG) finden sich konkretere Informationen über die HDJ-Kader, die in Greifswald aktiv waren; namentlich Lutz Giesen, Ragnar Dam und Frank Klawitter. Wer sich noch einen kurzen extra3-Beitrag über die HDJ zu Gemüte führen möchte, guckt mal hier.
Endlich mal gute Nachrichten, vielleicht auch mit Signalwirkung für die bevorstehenden Kommunalwahlen.
Seine kulturelle Sozialisation in Greifswald zu erfahren, kann mitunter sehr schmerzhaft sein. Hier, wo sich eine Art Kulturszene beim Kampf um das letzte Quentchen Aufmerksamkeit -angebotsbedingt- nicht ins Gehege kommt, braucht es kreativen Willen, Leerräume zu füllen. Subkulturell wird regelmäßig der Blick über den Tellerrand gewagt, aber wie ist es um die etablierten Kulturräume bestellt? Ostrock liegt in der Luft!
MAN REVIVALT BIS ZUR VERRENTUNG
Seit Jahr und Tag treten in Greifswald die mehr oder weniger pensionierten Protagonisten vergangener Zeiten auf und besetzen die Erinnerung an ostdeutsche Musikkultur mit schlagerhaften Attitüden. Den eigenen Horizont längst überschritten, revivalt man sich bis zur Verrentung (und darüber hinaus) und verstellt den Blick auf die wirklich systemkritischen, subkulturellen Zuckungen des Ost-Undergrounds.
Alljährlich findet in Greifswald ein Präventionstag gegen Gewalt statt, dessen Krönung in der Regel ein Konzert eben jener verblasster Helden ist, die momenthaft Stützstrumpfhose gegen E-Gitarre tauschen. Präventiver geht es gar nicht!
Wer noch nicht so lange in Greifswald lebt oder wem sich bei Zeitzeugen wie Karussell, Silly, Electra, Pankow, Stern-Combo Meissen, Karat, Klaus Renft und den Puhdys nicht die Nackenhaare sträuben, der sei nachdrücklich aufgefordert, im April ins hiesige Theater zu pilgern. Ab sofort startet der Kartenvorverkauf für das nächste und mit Sicherheit nicht letzte Karussel-Konzert in Greifswald.
Gegründet 1976 und aufgelöst Anfang der 90er Jahre, feierte die Rockgruppe 2007 ein erfolgreiches Comeback mit Reinhard Huth, Wolf Rüdiger Raschke, Joe Raschke u. a. Die Band ist bis heute geprägt durch ihre liedhafte, melodiebetonte Rockmusik in Songs wie „Fenster“, „Autostop“ oder „Als ich fortging“. Die kritischen, poetischen Texte greifen Themen und Alltagsprobleme auf, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.
Im Live-Betrieb klingt das dann wie auf diesem Video und unzähligen Musikunterrichtsstunden ähnlich .
Nur kurz noch am Rande bemerkt: Wie prognostiziert hat das Verhalten des Bürgermeisters von Loitz für Aufmerksamkeit gesorgt. Die OZ hatte es gestern als in drei Artikeln verarbeitet. Weitere Reaktionen gilt es in der nächsten Zeit zu sammeln.
Es gab schon einmal lange Diskussionen über ein Modegeschäft in Greifswald, das Textilien der Marke Thor Steinar veräußerte. Damals zeigte sich nicht nur die vermeintliche Ahnungslosigkeit der Geschäftsinhaberin, sondern vor allem die politische Kurzsichtigkeit Sebastian Ratjens. Das entsprechende Geschäft, der MCS Fashion Store, ist inzwischen – wie beinahe alle Läden – raus aus der Dompassage und versucht sein Glück nun im Greifswalder Gewerbegebiet.
Demnächst wird eine lokal organisierte Demonstration gegen das Geschäft stattfinden, die auch auf dieser Seite zeitnah angekündigt wird. Vorher, am Mittwoch, dem 14.01., wird es eine Infoveranstaltung der antifaschistischen Kampagne „Tu Wat! Gegen Thor Steinar und rechten Lifestyle!“ im Café Koeppen geben. Unter dem Titel Der Nazis neue Kleider – die rechte Modemarke Thor Steinar wird ab 19 Uhr informiert werden.
Die Wahlgreifswalder Band Feine Sahne Fischfilet wollte ursprünglich genau heute mit einer Record Release Party in Loitz Stellung beziehen. Um auf die politisch schwierige Situation in den Provinzen aufmerksam zu machen, entschloss sich die Band dazu, eine Art antifaschistisches Komplettprogramm auf die Beine zu stellen.Film und Vorträge zum Thema Rechtsextremismus und Konzerte von vier Bands sollten ein Zeichen setzen.
Irrwitzigerweise mobilisierten junge Rechtsextreme gegen die Veranstaltung, die dann schlussendlich gestern vom Loitzer Bürgermeister mit der Begründung, keine Sicherheitsgarantien geben zu können, verboten wurde. Diese Entscheidung ist ein Armutszeugnis für die Region und wird sicher noch für Diskussionen sorgen.Genaueres läßt sich bei indymedia nachlesen.
Die Veranstaltung wird kurzfristig nach Greifswald ins IKUWO verlegt. Die Konzerte werden dort heute ab 20:30 Uhr stattfinden.
Morgen findet eine Buchvorstellung mit Autorengespräch statt. In dem von Andrea Röpke und Thomas Niehoff geschriebenen Neonazis in Nadelstreifen werden jüngste Entwicklungen der deutschen Rechtsextremen thematisiert.
In den letzten Jahren konnte die NPD nicht nur Wahlerfolge in Ost und West verbuchen. Gemeinsam mit den außerhalb der Parlamente agierenden “Freien Kameradschaften” ist es ihr gelungen, vielerorts eine rechte Alltagskultur zu etablieren. Der Grund dafür ist ein politischer Strategiewechsel, mit dem sie sich zugleich ein neues Image zu geben versucht: Sie greift soziale Ängste und regionale Probleme auf, und ihre Mitglieder engagieren sich verstärkt in Vereinen.
Dabei stützt sich die NPD auf ein bundesweites Netzwerk von Kameradschaften, Wirtschaftsunternehmen, Stiftungen sowie Organisationen, die oftmals als scheinbar harmlose Bürgerinitiativen agieren. Doch auch im Gewand des Biedermannes werden die alten völkischen Botschaften verbreitet, hinter der vermeintlichen Bürgernähe steht eine straff geführte Organisation, und die Zahl rechtsextremer Gewalttaten nimmt weiter zu. Dieses Buch gibt einen Überblick und deckt Hintergründe auf.